Montag, 31. August 2009
England
isabo,
08:42
Ich sollte wohl noch ein bisschen über England bloggen, denke ich, meine Leser wollen das doch wissen, manche zumindest, ich habe schon Klagen gehört, ich hätte viel zu wenig vom Urlaub erzählt. Und ein bisschen fühlt man sich ja auch verpflichtet. Eigentlich könnte ich geradezu Werbung machen für England, für dieses wunderschöne Land, die Naturschutzgebiete, die Küste von Norfolk mit den kilometerlangen und hunderte von Metern breiten Sandstränden, wo kein Mensch ist, nur unglaubliche Mengen unterschiedlichster Seevögel, Möwen, Kormorane, Strandläufer, Austernfischer, Vögel, deren Namen ich nicht kenne. Wir haben sogar einen Seehund gesehen. Ich könnte erzählen, dass das Wetter immer so wunderbar war, zumindest, wenn wir gerade am Meer waren oder wandern wollten, dann schien immer die Sonne. Und wann immer wir an der Küste waren, haben wir auch gebadet, und das Meer war warm. Ich könnte erzählen, wie wir auf Franks Rat hin den Spaziergang von Cambridge nach Grantchester gemacht haben, durch die Flussauen, und irgendwo am Weg die Jungs aus dem Dorf auf einen Baum kletterten und von ziemlich hoch oben in den Fluss hinuntersprangen, nachdem sie mit den Freunden am Ufer besprochen hatten, in welcher Michael-Jackson-Pose sie springen sollten. Und wie wir dann in Grantchester im Orchard Tea Garden ankamen, der so zauberhaft ist, mit den grünen Klappliegestühlen zwischen all den Apfelbäumen, wo Familien und Paare und Alte und Junge und Kinder unter den Apfelbäumen sitzen und wir Tee getrunken und Scones gegessen und ein bisschen gelesen haben, wie vor uns schon Ludwig Wittgenstein und Virginia Woolf. Ich könnte auch erzählen, dass wir dies und das besichtigt haben, Städte, Kirchen, Burgen, Gärten, Herrenhäuser, Colleges, aber auch ganz viel nichts getan haben, dass wir spazierengegangen sind, Bötchen gefahren, und manchmal einfach auf einer Bank am Fluss saßen, mit einem Buch, und die Boote an uns vorbeituckern ließen. Ich könnte von all den reizenden Landlords und -ladys in den B+Bs erzählen und davon, wie nett die Engländer überhaupt sind. Ich könnte nebenbei erwähnen, dass sie das mit dem Essen allerdings wirklich nicht raushaben, dass es immer nur Fett und Fleisch und Fett und Kohlehydrate und Fett gibt, und dass man es irgendwann nicht mehr sehen kann. Ich würde natürlich dazusagen, dass wir aber am allerersten Abend gleich etwas ungeheuer Britisches getan haben, nämlich bei Regen im Auto mit Blick aufs Meer Fish & Chips gegessen. Ich könnte von den Norfolk Broads erzählen, dieser herrlichen Seenlandschaft, wo ich so gerne einmal Hausbooturlaub machen und ein bisschen herumschippern würde. Ich könnte erzählen, wie wir von Ely aus nach Bury St. Edmunds wollten, beziehungsweise ich wollte gar nichts, ich war ziemlich wunschlos und außerdem schlicht zu faul gewesen, im Reiseführer zu lesen. Aber der Mann wollte gerne dorthin, ich wusste nicht so genau, warum, es sollte wohl ganz hübsch sein. An dem Morgen war so schönes Wetter, ich wäre eigentlich lieber an die Küste gefahren, aber egal, wenn der Mann nach Bury St. Edmunds wollte, dann fuhren wir eben dorthin, es würde später sicher noch mehr schönes Wetter und noch mehr Meer geben. Und auf halbem Weg sagte der Mann, wenn ich doch so wunschlos wäre, er müsse ja nun nicht nach Bury St. Edmunds, warum ich denn da eigentlich hinwolle, und ich sagte, Du wolltest doch die ganze Zeit dahin, und er sagte, nein Du, und wir mussten fürchterlich lachen und haben auf der Stelle kehrtgemacht und sind an die Küste gefahren. Ich könnte sogar erzählen, dass wir ganz am Ende dann doch noch in Bury St. Edmunds waren. Aber dann denke ich wieder: das war mein Urlaub. Unser Urlaub. Man muss ja auch nicht immer alles erzählen. Wir waren weg, es war sehr schön, total entspannt und wunderbar, und wir haben jeden Moment genossen. Es war, könnte man sagen: der perfekte Urlaub. Und jetzt bin ich wieder hier.
engl,
31.08.09, 10:23
oh, da hab ich gleich ganz große sehnsucht. war bestimmt 10 jahre nicht mehr auf der insel, vermutlich länger. und diese eigenartige angewohnheit, im regen im auto zu picknicken... mir sind ja fast die augen rausgefallen, beim ersten mal. ich dachte, das sei einer von diesen berühmten exzentrikern. von wegen. ... Link |
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Last modified: 06.06.24, 10:52 Status
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Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren
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