Sonntag, 6. Mai 2007
Die lange Nacht der Museen, oder: isabo versteht keine Kunst
isabo,
13:27
Erste Station: Deichtorhallen, Ausstellung von Erwin Wurm. Zweite Station: Gruner und Jahr, World Press Foto. Dritte Station: Kap San Diego Vierte Station: Museum für Kunst und Gewerbe Fünfte Station: Galerie der Gegenwart
percanta,
06.05.07, 14:42
Oh, die letztjährige World Press Photo-Ausstellung habe ich in Santiago de Chile gesehen und war froh, alleine und mit beliebig viel Zeit dort zu sein. Sehr beeindruckend. Vielen Dank, dass Sie mich daran erinnert haben, dass es diese Ausstellung ja auch in Deutschland zu sehen gibt; HH im Mai werde ich zwar nicht schaffen, aber vielleicht Berlin im Juni. ... Link
merlix,
06.05.07, 15:03
Erwin Wurm versteht sich nicht als Humorist, sagt Wikipedia. Die spinnen, die Künstler. ... Link
isabo,
06.05.07, 16:08
Herr Merlix, ich habe den dringenden und sogar begründeten Verdacht, dass Sie nicht mehr von Kunst verstehen als ich. Merke: besser in kompetenter Begleitung ins Museum gehen. ... Link
merlix,
06.05.07, 16:41
Natürlich verstehe ich rein gar nichts, sonst würde ich es ja nicht so bildungsbeflissen nachlesen müssen. Ich dachte ja auch, genau wie Madame, ich hätte wenigstens verstanden, daß es lustig sein sollte - aber nein. Ist alles ernst. Ich habe dann Daniel Richter auch ein wenig online nachgeschlagen und was da stand, klang für mich ebenfalls irgendwie lustig. Fatal. Vielleicht im nächsten Leben mehr Kunst, in diesem ist es zu spät für mich. Aber man sollte unbedingt mit Menschen ins Museum gehen, die das ähnlich sehen, macht Spaß. Nächstes Jahr, gleiche Zeit! ... Link
g a g a,
06.05.07, 22:08
Erwin Wurm versteht sich nicht als Humorist, ... Link
isabo,
06.05.07, 22:15
Ja, wichtig. So eine Banane gab es auch auf einem Foto, sie guckte einem Anzugträger vorne aus dem Hosenschlitz raus. Da ist man doch froh, dass das gar nicht lustig sein soll. ... Link
isabo,
07.05.07, 23:21
Andersrum käme es mir allerdings auch nicht weniger pubertär vor. Ich Banausin. ... Link
isabo,
07.05.07, 23:37
Sehnse: hab ich nicht gemerkt. Dabei ist mir, als hätte ich dieses Bild schon mal gesehen, und ja, das wurde da eindeutig zitiert. Danke. ... Link
klausf,
07.05.07, 10:17
Kunst!
