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Montag, 29. März 2010
Das Berufsstöckchen

Das Dienstagskind Strandfynd hat mir ein Stöckchen zugeworfen mit lauter Berufsfragen. (Dabei habe ich sie schon mal anderthalb Stunden lang über meinen Beruf vollgequasselt, hihi). Nehmt es Euch einfach mit, wenn Ihr möchtet.

1. Was machst du beruflich?
Ich bin Literatur-Übersetzerin.

2. Was ist gut – was ist nicht so gut daran?
Die Arbeit selbst ist toll. Ich übersetze gern. Ich suche gern nach dem richtigen Wort und der passenden Formulierung, und ich freue mich, wenn ein Satz, ein Text, plötzlich einen guten Klang und einen Rhythmus haben. Und ich bin stolz, wenn ich schließlich ein Buch in der Hand halte, in dem mein Name steht. In Buchhandlungen gucke ich manchmal, welche meiner Bücher da sind, und ob sie schön präsentiert werden.
Nicht so gut: man wird grottig bezahlt und meist auch noch übersehen. Man hat unauffällig zu sein, nichts zu wollen und die Klappe zu halten. (Das ist weniger ein Vorwurf an die Verlage als ans Feuilleton.) An der eigentlichen Arbeit ist für mich auch die Einsamkeit schwierig. Ich bin zu kommunikativ, um den ganzen Tag allein zu Hause am Schreibtisch zu sitzen. Damit hängt ein weiteres Problem zusammen: die Selbstdisziplin. Ich entkomme der Einsamkeit ins Web 2.0, und statt also zu Hause konzentriert und schnell zu arbeiten und dann rauszugehen und Leute zu treffen, hänge ich im Internet herum und schaffe nichts und kann nicht raus. Überspitzt ausgedrückt. Überhaupt: Verlottern ist auch immer so ein Thema. Morgens nicht aus dem Bett kommen, dann erstmal im Schlafanzug die ersten Mails … und schwupps, ist es Mittag.

3. Was wäre dein absoluter Traumberuf?
Bisher war es Übersetzerin. Da arbeite ich mit Worten, mit Text, brauche mir aber nichts auszudenken. Und ich muss nicht früh aufstehen. Perfekt.
Inzwischen würde ich aber gern ein bisschen diversifizieren, noch etwas anderes dazu machen. Schreiben. Das scheitert an zwei Dingen: erstens fällt mir nicht recht etwas ein, oder wenn mir etwas einfällt, halte ich es für nicht toll genug, und zweitens habe ich keinen Druck. Ohne Druck funktioniere ich nicht.
Dass mir nichts einfällt, ist natürlich Unfug, denn wenn ich 1. genug Druck und 2. kein Internet hätte, würde mir schon was einfallen. Liest ein Verlag mit? Kann bitte jemand einen Roman in Auftrag geben, oder eine Kurzgeschichtensammlung, mit Abgabetermin und allem? Danke. Es würde bestimmt toll. Echt!
Desweiteren würde ich gern Kolumnen oder Reportagen schreiben. Damit habe ich jetzt fürs Titelmagazin angefangen, zwei Übersetzerkolumnen sind erschienen, und das soll auch noch eine Weile so weitergehen. Ideen habe ich nämlich reichlich. (Na also. Von wegen.)
Die andere Kolumnenidee ist: ich würde gern lustige Sportarten ausprobieren. Es gibt in jeder beliebigen Muckibude die abgedrehtesten Angebote (Bollywood-Dancing! PNF-Gymnastik! Ich hätte auch keinerlei Hemmungen, mich unter lauter 14-jährigen beim Hip Hop zum Affen zu machen). Wenn jemand weiß, wie man das an den Mann (bzw. an die Zeitschrift) bringt, sagt Bescheid. Leseproben gibt’s hier.

4. Warum gerade dieser?
Weil ich Lust drauf habe. Weil ich – tatsächlich durchs Bloggen – dann doch irgendwann zu der Erkenntnis gelangt bin, dass meine Überzeugung „ich kann nicht schreiben“ irgendwie Quark ist. Und weil ich Lust drauf habe. Und weil Schreiben und Übersetzen sich sehr gut ergänzen. Und weil es mir in den Fingern juckt. Und weil ich es schon so gewohnt bin, schlecht bezahlt zu werden. Und weil ich nicht immer nur das gleiche machen will. Und weil ich Lust drauf habe.

