Mittwoch, 16. Juli 2008
Shoppen
isabo,
11:43
Wir wollen ein Geburtstagsgeschenk für die Schwägerin kaufen, sie hat sich ein Strandhandtuch gewünscht. Da geht man kurz zu Karstadt und sucht das schönste aus, fertig, das ist einfach. Theoretisch. Praktisch kommen wir erst an der Abteilung mit den Kochtöpfen vorbei, Kochtöpfe wollen wir schon seit einer Ewigkeit kaufen, es ist allerdings immer wieder daran gescheitert, dass man eine Wissenschaft daraus machen kann, und dass Verkäufer das auch tun, sie drängen einem Ihr ganzes Topfwissen auf, obwohl man gesagt hat, dass man das nicht will, dass man eigentlich einfach nur Töpfe kaufen möchte. Aber. Ein Glasdeckel ist hübsch, kann man in den Topf gucken, allerdings haben die so einen Rand, unter dem sich leicht der Dreck festsetzt. Ich hätte gern einen Stieltopf dabei, ohne das wirklich begründen zu können, manche Topfsets haben aber keinen. Und dann sind die einen etwas günstiger, haben dafür aber keinen doppelt gemufften Federkernboden und sind nicht so gut für Induktionsherde, und das dritte Set hat diese neuartige Beschichtung, allerdings keinen Stieltopf dabei, es ist endlos, immer wieder sind wir unverrichteter Dinge gegangen. Dass wir damals nach nur dreimal Gucken eine Waschmaschine gekauft haben, lag nur daran, dass die alte wirklich kaputt war und wir dringend eine brauchten, Töpfe hingegen können wir auch weiterhin die alten nehmen. Heute haben wir Glück, wir stehen vor einem Sonderangebot, vier Töpfe in vier Größen, davon ein Stieltopf. Ein Verkäufer fragt, ob er helfen kann, ich sage, wir brauchen Töpfe, haben aber keine Lust, eine Wissenschaft daraus zu machen, da sagt er: dann nehmen Sie die. Preis-Leistung spitzenmäßig, sonst auch alles super, Alternativen: keine, wenn Sie nicht Profiköche sind. Ich frage, ob er WMF-Verkäufer sei oder Karstadt-Verkäufer, da lacht er und sagt, WMF-Verkäufer, aber das ist uns dann doch egal. Wir kaufen die Töpfe, es wird nicht Abend, es wird nicht Morgen, zehn Minuten, der erste Kauf. Wir befinden uns seit zwanzig Minuten in diesem Kaufhaus, also quasi gar nichts für ein Kaufhaus, und ich bin trotz des erstaunlichen Erfolgserlebnisses mit den Töpfen kurz vor Vollkrise. Die Luft ist schlecht, wie immer, es ist voll, wie immer, es läuft irgendeine Musik, das ist mir das größte Rätsel, wie kann man auf die Idee kommen, Musik würde Leute zum Bleiben und Kaufen animieren, mich jedenfalls katapultiert sie oft gleich wieder raus, unerträglich, und dann auch noch meistens zu laut. Außerdem kriege ich vom Shoppen schlagartig Rückenschmerzen und Durst, ich will raus. Der arme Mann schleppt das Topfset.
mediumflow,
16.07.08, 11:50
Mh, schön beschrieben. Einkaufen ist eben doch ein Vollzeitjob. Für Freizeiteinkäufer ist das nix: das muss man wohl schon professionell & ausschließlich betreiben, dann scheint's wohl auch Spaß zu machen. (Disclaimer: ich bin auch eher ein fauler Produktkonsument; dagegen ein Freund des genußreichen Essen- & Trinken-Goutierens & -Kaufens!) ... Link
mariong,
16.07.08, 11:59
das ist das schönste Verkaufsgespräch aller Zeiten: ... Link
mariong,
16.07.08, 12:52
bei mir geht es so aus, dass ich dann zu Hause denke "was soll ich jetzt damit? ... Link
desideria,
16.07.08, 13:29
Strandtuch-Kauf ...
kann sehr anstrengend sein, aber beim "Strandanzug"-Kauf schwindet bei mir nicht nur die Geduld, sondern im Handumdrehen ist auch noch das komplette Selbstwertgefühl perdu. Du kannst wirklich dankbar für das Topfset sein ;) ... Link
isabo,
16.07.08, 17:47
Oh, ich habe viel Grund zur Dankbarkeit. Für das Topfset, das eine prima Hühnersuppe kocht. Und für, tatsächlich, den Bikini, den ich kürzlich im Vorbeigehen erwarb, als ich eigentlich was ganz anderes kaufen wollte. ... Link
desideria,
16.07.08, 17:53
Im Vorbeigehen einen Bikini kaufen??? Das nenne ich: Die hohe Kunst des Shoppens! ... Link
isabo,
16.07.08, 18:09
Oder blindes Huhn. ... Link
fishy_,
17.07.08, 10:48
Isa, oh Isa, wie hast Du mir aus der Seele gesprochen! ... Link
groyne,
18.07.08, 16:41
Gerade im Radio: Dies hier gehört. An Isa gedacht, Isa Blog aufgeschlagen. Und dann hinterrücks: Das Einkaufsthema, von dem man jezt Schreiben könnte, dass das genau so war, mit den Messern und dem Stickgarn als ich und die Meine im gleichen Karstadt waren und dann noch die Vorhänge und die Hitze. Aber das beste waren die Verkäuferinnen, die zwischen Eintippen, Falten und Eintüten ihre Zipperlein besprachen. ... Link |
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Last modified: 06.06.24, 10:52 Status
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Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren
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