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Freitag, 28. September 2007
Bücherstöckchen

von Cem. Danke!

Liest Du gerne?

Hey, ich bin Literaturübersetzerin! Mit Leidenschaft!

Wenn ja, welches Genre?

Belletristik. Tatsächlich kann ich mich gar nicht erinnern, wann ich zuletzt ein Sachbuch gelesen hätte. Innerhalb der Belletristik eher aktuelle Sachen, hin und wieder schiebe ich einen Klassiker ein und stopfe Bildungslücken. Und ich lese so gut wie ausschließlich auf Deutsch, zum einen, weil ich immer das Gefühl habe, Deutsch tanken zu müssen (und zu wollen), und weil ich wissen will, was deutsche Autoren so machen mit der Sprache, und was die Kollegen so machen (es nämlich zum Großteil gut), und zum anderen weil ich, wenn ich Englisch lese, immer im Kopf die Übersetzung mitlaufen habe, und das nervt und hält auf.
Was ich nicht lese, sind Science Fiction, Fantasy und Mittelalterschinken.

Dein letztes Buch hieß wie?

„Böse Schafe“ von Katja Lange-Müller.

Würdest Du es weiterempfehlen?

Unbedingt. Es ist kein „schönes“ Buch, es geht um eine Beziehung zwischen einer Ich-Erzählerin und einem HIV-positiven Junkie, als eine Art Rede von ihr an ihn, Jahre später. Sehr intensiv.

Warum hast Du Dir genau dieses Buch zugelegt?

Weil ich vor anderthalb Jahren ein Übersetzerseminar besucht habe, das von einer Kollegin und Katja Lange-Müller zusammen geleitet wurde. Ich habe einen Moment gebraucht, um mich an Katjas etwas schnoddrige Art zu gewöhnen, zudem habe ich immer ein kleines Problem mit Dialektsprechern: wenn mir jemand in breitestem Berlinerisch etwas über den Konjunktiv 2 erzählt, dann nehme ich ihm das erstmal nur so halb ab. Aber dann. Dann habe ich doch schnell gemerkt, dass sie nicht nur ihr Handwerkszeug bestens im Griff hat, sondern außerdem ein unglaublich feines Gespür für Texte. Und sowieso sehr super ist.
Und weil sie jetzt mit diesem Roman für den Deutschen Buchpreis nominiert ist und ich wissen wollte, warum ich ihr die Daumen drücke. Und weil sie neulich in Hamburg daraus gelesen hat.

Welches war das miserabelste Buch, das Du je in der Hand hattest?

Ach herrje, keine Ahnung. Immer diese Superlative. Sehr ärgerlich fand ich „Tod eines Kritikers“ von Martin Walser. Ich hab’s damals gelesen, um mitreden zu können, jeder hatte eine Meinung dazu, jetzt habe ich auch eine, nämlich: was für ein bescheuerter Grund, ein Buch zu lesen. Das Buch ist Dreck, bzw. der Autor wirft darin mit Dreck, weil er sauer ist, verletzt, gekränkte Eitelkeit, was weiß ich. Höchst unsouverän. Und er tut nicht mal so, als wollte er verbergen, wen er da mit Dreck bewirft. Er erzählt keine Geschichte, lässt nur Wut ab; man merkt hier und da, dass da ein routinierter Autor am Werk ist, aber er hat sich beim Schreiben nicht mal Mühe gegeben, war mein Eindruck. Ärgerlich, wirklich.

Bist Du ein Bücherquäler? Entsorgst Du z.B. die Schutzumschläge, machst Eselsohren oder besudelst die Seiten?

Nein, nein, nein! Meine Bücher werden liebevoll behandelt, Schutzumschläge bleiben drum und werden ebenfalls sorgsam behandelt. Es lasse sich niemand dabei erwischen, wie er ein Buch von mir auf die Nase legt! Eselsohren und Sudeln gehen gar nicht. Ich lese auch am liebsten neue Bücher, jungfräuliche. Und die Bücher sind das einzige, was in unserer Wohnung immer aufgeräumt ist. Schön alphabetisch sortiert, hach, das liebe ich.

Was machst Du mit den Büchern, wenn Du sie gelesen hast?

Wegräumen, an ihren Platz im Regal. Das ist mir immer eine besondere, stille Freude, ein frisch gelesenes Buch an seinen Platz zu sortieren. Jetzt ergibt sich gerade mal wieder das Problem, dass das Regal voll ist, man wird in absehbarer Zeit über eine Lösung nachdenken müssen. Es ist kaum noch was drin, was man wegwerfen könnte oder wollte, das haben wir vor ein paar Jahren schon gemacht und seither nichts Wegwerfenswertes mehr gekauft. (vgl. dazu auch Martina.)

Stöckchen weiterreichen: Großbloggbaumeister, Martina, Nicwest und Percanta. Und natürlich wer will. Mir ist, als hätten die meisten, inklusive mir, sowas schon öfter beantwortet.

Ich kann keine Bücher in den Altpapiercontainer oder in den Müll werfen. Bring ich nicht über mich.

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Wir haben sie auch nicht gleich weggeworfen, sondern sie erstmal in eine Kiste gepackt, und wer bei uns zu Besuch war, konnte mitnehmen, was er wollte. Was dann nach ein paar Monaten noch übrig war, war wirklich für den Müll.
Doch, man kann Bücher wegwerfen, ehrlich. Nicht alles, was gedruckt ist, ist heilig.

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Wenn man mal im Buchhandel gearbeitet hat, wird das Wegwerfen deutlich leichter. Auch bei Büchern gibt es schlichten Schrott.

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Isabo! Ein Stock! Für mich! Danke, mache ich später.
Ergänzungsfrage: Werden die eigenen Bücher alphabetisch einsortiert oder haben sie eine eigene Ecke? Und stehen sie neben ihren Ausgangssprache-Zwillingen?
Und: Hast Du das ebenfalls für den Buchpreis nominierte "Mittagsfrau" auch schon gelesen? Wenn ja: Stimmst Du in den allgeimen Rezensentenjubel ein?
(Ich habs noch nicht gelesen, mir aber beide vorgenommem.)

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Meine eigenen Bücher stehen natürlich in Einzelvitrinen im Wohnzimmer Salon verteilt. Nee, die haben ein eigenes Regalfach, und sie stehen, soweit es passt, vor ihren Originalen, da musste ich leider schon zweireihig stellen.

Die Mittagsfrau habe ich nicht gelesen. Aber sag Bescheid, wenn es sich lohnt.

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du hast mich übrigens sowas von am wickel (sagt man so?) mit deinem A-Z! Seit Tagen betrachte ich meine Regale und denke: doch. doch doch, hat was. demnächst mehr.

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Soll ich noch ein bisschen?
Es ist wunderbar. Genau zu wissen, wo jedes Buch ist, nicht suchen zu müssen, und das Gefühl, dass jedes Buch seinen Platz hat, wo es gewissermaßen zu Hause ist, …
*wird von einer rosaroten Wolke eingehüllt. Dazu Streichmusik. In Dur.*

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Last modified: 06.06.24, 10:52
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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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