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Sonntag, 26. Juli 2009
Is a book

Gerbrand Bakker (Andreas Ecke): Oben ist es still

Ich habe Vater nach oben geschafft.

Was für ein erster Satz. Was für ein Buch. Helmer schafft seinen bettlägerigen Vater nach oben und renoviert unten das Wohnzimmer und das bisherige Elternschlafzimmer, wo er sich jetzt sein eigenes Schlafzimmer einrichtet. Mit einem neuen Bett und einer Steppdecke. Ein Tag ist wie der andere: melken, das Jungvieh versorgen, ausmisten, nach den Schafen sehen, nach den Hühnern sehen, die Esel versorgen, den Vater versorgen. Ihm etwas zu essen und zu trinken bringen, ihn zur Toilette tragen, ihn waschen.

Nach einem Blick aufs Ziffernblatt sagt er: „Ich hab Hunger.“
„Ich hab auch manchmal Hunger“, sage ich.

Die Mutter ist lange tot, und noch viel länger ist Henk tot, Helmers Zwillingsbruder. Seine zweite Hälfte. Henk hatte eine Freundin, Riet; Henk hätte den Hof übernehmen und mit Riet Kinder haben sollen. Helmer wollte den Hof nicht. Manchmal kommt die Nachbarin Ada vorbei, oder ihre beiden kleinen Söhne. Sie dürfen Helmer mit den Eseln helfen. Und eines Tages kommt ein Brief von Riet.
Ein langsames, leises Buch über die Beziehungen zwischen Vater und Sohn, zwischen Zwillingen, ein wenig auch über die zwischen Mensch und Tier, ein Buch über die Einsamkeit, über Sehnsucht und sehr, sehr viel Unausgesprochenes. Es ist viel Nebel, Winter, Kälte und Frost, aber zwischendurch ist auch Schlittschuhlaufen. Und der Vater will noch einen Frühling erleben, nur noch einen.
Es passiert nicht irre viel, es wird nicht viel gesprochen, und doch ist es spannend; und was mich noch mehr beeindruckt, ist, dass das Buch es überhaupt nicht nötig hat, die Figuren als skurril darzustellen. Sie sind alle auf ihre Weise nicht unbeschädigt, aber ansonsten keine besonders außergewöhnlichen Typen. Gerade das macht es so echt, dadurch kommt es einem so nahe. Und bei aller Tristesse ist der Ich-Erzähler niemals selbstmitleidig, sondern sehr lakonisch.
Völlig neu auf meinem Radar ist der Übersetzer Andreas Ecke. Normalerweise schreibe ich ja nichts über die Übersetzungen (einfach deswegen, weil ich Kollegin bin), aber Ausnahmen bestätigen usw. Diese Übersetzung ist großartig, der Ton ist vollkommen stimmig, passt perfekt zu dem Buch und seinem Erzähler, und! ich habe auf 315 Seiten nicht einen einzigen Fehler bemerkt.

Lest dieses Buch. Wundervoll.

Seine Regalnachbarn sind Nicholson Baker und Honoré de Balzac.

Das klingt wirklich spannend. Ich tue es mal auf meine AmazonWishlist. Mal schauen ob sich jemand erbarmt und es mir schenkt.

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Ein klarer Fall offenbar von don't judge a book by its cover. Ist ja schlümm.

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Die Worttreppe in den Himmel mit "still" als letzter Stufe finde ich für den Titel aber sehr gelungen. Und das viele Weiß scheint mir auch gut zu passen. Nur die Schafe, die hätten sie von der schneebedeckten Wiese ruhig runterschicken können. Auch wenn ich gegen Schafe sonst nichts habe.

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Huch, ich dachte, hier hätte längst mein vor Stunden geschriebener Kommentar gestanden, aber dann ist mir wieder Safari abgerauscht, weil ich ein dussliges YouTube-Video gucken wollte, hab ich je erwähnt, dass mir mein Compu… ach, egal.
Was ich geschrieben hatte, jedenfalls, war: dass ich das Cover gar nicht so schlümm finde, es ist kalt und leer und es sind Schafe drauf, das passt schon. Nur die Typografie finde ich (Entschuldige, Britta) in höchstem Maße albern. Geschmäcker, man kennt das.

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Mönsch.

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Last modified: 09.12.13, 22:30
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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 11 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 12 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 12 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 12 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 12 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 12 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 12 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 13 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 13 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 13 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 13 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 13 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 13 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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