... is a blog
Dienstag, 12. September 2006
Bloggen (Echauffage 2)

Die meisten Blogger erzählen ziemlich viel von sich selbst. Und zwar freiwillig. Zwischen den Zeilen kommt noch deutlich mehr rüber. Was sie erzählen, geht strenggenommen niemanden was an, zumindest die Öffentlichkeit nicht. Man erzählt es trotzdem. Was man von sich mitteilt, teilt man freiwillig mit, und manche interessieren sich dafür; entweder, weil sie einen kennen, oder obwohl sie einen nicht kennen. Und mir geht regelmäßig das Messer in der Tasche auf, wenn Leser geradezu fordern, man solle noch mehr erzählen. Persönliches. Da stehen plötzlich Fragen oder Bemerkungen in den Kommentaren, die in die Intimsphäre eines Bloggers eindringen. Herrgott noch mal! Wenn jemand erzählt, dass er ins Krankenhaus musste, jetzt aber wieder alles okay ist, und er nicht erzählt, warum er ins Krankenhaus musste, dann wird er seine Gründe haben. Da hat niemand öffentlich nachzufragen. Man kann ihm alles Gute wünschen, mehr geht einen nichts an. Es geht auch niemanden was an, wer denn nun mit wem zusammen ist, solange derjenige es nicht selbst erzählt. Und wenn jemand alleinerziehend ist, dann ist jemand alleinerziehend, und es ist vollkommen wurscht, warum er oder sie nicht mehr mit dem anderen Elternteil des Kindes zusammen ist. Und so weiter. Solche Fragen kann man stellen, wenn man befreundet ist, wenn man sich zumindest kennt, wenn die Stimmung danach ist, privat, aber verdammt noch mal nicht. in. der. Öffentlichkeit. So ein Blog ist doch kein Privatgespräch zwischen dem Blogger und einem Leser, der ein „Recht“ auf irgendwas hätte.
Ende der Durchsage.

Punkt.

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Falls ich je ein Impressum schreiben sollte, werd ich diesen Text drin verlinken. Ach nee, ich werd ihn einfach nach manchen Kommentaren verlinken. Dank!

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Ich weiß nicht, ist das so schlimm? Oft sind das Fragen, die man auch in einem Gespräch stellen würde, z. B. um eine Äußerung besser einordnen zu können oder vielleicht auch nur aus Anteilnahme. Und im Gegensatz zur Unterhaltung, in der die soziale Dynamik unmittelbar zuschlägt, ist es online doch eigentlich kein Problem, nicht mit der gewünschten Information rauszurücken, oder?

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schlimm sind für mich nicht die fragen per se, manchmal, sondern die art wie sie gestellt werden. egal ob im blog oder im persönlichen gespräch. ich verstehe auch nicht, dass menschen nicht fragen können "möchten sie darüber sprechen" oder sagen können "ich möchte nicht darüber sprechen" oder "das geht euch nichts an". manche verstehen es eben nur mit dem holzhammer, daran sollte es aber nicht scheitern.

eleganter ist es aber in jedem wie auch immer gearteten fall einfach anzunehmen, dass jeder spricht wenn er möchte, und worüber er will, wenn nicht, dann eben nicht. das leben ist ja keine quzizveranstaltung.

leider interpretieren viele das nicht-fragen dann als desinteresse.

ich persönlich zieh' mich gerne mit einem "aber das ist eine andere geschichte" aus der affäre. bohrt jemand nach, sag ich "das geht sie/dich nichts an". wenn das jemand beleidigt, kann ich es nicht ändern.

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Es ist eine Frage des Fingerspitzengefühls. Ich meine ja nicht, dass man überhaupt nichts fragen soll (ich freu mich zum Beispiel immer, wenn jemand mich was übers Übersetzen fragt), aber man muss sich schon überlegen, wie intim man wird. Ein Blog ist öffentlich - ich weiß, dass man gelegentlich dazu neigt, das zu vergessen.
Ein Privatgespräch ist etwas völlig anderes, aber auch da muss man dieses Fingerspitzengefühl haben. Manchmal möchten Leute, dass man fragt, sie möchten etwas erzählen, wollen einen aber nicht unvermittelt damit überfallen. Dann fragt man, und zwar vorsichtig, oder je nachdem, wie gut man sich kennt.
Im Blog erzählt jemand genau den Teil, den er erzählen möchte. Was er selbst als seine Intimsphäre begreift und nicht erzählt, geht die Öffentlichkeit auch nichts an. Ich meine hier die Fragesteller, die genau in diesen Porzellanladen preschen.

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PS: Bevor sich hier jemand fragt, ob er mir auf den Schlips getreten ist: ich spreche nicht von mir, es ist mir noch gar nicht passiert. Liegt vielleicht daran, dass ich ohnehin nicht viel sehr Persönliches erzähle. Der Anlass lag anderswo.

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Fragen muss man ja nicht beantworten, aber heikel wirds dann, wenn in der Frage schon Informationen transportiert werden, die der Frager aus dem wirklichen Leben kennt und die man nicht im Blog sehen will. Das passiert gerne mal, wenn man Freunden,die nix über das Bloggen wissen, die Blog-URL mitteilt.

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So isses

Mir ist ohnehin viel zuviel Befindlichkeit und zu wenig Diskussion in der Blogwelt.

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Danke, du sprichst mir aus dem Herzen. Hab da einen off-line Beitrag, der zur Erhellung beitragen kann. Es ist nämlich ganz einfach: haste Hunger, gehste zum Bäcker. Haste ein Problem, gehste zum Psychater und so weiter ...

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Ach nein, ich glaube nicht, dass jeder, der mal eine Grenze überschreitet, gleich ein Problem hat und zum Arzt muss. Stalking ist ja noch ein ganz anderes Thema, das meinte ich gar nicht.

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Ich glaube, ich habe gerade gesehen, was Sie meinen. Der empfohlene Leser.
In der Tat ein stumpfer Rambo im Porzellanladen.

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Ich finde, man soll diese Idioten am besten ignorieren. Die Frage ist nur, ob man solche Kommentare löschen soll. Irgendwie finde ich Löschen doof, vielleicht reicht das Ignorieren.

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Last modified: 06.06.24, 10:52
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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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