Dienstag, 20. März 2007
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isabo,
14:13
Vielleicht war ich auch deswegen so lange nicht in Japan, weil ich wusste, dass ich mich in Grund und Boden schämen würde, weil ich kein Wort Japanisch mehr kann. Vor mir selbst schämen. Inzwischen ist das aber alles so lange her, dass ich jetzt beschlossen hatte, mich einfach nicht mehr zu schämen. Aber: erstaunlicherweise kann ich gar nicht nichts. Ich kann immer noch Sätze bilden. Damals habe ich an einer Sprachschule studiert, die mit Pattern Drill arbeitet, und die eingebläuten Muster sind immer noch drin, in meinem Kopf. Die Vokabeln habe ich natürlich vergessen, aber auch da kommt ein bisschen was wieder. Naja, nicht viel. Frage ich A., was noch mal Portemonnaie heißt, saifu, sagt sie, ach ja, genau. Drei Stunden später taucht in meinem Kopf plötzlich und unerwartet der Satz auf: Reji de okane o haraou to shita toki, saifu ga nai no ni ki ga tsukimashita. Als ich an der Kasse gerade bezahlen wollte, fiel mir auf, dass ich mein Portemonnaie nicht dabei hatte. Das ist grammatikalisch immerhin einigermaßen kompliziert, und ich kann die Konstruktion noch; wieder hochgespült durch das eine Wort. Mir fällt ein, dass Frau Wildersüden, die in Japan aufgewachsen ist und schon vor Beginn unseres gemeinsamen Studiums Japanisch sprach, mir einmal erzählte, ein japanischer Freund von ihr habe gesagt, ich spräche so ein gepflegtes Japanisch. Ich glaube fast, wir waren in diesem Moment beide ein wenig neidisch aufeinander. Sie auf mich, weil mein Japanisch so gepflegt war, und ich auf sie, weil ihr Japanisch so viel „echter“ war als meins, richtiges Japanisch, wie man es eben spricht; ich konnte ja nur so sprechen wie ein Lehrbuch. Heute gefällt mir der Gedanke: ich weiß zwar kaum noch Wörter, die paar wenigen kann ich aber in ausgesuchter Höflichkeit zu vollständigen und korrekten Sätzen aneinanderreihen.
kid37,
20.03.07, 17:45
Dabei wäre es doch einleuchtender, hieße tondemonai "Portemonnaie" - und "Aber nicht doch" einfach saifu. Ist das vertrackt in diesem Land. ... Link
isabo,
20.03.07, 22:28
Tja. Hätten die Japaner mal rechtzeitig auf Sie gehört, Herr Kid, dann säße ich jetzt nicht so blöd da und hätte alles vergessen. ... Link
frauniepi,
21.03.07, 08:49
durch die arbeit mit touristen kann ich in acht sprachen erklären, wo die toiletten sind. zu mehr reicht es meist nicht, was aber keinen stört, weil sie eh schon auf dem weg zum wc sind. nuscheln hilft immer. komischer weise denken viele dann ich könnte die sprache. ich bin ein sprachenbluffer! ... Link |
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Last modified: 06.06.24, 10:52 Status
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Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren
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