Klassische Musik ist wie Lyrik ist wie Aal.

[Ich weiß sie nur in sehr kleinen Dosen zu schätzen. Ich kann nicht eine Stunde lang Gedichte lesen, und im Konzert langweile ich mich schnell. Oper ist was anderes: es ist abwechslungsreicher, es wird eine Geschichte erzählt, geschauspielt, man kann das Bühnenbild betrachten, die Kostüme; es passiert was und es gibt was zu gucken. Außerdem höre ich überhaupt gern Gesang. Aber Kammerkonzert? Ohne Gesang? Eine Zeitlang kann ich mich noch an der Eleganz der Bewegung des rechten Arms der Streicher erfreuen, aber dann ist irgendwann Schluss. Mit den Gedanken bin ich längst woanders und nehme nicht mehr viel wahr, auch wenn ich anerkenne, dass da was Tolles geboten wird. Gedichte? Neulich wieder versucht, Pablo Neruda, Emily Dickinson – zweidrei Gedichte sind wunderbar, aber dann reicht es, dann lese ich nur noch Wörter, aber keinen Text mehr. Ein winziges Stück Aal, vielleicht anderthalb Zentimeter: lecker. Mehr kriege ich nicht runter.]

Klassische Musik kann ich lange, aber Oper meist nicht. Vor allem keine italienischen. Das ist dann wie Aal. Da fang ich auch an zu zählen.

Und manchmal stinkt der Fisch vom Kopf her.