Burns Day
Am 25.01.1759 wurde Robert Burns geboren, und das wird in Schottland bis heute mit Burns Suppers gefeiert. Zu essen gibt es natürlich Haggis, einen gefüllten Schafsmagen mit – ach, man will es gar nicht so genau wissen. Innereien und so, glaube ich. Dazu isst man Neeps ’n’ Tatties (Turnips and Potatoes) und zum Nachtisch lecker Trifle. Selbstverständlich alles mit reichlich Whisky.
Ein Dudelsackspieler begleitet den Koch, der den Haggis feierlich in den Saal trägt (Piping the Haggis in) und ihn auf den Tisch stellt. Jemand deklamiert Burns’ „Address to a Haggis“, wobei dem Haggis im richtigen Moment mit dem Messer der Garaus gemacht wird („An' cut you up wi' ready sleight“). Nach dem Essen werden Reden gehalten: „The immortal memory“, eine Rede über Robert Burns. Dann die „Address to the Lassies“, ein Loblied auf die anwesenden Damen. Und schließlich die „Answer on behalf of the Lassies“, die normalerweise etwas schnippische Antwort der Damen. Und natürlich werden Burns-Gedichte rezitiert und Burns-Lieder gesungen. Das ganze wäre fürchterlich kitschig, wären nicht die Schotten Meister der Selbstironie. Vor drei Jahren brachten wir Haggis aus Schottland mit und luden Ende Januar fünf Freunde ein. Einen aus Coesfeld, vier aus Münster. Die Münsteraner riefen aus dem Auto an, etwa zehn Minuten bevor sie hätten ankommen sollen – die Straßen seien so spiegelglatt, dass sie wieder umdrehen müssten. Wir hatten nun aber zwei Haggisse im Ofen und jede Menge Neeps ’n’ Tatties auf dem Herd stehen. „Ich hab da“, sprach der lustige Mann, „drei neue Kollegen. Kann sein, dass die ein bisschen langweilig sind, aber das wollte ich immer mal ausprobieren. Ich ruf sie mal an.“ Die Kollegen bekamen mächtig Pluspunkte dafür, dass sie alle drei spontan kamen, als Ersatzgäste zu einem Essen, von dem niemand wusste, wie es schmeckt, und von dem wir schon vorher angekündigt hatten, dass es möglicherweise eklig sein könnte.
Wir gaben alles. Keine Reden zwar, aber wir haben den Haggis ingepiped. Der lustige Mann mit dem Dudelsack vorweg, ich mit dem Haggis hinterher. Der lustige Mann spielt ziemlich schlecht Dudelsack. Beziehungsweise eigentlich gar nicht so richtig. Und schon gar nicht im Gehen. Wir marschierten einmal um den Tisch herum, stellten den Haggis ab und addresseten ihn, zwei oder drei Strophen auf Englisch, den Rest auf Deutsch. Ich weiß nicht mehr, welches Lachen schwieriger zu unterdrücken war, das über unsere Show oder das über die betretenen Gesichter unserer Gäste. Die schauten nämlich stumm auf dem ganzen Tisch herum und wussten so überhaupt nichts damit anzufangen. Unsere Erklärung („Das muss so!“) schien sie nicht recht zu befriedigen. Es war sehr schnell sehr klar, das unsere Humöre einfach nicht kompatibel waren – so wurde ich im Laufe des Abends beispielsweise noch darüber aufgeklärt, dass DLRG die Abkürzung für „Den lass ruhig gluckern“ sei. Haha. Wusste ich schon. Fand ich auch total witzig. Als ich zwölf war.
Der Haggis hat übrigens wirklich fies geschmeckt. Dafür waren die Rüben und Kartoffeln aber auch völlig verkocht.
Immerhin haben wir es geschafft, nachdem wir die Tür hinter unseren Gästen geschlossen hatten, erstmal geräuschlos loszulachen, sodass sie es im Treppenhaus nicht hörten. Darauf bin ich einigermaßen stolz. Dieses Jahr haben wir übrigens Haggis aus Schottland mitgebracht. Mal sehen.
Address To A Haggis Fair fa' your honest, sonsie face,
Great chieftain o' the pudding-race!
Aboon them a' yet tak your place,
Painch, tripe, or thairm:
Weel are ye wordy o'a grace
As lang's my arm. The groaning trencher there ye fill,
Your hurdies like a distant hill,
Your pin was help to mend a mill
In time o'need,
While thro' your pores the dews distil
Like amber bead. His knife see rustic Labour dight,
An' cut you up wi' ready sleight,
Trenching your gushing entrails bright,
Like ony ditch;
And then, O what a glorious sight,
Warm-reekin', rich! Then, horn for horn, they stretch an' strive:
Deil tak the hindmost! on they drive,
Till a' their weel-swall'd kytes belyve
Are bent like drums;
Then auld Guidman, maist like to rive,
Bethankit! hums. Is there that owre his French ragout
Or olio that wad staw a sow,
Or fricassee wad make her spew
Wi' perfect sconner,
Looks down wi' sneering, scornfu' view
On sic a dinner? Poor devil! see him owre his trash,
As feckles as wither'd rash,
His spindle shank, a guid whip-lash;
His nieve a nit;
Thro' blody flood or field to dash,
O how unfit! But mark the Rustic, haggis-fed,
The trembling earth resounds his tread.
