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Dienstag, 3. Juli 2007
Mit Verlaub,

Herr Rowohlt, Sie sind reichlich arrogant.

?

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"Mittlerweile fühlt sich das Publikum verarscht, wenn ich dieses Klischee nicht bediene."

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Also ich kann dieser "Arroganz" einiges abgewinnen, und Herrn Rowohlts Witz zudem. Mehr davon!

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Weia. Vielleicht, wenn Ihr alle mal die rosaroten Fan-Brillen abnehmt?
Oder muss ich den Ausdruck "arrogant" noch durch ein "selbstgerechter Wichtigtuer" konkretisieren?

(Ich kann auch gerne detaillierter auf das eingehen, was er da sagt. Aber nicht mehr heute.)

((Das Schlimme ist, dass Harry R. vermutlich, mit diesem Vorwurf konfrontiert, achselzuckend sagen würde: Ja, ich bin halt arrogant, na und? Ätzend, ich kann's mir genau vorstellen.))

(((Ich hab ja sonst gar nichts gegen ihn. Ich kenne ja weder ihn noch seine Übersetzungen.)))

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Verbrecherich

Auweia: Männer sollten nur von Männern übersetzt werden?! Willkommen im 21. Jahrhundert. Und Krimis am besten nur noch von Verbrechern in andere Sprachen transferieren lassen, damit es auch authentisch bleibt.

So ein Stuss. Mag ihn eigentlich, aber das ist echt fies. Und was er zur Bezahlung der Übersetzer und Übersetzerinnen sagt, ist nicht nur arrogant, sondern unsagbar schäbig.

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"Auweia: Männer sollten nur von Männern übersetzt werden?!"

sagt er doch garnicht.

ist harry rowohlt bashing jetzt in? ich bin uebrigens kein fan von ihm (im sinne: von seinem oeuvre), wohl aber von seiner arroganten art

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Ich zitiere Frage und Antwort:

"F: Sie übersetzen ausschließlich Männer. Gibt es dafür einen Grund?

A: Natürlich. Erstens sollte der Übersetzer dem Originalautor so wesensverwandt wie möglich sein..."

Zugegeben redet Rowohlt hier nicht von einer ausschließlichen Übereinstimmung des Sexus von Autor und Übersetzer, aber er intendiert mit seiner Antwort, dass männliche Übersetzer den männlichen Autoren am ehesten wesensverwandt und damit am besten wären, diese zu übersetzen.

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Aber sag mal, warum übersetzt Du eigentlich keine Frauen?

Aus statistischen Erwägungen heraus. Etwa 80 Prozent aller Autoren sind Männer, und 90 bis 95 Prozent aller Übersetzer sind Frauen. Wenn es also eine Frau einmal geschafft hat, ein Buch zu schreiben, sollte sich auch eine Frau finden, die ihr das übersetzt. Ich empfinde mich mit dieser Einstellung als femistische Speerspitze. Sogar Alice Schwarzer hat mich deshalb gelobt. (...)

aus: In-Schlucken-zwei-Spechte. Harry Rowohlt erzähtl Ralf Sotscheck sein Leben von der Wiege bis zur Biege

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Absolut. Wahrscheinlich ist Altersarroganz ein kreativenspezifisches Krankheitsbild? Elke Heidenreich war ja auch mal lustig und konnte spontan lachen.

Aber einen von Rowohlt übersetzten Asterix würde ich doch mal gern lesen. Allein bei den Personennamen hat EHAPA nämlich tatsächlich schon von Anfang an vollmundig und tonnenweise Gags verschenkt. Später haben sie versucht, in der Richtung nachzubessern, aber die kalauernden Schwachmaten, die sie an die letzten Bände gesetzt hatten übertrafen noch das Trauerspiel der senilen Späße von Albert Uderzo.

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Nee, ich glaube, das ist eher so eine aus den Spaghetti-Western der 60er abgeguckte Mackernummer - weit verbreitet in der Generation, s.a. Joschka Fischer.

Rowohlt-Asterix: Jaaa! "Sohlingenolix" (rowohltsch für "Automatix") habe ich erst letztens auf der A3 kapiert.

