Montag, 2. Februar 2009
Is a book
isabo,
13:15
Aravind Adiga (Ingo Herzke): Der weiße Tiger Seltsames Buch. Also, gutes Buch. Seltsam deswegen, weil man sich ja mit einem Ich-Erzähler gern identifiziert, und dieser Erzähler hier will einem so gar nicht sympathisch werden. Respektlos und amoralisch, sagt der Klappentext, und das stimmt auch, die Moral dieses Menschen ist jedenfalls nicht die des üblichen Helden. Balram stammt aus einer armen Kaste, aus einem Dorf, schafft es aber, als Fahrer einer Grundbesitzerfamilie eingestellt zu werden und schließlich mit einem Familienmitglied nach Delhi zu ziehen. So steigt er langsam auf, lernt etwas über das Leben der Reichen, über das Verhältnis zwischen Arm und Reich und das Funktionieren des großen indischen Hühnerkäfigs, und begeht schließlich einen Mord. Als Leser fragt man sich (also ich), ob man Balrams Art, sein Verhalten, seine Rechtfertigungen nicht doch nachvollziehen oder gar entschuldigen kann oder sollte oder müsste, weil für ihn das Leben eben so ist, wie es ist, oder gerade eben nicht; ich bin da zu keinem Schluss gekommen, aber das braucht man wohl auch nicht. So einfach ist es halt nicht, und es macht die besondere Qualität dieses Buches aus, dass es einen so beschäftigt. Und: es entromantisiert die Vorstellung von Indien. Meine persönliche Indienvorstellung ist nämlich – öh, nicht vorhanden, bzw. beschämend schlicht. Gut erzählt und übersetzt ist es auch. Die Notwendigkeit der gewählten Form, nämlich die ganze Geschichte in Briefen an den chinesischen Ministerpräsidenten zu erzählen, hat sich mir nicht erschlossen, aber die kann man auch einfach ignorieren. Ich stelle es jetzt ins Regal zwischen Douglas Adams und Tschingis Aitmatov.
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Last modified: 06.06.24, 10:52 Status
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Kommentare
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren
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