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Freitag, 2. Dezember 2005
Sachkompetenz

Unten in den Kommentaren fragt Noga: Wie kann man ein Buch über ein Thema übersetzen, mit dem man sich nicht gut auskennt?
Berechtigte Frage. Viele Übersetzer sind auf bestimmte Themen spezialisiert – oft nicht deswegen, weil sie schon immer scharf auf dieses Thema waren, sondern einfach, weil es sich so ergeben hat. Man ist ja froh um jeden Auftrag, und die Verlage sind froh, wenn sie einen zuverlässigen Übersetzer haben, der sich dann eben einarbeiten muss. Dabei wird durchaus nicht jedem Übersetzer jedes Thema anvertraut, und umgekehrt: es gibt Themen, die würde ich mit der Kneifzange nicht anfassen. Geht mir weg mit Mittelalterschinken, Science Fiction oder Fantasy, interessiert mich nicht, und ich habe auch überhaupt keine Lust, mich da einzulesen, so einen Auftrag würde ich ablehnen. Weil ich es mir glücklicherweise inzwischen leisten kann.
Zum Übersetzen gehört verschiedenerlei: zum Einen muss man die Fremdsprache verstehen und ein Gespür für Stil und Rhythmus des Originals haben. Dann, fast noch schwieriger, muss man seine Muttersprache sehr gut beherrschen. Sprachgefühl lernt man von Kind auf oder gar nicht, es lässt sich schlecht im Erwachsenenalter nachholen. Ein weiterer Teil ist Handwerk, das kann man sich aneignen. Und schließlich das Inhaltliche: auch das kann man lernen, man kann sich einarbeiten, recherchieren, Leute fragen, die sich auskennen. Für mich macht es durchaus einen Teil des Reizes am Übersetzen aus, mich immer wieder mit Themen zu beschäftigen, beschäftigen zu müssen, um die ich mich sonst nicht gekümmert hätte. Interessieren muss es mich natürlich schon. Dieses Buch, um das es konkret geht, ist in erster Linie Literatur, ein Roman, sehr schön erzählt, teilweise ganz poetisch – ich freue mich sehr darauf, etwas Anspruchsvolles zu übersetzen. Der ganze Themenbereich Judentum/Israel wird viel Arbeit machen, aber das macht nichts, auch darauf bin ich gespannt. Mir haben schon Kollegen ihre Hilfe angeboten; Übersetzer sind ein nettes Volk, man unterstützt sich in solchen Fällen gegenseitig, sieht sich eher als in einem Boot sitzend, denn als Konkurrenz, und so habe ich vor diesem Thema keine Angst.
Selbstverständlich muss man gründlich arbeiten, wie immer. Denn es ist natürlich peinlich, wenn ein Kenner dem übersetzten Buch schließlich anmerkt, dass die Übersetzerin nicht Bescheid wusste. Aber mit entsprechendem Einsatz, denke ich, geht das. Ob ich mir das zutraue, fragte die Lektorin. Ich las das Buch, dachte darüber nach und fand dann: ja.
Oder kurz gesagt, als Antwort auf Nogas Frage: Hauptsache, man kennt sich mit dem Thema aus, wenn die Übersetzung fertig ist.
(Und übrigens wird das Buch wahrscheinlich auf Frühjahr verschoben und ich mache erst noch was anderes. Ich habe also noch ein bisschen mehr Zeit zum Einlesen.)

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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 11 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 12 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 12 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 12 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 12 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 12 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 13 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 13 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 13 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 13 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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