Oh danke fürs beantworten!
(Dabei habe ich sie schon mal anderthalb Stunden lang über meinen Beruf vollgequasselt, hihi)
Ja! Und es war toll, und ich wollte fast den Job wechseln. Blöd das man da besser Germanistik oder sowas studiert haben muss. (Muss man?) Ich fands jedenfalls prima :) Solltest du weiterhin machen, nur solange es Spaß macht, natürlich.

Mit der Einsamkeit, hätte ich warscheinlich auf die Dauer auch ein Problem, andererseits man kann sich doch bestimmt auch mit seinem Obst in ein Cafe setzen und da an Worten feilen, oder? Würden dir dann Nachschlagewerke (in Buchform) fehlen? Immerhin hättest du direkten "Draht" zum Kunden, und könntest gleich nachfragen (so wie hier) "Sagen Sie mal...was würden sie lieber lesen "Ersatzschlächter" oder verstehen Sie auch "Backup Killer"?". Thihi.

Meine Vorschläge für deine nächsten Sportexperimente:
-"Britischer Humor, wie es besser kaum geht: Mit Schnorchel und Flossen ausgerüstet treffen sich jedes Jahr Schlammtaucher aus aller Welt in Wales, um den Weltmeister im Sumpfschnorcheln zu ermitteln."

-"Das Spielzeugauto „Bobby Car“ wird zum Funsport-Fetzer. Das meistverkaufte Kinderauto der Welt macht Karriere als Mini-Raser. Mit aufgemotzten Bobby Cars brettern gestandene Männer über die Straßen."
;)

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Zur Erklärung für alle anderen:
der lustige Mann ist Lehrer an einer Berufsschule, unter anderem für Buchhändler. Einmal im Jahr gehe mit ihm in die Schule, zu den Buchhandelsazubis, und erzähle ihnen etwas vom Übersetzen. Madame Strandfynd musste das über sich ergehen lassen. Hey, danke für das Kompliment! Freut mich natürlich, wenn das ankommt.
Im Café habe ich genau einmal gearbeitet, das war gut, aber ich habs trotzdem noch nicht wieder gemacht. In den Phasen, in denen ich viel recherchieren muss, nützt es mir ja auch nix, kein Internet zu haben. Wenn ich nur Strecke machen und Text produzieren muss, ist das ganz gut. Allerdings sitzt man da natürlich auch allein mit seinem Computer. Papiernachschlagewerke brauche ich meistens nicht, ich hab das Wichtigste eh alles auf dem Rechner.

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Ach so: nein, man muss gar nix studiert haben. Die Berufsbezeichnung "Übersetzer" ist nicht geschützt, jeder kann einfach behaupten, er sei Übersetzer. Man muss halt eine Fremdsprache ziemlich gut und Deutsch sehr gut können.

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Das ist aber ganz schön gefährlich...finde ich. Weil das natürlich auch viele Schwachmaten anziehen kann...

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Tja. Man wird, wenn man keine Veröffentlichungsliste vorzuweisen hat (und selbst dann oft genug), in den meisten Fällen erstmal eine Probeübersetzung anfertigen müssen. Darüber regen sich viele auf (man lässt einen Maler schließlich auch nicht erstmal eine Wand probestreichen), aber aus Verlagssicht ist das natürlich verständlich und vernünftig. Und dann muss man sich beweisen.
(Und dann gibt es natürlich Lektoren, die es auch nicht besser können, und dann kommen schlecht übersetzte Bücher dabei raus. Gibts ja auch.)

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Der Vergleich mit dem Maler hinkt. Denn Maler müssen doch mindestens ne Ausbildung, wenn nicht sogar nen Meister haben, bevor die malen dürfen, oder?

Und einen Maler ohne Ausbildung würd ich warscheinlich auch Probestreichen lassen ^^

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Also, wenn ich ein Verlag wäre bzw. bei einem arbeitete, würd ich sofort mit einem Angebot und Deadline um die Ecke kommen. Bin ich nicht, tu ich nicht. Aber kaufen (und lesen) würd ich's, Ihr Buch!

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Oh, danke.
Hallo, Verlage, habt Ihr das gesehen?

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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 11 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 12 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 12 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 12 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 12 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 12 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 12 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 13 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 13 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 13 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 13 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 13 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 13 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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