Samstag, 5. November 2005
Gelesen
isabo,
15:18
Elias Canetti: Die Stimmen von Marrakesch Im Übrigen hatte Canetti, als er es schrieb, schon seit vielen Jahren in London gelebt, und das merkt man seinem Deutsch leider an. Der Vorwurf geht dabei gar nicht so sehr an Canetti selbst, als vielmehr ans Lektorat: „einige zweihundert Meter entfernt“ – Himmel! Sowas darf man einfach nicht übersehen. Oder: „Ich war mit einem Freund.“ Oder über die Geschichtenerzähler: „Ihre Sprache war ihnen so wichtig wie mir meine. Worte waren ihre Nahrung und sie ließen sich von niemand dazu verführen, sie gegen eine bessere Nahrung zu vertauschen.“ Und so weiter. Ich verspürte beim Lesen dauernd den Drang, es mal ordentlich durchzulektorieren, und das darf bei einem großen Autor wie Canetti doch bitte nicht sein. Schade.
DonDahlmann,
05.11.05, 16:31
Ach, Canetti. Schon ziemlich gut, aber bei dem Buch bin ich auch nicht weit gekommen. Viel, viel besser ist der zweite Teil seiner Autobiographie "Die Fackel in meinem Ohr". Auch noch ok "Das Augenspiel". Aber die "Fackel" ist wirklich sehr gut und dicht geschrieben. ... Link
g a g a,
05.11.05, 18:01
ich stimme dir zu. ich ließ mich vor jahren vom allzu schönen einband einer hardcoverausgabe verführen, hatte lust auf atmosphärische dichte, unwägbares, schwere gerüche, hypnotische eindrücke, flirrendes licht - kurz: erzählenswertes. die völlige abwesenheit eines spannungsbogens, die blassen begebenheiten langweilten mich und ich gab nach der dritten episode auf. ich fragte mich damals auch, ob mein desinteresse geringer wäre, hätte ich nie vorher etwas von marrakesch gesehen oder gehört. ... Link
isabo,
05.11.05, 23:27
Nö. Ich wusste vorher nicht viel über Marrakesch, und jetzt weiß ich auch nicht viel mehr. Die Episoden werden nach hinten hin ein bisschen interessanter, da gibt es immerhin Begegnungen mit Menschen, aber das reißt's auch nicht raus. (Nach ein paar Episoden aufgegeben habe ich letztes Jahr in Polen, wo ich Lenz' "So zärtlich war Suleyken" lesen wollte und es komplett belang- und witzlos fand, echte Omalektüre.) ... Link
herr paulsen,
08.11.05, 08:38
Ich sach ja immer, im Ernstfall ist auch ein Nobelpreisträger erstmal der Nobelpreisträger der anderen. ... Link
humptydumpty,
09.11.05, 17:22
Mag mir nun auch der wüst fegende Gegenwind ins Gesicht peitschen: Ich mag die Stimmen von Marrakesh. Nun habe ich es nach einem Frankreichurlaub auf dem Kölner Hauptbahnhof morgens von zwei bis sechs gelesen, was unter Umständen meine Kritikfähigkeit minimiert haben mag, aber zumindest harscher Kritik dem Buch gegenüber mag ich mich nur ungern anschließen. Als Roman war's vermutlich nie geplant, ergo ist Erzählstringenz nicht notwendig. Pointenlos erschienen mir die Betrachtungen nicht unbedingt. Canetti hat gerade mit der "Blendung" sicherlich weit Bedeutenderes geschaffen und es mag Literatur geben, die weit mehr über den Ort ihrer Handlungen verrät, aber ich mochte den Erzählton und die Stimmungen. ... Link
isabo,
09.11.05, 18:16
Ach was, Gegenwind. Über Geschmack undsoweiter. ... Link |
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Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren
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