Ich will lieber so rein und so dumm sein wie weißes Papier.

Alles oder nichts. Ich habe von 1982 bis 87 Tagebücher geschrieben, von 14 bis 19, und sie sind alle gleichermaßen belanglos und uninspiriert. Eigentlich war ich die ganze Zeit nur in irgendwelche Typen verknallt, die mich nicht wollten, und wenn mich einer wollte, wollte ich ihn nicht. Außerdem "ist Anja jetzt mit Marcel zusammen", und ich muss mich schon arg konzentrieren, damit mir überhaupt wieder einfällt, wer noch mal Anja und Marcel waren. Über fünf Jahre ist das verdammt langweilig.

[Ich hab die Altpapierkiste ja noch nicht weggebracht. Weiß noch nicht, ob ich das wirklich übers Herz bringe.]

haha, ja, so aehnlich.
man hatte damit angefangen, als man hoerte, das zahlreiche (?) bekannte (?) schriftstellerinnen tagebuch gefuehrt hatten und die dann posthum veroeffentlicht wurden und ein toller erfolg waren...
dann habe ich mal das tagebuch vom jahr davor gelesen, da stand, lehrer x ist ne dumme sau und bla ist toll und superhot und 3 tage spaeter war er aber ein unsensibler schweinehund und eltern sind auch alle doof und was man mal gerne machen wuerde in der zukunft wurde vielleicht mal kurz gestreift, weil das hatte man der besten freundin schon in der schule auf kleinen zetteln gesteckt...

da kam dann die erkenntnis, das solche tagebuecher auch unter den dramatischsten umstaenden nichts sind, was die nachwelt grade erwartet hat oder auch nur die eigenen kinder lesen sollen, wenn man mal davon gegangen ist...

zerstoert habe ich meine ua deshalb nicht, weil ich damals noch viel gezeichnet habe und die buecher auch dafuer benutzt habe und seiten rausreissen ist so selbstzensorisch...

ich hab grad schwallsucht.

Das macht rein gar nichts.
Ich bin, ehrlich gesagt, einigermaßen erschüttert, wie wenig ich mich für irgendetwas außer meinem eigenen Sozialleben interessiert zu haben scheine. Die Vorstellung, dass das irgendwann mal irgendwer lesen könnte, bringt mich jetzt wieder dazu, sie allesamt wegschmeißen zu wollen.
Übrigens fällt mir gerade ein, dass besagte Anja Alison-Moyet-Fan war, und dass wir sie Aaanjaaa genannt haben, weil sie so langsam sprach. Was man natürlich unbedingt wissen sollte. Das steht da aber nirgends drin.

Nun, jetzt schreiben wir Blogs, vielleicht werden die posthum veröffentlicht, zum Beispiel im Internet oder was auch immer es bis dahin gibt, denn in so einem Blog ist natürlich alles weltbewegend und hochinteressant und literarisch wertvoll und unbedingt erhaltenswert. Ja.

zumindest haben wir (also die elite-blogger jenseits der 18) mehr zu sagen, als wer in wen verliebt ist oder so.
der schlimmste name frueher war doch jennifer. jenn-ihhhh-fehhhhhr. da gabs noch kein ke-wieeeeeen.
jennifers schwester (sylvias mother?) hiess perdita und beide waren haesslich wie die nacht und wohnten mit ihrer mutter in dem komischten haus aller zeiten. leider hatten sie keinen hund bruder namens pongo.

*schneidet sich den Satz wir (also die Elite-Blogger) aus und klebt ihn sich übern Computer*

Sangsema, Frau Mutant, wo wir hier gerade so nett plaudern - Sie waren nicht zufällig am Dienstag in Hamburg im "Frau Möller" und haben einen Teller Schnitzel und Bratkartoffeln oder sowas gegessen?

hm, klingt lecker, aber war ich nicht. wie sah ich denn aus?

Gut sahen Sie aus, und saßen fast neben mir.
Ich hab gerade noch mal in Ihren Flickr-Bildern gestöbert: nee, waren Sie nicht. Ich bin so schlecht mit Gesichtern.

also, gut seh ich schon aus ;-)
aber selten beim essen, da bin ich immer vollgekleht.

