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Donnerstag, 15. Mai 2008
Arkadien

Wie still es ist! Also, jedenfalls wenn der Betonmischer, der für irgendwelche Arbeiten an unserem Hotel gebraucht wird, nicht gerade läuft (ab acht), oder das Radio der Bauarbeiter, oder ein Moped vorbeifährt. Dann ist es unglaublich ruhig. Abends hört man die Zikaden und das Meer, gelegentlich schreit ein Hahn oder ein Esel, sonst hört man nichts. Die Zikaden und das Meer.
Und wie alles blüht! Oleander, Hibiskus, Bougainvilleen, Ginster, Geranien, Kapmargeriten, in rosa, gelb, orange, rot, lila, blau. Und wie es immerzu überall duftet, das ist das unglaublichste, nach Thymian und Rosmarin und Minze und Fenchel und Jasmin. Die Orangen- und Zitronenbäume tragen Früchte, die Oliven noch nicht. Nicht alle Düfte lassen sich zuordnen, man geht so durch die Gegend und es riecht immer wieder anders, nach Kräutern, nach Blumen, nach Meer, nach Grillfleisch.
Und wie klar das Wasser ist. Wie mich immer wieder das Meer umhaut, dieses Wasser, dieses Gefühl, dass es einem den Atem raubt, wenn man sich hineinfallen lässt, dass einem die Kälte die Lunge zusammendrückt und man ein bisschen schreien muss, und dann gewöhnt sich der Körper und es fühlt sich immer wärmer an, und ich fühle mich wohl und umarmt von diesem Wasser und möchte gar nicht mehr raus. Natürlich gehen wir doch raus, trocknen uns ab, legen uns in die Sonne und lassen uns durchwärmen, und abends treffen wir die Freunde und essen Fisch und Fleisch (Ziege!) und Patates und Salat und schauen auf den Hafen mit den Fischerbooten, der aussieht, als wäre er eigens als Postkartenmotiv angelegt worden.
Einmal haben wir einen Ausflug gemacht, nach Kosmas in den Bergen, eine Stunde lang sind wir hinaufgefahren, immer höher, über Serpentinen an sehr steilen, sehr tiefen Abhängen entlang. Auf halber Strecke klebt ein kleines Kloster im Felsen, spektakulär, und die Freunde erzählen eine wilde Geschichte über die berühmte Ikone des Klosters, die vor zwei oder drei Jahren gestohlen wurde und dann unter mysteriösen Umständen wieder auftauchte, und dass in der Gerüchteküche allerlei schmackhafte Geschichten über diesen Vorfall köcheln. Und dann sitzen wir in Kosmas auf dem Marktplatz als einzige draußen und ziehen alles an, was wir dabeihaben, es ist empfindlich kühl in den Bergen; macht nichts. Die Aussicht ist atemberaubend, ich übersetze gerade ein Buch über die Sierra Madre, und die Sierra Madre wird in meiner Vorstellung fortan so aussehen wie die Berge, in denen einst Pan gelebt hat. Wir laufen noch ein bisschen herum, kaufen kleine getöpferte Tellerchen für Oliven oder so, besichtigen auf dem Rückweg das Kloster und die wiedergewonnene Ikone und vergammeln den Rest des Tages mit Spazierengehen und Obstessen und Rumliegen und Lesen. Ich muss zwischendurch ein bisschen arbeiten, was mir erstaunlich schnell von der Hand geht, wenn ich kein Internet habe. Internet gibt es bei den Freunden, wo ich immer mal wieder kurz reingucken kann.
Wir können nicht dauernd große Ausflüge machen, denn die Tankwagenfahrer streiken und wir wissen nicht, wann es wieder Sprit gibt. Aber das macht überhaupt nichts, wir können prima einfach lungern, essen, lesen, spazieren, na ja, zwischendurch arbeiten und vor allem: baden. Ich habe meinen Bikini schon an und jetzt was vor. Tschüss!

... Link (5 Kommentare)


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Last modified: 06.06.24, 10:52
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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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