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    Mittwoch, 28. September 2005 
   Der Schlafanzug
 
   isabo,
   14:42
 
Böse Menschen verlangen von mir, diese Geschichte zu schreiben. Der lustige Mann wird mich deswegen wahrscheinlich verlassen, aber dann wisst Ihr wenigstens, wer Schuld ist. Als ich den lustigen Mann kennenlernte, vor vielen, vielen Jahren, als Twix noch Raider hieß, Lambada von Kaoma auf Platz eins war und in Berlin die Mauer eingerissen wurde, besaß er nämlich diesen Schlafanzug. Den hatte ihm weitere viele Jahre zuvor seine Mama gekauft, so ein Schlafanzug war das. Ein Schlafanzug, wie Mamas sie gerne für ihre Söhne kaufen, aus kuscheligem Frottee, hellgraue Hose, hellgrau-hellblau gestreiftes Oberteil. „Lieber lustiger Mann“, sprach ich mit soviel Strenge, wie ich aufbrachte, und das war nicht viel, denn ich musste lachen, „dieser Schlafanzug geht ja wohl überhaupt nicht. Der muss weg.“ – „Liebe kluge Frau“, antwortete der lustige Mann, „ich weiß, dass dieser Schlafanzug überhaupt nicht geht. Aber er ist doch so kuschelig und gemütlich.“ Dagegen konnte ich nun schlecht etwas vorbringen. Wenn es kalt war, im Winter, trug der Mann den kuscheligen, hellblau-hellgrauen Frotteeschlafanzug, mit Bündchen, ein bisschen eng unter den Achseln, aber so gemütlich und ziemlich unsexy. Ich lachte ihn aus und spottete und machte spitze Bemerkungen und investierte eines Tages eine für mein Studentenbudget ziemlich beträchtliche Menge Geld in einen schicken, gemütlichen, kuscheligen Herrenpyjama aus Baumwollflanell, schottisch kariert, vorne geknöpft und mit Kragen. Der lustige Mann freute sich sehr und trug das olle Frotteeding nicht mehr. Das hätte er auch gar nicht gekonnt, denn das trug fortan ich. Ich sah sehr unsexy aus und musste immer mit einer Hand die Hose oben festhalten, es war kuschelig und gemütlich, und der wunderbare Mann lachte mich nicht aus, spottete nicht und machte keine spitzen Bemerkungen. [Es gibt da diesen herzerweichenden Film mit Nicholas Cage als Engel, der Sterbende abholt und auf die andere Seite begleitet. Gleich in der Anfangsszene holt er ein kleines Mädchen ab und fragt es, was es im Leben am liebsten gemocht habe. „Schlafanzüge“, sagt das Mädchen. „Mit Füßen unten dran.“] ... Link (9 Kommentare)  | 
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   Last modified: 06.06.24, 10:52 Status 
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   Kommentare 
   
   Zettel's Ingo Maurer Hallo, 
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne... 
      Christiane Thomaßen, vor 14 Jahren
    
   endlich endlich setzt jemand ein 
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich... 
      federfee, vor 14 Jahren
    
   Lassen Sie doch vielleicht mal 
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das... 
      isabo, vor 14 Jahren
    
   grosses Lob Liebe Isabo, 
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz... 
      LvO, vor 15 Jahren
    
   Ha, wir haben auch nur 
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt.... 
      Irene, vor 15 Jahren
    
   Bin gerade erst über das 
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und... 
      frenja, vor 15 Jahren
    
   Beide haben Fahnenmasten, der linke 
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen... 
      croco, vor 15 Jahren
    
   Ja. Ich habe aber erstens 
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte... 
      isabo, vor 15 Jahren
    
   Gute Entscheidung. Trennung in beruflich 
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig... 
      textundblog, vor 15 Jahren
    
   ja ja ja!!! ES geht 
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)... 
      g a g a, vor 15 Jahren
    
   Ich GLAUBE, ich habe 
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen? 
      isabo, vor 15 Jahren
    
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