Montag, 22. August 2005
Gelesen
isabo,
20:52
Jenny Erpenbeck: Wörterbuch Hm. Ich weiß überhaupt nicht, was ich davon halten soll. „Wörterbuch“ ist große Literatur, keine Frage. Aber leider schreit es auch auf jeder Seite „ich bin große Literatur!“ Jaja, hab ich gemerkt, das erkenne ich ja auch an. Ehrlich, ist mein Ernst. Aber muss es immer so bedeutungsschwanger daherkommen? Tja, nun ja, vielleicht muss es das. Es geht nämlich um ein namenloses Mädchen in einem namenlosen Land, eine Ich-Erzählerin, von der man nie weiß, wie alt sie gerade ist, oder ob man sich gerade in der Realität oder im Traum oder einem Tagtraum oder einem Rückblick befindet, aber das ist in Ordnung. Auch, dass sie viel zu eloquent ist, um plausibel als Kinderstimme zu sprechen, kann man machen. Das Mädchen wächst sehr behütet auf, als Einzelkind mit Amme und Hauspersonal, und stellt im Laufe der Jahre fest, dass dauernd Schüsse zu hören sind, dass immer mehr Menschen einfach verschwinden, dass überall steinerne Statuen von den Freunden des Vaters in der Stadt herumstehen etc. Das alles tritt so nach und nach zutage und dem Leser ist schon nach wenigen Seiten klar, worum es geht. Dem Mädchen selbst ist es zwar irgendwie auch klar, aber man wünscht sich doch, sie möge sich auch ein bisschen damit auseinandersetzen und nicht mit 17 immer noch so naiv tun. In ihren Tagträumen bevölkern all die Toten ihr Zimmer, aber das war’s. Sie nimmt alles hin. Zum Ende hin werden die Dinge dann beim Namen genannt, auch ihr gegenüber, aber selbst dann reagiert sie nicht. Es ist ekelhaft, es packt einen, es geht einem nahe, und man – oder ich zumindest – hätte dann gerne gehabt, dass es ihr ebenso geht. Aber vielleicht ist die Aussage des Buches ja auch, dass man ihr das Denken aberzogen hat, vielleicht habe ich es nur nicht kapiert. Vielleicht muss ich es noch mal lesen. ... Link (1 Kommentar) |
Online for 8179 days
Last modified: 06.06.24, 10:52 Status
Sie sind nicht angemeldet
... Anmelden
Main Menu
... Antville.org
Suche
Calendar
Kommentare
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren
|