F.W. Bernstein
Die Gedichte. Das heißt in diesem Falle alle.
Was soll ich sagen, Bernstein halt, großartige Sachen dabei. Und ein sehr hübsches, kleines Büchlein. In Leinen.
Stefan Beuse
Jetzt ist das ja ein bisschen schwierig, etwas über Bücher zu sagen, wenn man den Autor persönlich kennt und mag. Also:
Meeres Stille habe ich sehr gerne gelesen. Eine ganz normale Familie fährt in den Urlaub in ein Haus in Frankreich, und dort entdecken wir mit der Tochter zusammen und aus ihrem Blickwinkel ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit der Eltern. Das ist zunehmend spannend und sehr schön erzählt, kann ich wirklich empfehlen.
Alles, was Du siehst (erscheint Ende Januar) ist ebenfalls sehr gut erzählt, Beuse hat sein Handwerkszeug im Griff, aber, und jetzt kommt der schwierige Teil: ich habe es nicht verstanden. Es geht irgendwie darum, quantenphilosophische Erkenntnisse oder Theorien erzählerisch umzusetzen, dafür wird in verschiedenen Strängen erzählt, die irgendwie miteinander verknüpft sind, man bekommt aber nicht heraus, wie. Ich jedenfalls nicht. Es packt einen durchaus, aber ich war am Ende ein wenig enttäuscht, weil es keine Lösung gibt. Vielleicht bin ich zu schlicht.
Wir schießen Gummibänder zu den Sternen Huch, Beuse in lustig, das kam überraschend, ist aber gut. Ein Roman aus lauter kleinen Geschichten, mit sagenhaft scheußlichem Cover, aber drin wirklich schön. Sir, Sie sollten bloggen.
Bov Bjerg
Deadline
Jetzt ist das ja ein bisschen schwierig, etwas über Bücher zu sagen, wenn man usw. Ich habe erstaunlich lange gebraucht für dieses schmale Buch, was nicht daran lag, dass es mich gelangweilt hätte, sondern es ist einfach nichts zum so weglesen, dafür ist jedes Wort zu wichtig. Das ist auch das Problem der Ich-Erzählerin, einer Übersetzerin, die stets und ständig auf der Suche nach dem passenden Wort ist, was bedeutet, dass sie auch in ihren Gedanken und ihrem Erzählen dauernd Synonyme mitliefert, Alternativen aufzählt und sich nicht entscheiden kann. Was den Lesefluss nicht gerade beschleunigt. Aber: ein großes, kleines Buch, literarisch sehr gut gemacht, und einen Grabsteinmetz hat man auch nicht alle Tage. Lesen!
Karen Duve
Taxi
Das hingegen flutscht, es liest sich so weg, ist stellenweise sehr witzig, stellenweise bitter: eine junge Frau fährt Taxi, sechs Jahre lang, in Hamburg. Man muss aber nicht in Hamburg wohnen, um das lesen zu können, denn die kleinen Nebengeschichten und Anekdoten sind ebenso wenig an Hamburg gebunden wie die große Hauptgeschichte. Alles ganz wunderbar, lesen!
Till Endemann
Heilige Kühe im Erzgebirge
Das ist nett, so für zwischendurch in der Bahn oder so. Eine Bollywood-Filmcrew kommt zum Drehen in ein Kaff im Erzgebirge und richtet dort dies und das an, das ist ganz lustig. Vielleicht funktioniert es aber als Film noch besser.
Jeffrey Eugenides (E. Schönfeld)
Middlesex
Heute morgen um vier Uhr war ich durch, sozusagen gerade noch rechtzeitig um sagen zu können: das ist mein Buch des Jahres. Unglaublich, es entwickelt einen Sog, irgendwann kann man es einfach nicht mehr aus der Hand legen. Es geht um die Lebensgeschichte eines Hermaphroditen, der bei seiner Geburt als Mädchen angesehen wird und als solches aufwächst, und in der Pubertät stellt sich heraus, dass das nicht ganz richtig ist. Um zu erklären, wie es dazu kommen konnte, geht der Erzähler (der aus der Perspektive des erwachsenen Mannes erzählt) zurück zu seinen Großeltern und ihrer Flucht aus Griechenland nach Detroit, und so ist das nicht nur ein Roman über ein mutiertes Gen und die Folgen für den Erzähler, sondern auch die grandiose Chronik einer Einwandererfamilie. Dringend lesen, unbedingt, nicht von den 700 Seiten abschrecken lassen!
