Dienstag, 31. Mai 2005
Die Hymne
isabo,
21:22
So, lange angekündigt, hier kommt die Hymne auf den Kollegen Dirk van Gunsteren. Erstmal das Buch: Alles ist erleuchtet von Jonathan Safran Foer. Ein junger amerikanischer Jude, der zufällig Jonathan Safran Foer heißt, reist in die Ukraine, um im Schtetl Trachimbrod eine Frau namens Augustine zu suchen, die seinen Großvater im zweiten Weltkrieg vor den Nazis versteckt und ihm damit das Leben gerettet haben soll. Dazu mietet er sich einen Dolmetscher, Alex (Sascha), der ein fürchterlicher Angeber ist, und einen Fahrer, Alex’ fast blinden Großvater. Desweiteren reist die meschuggene Hündin Sammy Davis jr. jr. mit. Nach ihrer Heimkehr schreibt Alex als Ich-Erzähler über die Reise, und Jonathan schreibt über die Geschichte seiner Familie und des Schtetls – bis ins 18. Jahrhundert holt er aus und endet mit dem Krieg. Die beiden schicken sich regelmäßig das zu, was sie geschrieben haben, und so finden sich neben diesen beiden Erzählsträngen und –perspektiven auch noch Briefe von Alex an Jonathan. Und das ist so ein kleines bisschen das Problem des Buchs, ich finde es eine Spur zu durchkonstruiert. Das macht aber nichts, denn es steckt voller wunderbarer, skurriler Geschichten und Gedanken, die von einem unglaublich melancholischen und liebevollen Humor durchdrungen sind, sodass man plötzlich doch wieder 50 Seiten mehr gelesen hat und es schon wieder mitten in der Nacht ist. Irgendein beliebiger Absatz, Seite 106: Auch der andere Erzählstrang, in dem Jonathan die Geschichte des Schtetls erzählt, ist ungeheuer charmant, einfach alles, die Geschichten, die Sprache, ich bin hingerissen. Es ist ein sehr erstklassiges Buch, sowieso schon, und dazu ein übereindruckendes Beispiel für die hohe Übersetzungskunst. Sensationell! Lesebefehl! PS: Ich bin übrigens ganz erleichtert, nachdem ich in letzter Zeit einiges gelesen habe, was ich so mittel fand, endlich mal wieder etwas, was mich richtig begeistert. Ansonsten bin ich allerdings ü-ber-haupt nicht gut auf den feinen Herrn Kollegen zu sprechen. Mein übersetzerisches Selbstbewusstsein war nämlich in letzter Zeit ganz gut. Hochmut kommt vor dem Fall, jetzt kann ich mich dann erstmal wieder in Demut üben. Aber wenn ich mal groß bin, möchte ich so was auch können! ... Link (4 Kommentare) |
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Last modified: 06.06.24, 10:52 Status
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Kommentare
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren
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