Clap in his walie nieve a blade,
He'll mak it whissle;
An' legs an' arms, an' hands will sned,
Like taps o' trissle. Ye Pow'rs, wha mak mankind your care,
And dish them out their bill o' fare,
Auld Scotland wants nae skinking ware
That jaups in luggies;
But, if ye wish her gratefu' prayer
Gie her a haggis! Robert Burns
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Auf einen Haggis Dein feines Gesicht sei von Glück erhellt,
du Häuptling in der Würstewelt!
Bist hoch über alle anderen gestellt,
ob Pansen, ob Darm:
Verdienst, daß man dein Lob erzählt,
so lang wie mein Arm. Die ächzende Schüssel da füllst du aus,
dein Hintern schaut wie ein Bergrücken raus,
Dein Holzspieß hülf als ´ne Rad-Achse aus,
in Zeiten der Not.
Und aus deinen Poren tritt Tau heraus,
wie Bernstein rot. Sieh, wie der Bauer sein Messer wischt;
er schneidet dich auf, wenn aufgetischt,
Und in dein saftiges Inneres er bricht,
dem Pflüger gleich;
Und dann, o welch gesegnete Sicht,
warm-dampfend, reich. Und Löffel für Löffel macht man sich ran,
der Teufel kriegt den letzten dran,
Bis alle Bäuche, ob Frau, ob Mann,
sind wie Trommeln gespannt;
Und kurz vor dem Platzen der Hausvater dann stöhnt: "Gott sei Dank“. Gibts einen, der nach Ragout noch trachtet,
und Eintopf, den ´ne Sau verachtet,
Und Frikassee, das sie kotzen machte,
vor Ekelqual,
der hinschaut und verächtlich lachte,
auf solch ein Mahl? Der Ärmste! Seht ihn bei seinem Müll,
ist kraftlos wie trockene Binsen und still,
Für Schnüre die Schenkel man halten will;
die Faust für ´ne Nuß;
Wie wenig für blutiges Schlachtengebrüll
der taugen muß! Doch seht den Landsmann, haggisgenährt,
von seinem Schritt tönt zitternd die Erd,
Drückt ihm in die breite Faust ein Schwert,
er läßt es tanzen;
Mit Armen und Beinen er verfährt,
wie mit Unkrautpflanzen. Ihr Mächte, die ihr im Himmel verkehrt,
und den Menschen den Speisezettel serviert,
ein Schotte hat Fraß noch nie verzehrt,
der bloß ein Dreck ist;
Drum, wünscht ihr, daß er euch verehrt, gebt ihm ´nen Haggis! (Übersetzt von Rudi Camerer.)
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kaltmamsell,
25.01.06, 11:15
Ha! Der Mitbewohner hat letztes Jahr zum Examen einen Dosen-Haggis bekommen (sag nix). Den werden wir heute sowas von an-pipen (CD) und -oden!
Mir schmeckt der nämlich in Echt.
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rollinger,
25.01.06, 11:38
Haggis, fand ich eigentlich sehr gut damals. Haggis wird oft falsch eingeschätzt ebenso der Saumagen.
Aber die Geschichte von Ihnen..sehr spitze. Haben Sie Fotos von den Menschen?
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Alternative Ode
Ode Tae A Fart Oh what a sleekit horrible beastie
Lurks in your belly efter the feastie
Just as ye sit doon among yer kin
There sterts to stir an enormous wind
The neeps and tatties and mushy peas
Stert workin like a gentle breeze
But soon the puddin wi the sauncie face
Will have ye blawin all ower the place Nae matter whit the hell ye dae
A'body's gonnae hiv tae pay
Even if ye try tae stifle
It's like a bullet oot a rifle
Hawd yer bum tight tae the chair
Tae try and stop the leakin air
Shifty yersel fae cheek tae cheek
Prae tae God it doesnae reek But aw yer efforts go assunder
Oot it comes like a clap o thunder
Ricochets aroon the room
Michty me a sonic boom
God almighty it fairly reeks
Hope I huvnae shit my breeks
Tae the bog I better scurry
Aw whit the hell it's no ma worry A'body roon aboot me chokin
Wan or two are nearly bokin
I'll feel better for a while
Cannae help but raise a smile
Wiz him! I shout with accusin glower
Alas too late, he's just keeled ower
Ye dirty bugger they shout and stare
A dinnae feel welcome any mair Where e'ere ye go let yer wind gan’ free
Sounds like just the job fur me
Whit a fuss at rabbie's party
Ower the sake o one wee farty
Paßt auch finde ich ;)
Grüße aus Greenock
Johann
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Ich habe mal in einem Pub in Edinburgh Haggis gegessen, der war sehr lecker. Vielleicht war unserer nur zu lange im Ofen, zu trocken, was weiß ich. Hat jedenfalls nicht gut geschmeckt. Aber so gar nicht. Die Ode ist großartig, Scotj, vielen Dank! Und grüßen Sie mir die Esplanade. Was machen Sie in Greenock?
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burnster,
25.01.06, 19:49
Haben Sie da nicht einen wichtigen Burns vergessen??!!!
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Oh, Sie haben heute auch Geburtstag? Und sind tot und berühmt? Na, dann herzlichen Glückwunsch! Prost!
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Greenock
Die Esplanade kann ich gern mal grüßen wenn ich in der Nähe bin - denn zum Glück arbeite ich nur in Greenock, zum Leben haben wir uns ein netteres Plätzchen gesucht und zwar Wemyss Bay. Ist zwar nicht weit von Greenock aber ein viel angenehmeres Plätzchen ;)
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henricat,
25.01.06, 22:05
there is always the vegetarian haggis...for the feeble souls
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That's for sissies. Nö. Entweder the real stuff oder gar nicht.
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Last modified: 06.06.24, 10:52
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Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!!
(aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren
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