Robert Gernhardt
Die K-Gedichte
Später Spagat
Mir scheint, ich habe dieses Jahr ein paar Leute dabei, über die man nicht mehr viel zu sagen braucht. Robert Gernhardt ist natürlich einer der ganz, ganz großen, wenn nicht gar der größte. Immer wieder, und immer wieder gern.
Wolf Haas
Komm, süßer Tod
Silentium!
Auferstehung der Toten
Der Knochenmann
Wie die Tiere
Das ewige Leben
Irgendwann Ende des letzten Jahres den ersten Brennerkrimi in die Finger bekommen und daraufhin alle sechs am Stück eingeatmet, mit nicht nachlassender Begeisterung. Ich bin sonst gar keine Krimileserin, aber diese hier liest man auch nicht wegen der Geschichten, die sind nämlich ein bisschen wirr, das ist aber vollkommen egal, denn die Sprache reißt einen dermaßen vom Hocker, dass alles andere eh egal ist.
Das Wetter vor 15 Jahren
Wolf Haas kann nämlich auch anders, nicht nur die Brenner-Sprache. Die großartige Idee dieses Buchs: es handelt sich nicht um einen klassischen Roman, sondern um ein Interview, das eine „Literaturbeilage“ mit dem Autor Wolf Haas führt, und in diesem Interview geht es um den Roman „Das Wetter vor 15 Jahren“, der während des Gesprächs quasi nacherzählt wird, inklusive seiner Entstehungsgeschichte. Was für ein unglaublicher Dreh, und er funktioniert tatsächlich, auch auf über 200 Seiten.
Ernst Jandl
Laut und Luise
Sagte ich gerade, Gernhardt sei möglicherweise der größte? Naja. Möglicherweise ist das auch Jandl.
Andrej Kurkow
(C. Vogel) Picknick auf dem Eis
(S. Grebing) Pinguine frieren nicht
Der erste Band war noch so spannend, dass ich den zweiten auch gekauft habe,
da habe ich dann aber in der Mitte aufgegeben. So spannend wars dann wohl doch nicht. Harmloser Journalist, der einen Pinguin als Haustier hält, gerät durch Naivität oder so in mafiöse Strukturen, es sind schon schräge Ideen drin, sympatische Figuren, aber viel mehr weiß ich schon nicht mehr.
Harald Martenstein
Der Titel ist die halbe Miete
Jetzt ist das ja erstens ein bisschen schwierig, wenn man usw., und zweitens ist das auch so einer, wo eh jeder weiß, dass er super ist.
Ian McEwan (Bernhard Robben)
Abbitte
Tja. Es gibt kaum zwei Meinungen über dieses Buch, alle finden es sensationell, außer mir, ich habe nach der Hälfte aufgegeben. Und zwar schlicht aus Langeweile. Lyncht mich. Ob es daran lag, dass ich fand, ein Mann im 21. Jahrhundert soll nicht schreiben wie eine Frau im 19.? Hätte es mich mehr gepackt, wenn „Jane Austen“ draufgestanden hätte? Keine Ahnung.
Nils Mohl
Kasse 53
Jetzt ist das ja ein bisschen schwierig. Aber hey, super Buch! Passiert nicht viel, außer das einer an der Kasse eines großen Elektrokaufhauses sitzt und jeden Kunden fragt „eine Tüte?“ Stellenweise ist das sehr witzig, wenn auch insgesamt eher beklemmend. Und abends geht er nach Hause.
