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Freitag, 13. Januar 2006
Verlegeroffensive geht weiter

Verleger gegen Urhebervertragsrecht
Die deutschen Verleger fordern in einer Resolution eine Korrektur des seit 2002 geltenden Urhebervertragsrechts. „Ohne eine rasche Korrektur dieser Novelle wird die Literaturlandschaft verarmen“, betonte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Publikumsverlage, Joachim Unseld, am Donnerstag in München. Die Zahl der von den Literaturverlagen geplanten Übersetzungen werde erheblich abnehmen; der Verlust von Arbeitsplätzen in den Verlagen drohe ebenso wie Erwerbseinbußen auf Übersetzerseite. Die Bundesregierung sei gefordert, Korrekturen zu veranlassen. Unseld nannte es fatal, wenn in Deutschland weniger übersetzt würde, „während die Welt sich globalisierend
immer weiter aufeinanderzubewegt“. (hhm)
F.A.Z. 13. Januar 2006, S. 34

Das, mehr und Ähnliches auch im Börsenblatt, der Berliner Morgenpost und vermutlich allüberall.

Mir kommen die Tränen. Im Deutschlandradio hat Unseld seine Behauptung, „die branchenübliche Honorierung hauptberuflicher Übersetzer entspreche mindestens dem durchschnittlichen Verdienst von Verlagsmitarbeitern und sei angemessen und redlich“ noch präzisiert: nämlich 3600,- EUR. Keine Ahnung, ob das brutto oder netto sein soll, ist auch fast schon egal, man kann da ganz fix eine kleine Milchmädchenrechnung zu aufstellen (immerhin agieren die Verleger ebenfalls mit Milchmädchenrechnungen, die Details zu den Zahlen in dem Artikel am Mittwoch habe ich Euch erspart):
Um 3600 EUR zu verdienen, müsste man als Freiberufler so übern Daumen gepeilt – na, sagen wir mal 4500 EUR einnehmen. Bei einem durchschnittlichen Seitenpreis von 17,50 EUR (den ich für eher hochgegriffen halte) macht das 257 zu übersetzende Seiten im Monat.
Zweihundertsiebenundfünfzig. Im Schnitt im Monat. Wenn man drei Wochen Urlaub, zwei Wochen krank, gelegentlich Büroarbeit, Fortbildung etc. mit einrechnet, vielleicht dreihundert?
Noch Fragen?
Ich möchte dann bitte keine Beschwerden mehr über die schlechte Qualität von Übersetzungen hören.

Ich geb's zu, ich habe zu wenig Ahnung vom Geschäft. Gerade lese ich, man müsse, um am Ende auf das gleiche Gehalt wie ein Angestellter zu kommen, als Freiberufler doppelt so viel einnehmen, also 7200,- EUR. (Arbeitszimmer, Krankenversicherung, Rentenversicherung etc.)

Da sind wir dann schon bei 411 Seiten im Monat.

Und dann höre ich auch wieder auf, Euch mit dem Thema zu belästigen, Hauptsache, Ihr merkt Euch:
glaubt kein Wort von dem, was die Verleger so sagen und die Zeitungen so schreiben. Außer es handelt sich um eine Pressemitteilung des VdÜ.

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Um als Angestellter auf netto 3.600,-- € zu kommen, dürfte das Bruttogehalt aber auch mal eben so bei 7.000,-- € liegen. Als Durschnittsgehalt im Verlagswesen erscheint mir das dann doch ein bisschen zu hoch.

Mein ehemaliger Nachbar übersetzt Patenttexte. Langweilig, aber lukrativ. Und weil es langweilig ist, hat er sich durch ein Aufbaustudium zum Literaturübersetzen qualifiziert. Ganz erfolgreich offenbar, denn ein paar Jahre später erschien in einer Zeitschrift ein von ihm übersetzter Text eines einigermaßen bekannten Autoren. War das ein Geschiss, bis er die Verantwortlichen dort soweit hatte, dass sein Name unter dem des Autoren stehen durfte und nicht winzig klein hochkant am Fuß der Seite.

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Der meint brutto. Hoffe ich. Sonst bin ich in der falschen Branche oder habe schlecht verhandelt.

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Klar meint er brutto. Nehme ich jedenfalls an, ich wollte nur andeuten, dass er da völlig unpräzise irgendwelche hanebüchenen Zahlen in die Welt setzt. Und bei Freiberuflern sind die Einnahmen ja nun auch nicht mit dem Bruttoverdienst gleichzusetzen. Bei seinen Angestellten hat er bestimmt auch nicht draufgerechnet, was z.B. der Arbeitsplatz kostet, Büromiete, Computer, Telefon, Bücher, Fortbildung, Reisen etc.
Ich will das auch gar nicht bis ins Detail vertiefen, es regt mich nur maßlos auf, wenn da offensichtlich böswillig und mit voller Absicht grotesk falsche Zahlen veröffentlicht werden. Denn dass er's nicht besser wüsste, nehme ich Herrn Unseld nicht ab. Und natürlich glaubt der Durchschnittleser ihm aufs Wort.

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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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