Ich habe zweimal Workshop mit Künstlern gemacht, eine Tänzerin und eine Performancegruppe die das beide professionel betrieben haben. Bei beiden Workshops ging es nie darum, von den Zuschauern verstanden zu werden. Es ging darum, etwas eigenes und authentisches zu erschaffen, dass in den Zuschauern dann etwas auslöst. Der abgegriffene Satz 'Kunst entsteht im Auge des Betrachters' stimmt schon. Das ganze 'was will der Künstler uns damit sagen' ist nur ein Relikt aus dem interpretationsfixierten Schulunterricht. Weg damit. ... Link
gerdbrunzema,
07.05.07, 12:02
Ich möchte gerne Kunst verstehen. Oder zumindest die Aussageabsicht erahnen. Das möchte ich auch bei Musik und Literatur. Wenn man jemandem was sagt, zumal, wenn es was Neues ist, legt man doch auch Wert darauf, verstanden zu werden. Verstehe ich nicht. ... Link
isabo,
07.05.07, 12:04
Naaajaaa. Schön und gut. Aber ganz so einfach ist es, glaube ich, nicht. Manchmal gibt es schon etwas zu verstehen, und da können Erklärungen außerordentlich hilfreich sein. Ich erkenne sonst keine künstlerischen Zitate, keine Anspielungen, weiß nichts über die Technik und bemerke ja nicht mal solche eigentlich offensichtlichen Dinge, wie dass der Rezipient selbst zum Teil der Kunst wird, oder dass das dicke Auto mit Schlankheitswahn und Konsumdings zu tun hat. Dazu bin ich einfach zu doof und zu ungeübt. ... Link
isabo,
07.05.07, 12:05
Huch, gleichzeitig. Mein Kommentar bezieht sich auf Klausf, nicht auf Gerdbrunzema. ... Link
klausf,
07.05.07, 13:18
Kunst hat immer eine Aussage, einen Hintergedanken. Aber es geht nicht zentral darum, genau diese Aussage wiederzufinden - Kunst ist ja kein Ratespiel ("Hey, wir waren im Museum. Ich hab 17 von 25 Bilder erraten"). Und mit dem 'was will uns das sagen' kann man sich auch selber blockieren. Einer der Workshops war mit der Performancegruppe Gaststube performance, es ging während der ganzen Zeit nie um das 'Verstehen, was der Performer gemeint hat', sondern mehr um das 'wie gestalte ich, dass meine Performance etwas auslöst'. Vielleicht sollten Künstler viel mehr Kontakt zum normalen Publikum suchen, darlegen wie sie Kunst machen und erfahren, wie diese wahrgenommen wird. ... Link
isabo,
07.05.07, 13:54
Verzeihung, aber das ist mir zu verklärt. Ich persönlich bin einfach nicht zufrieden damit (mit mir), wenn ich ein Bild einfach nur "schön" oder "nicht schön" finde, aber den Verdacht nicht loswerde, dass irgendwas dahintersteckt. Es zu "verstehen" erleichtert mir das Verständnis, wenn Sie verstehen, was ich meine. Beispiel: heute morgen las ich in dem Buch "Berlin oder so.", das Sie bitte alle kaufen mögen, wenn Sie es noch nicht getan haben, und zwar am besten direkt auf der verlinkten Seite bestellen, in diesem Buch also las ich den Satz "Es ist draußen schon bald wieder zu dunkel für einen allein." Der Satz stammt von Vigilien, und er zitiert damit ein Lied von Element of Crime. ("Warte auf mich - warte auf mich, draußen ist es zu dunkel für einen allein.") @Gerdbrunzema: immer "verständlich" und eindeutig zu sein, kann nicht das Wesen der Kunst sein. Es geht schon um Abstraktion, Überhöhung und sowas. Wer nur etwas (Sachliches, Nachvollziehbares) mitteilen möchte, der wird nicht Künstler, sondern Journalist oder Sachbuchautor. ... Link
der,
07.05.07, 15:26
Wenn Künstler etwas sagen wollten, würden sie es tun, sind ja (meist) nicht taubstumm. ... Link
gerdbrunzema,
07.05.07, 21:57
Mit "verständlich" meine ich nicht Journalismus und so. Kunst unterscheidet sich von aller anderen Kommunikation dadurch, das es in der Kommunikation die Strukturen/Erfahrungen genau der Kommunikation testet (der "So hab ich das noch nie gesehen"-Effekt). Aber wenn mir das nicht ermöglicht meine eigenen neuen Antworten auf zu finden, sondern einfach nur auf mich herabblickendes unlösbares Rätsel ist, FINDE ICH DAS DOOF!! Ein gutes Kunstwerk sagt der Klischee-Waschfrau und dem eremitierten Klischee-Kunsthistoriker jeweils das, was weiterbringt. Im Grunde wie bei Büchern. Man muß es ja nicht verstehen. Aber man sollte doch den Eindruck haben, da wird etwas relevantes gesagt. Finde ich. ... Link