Deswegen dachte ich ja, Sie könnten es sein. Sie waren groß und dunkelhaarig und kräftig, sportlich. (Aber wahrscheinlich sind Sie in echt gar nicht so groß. So aus meiner Perspektive.)
Gut, dass ich Sie nicht angesprochen habe, wo Sie es ja gar nicht waren!

hehe, ja, ich bin angeblich klein. also unter 170cm.
und wenn ich in hamburg bin, esse ich meist portugiesisch oder koreanisch. oder wurst.
meine flickr-bilder sehn mir en privee garnicht aehnlich, habe ich grade entdeckt, weil ich sonst nie rugbysachen anhabe...

Als ich vor 2 Jahren umzog, hatte ich in einem Anzeigenblatt Möbel für umsonst inseriert. Während ein gutaussehehnder Student in meinem kühlen Altbaukeller 2 Schränke zum Abtransport zerlegte, las ich in meinen alten Tagebüchern aus den Jahren 1983 bis 1985. Trotz der kühlen Temperaturen wurde ich rot und mir heiß vor lauter Scham über schlimmste Pubertätsbelanglosigkeiten. R. hatte beispielsweise "ganz süß gegrüßt". Außerdem führte ich eine Jungen-Hitparade, die ich wöchentlich aktualisierte.

Und, hast Du sie behalten?
(Die Altpapierkiste steht hier noch. So richtig weg sind sie also immer noch nicht.)

Ja, weil mir das Zerschreddern oder Zerreißen zu mühsam war. Und im Ganzen wegwerfen geht ja nicht. Stell Dir mal vor, das läse jemand. Himmel, hilf!

siehe oben. dann besser behalten.

Ach, die Angst habe ich gar nicht; wenn das erstmal im Container ist, liest es doch kein Schwein mehr. Das kommt in irgendeinen Riesenschredder und wird dann in Wasser aufgelöst oder so. Und falls es irgendwie doch jemand in die Finger kriegen sollte, weiß er ja nicht, dass es von mir ist.

Manchmal ist einem ja nicht nur das peinlich, was man geschrieben hat, sondern auch das, was man so liest. Ich gestehe es jetzt trotzdem: ich lese gerade "Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags". Das ist in sehr vielerlei Hinsicht ein außerordentlich grässliches Buch, aber viele der Ansätze scheinen mir - abgesehen davon, dass man sich immer wieder ertappt fühlt - psychologisch doch ganz plausibel. Zum Thema Tagebücher würde die Autorin vermutlich sowas sagen wie: man muss das alte Selbst loslassen, all diese Dinge, die einem unangenehm sind, abwerfen, damit Raum ist für Neues und man nicht immer noch den alten Ballast mit sich rumschleppt. Das gilt natürlich erst recht, wenn in diesen Tagebüchern schlimme Zeiten beschrieben sind. Bei mir ist es komischerweise so, dass ich diese Zeit gar nicht als schlecht oder unangenehm in Erinnerung habe, aber es steht doch überraschend oft das Wort "gefrustet" drin.
Weg damit.

haha, es lesen mehr leute sachen aus dem altpapier, als sie denken!

Ach Quatsch. Ich werde mir natürlich einen leeren Container aussuchen, wo die Hefte ganz unten reinfallen. Selbst wenn die Container voll sind, müsste man, um was rauszufischen, schon sehr lange, sehr dünne Arme haben UND noch sehr gelenkig sein.
Und falls es wirklich irgendwer in die Finger bekommen sollte - nun, dann muss er zur Strafe halt seitenweise totlangweiliges Zeug lesen. Besonders viel "Michael hat heute in der Schule gar nicht mit mir gesprochen, aber Karsten ist total süß" erträgt doch kein Mensch. (Viel schlimmer wäre es doch, wenn es jemand in die Finger kriegt, den ich kenne.)

Für Blogs werden wir uns schon eher schämen, da braucht es keine 20 Jahre.