Vor ein paar Tagen lag also dieser Adventskalender vor unserer Wohnungstür, vor allen Wohnungstüren im Haus, wir haben noch nicht herausbekommen, von wem sie stammen. Ein Papp-Bogen in DIN A 2, ein Bild mit Teddybären und Glitzer drauf. Ob Teddybären und Glitzer mein Geschmack sind, tut gar nichts zur Sache, ich freue mich über die Geste, und zwar ganz ehrlich, ich finde es total nett, dass einfach jemand einen Adventskalender vor die Tür legt. Und so habe ich ein Bild im Flur ab- und den Adventskalender mit Teddybären und Glitzer aufgehängt und mache jeden Morgen ein Türchen auf. Hinter den Türchen sind Bilder von Teddybären. Ohne Glitzer.

Ich verstehe Adventskalenderdesign ja nicht. Jetzt mal völlig abgesehen vom Thema Teddybären. Oder Glitzer. Aber es ist doch so: handelsübliche Adventskalender, also die mit Schokolade oder Bildern oder Vergleichbarem, zeigen vor dem 1. Dezember ein vollständiges Bild, Geschmack hin oder her. Das wird im Laufe des Advents immer weiter kaputtgemacht, indem man Türchen öffnet. Das ursprüngliche Bild wird immer unansehnlicher. Also, unabhängig davon, dass eh Teddybären drauf waren.
Warum macht man das nicht andersrum? Es wäre dem Warten auf Weihnachten viel angemessener, wenn man immer näher dran käme, wenn etwas vervollständigt würde, man es immer fertiger statt immer kaputter machen würde. Ein leerer Rahmen, dem man immer mehr Puzzlestücke hinzufügt, und am 24. ist das Bild fertig. Zum Beispiel ein niedliches Bild von Teddybären unterm Weihnachtsbaum. Vielleicht sogar mit Glitzer. Oder das Bild wäre ein Haus mit lauter verschlossenen Fenstern (Vorhänge, Fensterläden), die man aufmachen kann, um in das dahinterliegende Zimmer zu gucken. Oder Schranktüren. Oderoder.
Ich meine, was soll das, dass ich die Nase eines Teddybären aufmache, um dahinter die Nase eines anderen Teddybären zu finden. Sieht doch beknackt aus.

ooooh, das sind aber goldige nostalgie-bären!
die idee von den zu vervollständigenden bildern ist klasse, du solltest sie schleunigst patentieren lassen und damit reich werden. ganz im ernst.

Konstruktive Vorschläge, oder was? Da könnte ja jeder kommen.

Darum sind die Türchen bei einem guten Adventskalender so auf dem Motiv verteilt, dass sie es beim Öffnen nicht verderben, sondern nach und nach den Blick auf liebevolle Details, leckere Rezepte oder stimmungsvolle Gedichte freigeben. Oder auf Tipps für eine entspannte Adventszeit.

Adventskalenderexpertin a. D.

Einen Adventskalender mit Haus, bei dem man Fenster und Türen öffnet, gibt es übrigens in einem mir bekannten Adventskalenderverlag seit zig Jahren. Der absolute Dauerbrenner, alle Jahre wieder. Ab und zu gibt's dann auch ein paar frischere Variationen, nicht nur mit bzw. als Haus, sondern auch mal mit Burg oder Schloss.

Und Provision krieg ich hierfür leider nicht.

Das Ulmer Stadthaus (http://www.stadthaus.ulm.de) verschickt alljährlich an die Presse solche Kalender (allerdings gerade mal in Postkartengröße, viel mehr als nicht unsympathische Weihnachtsgröße sind das nicht), bei denen sich das Bild im Lauf des Monats vervollständigt. Im aktuellen Fall: ein blauer Himmel mit weißen Wolken, der sich nach und nach in einen grauen Himmel mit hellgrauen Wolken verwandelt. Ob das das ist, was Sie sich vorstellen? Ich würde Ihnen meinen dann nämlich zur Verfügung stellen.

Mein Patenkind hat dieses Jahr ein Adventskalender-Leporello "Winterwelt der Tiere" bekommen, erst sind es wenige Tiere (alle ordentlich benamst, "Wildschweine", Graureiher", "Isländer", "Dompfaff", keine Dinos), die auf Bäumen, zugefrorenem Bach etc. sitzen, stehen, äsen. Ein komplettes Winterbild, Abendlicht, mit etwas Schneeglitzer. Hinter den Türchen sind weitere Tierchen, die aber perfekt zum vorgegeben "Grundbild" passen. Das Türchen am Baum verbirgt zum Beispiel den Buntspecht, das im Laub den Winterschlaf haltenden Igel.
Vom Coppenrath-Verlag, Patenkind und Bruder finden das sehr schön. "Aber wir haben nur eine Tür aufgemacht!"
Gibt es aber so oder ähnlich von verschiedenen Herstellern. Noch aufwendiger sind Modelle, wo man zB sukzessive eine Geschichte vorliest und für jeden Tag eine Figur auf ein Krippenbild klebt. Am 24. kam als letztes das Kind in der Krippe dazu. (Verlag weiß ich nicht, hatten wir als Kinder, klebte an der Kellertür.)