Dienstag, 21. Juni 2005
Ideen
isabo,
14:38
Manchmal, wenn ich meine Übersetzungen lese, freue ich mich glatt über meine eigenen guten Ideen. Auf Wunsch einer einzelnen Dame hier ein paar Beispiele: Aus Andrew Taylor: Wen die Toten rufen: 1. [Jill hat eine grässlich möblierte Wohnung gemietet, Roger Leddon ist zum ersten Mal bei ihr zu Besuch.] Problem: Mit Humpty Dumpty können die wenigsten deutschen Leser etwas anfangen. „Setz dich besser nicht auf die Sessel“, sagte sie und kramte nach Gläsern. „Die Stühle am Tisch sind bequemer.“ Aus Kate Long: Handbuch für Rabenmütter: 2. [The ice cream] splatted onto the floor, cone upended, and began to merge with the gravel. 3. „Listen, Prince Charming, do you want me to stick this up your nose?“ 4. [Charlotte hat einen hässlichen Satz zu hören bekommen und fürchtet, dass sie diesen Satz für alle Ewigkeit im Ohr haben wird:] Die ersten beiden dürften klar sein, das versteht auch jeder. Das dritte, „Schnauze bauze“ ist ein Schwitterszitat, das werden nur sehr wenige erkennen. Und das vierte schließlich ist eine eigentlich viel zu schwülstige Übersetzung für den Satz und für das Buch überhaupt, hat aber einen (vor allem rhythmischen) Anklang an „es wird vielleicht auch noch die Todesstunde/uns neuen Räumen jung entgegensenden“ aus Hesses Stufen. Das Gedicht dürfte vielen Lesern schon mal begegnet sein, ich habe aber keine Ahnung, wie viele den Anklang bemerken. Vermutlich ziemlich wenige. Nun sind das natürlich alles sehr deutsche Zitate, die ich da bringe, und man könnte meinen, die hätten in englischen Büchern nichts zu suchen. Haben sie ja auch nicht. Ich denke auch immer eine ganze Weile drüber nach, ob ich so was schreiben kann, und beschließe dann meist: och ja, ist doch schön. Das Handbuch für Rabenmütter steckt voller Witz und Wortspiele, da kann man das schon machen. Finde ich. Manchmal denke ich vielleicht sogar zu viel nach: in Bar- und Clubdesign von Bethan Ryder ging es um die Diskothek B018 in Beirut, deren Dach sich komplett öffnen lässt – a venue, where literally the sky is the limit. Den Spruch haben wir auf Deutsch nicht, mir fiel ein: ... wo man den Himmel offen sehen kann. Und dann habe ich mich gefragt, ob man eine Diskothek in Beirut ausgerechnet mit einem Bibelzitat belegen kann. Die meisten, die ich dazu fragte, fanden meine Bedenken völlig übertrieben und die Idee gut. Aber ganz überzeugt haben sie mich nicht, ich denke immer noch, dass das nicht ganz passt. Der Absatz wurde aus Platzgründen schließlich gestrichen, da war ich fein raus. ... Link (5 Kommentare) |
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Last modified: 06.06.24, 10:52 Status
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Kommentare
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren
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