John Neumeier: Fenster zu Mozart

Gott, ist das schön. Natürlich sind wir vollkommen unvorbereitet; ein paar „Fenster“ soll es geben, fünf oder sechs, das wissen wir, in denen jeweils Szenen aus Mozarts Leben erzählt werden, oder so ähnlich, und die Musik ist nicht ausschließlich von Mozart, sondern auch von anderen Komponisten, die sich irgendwie auf Mozart beziehen. Mit diesem Bisschen Halbwissen wird’s schon gehen, denken wir, geht aber nicht, wir verstehen es nicht. Aber wie unglaublich schön das ist! Musik von Mozart, das Bühnenbild ganz schlicht, alles ist blau, alle Tänzer tragen das gleiche, ebenfalls blau, bis auf einen, der ist bestimmt Mozart. Beziehungsweise der andere da, vielleicht ist der Mozart. Irgendwann halte ich vier Leute für Mozart, das kann ja auch nicht sein. Egal, es ist zauberhaft, wunderschön anzusehen.
Im zweiten Bild ist alles Orange, die Musik ein Grauen. Es quietscht und dengelt, was soll das, ich will Mozart! Mit fehlt der Zugang zu moderner E-Musik, das ist mir alles zu schräg, ich möchte schöne Melodien. Erst recht, wenn ich auf Mozart eingestellt bin. Außerdem sind wir jetzt bei den Frauen in Mozarts Leben angekommen, von denen eine permanent schrill rumlacht. Im Ballett! Kreischendes Theaterstadl-Lachen! Nein, keine Gnade, das ist furchtbar.
In der Pause kaufen wir dann doch mal ein Programmheft. Es gibt tatsächlich fünf Mozarts, nämlich das Wunderkind, Wolfgangerl, Wolfgang Amadeus, Wolferl und W. A. Mozart. Kann man machen. Ist aber auch egal, ich muss das nicht verstehen, denn ab jetzt ist die Musik wieder schön, und der Tanz, der Tanz! Ich bin hingerissen. So zart alles, so leicht, so elegant. Und so eindringlich und zu Herzen gehend und anrührend.
Es wird ziemlich viel auf die Bühne und gleich wieder runtergerannt, das hätte nicht sein müssen, außerdem werden dauernd Frauen durch die Gegend getragen wie Schaufensterpuppen, das hätte man sich auch ein paar Mal schenken können. Und zum Finale wird noch mal alles aufgefahren, um nicht zu sagen: ein bisschen dick aufgetragen. Aber das ist nur meine kleine Privatmeinung, ich bin keine Choreografin, ich verstehe nichts vom Ballett, ich weiß nur: ist das schön. Zauberhaft. Hinreißend. Gebt mir schwärmerische Adjektive.
Seither überlege ich, ob es wohl so was wie Ballett-Anfängerkurse für komplett ungelenkige und eingerostete Vierzigjährige gibt. Hrm.

Diese Kurse gibt's. Ich hab allerdings schon aufgegeben, bevor ich richtig angefangen habe. Mein Körper mag nämlich nicht leicht, elegant und zart, sondern lieber holprig, schwer und träge. Ausserdem hasse ich es, wenn klassische Klavierstücke in den Stunden zu monotonen Taktvorlagen niedergebügelt werden. ICH KANN'S NICHT MEHR HÖREN, ECHT!

"On Stage" hat im Januar Aktionspreise: Keine Aufnahmegebühr und nur 33€ (glaube ich) im Monat. Gibts vier Mal in HH.

http://www.on-stage.de

ballett fand ich schon als 4-jaehrige extrem beschwerlich und schmerzhaft.
kann auch an dem alte-schule lehrer gelegen haben, die gelenke sind jedenfalls alle rott seitdem.
immerhin, die "gelenkigkeit" hat sich erhalten. da kann man schon mal mit angeben, vor jungen menschen, die kein spagat koennen.