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Montag, 7. Dezember 2009
Is a book

Tanguy Viel (Hinrich Schmidt-Henkel): Das absolut perfekte Verbrechen

Tanguy Viel sagte mir erstmal nicht viel, haha, und perfekte Verbrechen sind auch bislang nicht mein Lieblingsthema - der Auslöser, dieses Buch zu lesen, war tatsächlich der erstaunliche Klappentext:

Eine meisterhafte Parodie der klassischen Gaunergeschichten um Loyalität, Verrat und Rache. Tanguy Viel und sein kongenialer Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel erzählen sie in einem unnachahmlich musikalischen Ton wie eine tänzerische Tragödie in drei Akten: so schön wie ein Film mit Belmondo!

Hat man so was je gesehen? Im Klappentext? „Der Autor und sein Übersetzer erzählen“? Man möchte glatt zwei bis drei Freudentänzchen aufführen! So muss das sein, da hat mal wirklich jemand verstanden, was Übersetzen bedeutet, ich krieg mich gar nicht mehr ein. Wenn man den Wagenbach-Verlag nicht sowieso schon sympathisch gefunden hätte, dann spätestens jetzt. Sonderbar kam mir der letzte Teilsatz vor, was soll das, „schön wie ein Film mit Belmondo“?
Tatsächlich sieht man bei Lesen genau das vor sich. Einen klassischen Verbrecherfilm, gerne auch mit Belmondo, in einer nicht näher benannten Hafenstadt irgendwo in Nordfrankreich. Dabei hat der Roman rein gar nichts Drehbuchhaftes, es ist mehr die Stimmung. Ich sehe den Film in schwarz-weiß vor mir.
Der Ich-Erzähler Pierre, sein Freund Andrei und der großkotzige Marin planen nichts Geringeres als das perfekte Verbrechen: sie wollen das Casino ausrauben. Mehr brauche ich über die Handlung gar nicht zu sagen, das Besondere ist tatsächlich die Sprache, und, ja, dafür brauchts einen kongenialen Übersetzer. Auch wenn das Wort ein bisschen ausgeleiert ist. Der Roman beginnt so:

Den Bildschirm über dem Tresen, mit einer Kamera draußen verbunden, damit man sehen konnte, wer hereinkommt, streifte ich oft mit einem zerstreuten Blick, mal aus Langeweile, mal reflexhaft, und auf die Haarfarbe oder die Hautfarbe dessen, der klingelte, achtete ich kaum auf diesem Bildschirm. Aber an jenem Septemberabend wollte es dieser Fernseher mit der Straße als einzigem Programm, wollte es der Zufall, dass mein Blick daran hängen blieb, durch denselben schweren, verräucherten, übelriechenden Mief, und ich sah, wie er ankam, Marin, nach drei Jahren, höchstpersönlich.

Man braucht ein bisschen, um in diesen Rhythmus reinzukommen. Aber dann schwingt man doch sehr bald mit, man hört eine raue Stimme erzählen, einen stillen, aber nicht ausgeglichenen Charakter, der kann gar nicht in ausgeglichenen Sätzen sprechen, er muss manchmal dem Leser erzählen und manchmal Marin direkt ansprechen, und das ist wirklich alles ganz großartig. Und spannend wird es dann auch noch. Dringende Leseempfehlung!
Jetzt möchte ich nur noch wissen, wie man den Namen des Autors ausspricht. Tanguy kann ich mir noch denken, aber wie klingt Viel?

Viel kommt im Regal zwischen Vian und Villon. Fast schade, dass die nicht mehr nebeneinanderstehen.

... Link (11 Kommentare)


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Last modified: 06.06.24, 10:52
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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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