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Sonntag, 2. März 2008
Trapptrapptrapp

Das letzte Mal ist fast ein Jahr her, damals hatte ich gute Vorsätze. Vorsätze, Schmorsätze. Seitdem ist viel passiert, vor allem ist viel nicht passiert, ich habe aufgehört zu rauchen, gelaufen bin ich kein einziges Mal mehr, ich habe den kompletten Winter über nur auf meinem stetig dicker werdenden Hintern gesessen und mich nicht bewegt. Keine Sorge, das wird jetzt kein Figurgejammer, das wäre auch albern, ich bin ja nicht dick, aber Tatsache ist halt, dass mir keine Hose mehr passt. Jenun, dafür rauche ich nicht mehr, und Röcke sind ja auch schön.
Jedenfalls sagt heute der Mann, ich geh laufen, und ehe ich michs versehe, sage ich, ich geh mit, und im selben Moment sucht mein Hirn schon fieberhaft nach einem triftigen Grund, warum ich keinesfalls heute laufen kann. Zum Beispiel weil morgen Steppen ist, zum zweiten Mal in der neuen Steppschule, ich habe nämlich gewechselt, und das macht ja einen ganz schlechten Eindruck, wenn ich da Muskelkater habe. Alte, das ist das Dämlichste, was Du seit langem gedacht hast, und Du hast viel Dämliches gedacht in letzter Zeit, Du bist ein faules Stück, sieh zu, dass Du Deine Laufhose angezogen kriegst. Da haben wir natürlich gleich das nächste Problem, und das ist jetzt wirklich ein Problem, die Winter-Laufhose mit passender Jacke ist von Tchibo, bzw. die Jacke passt zwar zur Hose, aber mir nicht, sie ist viel zu groß, warum habe ich die bloß so riesig gekauft?, und Tchibo wäre ja noch zu verkraften, was aber wirklich richtig schlimm ist: der Mann läuft im gleichen Ensemble. Da muss dringend was getan werden, wir können sonst nicht mehr im Winter zusammen laufen, das ist mir sogar peinlich, wenn wir niemand Bekanntem begegnen. Und alleine laufe ich nicht, weil ich, aber das erwähnte ich schon, eine faule Sau bin.
Natürlich bin ich schon an der Ampel aus der Puste und an der Ecke beim Rhythmus zwei Schritte einatmen und vier aus. An der nächsten Ecke begegnen uns die Nachbarn, die direkten Nachbarn, die mit der riesengroßen Fitnessstudiowerbung auf dem Auto. Sie sehen, dass wir Tchibo-Laufsachen im Partnerlook anhaben, wir können jetzt leider nie wieder nach Hause. Ich verbringe ein paarhundert Meter mit Schämen, dann fällt mir ein, dass Uncool ja das neue Cool ist, allerdings kann ich einen leisen Zweifel daran, dass das auch für Partnerlook gelten soll, nicht unterdrücken. Als nächstes fällt mir auf, dass ich zwar nicht mehr kann, aber nicht so sehr nicht mehr kann, dass ich wirklich nicht mehr könnte, sondern dass es im Gegenteil ganz gut läuft, haha. Ich bin immer furchtbar schnell aus der Puste, offenbar macht es auch keinen Unterschied, dass ich nicht mehr rauche, und dann habe ich das Gefühl, nicht mehr zu können, kann aber tatsächlich noch erstaunlich lange. Der reizende Mann läuft neben mir her, natürlich sehe ich ihm an, dass er eigentlich schneller laufen würde und eine weitere Strecke, aber er sagt, das mache gar nichts, und außerdem behauptet er, ich würde doch ganz fit aussehen. Das ist natürlich eine Lüge, ich weiß, dass ich eine knallrote Rübe habe, wird sich hübsch machen zu der grauen Tchibojacke. Und so sind wir schon am Park angekommen und laufen hindurch, und tatsächlich nehme ich sogar wahr, dass die Kroken blühen und die Vögel zwitschern, und als wir am Ententeich vorbeikommen, fange ich an, Element of Crime vor mich hinzudenken, ein Eiertanz, immer linksherum, ein halbwegs Erwachsener stellt sich dumm, am Ententeich, im Frühling im vorigen Jahr. Und schon sind wir durch und auf dem Rückweg, ich stelle erstaunt fest, dass mir das Knie nicht wehtut, dass ich keine Seitenstiche habe, dass mein Fuß nicht knackt, was ist denn bloß los mit mir? Dreihundert Meter vor der Haustür sagt der Mann, läuft doch super, ja, sage ich, erstaunlich, komm, sagt er, lass uns umdrehen, noch eine Runde. Mach doch, sage ich, aber gib mir vorher den Hausschlüssel, nee, sagt er, war nur Spaß, und dann biegen wir um die Ecke, es geht ein wenig hügelan und plötzlich erwischt uns Emma mit voller Wucht von vorn, die blöde Kuh, auf den vorletzten hundert Metern, und als wir zu Hause ankommen, bin ich sehr froh. Dass ich laufen war und dass ich jetzt wieder zu Hause bin. Tatsächlich könnte man bald die Runde im Park ein bisschen vergrößern, mit einer guten halben Stunde kann man ja nun niemanden beeindrucken, nicht mal mich selbst, und ich habe natürlich schon wieder Vorsätze, Schmorsätze. Zum Beispiel könnte ich mir vornehmen, es irgendwann um die Alster zu schaffen, das Problem ist nur, da müsste ich auch noch erst mit dem Fahrrad hin, und, schlimmer: auch wieder zurück. Schwierig. Aber mit dem Auto zum Joggen zu fahren ist selbst mir zu blöd, zumal wir gerade gar kein Auto haben. Bevor ich mich um die Alster traue, müsste ich sowieso erstmal Laufsachen kaufen, oder es muss halt Sommer werden. Wie weit mag das sein, einmal um die Alster?

