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Montag, 14. August 2006
Hissidasse dei

Die Richardstraße heißt heute anders, wir sind nicht sicher, ob wir richtig sind. Kurz nach dem Krieg ist sie dort weggezogen, da war sie neun oder zehn, aber als wir um die Ecke biegen, weiß sie es sofort: hier ist es. Dies war unsere Wohnung, da vorne ist der Durchgang zum Garten. Ich kenne diesen Durchgang, Oma hat immer noch ein Bild davon im Zimmer hängen, das ein Nachbar gemalt hat. Immer, wenn wir Oma besuchen, erzählen wir ihr, dass wir jetzt in Hamburg wohnen, und dann sagt sie Hissidasse dei und grinst. Richardstraße drei, schwierig auszusprechen für ein Kind.
Die Wohnung steht offensichtlich leer, es scheint aber jemand drin zu sein. Wir klingeln einfach, eine junge Frau öffnet, sie renoviert gerade. Die Schwiegermutter sagt, sie hat hier früher mal gewohnt, im Krieg, die Frau sagt, kommen Sie doch rein. Zu sechst betreten wir die Wohnung. Da hinten, hinter der Küche, sagt sie, ist der Balkon, da hat Oma mich immer übers Balkongeländer in den Garten gehoben. Vor dem Balkon stand meine Sandkiste. Wollen Sie auch in den Garten, fragt die Frau und lässt uns in den Garten, was für ein Garten! Ein Park fast, riesig, in Parzellen aufgeteilt für die vielen Bewohner drumherum, wie eine große, alte Schrebergartenanlage, viele Parzellen gepflegt, beackert, mit Blumen oder Rasenflächen, andere ganz verwildert, alle mit altem Pflanzenbestand. Ich glaube, sagt sie, das da war unser Garten, es stand ein großer Birnbaum drin. Da hinten am Ende der Anlage war ein Spielplatz, ob der noch da ist? Ist er nicht, stattdessen ein Labyrinth, zwei Meter hohe Hecken, dazwischen Gänge, Abzweigungen zu den Gärten. Heilige Ruhe, niemand da, nur Blumen und alte Obstbäume und Tomaten und Lauben und Bobbycars und Hecken. Da oben, sagt sie, hat meine Freundin gewohnt, sie hat mal das Dreirad meines Bruders geklaut. Sie haben es anders angemalt, aber in einem der Löcher für die Schraube zum Verstellen der Sitzhöhe klemmte eine Murmel, die nicht mehr rausging, daran habe ich es erkannt. Oma ist dann hingegangen und hat die Nachbarin zur Rede gestellt. Da drüben in dem Haus hat sich immer die HJ getroffen, und wir haben am Fenster gesessen und rübergeguckt und waren ganz neidisch. Die haben gespielt und gesungen, wir wollten auch hin, aber wir waren noch zu klein und durften nicht. Und in dem Haus war der Milchladen. Einmal hat Oma mich Milch holen geschickt, und als ich mit meinem Liter Milch aus dem Laden kam, waren da größere Jungs, die haben gesagt, ich muss die Milch in die Gosse kippen. Das habe ich dann auch getan.
Als wir gehen, sagt die junge Frau: kommen Sie gerne wieder, sie sind jederzeit willkommen.

Immer wieder schön eigenartig so eine Reise in die Vergangenheit ...

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hm. (danke)

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Die Schwiegermutter hat Oma erzählt, dass wir dort waren. Oma hat gestrahlt und gesagt "Ja, da haben wir schön gewohnt." Sie erinnert sich aber nicht mehr, wie die Wohnung aufgeteilt war, und was in dem ganz kleinen Zimmer war. Überhaupt erinnert sie sich an fast gar nichts mehr. Aber dass der zweite Garten links ihrer war, das weiß sie noch, und dass ein großer Birnbaum drinstand.

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Last modified: 06.06.24, 10:52
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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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