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Sonntag, 31. Januar 2010
Is a book

Judith Schalansky: Atlas der abgelegenen Inseln. Fünfzig Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werde

„Das Paradies ist eine Insel. Die Hölle auch.“

Der „Atlas der abgelegenen Inseln“ wurde von der Stiftung Buchkunst zum schönsten Buch des Jahres 2009 gekürt, und wenn die es nicht getan hätte, dann hätte ich es getan.
Judith Schalansky stellt auf jeder Doppelseite eine Insel vor, zumeist solche, von denen man noch nie gehört hat, und auf die man in der Tat niemals gelangen wird. Auf der rechten Seite findet sich jeweils eine Karte der Insel (alle im selben Maßstab) und auf der linken Seite ist der Name der Insel angegeben, teilweise auch mehrere Namen oder Namen in unterschiedlichen Sprachen, ihre Größe, die Einwohnerzahl, ein paar Zahlen.
Und darunter ein Text, eine Miniatur von etwas mehr als einer halben Seite, auf der keineswegs die wichtigsten Fakten über die Insel zusammengefasst werden, sondern ziemlich willkürlich ein Punkt herausgegriffen wird. Und das macht einen Teil der Zauberhaftigkeit dieses Buches aus: dass es die Unvollständigkeit zum Stilmittel erhebt und einfach über jede Insel irgendwas erzählt. Das kann ein Schnappschuss von einem historischen Ereignis sein oder die Beschreibung eines Tiers, das es nur dort gibt, oder eine geografische Besonderheit oder die verlassene Wetterstation. Ein Detail.
Der andere Teil der Zauberhaftigkeit dieses Buchs liegt in seiner Ausstattung: das schönste Buch des Jahres 2009 ist ungefähr DIN A 4 groß und von außen blau, mit Leinenrücken und orangefarbenem Schnitt. Innen hat die rechte Seite mit der Insel einen blauen Hintergrund, Landkarten-Meeresblau eben, die linke hat Text, schwarz auf weiß, mit einigen orangefarbenen Details; die Autorin befasst sich sonst mit Typografie, und das sieht man natürlich. Und als wäre das alles noch nicht genug, riecht das Buch auch noch unglaublich gut.
Man kann wunderbar ein bisschen darin blättern, sich hier und da festlesen, sich an Papier, Duft und Optik erfreuen, nebenbei ein bisschen erratische Bildung mitnehmen und immer wieder zwischendurch ein Loch in die Luft gucken und sich fragen, wie es sein mag, auf einer Insel zu leben, auf der außer einem selbst nur noch drei weitere Menschen wohnen. Oder ob die Verschleppten je zurückkehren durften. Oder ob Dore die Baronin umgebracht hat. Und es möchte einem schier das Herz brechen, dass es tatsächlich eine Insel mit dem Namen Einsamkeit gibt. „Die Einsamkeit liegt im Nordpolarmeer.“

Geht hin und kauft. Für ein so aufwendig und liebevoll gemachtes Buch sind 34,- € nicht mal viel.

Ich weiß noch nicht, an welchen Regalplatz das Buch kommt. Ich möchte es eigentlich gar nicht ins Regal stellen, es soll immer irgendwo herumliegen. Und dann will ich es immer wieder in die Hand nehmen und drin herumlesen. Und dran riechen.

... Link (2 Kommentare)


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Last modified: 06.06.24, 10:52
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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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