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Okay, also jetzt noch mal im Detail, von vorne nach hinten:

Männersprache/Frauensprache ist ein interessantes Thema, und ich halte es auch für diskutierenswert, ob Männer von Männern und Frauen von Frauen übersetzt werden sollten. Ich habe dazu noch keine rechte Meinung.
Ob die Zahlen, die Rowohlt nennt, 80% männl. Autoren und 95% weibl. Übersetzerinnen, irgendwie gesichert sind, weiß ich nicht, aber in der Tendenz sind sie wahrscheinlich nicht falsch. Wobei ich mir bei den Autoren nicht mal sicher bin; bei den ganzen Krimis und Frauenromanen gibt es doch ziemlich viele Autorinnen.
Dass Alice Schwarzer aber einen Satz wie "Wenn eine Frau es einmal geschafft hat, ein Buch zu schreiben, …" für die Speerspitze des Feminismus hält, kann ich nicht glauben. Ach, vielleicht sollte das ein Scherz sein -na denn: haha.

Haben es Frauen bei der Übersetzung männlicher Autoren schwerer?

Rowohlt:
Ein Beispiel: In Flann O'Briens Roman »At Swim Two Birds« gibt es eine Westernsequenz. In Lore Fiedlers Übersetzung heißt es an dieser Stelle: »Die Cowboys ritten gestreckten Galopp und ihre sechsläufigen Pistolen baumelten ihnen an den Hüften.« Sechsläufige Pistolen - völliger Schwachsinn! So was hat es zwar durchaus mal gegeben, aber die wären viel zu schwer, um sie im Halfter zu tragen.

Ich kann nur hoffen, dass das Interview hier mächtig gekürzt und diese Antwort komplett aus dem Zusammenhang gerissen wurde. Denn das hat ja nicht das Geringste mit dem Thema Männersprache/Frauensprache zu tun - das Einzige, was er hier behauptet, ist, dass Männer besser recherchieren als Frauen. Grotesk.
(Das Zitat stammt aus einer Übersetzung, die er 1961 gelesen hat. Da gab es noch kein Internet, recherchieren war deutlich schwieriger als heute. Mag auch sein, dass Männer sich - damals wie heute - mit Waffen besser auskennen als Frauen. Aber so ein Recherchefehler ist sicher kein Grund, Frauen als unqualifiziert für die Übersetzung von Männerbüchern darzustellen oder umgekehrt.)

Warum wird Ihre Tätigkeit, die nicht selten den Erfolg eines Buches erst herbeiführt, so schlecht bezahlt?

Weil es so viele Übersetzer gibt. Alle haben in der Schule Deutsch und Englisch gelernt, also fühlt sich auch jeder zum Übersetzer berufen. Ich war mehrere Monate Mitglied beim Hamburger Übersetzerstammtisch, der sehr unter diesem unzutreffenden Namen gelitten hat. Da wurde überhaupt nicht gesoffen, man hat nur dauernd Beschlüsse gefasst. Dazu ist mir meine knappe Freizeit aber zu schade. Jedenfalls jammerten die alle über das wenige Geld, bis ich irgendwann sagte: Glaubt ihr denn, dass ihr besser wärt, wenn ihr statt 14 Euro pro Seite 14 000 bekämt?

Das sogenannte "Hamburger Übersetzertreffen" heißt genau deswegen "Übersetzertreffen", weil es eben nicht nur ums Saufen geht. Weil wir Berufspraktisches zu besprechen haben, netzwerkeln, Lesungen organisieren und was immer es sonst noch zu besprechen gibt. Ich zumindest empfinde das nicht als "Freizeit", sondern als beruflich verbrachte Zeit.
Gesoffen wird hinterher (Freizeit).

Wir wären vielleicht nicht besser, wenn wir mehr Geld bekämen. Wir sind nämlich auch so schon gut, höhö. Jeder so gut er kann.
Vielleicht wären wir aber doch noch ein bisschen besser, wenn wir mehr Geld bekämen, weil wir uns dann pro Buch mehr Zeit lassen und gründlicher arbeiten könnten. Spekulation.
Außerdem ist es verdammt noch mal ein anspruchsvoller und wichtiger Beruf, für dessen Ausübung wir angemessen bezahlt werden möchten. Hat ja nicht jeder ein Erbe zum Versaufen. Entschuldigung, das regt mich so auf, dass ich glatt ein bisschen schnippisch werden muss.

(Dazu, dass er auch der beste Synchronsprecher und der coolste Leuterausschmeißer ist, sag ich jetzt mal nichts.)

