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Donnerstag, 27. August 2009
Is a book, special edition: Unendlicher Spaß. Ungelesen.

Es ist das literarische Ereignis des Jahres und vermutlich die übersetzerische Großtat des Jahrzehnts: Ulrich Blumenbach hat David Foster Wallaces „Unendlicher Spaß“ übersetzt, es ist soeben bei Kiepenheuer und Witsch herausgekommen. Tausendsechshundert Seiten. Die Feuilletons überschlagen sich, Ulrich wurde schon mit Preisen überschüttet, bevor das Buch überhaupt erschienen war, das Börsenblatt online bringt tatsächlich eine Uli-Blumenbach-Fotoklickstrecke, das Internet ist voll mit Hurrarufen – aber bisher lese ich hauptsächlich Freude, dass es DA ist. Aber hat es schon jemand gelesen? Komplett? Kann man das? Ich habe nämlich Angst vor diesem Buch. Ich meine, tausendsechshundert Seiten, davon schätzungsweise die Hälfte Fußnoten und ein Drittel Fremdwörter. Uli sagt, man kann. Andererseits sagt er, es sei leserfeindlich. Aber wenn er über dieses Buch spricht, an dessen Übersetzung er sechs Jahre lang gearbeitet hat, dann fangen seine Augen an zu leuchten, und es blubbert so aus ihm heraus – und jetzt falle mir niemand mit der Information in den Rücken, dass Uli immer leuchtet und blubbert, das weiß ich. Will sagen: der Mann ist nach sechs ungeheuer anstrengenden Jahren immer noch unendlich begeistert von diesem Roman, sodass ich denke, vielleicht sollte ich es doch versuchen.
Ki+Wi hat unter unendlicherspass eine Lesecommunity eingerichtet, in der 42 Autorinnen und Autoren – genauer gesagt: 6 Autorinnen und 36 Autoren, hust – in hundert Tagen eine Art Lesetagebuch führen. Da immerhin habe ich reingelesen, liest sich stellenweise sehr schön – eher wie Blogeinträge routinierter und begabter Schreiber, die zufällig und nebenbei alle gerade dieses Buch lesen.
Noch mehr interessante Links gibt es beim Verlag, unter anderem zu Ulis Dankesrede bei der Verleihung des Hieronymusrings.

Geht vielleicht bei manchem besser als man denkt:
http://elektrosmog.antville.org/stories/1925752/
das hat mir Mut aufs Original gemacht

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Warum so zaghaft? Man sollte sich den Dingen doch mit leuchtenden Augen und unbefangen nähern. Götzendienste immer sonntags ab 10.00 Uhr. ;-)

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Ich werde es lesen. Die Frage ist nur wann.

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Ich las letztens, Blumenbach habe 52.000 Euro für die Übersetzung bekommen. Für sechs Jahre Arbeit. Ist das nicht ein beschämend kärglicher Lohn? Zumal für ein solches Werk?

(Ich weiß nicht, ob es Ihnen recht ist, wenn ich hier dieses Fass aufmache. Falls nicht, machen Sie es einfach wieder zu.)

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Ja, das ist ein beschämend kärglicher Lohn. Und es ist der höchste Lohn, den Ki+Wi je gezahlt hat. Deswegen hat es auch sechs Jahre gedauert: weil Ulrich Blumenbach so ganz nebenbei noch eine Familie hat und deswegen nachts Texte für die Börse übersetzt hat. (Deswegen nachts, weil es jeweils aktuelle Texte vom Tage waren, die am nächsten Morgen veröffentlicht wurden. Wird ein bisschen besser bezahlt, das.)

Das Fass der Übersetzervergütung ist eines ohne Boden, das kannste ruhig aufmachen, es ist eh immer schon alles unten rausgelaufen. Aber bevor ich mich vollends in den Metaphern verheddere: man kann gar nicht oft genug sagen, dass die Übersetzervergütung ein Skandal ist, einerseits. Andererseits kann man, weil die Dinge nun mal so sind, wie sie sind, dem Verlag nicht direkt einen Vorwurf machen. (Na gut. Man kann ihn den Verlagen machen.)

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Komplett? Nein.

