... is a blog
Dienstag, 14. April 2009
Fiat 500


Foto: Herr Paulsen

Tante Gerlach hatte ihn „dat Frikadellschen“ getauft. Vielleicht war das Frikadellschen der erste Anlass, bei dem ich wahrnahm, dass Leute immer dieselben Witze machen. Wie mein Vater mit seiner Körpergröße überhaupt in dieses Auto passt. Oder meine Mutter, die auch nicht gerade klein ist. Dabei passte noch viel mehr hinein, meine Mutter hat damit regelmäßig fünf Kinder in den Kindergarten gebracht. Meinen Bruder und mich, Britta und Frank von nebenan, und Sanni aus dem übernächsten Haus. Der Kindergarten lag zwei Dörfer weiter, die Mütter haben sich mit dem Fahren abgewechselt. Fünf Kindergartenkinder passten auf die Rückbank des Frikadellschens, Anschnallpflicht gab es noch nicht.
Ich habe keine Erinnerung an den Kindergarten, überhaupt keine. Wer in meiner Gruppe war, ob es überhaupt Gruppen gab, wie die Räumlichkeiten aussahen, wie meine Kindergärtnerin hieß: nichts, ich weiß es nicht mehr. Aber ich erinnere mich an die Fahrten zum Kindergarten. Auf dem Weg kamen wir an einem Bauernhof vorbei, wo ein Esel auf einer Koppel stand. „Esel“, riefen wir, „E-sel, E-sel, E-sel!“, rhythmisch, alle im Chor, falschherum auf der Rückbank kniend, bis wir ihn nicht mehr sehen konnten, und dann: „Immer noch, immer noch, immer loch, immer knoch, immer poch!“, wir lachten uns kaputt, bis uns die Konsonanten ausgingen, bis wir die Lust verloren oder die fahrende Mutter die Geduld. Seltsamerweise erinnere ich mich nur, dass wir das auf der Hinfahrt taten, nur in einer Fahrtrichtung, ich weiß nicht mehr, ob wir es in die andere Richtung nicht gemacht haben.
Wahrscheinlich etwas später klebte auf der Heckscheibe des Frikadellschens der Aufkleber „Schule hat begonnen“. Von innen konnten wir das rückwärts lesen: nennogeb tah elusch. Wir haben überlegt, wie man das "sch" von „Schule“ rückwärts lesen kann, das kann man ja gar nicht aussprechen, und wir beschlossen, „sch“ als einen Buchstaben zu betrachten und „Schule“ rückwärts „elusch“ zu lesen. Mein seltsames Gedächtnis, das sich nicht an den Kindergarten erinnert, sagt heute noch, wenn ich diesen Aufkleber sehe, wie aus der Pistole geschossen: nennogeb tah elusch. An der großen Kreuzung mit dem Bauernhof liegt jetzt an der gegenüberliegenden Ecke eine Kläranlage, schräg gegenüber der neue Bahnhof Köln West. Der Hof ist dort noch, ich weiß nicht, ob er noch bewirtschaftet wird. Ein paar Jahre lang stand in der Einfahrt ein roter Doppeldeckerbus, aus dem Eier verkauft wurden. Den Esel gibt es schon lange nicht mehr, das Frikadellschen auch nicht. Aber wenn wir heute an dem Hof vorbeifahren und jemand aus meiner Familie ist mit im Auto, dann wird einer von uns leise „E-sel, E-sel“ sagen, und der andere wird antworten: „Immer noch.“

hach.... memories, sweet memories: so einen cinquecento hatte sich mein erster freund direkt nach dem führerschein zugelegt. und da er knapp zwei meter maß, fühlte sich jeder dorftrottel berufen, nachzufragen, ob das (etwas längere) faltdach eigens dazu da wäre, dass er überhaupt ins auto passt. einmal hatten die jungs sogar das autochen bei uns in den vorgarten gehoben, damit meine eltern sähen, mit wem ich mich so herumtriebe.
man schrieb halt die sechziger jahre und wurde demzufolge auch nicht müde, mich (ziemlich jung und leicht errötend) auf sex anzusprechen bzw. mir nahezulegen, es doch lieber mit einem kleineren mann und/oder in einem größeren auto zu versuchen.
und wenn ich alle paar jahre mal in das kaff komme, findet sich immer wieder jemand, der sich grinsend nach den beiden erkundigt.

... Link

Genau, der Gag mit dem Schiebedach und oben rausgucken. (Gähn.)

Und? Wissen Sie, was aus dem Herrn und dem Auto geworden ist?

... Link

aber ja. anfang der siebziger gingen wir gemeinsam nach göttingen, wo er seine freizeit damit verbrachte, leute in der gegend rumzukutschieren (aus studentischem protest gegen fahrpreiserhöhungen). dort trennten sich dann langsam unsere wege. in berlin trafen wir uns einige jahre später wieder; den fiat hatte er mittlerweile verkauft.
als ich nach westdeutschland ging, überließ ich vorübergehend seiner aus dem osten angereisten schwiegermutter meine wohnung, die er allerdings irgendwann an seine erwachsen gewordene adoptivtochter weitergab, ohne mich zu informieren. eigentlich könnte ich die ja langsam mal wieder einfordern, finden Sie nicht?

... Link

Na, also, eine Wohnung in Berlin würde ich aber auch zurückfordern! So ein Lümmel.

... Link

stimmt. bezahlbare anderthalb zimmer, küche, bad, balkon in der clayallee (zehlendorf mitte). butter-lindner und friseur im haus, ein italienisches restaurant in unmittelbarer nachbarschaft, schwimmbad gegenüber. und vor allem: eine nachtbus-haltestelle der linie 48 (damals), heute ist's - glaube ich - die 148.

... Link

Hach.

... Link

Online for 8192 days
Last modified: 06.06.24, 10:52
Status
Sie sind nicht angemeldet
Main Menu
Suche
Calendar
November 2024
So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.
12
3456789
10111213141516
17181920212223
24252627282930
September
Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

RSS feed

Made with Antville
Helma Object Publisher