Zum Beispiel habe ich mich damals breitschlagen lassen, »Pu der Bär« neu zu übersetzen, weil mir schon als Kleinkind Formulierungen wie »Verflixt, jammerte Pu« unangenehm aufgefallen sind. Der erste Übersetzer traute sich nicht einmal, das Wort »Verflucht« zu benutzen. Eine biedere Sprache wie bei Fix-und-Foxi-Heften! Damals habe ich dem verpennten Rowohlt-Verlag auch das Thema Asterix empfohlen. Die wussten aber noch nicht, dass Comics keine Schundhefte sind. Ich hatte mich sogar erbötig gemacht, die Bände ins Deutsche zu übersetzen, und habe dadurch garantiert viel mehr Kalauer gerettet, als das später bei Ehapa geschehen ist. Den Schmied hätte ich zum Beispiel »Solingenolix« getauft.

Abgesehen davon, dass aus heutiger Sicht "Verflucht" schon fast genauso bieder ist wie "Verflixt", muss Puh doch bitte so betulich und harmlos wie möglich fluchen, das macht doch gerade seinen Charme aus!
Freundin A. mailt aus Japan:
"verflucht"? Pooh? Der sagt an der Stelle "bother". Real lachhaft.
(Zur Erklärung: "bother" ist sowas wie ein Euphemismus, bzw. ein Dann-doch-nicht-das-schlimme-Wort-sagen-Wollen für "Bollocks", was soviel wie "Scheiße" heißt. "Verflixt" finde ich dafür geradezu perfekt. Andere Möglichkeit wäre "Scheibenkleister".)

Ich nehme an, es muss heißen: "ich hätte mehr Kalauer gerettet".
Ehrlich gesagt, und völlig unabhängig von der Qualität der Übersetzung der Asterix-Bände: wenn einem eine Übersetzung missfällt, dann kann man sowas DENKEN. Aber öffentlich zu sagen "das hätte ich aber besser gekonnt", finde ich ausgesprochen peinlich. Kindisch geradezu.

Dieses ganze Interview atmet aus jeder Pore, dass Harry Rowohlt keine anderen Götter neben sich duldet. Und das finde ich ausgesprochen unangenehm.

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Stichprobe: Die ersten drei "Bother!"s in "The House at Pooh Corner" übersetzt H. Rowohlt jeweils mit "So ein Mist."

Was das zu versaufende Erbe angeht, bin ich mir auch nicht so sicher:

>>SPIEGEL: ... Aber wieso sind sie kein Millionenerbe?
ROWOHLT: Weil man als Buchverleger keine Millionen scheffelt und deshalb auch keine vererben kann. Es wurde damals nötig, den Rowohlt Verlag an die Holtzbrinck-Gruppe zu verkaufen - unter anderem wegen finanzieller Schwierigkeiten -, und da habe ich die 49 Prozent, die mir gehörten, verkauft. Meinem Bruder gehörten damals 51 Prozent. Aber geerbt hatte ich nur die Anteile, nicht den Nießbrauch, den hatte meine Mutter geerbt. Seitdem stehe ich in dem Ruf, Millionär zu sein, und meine arme Mutter hat den ganzen Ärger mit der Kohle. << (zit. nach H. Rowohlt, Pooh's Corner complett, Zweitausendeins, 20005)

Falls das stimmt, dürfte er bis zum Tod seiner Mutter vor wenigen Jahren nicht so viel Erbe zu versaufen gehabt haben.

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naja, immer noch mehr kohle, als leute die kein "familienvermoegen" haben.

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Harry Rowohlts finanzielle Verhältnisse sind doch vollkommen wurschtegal. War doch nur eine spitze Bemerkung am Rande.
Und "so ein Mist" ist vollkommen in Ordnung in einer modernen Übersetzung. Ich weiß nicht, von wann die inkriminierte "Verflixt"-Übersetzung war; hier steht, die erste deutsche Übersetzung erschien 1928. Da hat man sicher anders geflucht als heute.

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Für Bad Harzburger Verhältnisse gelte ich jetzt als reaktionäres Arschloch, weil ich an diesem Abend festgestellt hatte, dass Vater und Mutter verschiedene Nachnamen trugen, worauf ich denen hinterhergeschnauzt habe: Heiratet erst mal!

Ha ha ha!

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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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