Auf Englisch hat man schon Jahrzehnte gehabt, das Buch zu lesen. Ich kenne ziemlich viele Leser, aber noch niemanden, der das Buch komplett gelesen hat. Ich glaube auf Seite 642 (oder irgendwo) steht "Lieber Leser, lese bitte nicht weiter."

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Wenn da tatsächlich stehen sollte "LESE nicht weiter", dann würde ich das vielleicht sogar beherzigen... ;-)

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Die Lesetagebücher sind schön! Das wäre doch vielleicht eine Idee, das auf Normalo-Blogs ebenfalls zu tun. Sich zum Lesen verabreden.
(Wie realistisch das ist, sei dahingestellt - mein Ungelesen-Stapel ist wesentlich höher als der schon beeindruckende Windel-Berg, und sogar in der beschämend mageren Kategorie "Zurück ins Regal" warten noch drei Artikel aufs Verfassen und Onlinestellen. Dennoch, Vorschlag? Zaghaft?)
Ansonsten: Was heißt "kann man das"? Wie sieht es mit den anderen Ziegelsteinen der Weltliteratur aus? Beim Quijote lohnt es sich, und ob es wirklich Mühe ist, wäre die andere Frage (das Lesen, das Übersetzen war es ganz sicher, aber Susanne Langes Übersetzung kenne ich noch nicht); jedenfalls dachte ich beim Quijote immer "das ist ja WIRKLICH toll...". Beim Ulysses lohnt es sich ebenfalls, finde ich, und da greift dann das, was vielleicht auch für Infinite Jest gilt - dass man sich vielleicht mit der Ebene begnügen muss, die man versteht, und nur ahnen kann, was auf den anderen Ebenen los sein mag. Seitenzahl an sich ist für mich erst mal kein Kriterium, Seitenzahl mit Komplexität und Zeitmangel kombiniert dann schon eher. Dritter Ziegel, der mir spontan in den Sinn kommt, der Mann ohne Eigenschaften - hm, da hätte es vielleicht auch eine Auswahl der besten Stellen getan, und im 2. Teil hab ich irgendwann geschummelt.
Wie es sicht mit Unendlichem Spaß verhält, muss man wohl selbst rausfinden. Und speziell für Dich: Du magst doch keine Kurzgeschichten. Da solltest Du hier auf der sicheren Seite sein.

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Die genannten Ziegelsteine habe ich ausnahmslos nicht gelesen. Gelesen habe ich die Buddenbrooks und die Blechtrommel, aber das ist ja seichter Anfängerkram im Vergleich zu den Ziegeln, die Du da nennst.
Ich habe nie gesagt, dass ich keine Kurzgeschichten mag! Ich sage nur, ich lese keine. Und meistens sage ich das, um einzuleiten, dass ich jetzt doch mal welche gelesen habe. Wohl gesagt habe ich, dass ich ja schließlich auch keinen Marathon laufe.

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Gemeinsames Lesen, hm. Ich habe mich immer mal gefragt, wie das wäre; aber wenn ich vorm Bücherregal stehe und das nächste Buch aussuche, dann merke ich doch, wie individuell und tagesformabhängig meine Wahl ist. Von manchen Büchern lese ich hundert Mal die ersten paar Seiten ("Je, den Düwel ook, ma chère Demoiselle"), bis ich das Buch dann endlich wirklich lese.
Aber vielleicht geht es ja trotzdem, vorausgesetzt, ich bestimme, was gelesen wird. Höhö.

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Vor den vielen Seiten, die ja auch noch unendlich klein bedruckt sind, oder den vielen Fußnoten habe ich keine Angst, viel mehr vor den dann doch sehr tiefen seelischen Abgründen, die, trotz all seines Humors, bei mir deutliche Spuren hinterlassen...

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39,80 Euro kostet der Schinken. Gestern war mir das zu teuer, wenn ich nicht so viel Zeit am Stück für 800 Seiten habe. Für das Wochenende kaufte ich mir die Titanic und ein reclambuch mit Texten und gedichten von Robert Gernhardt

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Last modified: 09.12.13, 22:30
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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 11 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 12 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 12 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 12 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 12 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 12 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 12 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 13 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 13 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 13 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 13 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 13 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 13 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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