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Donnerstag, 20. November 2008
Seminarausklang

Das Seminar endet mit dem Mittagessen. Ein Teilnehmer nach dem anderen verschwindet, eine Handvoll Leute geht noch einen Kaffee trinken. Manche nehmen den früheren Zug, die Autofahrer machen sich auf den Weg, am Ende sind wir nur noch zu dritt, die drei, die den späteren Zug nehmen. Auf dem Weg zum Bahnhof kommen wir noch einmal am Jägermeister-Fanshop vorbei, als nächstes passieren wir den Friseursalon Jäger, in dessen Schaufenster steht: „Was Jägermeister unter den Likören, ist Meister Jäger unter den Frisören.“ Es muss sich um einen Wolfenbütteler Running Gag handeln, denn auf dem Marktplatz befindet sich eine Wurstbude, die wirbt mit „Was Bismarck unter den Fürsten, ist Mecky’s Wurst unter den Würsten.“ Ich bin voraussichtlich im Juni das nächste Mal in Wolfenbüttel und werde die Augen nach weiteren Exemplaren dieser Gedichtgattung offen halten, versprochen. Chronistenpflicht.

Meister Jäger jedenfalls sorgt dafür, dass uns siedendheiß etwas einfällt. Wir haben drei Tage in Wolfenbüttel verbracht, wir haben über alles mögliche gesprochen, auch über Jägermeister, wir haben gegessen, getrunken, geschrieben, geredet, wir haben nach Kräften getan, was man von einer Seminargruppe in Wolfenbüttel erwarten darf, nur eins haben wir nicht getan, keiner von uns, und wir wissen selbst nicht, wie das passieren konnte: wir haben keinen Jägermeister getrunken.
Aber noch ist es nicht zu spät, wir sind ja noch da, und mag Wolfenbüttel auch sonst nicht irre viel zu bieten haben, einen Bahnhofskiosk hat es. Und so stehen wir am Dienstagmittag zu dritt mit unseren Rollkoffern auf dem zugigen Bahnhof, trinken Jägermeister aus kleinen Fläschchen und stellen fest: schmeckt scheiße, macht aber Spaß. Wir erinnern uns an das alte Trinkspiel, auf dem Flaschenboden ist immer eine Nummer eingeprägt, und wer die höchste hat, muss die nächste Runde holen. Ich habe die 22, uneinholbar, dagegen haben die anderen keine Chance. Ich gehe zum Kiosk und hole die nächste Runde, die Stimmung steigt, es schmeckt nicht mehr ganz so scheiße, man trinkt sich ein. Als der Zug kommt, finden wir zwar, dass man auf zwei Beinen nicht stehen kann, aber leider ist keine Zeit mehr, eine dritte Runde zu holen. Bis Braunschweig kommen wir noch mit dem zweiten Fläschchen aus, und da müssen wir eh alle umsteigen. T sagt, „wisst Ihr, was das Beste ist“, hebt den Deckel des kleinen Metallmülleimers im Zug an und lässt die Flasche hineinfallen. Es scheppert ordentlich, wir lachen uns kaputt. Die Umsitzenden finden das nicht ganz so lustig wie wir.
Das dritte Fläschchen Jägermeister nehmen wir auf dem Bahnsteig in Braunschweig zu uns, es schmeckt gar nicht schlecht. Wir kichern nur noch, es kommt zu spontanen Verbrüderungsszenen zwischen Leuten, die sich erst seit zwei Tagen kennen, T muss dann leider in einen anderen Zug. Ich fahre mit K zusammen noch bis Hannover, inzwischen sind wir vollends zu Lachsäcken geworden, ich weiß selbst nicht mehr, was eigentlich so lustig ist, jedenfalls ist es so lustig, dass der schöne junge Mann uns gegenüber ein bisschen mitkichern muss. Als ich in Hannover aufstehe und mich von K verabschiede, kommt von hinten eine ältere Dame und bedankt sich. Es sei so schön gewesen mit uns, das hätte man ja selten, dass Menschen so viel Spaß haben, die meisten seien ja eher schlecht gelaunt. Sie habe jetzt richtig Freude an uns gehabt.

Danke. Hatten wir auch. Und danke, K und T.
Soll keiner sagen, wir hätten nicht alles gegeben.

... Link (2 Kommentare)


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Last modified: 06.06.24, 10:52
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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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