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Sonntag, 5. Februar 2006
Fragen

1. Wohnt man in New York auf der Upper East Side oder in Upper East Side (weil der Stadtteil so heißt)? Oder ganz anders?

2. Gibt es einen Unterschied zwischen Kunden, Klienten und Mandanten eines Anwalts? Es kommt mir so vor, als sei ein Mandant jemand, den der Anwalt vor Gericht vertritt. Wenn aber ein selbständiger Anwalt als juristischer Berater für ein Unternehmen tätig ist, würde ich das Unternehmen eher als Klienten bezeichnen, aber das habe ich mir nur so selbst ausgedacht. Der Duden bestätigt es ansatzweise, aber ich hätte gern noch einzwei kompetente Meinungen dazu.

Danke!

An der Upper East.
(Ich LIEBE Deine Einladungen zum Klugscheißen.)

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Meinste? Das hatte ich auch erwogen und dann doch wieder verworfen.

(Und ich liebe meine klugen Leser.)

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Doch. Mein Billigreiseführer meint in, Helene Hanff bzw. ihre Übersetzerin Susanne Höbel an - qed.

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Mandant, Klient, Kunde?

In Deutschland gibt es eigentlich nur "Mandanten" eines Anwalts. "Klienten" heissen die Mandanten eines Anwalts nur in John Grishams Romanen oder in Kanzleien aus den USA oder UK. "Kunden" hat ein deutscher Anwalt gar keine, weil er keinem Gewerbe nachgeht (das sagt unter anderem die Bundesrechtsanwaltsordnung (§ 2 Abs. 2 BRAO).

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Oh, vielen Dank!
Dann ist das ja wohl ein schönes Beispiel dafür, wie etwas so oft falsch (oder jedenfalls zu wörtlich) übersetzt wurde, bis es sich wirklich eingeschlichen hat. Interessant.
Nun geht es bei mir ja gerade um die Übersetzung eines amerikanischen Romans - würden Sie dort dann den "Klienten" in Ordnung finden oder immer noch darüber stolpern?

Ich hänge mal eben an, was der Duden sagt:

Man|dant, der; -en, -en [zu lat. mandans (Gen.: mandantis), 1. Part. von: mandare= anvertrauen] (Rechtsspr.): Klient eines Rechtsanwalts: jmdn. als -en annehmen; Die Verteidiger ... wollen Rücksprache mit ihrem -en nehmen (Noack, Prozesse 19).
© 2000 Dudenverlag

Kli|ent, der; -en, -en [lat. cliens (Gen.: clientis)= der Hörige, zu einem Verb mit der Bed. biegen, beugen, neigen u. eigtl.= jmd., der Anlehnung gefunden hat]: jmd., der [gegen Bezahlung] Rat, Hilfe bei jmdm. sucht, der jmdn. beauftragt, seine Interessen wahrzunehmen: die -en unserer Beratungsfirma erwarten absolute Vertraulichkeit; der Verteidiger hatte die bedrohliche Lage seines -en erkannt; Während des gesamten Tages ist die Kleiderkammer geöffnet und wird von verschiedenen -en (Nichtsesshafte, Ausländer, Asylanten) besucht (Zivildienst5, 1986, 17).
© 2000 Dudenverlag

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ich würde logisch gesehen sagen, dass man auf der upper east side wohnt. ist schliesslich die obere östliche seite vom park, also auf welcher seite wohnst du? auf der upper east side.

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öhm. also, ich würde jetzt aus dem bauch heraus auch sagen, dass man auf der upper east side wohnt.

(habe mal eine kurze zeitlang in n.y. gewohnt und würde mir jetzt komisch vorkommen, an der upper east side zu sagen ... aber es ist ja gerade nur mein bauch, der denkt, deswegen keine garantie ;)

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Die Richtungsangaben beziehen sich mE auf die Insel Manhattan, nicht auf den Central Park. Die Lower East Side grenzt zB überhaupt nicht daran.

Vielleicht hilft diese Einsicht ja auch beim Präpositionsdilemma weiter. Niemand würde behaupten, auf der Ostküste zu wohnen.

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Was sagt der Publikumsjoker?
in: 439
auf der: 700
an der: 784

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Tja, den Publikumsjoker hatte ich auch schon gefragt, hilft aber nicht.

