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Dienstag, 6. Februar 2007
Bildungsbürgertelefonat

[Man sollte dazu vielleicht wissen, dass meine Mutter Philosophie studiert hat und ich Anglistik.]

Ich: Blabla, da gibt es diesen Aufsatz von Kleist …
Mama: Du hast Kleist gelesen? Woah! Da muss ich ja demnächst „Sie“ zu Dir sagen.
Ich: Nö, nur den einen Aufsatz. Dafür hast Du Hegel und Kant und Nietzsche gelesen.
Mama: Nö. Naja, Nietzsche ein bisschen. Aber Kegel und Hand kenne ich auch nicht.
Ich: Dann brauche ich ja auch kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, dass ich Shakespeare nicht gelesen habe.

War's in Changing Places oder Small World von David Lodge, wo diese Dinner Party unter Akademikern vorkommt, auf der jeder seine peinlichste Wissenslücke offenbaren sollte? Und der Protagonist, ein Prof. für Englische Literaturwissenschaft furchtbar auf die Schnauze fällt, weil er zugibt, dass er Hamlet nie gelesen hat?

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Changing Places wars glaube ich. Und das dort beschriebene Spiel (es gibt einen Punkt für jeden aus der Runde, der das Buch, das man nicht gelesen hat, gelesen hat) funktioniert auch realiter ganz wunderbar, wenngleich man es nicht, wie im Roman, mit Vorgesetzten spielen sollte.

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Einmal gingen wir, statt Englisch-Seminar zu machen, mitsamt der englischen Dozentin ins Café. Sie bestand allerdings drauf, dass wenigstens Englisch gesprochen werden sollte, das kam aber nicht recht in Gang, also schlug sie das Truth Game vor: nicht unbedingt mit Büchern, aber jeder muss eine Wahrheit über sich gestehen, etwas, das er schon getan hat oder noch nie getan hat, und bekommt dann einen Punkt für jeden anderen, der es schon getan hat. Sie fing an mit "I never finished a russian novel", das gab sehr, sehr wenige Punkte, ich hingegen habe sehr viele Punkte geholt, weil ich noch nie eine ganze Flasche Bier allein ausgetrunken hatte (habe ich inzwischen, schmeckt mir aber immer noch nicht), und irgendwann gab sie es auf, "it doesn't work, you have to be drunk, and you have to talk about sex."

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Ah,

aber dank Studium koennten sie beide, wenn sie wollten. Jederzeit quasi.

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Nicht nur das Bekennen, auch das Schließen von Bildungslücken kann Unannehmlichkeiten bereiten, Phantomschmerzen nämlich.

Beispielsweise habe ich trotz Physik-Leistungskurs' lange nicht kapiert, was es mit dem Erden von elektrischen Geräten auf sich hat. Dank eines einschlägigen Studiums kann ich das inzwischen sogar erklären, fühle mich dabei aber noch immer ein wenig wie ein Hochstapler.

Apropos: War das der "Mein Mund ist schneller als mein Kopf - und das ist gut so!"-Aufsatz?

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Nein, eher der "Manchmal brauche ich meinen Mund, wenn der Kopf allein nicht zurechtkommt"-Aufsatz.
Mein Blog bildet mich nämlich.

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Last modified: 06.06.24, 10:52
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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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