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Mittwoch, 29. Juni 2005
Gelesen

Siri Hustvedt: Was ich liebte. Deutsch von Uli Aumüller, Erica Fischer und Grete Osterwald.

Don’t judge a book by its cover – ich weiß, trotzdem falle ich immer wieder drauf rein. Und deswegen bin ich monatelang an diesem Buch vorbeigelaufen, habe nicht mal Rezensionen gelesen. Diese schöne Frau auf dem Titelbild, die so nachdenklich oder traurig aus dem Fenster schaut, die Hände an die Scheibe gelegt, und dann auch noch Liebe im Titel, nee, kann ja nichts werden. Außerdem hat, glaube ich, Elke Heidenreich es mal empfohlen, und deren Geschmack ist mir meist zu tantig.
Aber dann war Wasweißich so begeistert, dass ich es spontan doch gekauft habe – und es hat sich gelohnt. Es geht um zwei befreundete Akademiker-/Künstlerfamilien in New York, um die Entwicklung der Beziehungen zwischen den einzelnen Mitgliedern dieser Familien zueinander, um Kunst, Veränderungen, Verfall, Krankheiten, die Ehe, den Tod und das Leben. Das Ganze ist als Rückblick, als Memoiren des alternden Ich-Erzählers geschildert, ganz linear, ohne Rückblicke und Zeitsprünge oder sonstige Volten, in einem sehr bedächtigen Erzähltempo, mit ausführlichen Beschreibungen der Kunstwerke seines Freundes Bill, mit Schilderungen des Familienlebens, der gemeinsamen Sommerurlaube etc. Im gesamten ersten Teil passiert eigentlich gar nicht viel. Teil zwei beginnt dafür mit einem Paukenschlag: Es geschieht ein Unglück, das für alle Beteiligten einen solchen Einschnitt darstellt, dass nichts mehr ist wie früher, einige Beziehungen driften auseinander, andere festigen sich um so mehr – es wird plötzlich geradezu spannend, und bleibt es bis zum Schluss, trotz des weiterhin bedächtigen Tempos. Beziehungsweise bis fast zum Schluss; ich habe oft ein Problem mit Schlüssen, diesmal finde ich ihn zu lang. Auf den letzten fünfzig Seiten habe ich x Mal gedacht, dieser oder jener Satz wäre jetzt der perfekte Schlusssatz gewesen, aber es geht einfach immer noch weiter. Ich habe nichts dagegen, wenn einige Fragen ungeklärt bleiben, es muss nicht alles aufgelöst werden, und ich muss auch nicht wissen, was in den folgenden fünf Jahren aus jeder einzelnen Person geworden ist. Zweiter, aber nur ganz kleiner Kritikpunkt: es stecken schon sehr viel Elend und Unglück in diesem Roman. Aber ich kann noch nicht mal sagen, es sei zu viel, denn irgendwie stimmt dann doch wieder alles. Die Beschreibungen der Kunstwerke sind großartig, sehr plastisch, und werden praktischerweise mit Exegese geliefert. Gleiches gilt für die Verstrickungen der Personen und ihre psychische Entwicklung – es wird gerade so viel erklärt, dass man auf die „richtige“ Interpretationsspur kommt, aber dann muss man selbst zu Ende denken. Ein tolles Buch. Danke für den Tipp, Moni!

Freut mich, dass es dir auch gefallen hat!

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spätestens seit diesem buch (es ist ziemlich genau ein jahr her, dass ich es gelesen habe) ist siri für mich nicht mehr nur die frau von paul auster, sondern eine sehr gute schriftstellerin

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Ich war auch sehr begeistert und berührt von diesem Buch. Unbedingt zu empfehlen.

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Last modified: 06.06.24, 10:52
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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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