Und gerade weil sich die Richtungsangabe auf die Insel bezieht, würde ich AUF sagen. Auf der östlichen Seite der Insel. Und danke für den Hinweis auf die Kollegin, ich hab sie gleich mal gefragt. Es war aber auch bei ihr eher eine Bauchentscheidung - mit diesem oder jenem Hintergedanken natürlich, aber die ultimative Begründung hat sie auch nicht.

Beschluss: ich bleibe bei AUF und bei MANDANTEN. Kann allerdings sein, dass ich es mir doch noch anders überlege, wenn ich noch neue Einsichten gewinne.

Leute, Ihr seid super, vielen Dank!

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Also die Amerikaner sind ja eh alle nen bissken komisch. Aber man wohnt definitiv in N.Y. und auf der Upper East Side.

Ansonsten würde man ja in N.Y. in der Upper East Side wohnen. Das ist ja ähnlich als wenn ich sagen würde, ich wohne IN Berlin IN Kreuzberg.

An der Upper East Side kann man übrigens nicht wohnen. Wenn ich die Belehrung meines Deutschlehrers noch richtig im Kopf habe, dann würde das bedeuten, das man irgendwo neben der Upper East Side wohnen würde. Ich steh ja auch AN DER Straßenbahnhaltestelle. Nicht auf oder in.

Es gibt eine kleine Eselsbrücke: In Amerika wohnt man immer AUF der Straße. Man hat ein Geschäft AUF der 5th Avenue. Nicht in und auch nicht an der.
Gleiches gilt wohl auch für Stadtteile

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Moooment, ganz langsam. Es würde nicht IN DER Upper East Side heißen, sondern IN Upper East Side. Eben weil der Stadtteil so heißt, genau, wie in Kreuzberg. "Ich wohne auf dem Kreuzberg" heißt es ja nur, wenn man oben auf dem Berg wohnt, aber wenn der Stadtteil gemeint ist, heißt es eben IN Kreuzberg.

Mit "an" haben Sie Recht, das ist sowas wie "bei".

Und dass man in Amerika AUF der Straße wohnt, ist, mit Verlaub, Quark. Es geht hier um die deutsche Sprache, und da wohnt man höchstens umgangssprachlich AUF einer Straße (zumindest solange man nicht "auf der Straße lebt").

Scheint, wir kommen dem Kern näher: vielleicht muss ich mir erstmal überlegen, ob ich "Upper East Side" ohne Artikel als Stadtteilnamen nehme, dann wäre es auf Deutsch doch "in Upper East Side", oder ob ich "die Upper East Side" als - tja, als was? als grobe Angabe der Lage nehme und es wie im Englischen "on the Upper East Side" als "auf der Upper East Side" übernehme. Und da im Original meist auch nicht "in Upper East Side" steht, bleibe ich bei Letzterem.

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NACHTRAG:
halbe Stunde später, total verunsichert. Kann man vielleicht doch "einen Laden auf der Mönckebergstraße" haben? Ächz, ich weiß gerade gar nichts mehr.

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Wo hier doch so gerne der Duden zitiert wird:

an/auf/in: Bei Straßennamen mit Straße, Gasse, Allee wird die Wohnung oder Lage mit in angegeben: Ich wohne in der Hebelstraße, mein Freund in der Brunnengasse. Das Geschäft liegt in der Frankfurter Allee. Bei Damm steht an, seltener auch auf: Ich wohne am (seltener:auf dem) Kurfürstendamm. Bei Markt und Platz steht an: Ich wohne am Altmarkt. Das Geschäft befindet sich am Herderplatz. Tritt bei einer Ortsangabe die konkrete Ortsvorstellung zurück, dann sind oft mehrere Präpositionen möglich: Ich arbeite zur Zeit auf dem/im/beim Finanzamt. Zur Frage der Mengenlehre an/auf/in der Hauptschule.

Duden Bd. 9 - Richtiges und gutes Deutsch, 5. Aufl., 2001

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Andererseits heißt es dribbdebach: Bei uns uff de Gass, da kann mer hibbe un laafe.

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Stief, mein Held, an mein Herz!

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Mir alles egal. Denn ich geh jetzt auf Schalke. So.