Andreas Münzner
Stehle
Jetzt ist das ja so schwierig auch wieder nicht, denn dies ist ein sensationeller Roman über „eine schleichende Landnahme“, wie der Klappentext sagt: Stehle zieht erst in die WG und nach ihrem Auseinanderbrechen dann in die Wohnung des Erzählers mit ein und schleicht sich in dessen Leben, dass es einen wirklich gruselt. Sehr subtil, sehr gut geschrieben, tolles Buch.
Floridor Pérez (F. von Criegern de Guiñazú)
Für einen Fisch ein Flügel zu viel
Jetzt ist das ja, wenn man die Übersetzerin kennt, nicht unbedingt so viel leichter. Dies ist mal auf jeden Fall optisch ein wunderschönes Buch (von Neiki gestaltet), und inhaltlich fällt mir das jetzt wirklich schwer. Zum einen, weil ich mit ernster Lyrik sowieso so meine Schwierigkeiten habe, ich kann besser Bernstein-Gernhardt-Jandl, zweites verstehe ich nichts von Chile. Einige Gedichte haben mich trotzdem berührt, ich muss sie wohl noch mal langsamer lesen, nicht so eins nach dem anderen.
Joscha Sauer
Nicht Lustig 2
Nicht Lustig 3
Nicht Lustig 4
Wohl lustig. Sehr.
Georges Simenon
Der kleine Heilige
Noch nicht durch, Bahnlektüre, das kann dauern. Schön, sehr stimmungsvoll, aber packt mich nicht so richtig. Ohne, dass ich was dagegen hätte. Sagen wir: nett.
Johanna Straub
Das Zebra hat schwarze Streifen, damit man die weißen besser sieht
Das ist eine tolle Sache, eine Lebensgeschichte, in der jedes Kapitel aus einer anderen Perspektive erzählt wird, sehr gut gemacht. Man hätte allerdings die Kapitel einfach nach Erzähler benennen können; stattdessen muss man in jedem neuen Kapitel erst einzwei Seiten lang raten, wer jetzt gerade erzählt, das ist ein bisschen überflüssig. Aber sonst wirklich sehr schön.
Andrew Taylor
Bleeding Heart Square
Andrew Taylor ist natürlich immer gut. Dieser Krimi gehört nicht zur Lydmouth-Reihe um Inspector Thornhill und Jill Francis, sondern steht für sich allein und spielt im London der 30er Jahre. Sehr gut geschrieben, spannend, lebensecht, Zeitkolorit, wie immer.
Birgit Vanderbeke
Das Muschelessen
Wow! Großartiges Buch, das einen unglaublichen Sog entwickelt, sind nur 100 Seiten oder so, aber die kann man wirklich am Stück lesen. Mutter und zwei Kinder warten mit einem Topf voll Muscheln auf den Vater. Normale Familienszene, und natürlich stellt sich heraus, dass gar nichts normal und idyllisch ist. Im Gegenteil, es wird immer schlimmer. Dringende Empfehlung!
Bill Watterson
The Complete Calvin and Hobbes
Drei tonnenschwere, dicke Bände, in Leinen gebunden, im Schuber, wundervoll aufgemacht. Zu Weihnachten bekommen, bin noch nicht mal durch Band 1 durch. Hach, ist das toll.
Markus Werner
Am Hang
Auch so eine Geschichte, die harmlos anfängt und dann immer finsterer wird, auch dies entwickelt diesen Sog, eine zunehmende Faszination; ein Mann lernt bei einem Urlaubsaufenthalt einen anderen kennen, zufällig, einer hat die Frau verloren, der andere seine Geliebte, ich weiß es schon nicht mehr genau, die beiden philosophieren über Liebe und Treue, bis sich herausstellt, aber das verrate ich nicht. Super Buch, ich habe insgesamt zu wenig, aber lauter tolle Bücher gelesen dieses Jahr.
Feridun Zaimoglu
Liebesbrand
Das war keins davon. Ich habe es zwar zu Ende gelesen, weiß aber selbst nicht, warum. Irgendwie immer drauf gewartet, dass da noch was kommt, kam aber nicht.