Mittwoch, 5. August 2009
Is a book too
ichichich,
10:43
Annelie Thorndike: Jeder Tag war schön. Erlebnisse, Träume, Geständnisse. Notiert zwischen Antwerpen und Bombay. Mit zahlreichen Photos von Andrew Thorndike. Hinstorff Verlag, Rostock (1966) Ich gehöre nicht zu den Hardcore-Bibliomanen, die ihre Schätze nur mit fusselfreien Baumwollhandschuhen anfassen, genau genommen besitze ich nicht mal Schätze. Aber ich behandle meine Bücher gut, auf eine gesunde Weise. Denn ich achte das Handwerk der Buchherstellung, ich halte den Buchdruck für eine großartige Kulturtechnik, ich bin gerne an Orten wie diesem und habe, obwohl weitgehend ahnungslos, großen Respekt vor den Fachleuten dieser Zunft und vor den Gestaltern ganz besonders. Dieser Respekt wird mit Büchern wie dem vorliegenden nur noch größer. Annelie und Andrew Thorndike, zwei DDR-Dokumentarfilmer, unternahmen in den sechziger Jahren eine Fernreise auf einem Frachtschiff und hielten ihre Erlebnisse in Tagebuchform fest. Charmante Geschichten entstanden dabei, oftmals in zart ideologischem Kolorit, und ebenso charmante Fotos. Nicht von opulenten Dramen wird hier erzählt, sondern von den kleinen Begebenheiten am Rande einer großen Fahrt; es zwischenmenschelt allenthalben, nur Katzenfotos gibt es leider nicht. Und dann ist da die Gestaltung, denn die macht dieses Buch zu etwas ganz Besonderem. Der Grafiker Heinz Bormann ist dafür verantwortlich, über den sich nicht viel in Erfahrung bringen lässt (es gibt noch einen zweiten, recht bekannten DDR-Bürger seines Namens). Vom Einband aus grob gewebtem Jutestoff über die eingeklebten Faksimila bekritzelter Formulare und handschriftlicher Briefe, die gestempelten Seitenzahlen, die Zeichnungen, Unterstreichungen und Randbemerkungen bis hin zum ebenso liebevoll gestalteten Impressum ist dieses Buch vollständig durchkomponiert. Jede Seite erweckt den Eindruck, als sei sie in Handarbeit produziert worden. "Seht her", ruft das Buch, "ich bin ein Unikat!", und ich erinnere mich, wie mir ein Freund vor Jahren einmal das Buch zeigte und genau dies auch annahm und wie enttäuscht er war, als er erfuhr, dass es mindestens noch ein zweites Exemplar gibt und dass ich es besitze. Und man muss sich eben auch klarmachen, wann das Buch erschienen ist: Vor 43 Jahren! Vermutlich gab es damals bereits die Technik, um solche wunderbaren Dinge halbwegs automatisiert herzustellen - die muss es gegeben haben, denn anders wäre dieses Buch nicht denkbar. Immer wenn ich darin blättere, freue ich mich wie ein kleines Kind, und gerade eben, wo es aufgeschlagen neben mir liegt, komme ich schon wieder ins Schwärmen, ich hoffe, das stört Sie nicht. Ach, wissen Sie was? Ich höre einfach auf zu quasseln und zeige Ihnen stattdessen ein paar Fotos. Und wenn Sie auch nur einen Funken Leidenschaft für das Büchermachen in sich tragen, dann führt Ihr Weg schnurstracks zum ZVAB, wo Sie sich dieses Schmuckstück für wenig Geld bestellen werden. Aber achten Sie auf die Zustandsbeschreibung, denn ohne die vielen Gimmicks bereitet es nur halb so viel Freude.
fishy_,
05.08.09, 13:06
Oh, welch eine Schönheit von Buch! Beim Anklicken des Links zum Bestellen erstmal "Hirnstoff"-Verlag gelesen. Det passt. ... Link |
Online for 8199 days
Last modified: 06.06.24, 10:52 Status
Sie sind nicht angemeldet
... Anmelden
Main Menu
... Antville.org
Suche
Calendar
Kommentare
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren
|