Wenn jemand einen Text von der einen Sprache in die andere Übersetzt und dann mit einem Duden ankommt, den kann ich nur auslachen.
Es geht ja bei Sprache nicht darum sich an exakte Regeln zu halten, sondern eine Stimmung oder Einstellung zu transportieren.
Der Duden ist für alle die gut, die Gebrauchsanleitungen schreiben wollen. Der Rest darf ihn getrost vergessen.

Ich denke es geht bestimmt beides bzw sowohl auf als auch in ist richtig.
Allerdings wenn ich ausdrücken wollte das ich in einen etwas besseren Stadteil wohne, beziehe ich mich auf das Side. Ich wohne also auf der besseren Seite der Stadt (auf der Upper East Side).

Zu Schalke kann jeder hingehen. Aber auf Schalke gehen, dass ist was besonderes.

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Aber hallo geht man auf Schalke, denn das heißt so.

Natürlich geht es beim Übersetzen darum, eine Stimmung zu transportieren, Stil, Rhythmus etc. Und Sie haben Recht, dafür muss man sich nicht immer an Regeln halten, vieles lebt davon, dass man Regeln verletzt. Dafür muss man die Regeln aber erstmal kennen, um auf sicherem Boden zu stehen.
Der Duden ist sicher nicht unfehlbar, aber doch ein Ratgeber - was nicht heißen muss, dass ich mich in allen Fällen an seinen Rat halte. Ehrlich gesagt: ich würde eher jemanden auslachen, der meint, er bräuchte den Duden nicht. Denn einfach so drauflosschreiben, wie es einem gerade in den Sinn kommt, funktioniert in den wenigsten Fällen, es gibt durchaus Dinge, die nun mal richtig oder falsch sind. Aber die Entscheidung, was ich im konkreten Fall wie benutze, ob ich mich an den Duden halte oder nicht, liegt natürlich bei mir.

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Mandanten

Ich hätte mir das so erklärt: Zum Mandanten wird man erst durch das Mandat, also indem man dem Rechtsanwalt einen Vertretungsauftrag erteilt. Wenn ich aber z.B. nur das Beratungsgespräch konsumiere, das mir die Rechtsschutzversicherung einmal jährlich zugesteht, und mir vom Anwalt juristische Feinheiten bei Hausverwaltungsverträgen erklären lasse, bin ich Klient. Denkt sich die Nichtjuristin...

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Stadtteile

Ich muß ja nun doch noch meinen Senf zu den Stadtteilen geben, obwohl sich meine Autorität nur darauf gründet, daß meine Tochter auf der NYU studiert. Upper East Side, genau wie Bronx sind natürlich "auf der (Seite)" bzw. "in der Bronx", da sie Artikel haben. "Queens" und "Brooklyn" zum Beispiel sind "in", da sie keine Artikel haben — und zwar Artikel im Englischen. Meine Tochter wohnt z.B. ein paar Blocks östlich von der Uni, als nicht in "Greenwich Village" (ohne Artikel) sonder n "in der East Village" (mit Artikel). HTH.

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Mandanten. Oder lieber doch Klienten?

Hmmmm, der Duden ist natürlich ein starkes Argument. Dennoch - und mit einer gewissen den Juristen eigenen Beharrlichkeit - ich würde auch nach längerem Nachdenken und einem Glas Rioja in jedem Fall nur von "Mandanten" sprechen.

Es kann sein, dass ich mit 40+ altmodisch bin, aber in jungen Jahren war ich einmal ein gutes Jahrzehnt Anwalt (und junger dazu) und wer meine "Mandanten" als "Klienten" ansprach, war allenfalls ein Praktikant, der gerade Grishams Romane gelesen hat. Da geht das auch durch, denn in den USA heissen die "Mandanten" ja auch "Klienten". Das ist aber jetzt wirklich nur Gefühlssache.

Vorschlag: Machen Sie soch eine Umfrage auf dem Law-Blog von RA Vetter. Der ist da sicher up to date.

Was die "Kunden" betrifft, hatte ich Ihnen mit der BRAO schon ein Indiz geliefert. Kucken Sie die BRAO mal im Volltext durch und Sie werden keinen einzigen "Kunden" (oder "Klienten") finden, weil "Kunden" angeblich nur ein Gewerbetreibender hat und Anwälte ja ziemlich stolz darauf sind, keine Gewerbetreibenden zu sein.

So, genug für heute... Grüsse und gute Nacht allerseits.

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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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