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Freitag, 23. Februar 2007
Gelesen

Annette Pehnt: Haus der Schildkröten

Frau von Kanter ist noch völlig klar im Kopf, kann aber nicht mehr sprechen und sich kaum bewegen. Jeden Dienstag kommt ihre Tochter sie besuchen.
Der Professor ist körperlich noch fit und muss den ganzen Tag arbeiten und Aufzeichnungen machen. Die kann allerdings niemand lesen, es ist nur Gekritzel. Dienstags bekommt er Besuch von seinem Sohn. Manchmal weiß er, dass das sein Sohn ist. Der Sohn und Frau von Kanters Tochter lernen sich kennen und – na ja, lieben, vielleicht.
Frau Hint ist körperlich und geistig noch ganz gut beieinander. Herr Lukan hingegen nimmt nur noch Geräusche wahr. Alle lieben den Pfleger Maik, der so viel einfühlsamer ist als die ruppige Gabriele, und Dienstags gibt es Kirschkuchen im Haus Ulmen.

Es geht um das Verhältnis zwischen Eltern und erwachsenen Kindern, und es geht um die Liebe zwischen zwei nicht mehr ganz jungen und nicht mehr unbeschädigten Angehörigen der Alten. Es geht um den Alltag im Altersheim, darum, dass alle sich bemühen und trotzdem nie etwas gut werden kann, und es geht um alte Verletzungen und Verpflichtungen und neue Unsicherheiten. Das alles geht einem deswegen so nahe, weil es nicht im Geringsten auf die Tränendrüse drückt, weil es ganz ruhig und klar, fast möchte man sagen: in schlichten Worten die Innenperspektive der einzelnen Personen nachzeichnet. Und dabei gar nicht humorlos ist. Ein großartiges, leises Buch – geht hin in die kleine Buchhandlung um die Ecke und kauft es.

Haus der Schildkröten

Nach der Lektüre des Buches war ich zwiespältig. Ich hatte einige potitive bis begeisterte Rezensionen gelesen. Und es ist ja auch viel Wahres d.h. Zutreffendes literarisch umgesetzt, was die Beziehung zwischen Kindern und alternden Eltern, Menschen im Heim und den Zuständen in vielen Heimen betrifft.
Aber manches ist eben auch stereotyp. Natürlich - möchte man fast sagen - ist es eine männliche Pflegeperson, die besonders nett ist und eine weibliche, die besonders unsensibel ist.
Glücklicherweise erlebe ich, dass Alltag im Pflegeheim auch ganz anders sein kann - und zwar auf bezahlbarem Level.

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Nun, dass der beliebteste Pfleger "natürlich" (ja, ist mir auch aufgefallen) ein Mann ist - geschenkt. Aber Gabriele ist ja auch nicht verkehrt, sie ist halt ein bisschen handfester, aber nicht bösartig.
Dass es "glücklicherweise" auch ganz anders sein kann - ich erlebe in der weiteren Verwandtschaft, dass es auch schrecklicherweise ganz anders sein kann. Ich finde, Annette Pehnt hat es geschafft, mit großem Respekt vor ihren Figuren darzustellen, dass es eben keine schöne Lebenssituation ist, obwohl sich - im Rahmen ihrer Möglichkeiten - wirklich alle nach Kräften bemühen. Ja, das ist bitter.

(Achtung, Spoiler: Ein klitzekleines bisschen hat mich die Szene gestört, mit der sozusagen "erklärt" wird, warum Gabriele so ruppig ist. Die hätte es nicht gebraucht.)

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Last modified: 06.06.24, 10:52
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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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