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Samstag, 27. Dezember 2008
Weiterprotzen

Beate Mainka schreibt im Titel-Magazin über Andrew Taylors Krimi "Der Ruf den Henkers", den ich übersetzt habe:

Die besonderen Stärken Taylors liegen in seiner brillanten Beobachtungsgabe, die ihn greifbare Persönlichkeiten erschaffen lässt, seinen geschliffenen, realitätsnahen Dialogen, die jedem Drehbuchautor zur Ehre gereichen würden, und seiner abwartenden Gelassenheit und Ruhe, mit der er seiner Geschichte viel Raum gibt, sich zu entwickeln, ohne an Spannung zu verlieren.

Erstens freue ich mich sehr über so ein Lob, denn für den Aufbau der Geschichte, die Zeichnung der Charaktere usw. kann ich zwar nichts, aber die realitätsnahen Dialoge, die Frau Mainka gelesen hat, sind eindeutig von mir. Und so kann ich mir dieses Lob durchaus ans Revers heften.
Zweitens ärgere ich mich gleichzeitig ein bisschen, wie immer, dass Rezensenten sowas nicht merken. Ein Literaturkritiker muss doch, wenn er über die Wortwahl schreibt, merken, wessen Worte er da gelesen hat. Schlechte Übersetzungen werden natürlich dem Übersetzer angekreidet. Bei guten Übersetzungen wird der Autor gelobt.

Ach, das habe ich alles schon mal gesagt? Entschuldigung. Auch wenn das zickig wirkt: ich werde es auch wieder sagen.

Das geht uns Drehbuchautoren genauso. Für einen guten Film wird der Regisseur gelobt, an einem schlechten Film war das Drehbuch schuld.
Ein Glück, dass es überhaupt noch gute Übersetzer gibt. Zählen ja mittlerweile quasi schon zu einer bedrohten Spezies.

Alles Gute fürs neue Jahr.

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Das wirkt nicht zickig.

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Meine Dame, das stimmt so auch nicht.

Ich habe schon bei Verlagen angerufen und ihnen mitgeteilt, dass ich das Buch aufgrund der unterirdischen Übersetzung ganz sicher nicht lobend erwähnen werde. Und, hat es jemanden dort interessiert? Nein. Rezensenten bemerken durchaus, ob die Übersetzung taugt oder nicht. Nicht alle, aber einige. Doch.

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Na klar stimmt das nicht, Verallgemeinerungen stimmen nie. Schlechte Übersetzungen werden bemerkt, klar. Und es kommt sehr, sehr häufig vor, dass bei guten Übersetzungen die Sprache des Autors gelobt wird, als hätte er auf Deutsch geschrieben. Weil man eben schlechte Übersetzungen doch eher bemerkt als gute. Es ärgert einen, dass gute Übersetzungen so hingenommen und nicht weiter erwähnt werden, schlechte aber sehr wohl.

(Allen voran Frau Heidenreich schafft es immer wieder, in epischer Breite die "wunderbare Sprache" eines Autors zu loben, wenn sie in Wahrheit die Sprache eines Übersetzers gelesen hat.)

Und dass gute Übersetzer zu einer bedrohten Spezies gehören würden, Nömix, das möchte ich so auch nicht stehenlassen. Ich ärgere mich höchst selten mal über schlechte Übersetzungen. Was unter anderem an meiner Lektüre liegen mag, aber das ist es sicher nicht nur.

Ich meine ja nicht mal, dass jeder Rezensent in jeder Rezension unbedingt die Übersetzung erwähnen oder mitbesprechen muss. Aber wenn sprachliche Merkmale eines Buches hervorgehoben werden, dann sollte man schon dazu sagen, wer diese Sprache geschrieben hat. Hugh.

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Mein Job ist auch so. Bei Kochbüchern werden immer Autor und Fotograf genannt und gelobt, den Foodstylisten gibts nur im Kleingedruckten oder garnicht(!). Dass ich die Speisen für die Fotos allesamt gekocht und so gekonnt mundwässernd drappiert habe, interessiert nicht. Macht mir aber nüscht, weil ich weiß ja, dass ich das gemacht habe. Freu ich mich im Kämmerlein.

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Ja, scheiße. Wenigstens drinstehen sollte schon drinsein, denn im Kämmerlein freuen hin oder her, ein bisschen Anerkennung wünscht man sich ja schon.

(Immerhin wird in Kochbuch-Rezensionen nicht behauptet, der Koch hätte das so hübsch angerichtet. Glaube ich.)

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ist das denn nicht irgendwie immer das los derjenigen, die irgendwo im hintergrund arbeiten? in meinem fall z.b. habeich meine arbeit dann gut gemacht, wenn man sich keine gedanken machen muss, sondern problemlos durch eine website oder anwendung flutscht. nur wenn ich mist gebaut habe, merkt mans und ärgert sich über die schlechte konzeption.

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Ja, das ist wohl das Los.
Was mich in Fällen wie diesem ärgert, ist ja nicht, dass man so im Hintergrund bleibt, sondern dass der Autor für etwas gelobt wird, was ich gemacht habe. Der Autor soll für den Plot und seine Beobachtungsgabe und seine Figuren usw. gelobt werden (und man kann ihn in diesem Fall auch durchaus für seine Sprache loben, wenn man sie denn gelesen hat), aber die Sprache, die diese Rezensentin gelesen hat, stammt nun mal nicht von ihm. Wenn über die Sprache eines Buchs gesprochen wird, kann man doch nicht so tun, als hätte der Autor es auf Deutsch geschrieben.
Man kann bei einer Übersetzung nicht den Autor für seine Sprache loben.

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Das ist überhaupt nicht zickig. Das ist nämlich richtig.

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Und haben'se das der Rezensentin auch schonmal gesagt?

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Ach nee, reicht ja, wenn ich hier die beleidigte Leberwurst mache. Immer dieses Übersetzergenörgel, das nervt mich ja selbst. Hmpf.

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Naja, das 'Genörgel' ist ja durchaus berechtigt und vielleicht denken die Rezensenten einfach nicht drüber nach. Sind ja auch nur Menschen.

Vielleicht kann ja jemand anderes mal einen Link auf den Eintrag an die Dame schicken, dann krieg sie es mit und es sieht nicht so nörgelig aus :)

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Danke, netter Vorschlag, aber lasst ma. Da muss man bei den "großen" Rezensenten ansetzen (damit es Schule macht und sich rumspricht), und die kriegen schon regelmäßig Übersetzerpost. Ihr Kritiker da draußen: nehmt Euch zum Beispiel ein Beispiel an Maike Albath oder Dieter E. Zimmer!

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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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