Sie auch im grauen Tchibo-Look! Auch in Berlin laufen zwei Leute in diesem unsäglichen Partnerdings rum...

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Jaja, die sind überall, die reinste Plage, aber Sie meinen doch sicher nicht - jemanden - irgendwen - den man kennt? Etwa? Nicht, oder?

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Kennen Sie schon jogmap?

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Nee, kannte ich nicht. Siemnhalb um die Alster? Das ist ja nicht mal so viel, das konnte ich schon mal, naja, vor dreivier Jahren, aber das sollte ja wohl wieder zu schaffen sein.

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Erst erschrak ich und fühlte mich angesprochen, als ich die Überschrift des Blogartikels las, aber es ging ja um ganz was anderes. ;-)

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Kroki.

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Mit Rad hin & zurück, rumlaufen und dann in der Badewanne schwimmen - das geht schon als Triathlon durch

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Erst ab drei Runden (am Stück!) darf man sich zum Club der Alsterläufer rechnen. Hab ich mal irgendwo gehört.

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Drei Runden sind über 20 km, das ist ja albern, für so eine Strecke nimmt man doch das Fahrrad.

Mir erzählte mal eine Frau mit stolzgeschwellter Brust, ihr Mann sei Alsterpirat, und als ich verständnislos reagierte, war sie pikiert. Ich konnte mich gerade noch damit retten, dass ich erst seit zwei Jahren in Hamburg wohnte, da ließ sie sich zu der Erklärung herab, dass es irgendwas damit zu hat, schon als Kind in einem Segel- oder Ruderclub gewesen zu sein, vergessen.

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Hahaha...

wie gut, dass ich in meinem Tchibo-Outfit morgens alleine in der Dunkelheit durch den Park trabe, so kann ich wenigstens wieder nach Hause. Jetzt wird es allerdings schon unangenehm hell in der Früh...

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Oh Isa.
Und so eine schöne Geschichte.
Aber sag, war es dem Mann auch peinlich?

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Man neigt ja in so einer Beziehung dazu, Rollen einzunehmen; wenn der eine rumzickt, beruhigt der andere, und wenn der eine sich schämt, behauptet der andere, so schlimm sei das nun auch wieder nicht. Sprich: dem Mann war es auch peinlich, aber nicht so schlimm wie mir. Hätte aber vielleicht auch umgekehrt sein können. Wobei.
(Überhaupt trugen wir ja nur deswegen beide diese Jacken, weil es so windig war, da sind sie leider gut. Bei weniger Wind dann nur noch gleiche Hosen, das ist nicht ganz so schlimm. Glaube ich. *pfeift fröhliche Melodien in Dur*)

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Last modified: 09.12.13, 22:30
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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 11 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 12 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 12 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 12 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 12 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 12 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 12 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 13 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 13 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 13 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 13 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 13 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 13 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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