isabo,
07.05.07, 22:17
Äh, was jetzt, muss man es verstehen oder nicht? Wenn ich mal wieder nicht die leiseste Ahnung habe, was das soll, dann suche ich das Problem - nagut, manchmal beim Künstler, das ist so schön einfach, es lässt sich trefflich lustig machen, aber meistens suche ich es doch erstmal bei mir. ... Link
isabo,
07.05.07, 22:22
Mit Krankheiten, Schmerzen und sowas komme ich übrigens auch besser zurecht, wenn ich mir erklären lasse, was genau da im Körper passiert, warum was wie ist, wie der Körper worauf reagiert etc. ... Link
klausf,
07.05.07, 23:51
Es geht ja bei weitem nicht nur um "schön/nicht schön", sondern um das 'was löst das bei mir aus'. Wenn man's mal selber erlebt hat dann ist es nicht mehr verklärt, sondern klar. ... Link
isabo,
08.05.07, 00:12
Das ist doch mein Reden, dass "schön / nicht schön" nicht alles sein kann. Aber wenn mein Verständnis gegen Null geht, dann löst ein Kunstwerk eben nur "schön / nicht schön" aus und sonst gar nichts. Dann renne ich beispielsweise durch Daniel Richters Bilder, denke "hässlich" und habe nichts davon außer Fußweh und Erschöpfung. Ich möchte einfach gern mehr verstehen, das ist so mein kleines Privatbedürfnis, weil ich die Kunst dann besser zu schätzen wüsste und mich nicht so hilflos fühlen würde. ... Link
kid37,
07.05.07, 18:31
Wilde Fahrt, über Daniel Richter hätte ich noch die ein oder andere Anekdote einstreuen können. Rebecca Horn (die mit der Schreibmaschine) ist natürlich großartig, eines meiner Lieblingsstücke in der ständigen Sammlung dort. Und das mit der notorisch schlechten Luft im MKG ist wirklich lästig - ich finde es dort ansonsten sehr, sehr nett und vielfältig. (Und man muß sich mal vorstellen: als ich nach Hamburg zog, kostete der Eintritt dort 3 Mark. Heute - acht Euro oder so?) ... Link
isabo,
07.05.07, 22:01
Ach, hätten wir Sie doch mitgenommen! Nächstes Mal werden Sie persönlich abgeholt. Muss auch nicht nachts sein. ... Link
isabo,
07.05.07, 23:38
Neinnein, wir denken natürlich alle Tag und Nacht an Sie! Ich dachte, das wär sowieso klar. ... Link
nicwest,
07.05.07, 20:43
Nicht jammern, Frau Isabo, üben! ... Link
zeichensatz,
08.05.07, 13:10
Vielleicht erklärt sich „Bei bildender Kunst fehlen mir solche Bezüge, weil ich zu wenig weiß und zu wenig geübt bin“ zum Teil durch „Und so zeige ich den Anderen, dass ich auch schnell durch eine Ausstellung flitzen kann“. Man kann Bilder schnell und ohne Vorkenntnis betrachten und versteht dann vielleicht etwas davon. Wer sich länger mit ihnen beschäftigt, hat meist mehr davon. Wer sich Jahre oder Jahrzehnte damit beschäftigt, hat noch mehr davon. Im Schweinsgalopp wird wenig verstanden, und bei der langen Nacht der Museen ebenfalls. Solche Veranstaltungen sollte eher meiden, wer sich für Kunst interessiert. Gehen Sie mal unter der Woche am Vormittag ins Museum (es ist dann häufig fast leer), lesen Sie den für kleines Geld erhältlichen Führer und Sie werden festestellen, daß Sie deutlich klüger und wahrscheinlich auch neugieriger aus dem Museum herauskommen. Und das, was Sie an diesem Vormittag über diese Bilder gelernt haben, wird Ihnen behiflich sein, den nächsten Bilder, die Ihnen begegnen, die richtigen Fragen zu stellen. ... Link |
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Last modified: 06.06.24, 10:52 Status
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Kommentare
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren
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