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Mittwoch, 29. April 2009
Tante Isabos kleine Deutschstunde: Werte

Wenn ein Buch es wert ist, gelesen zu werden, dann kann man es „lesenswert“ nennen. Wenn man findet, etwas gehört gelobt, findet man es lobenswert. Etwas, das man bedenken sollte, ist bedenkenswert. Es ist es wert, bedacht oder gelobt zu werden. Manches ist auch verachtenswert: wert, dass man es verachtet.
Das grassierende Wort „lohnenswert“ ergibt nicht den geringsten Sinn. Etwas ist es wert, sich zu lohnen? Gemeint ist doch, es lohnt sich. Es ist lohnend. Keine Ahnung, wieso irgendwer mal damit angefangen hat, -wert dranzuhängen. Es grassiert jedenfalls so sehr, dass es sogar schon im Duden steht. Duden, Schmuden. Die Frage, wie lange ein neu auftauchender Ausdruck „falsch“ ist, und ab wann man sagen kann, das ist eben Sprachwandel, Sprache hat sich schon immer verändert und war noch nie logisch, wird sich vermutlich nicht beantworten lassen, aber „lohnenswert“ ist verdammt noch mal ein total bescheuertes Scheißwort, hört endlich auf damit!

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Is a book

Stefan Merill Block (Marcus Ingendaay): Wie ich mich einmal in alles verliebte

Der Roman fängt so an:
Ich habe es niemals verstanden, diese Stille zu füllen. In den Monaten nach der großen Tragödie sprang ich jeden Morgen aus dem Bett, zog die kiloschweren, klobigen, korkbesohlten Stiefel an, lief in einer Art Paradeschritt von Zimmer zu Zimmer und stieß dabei alles um, was irgendwie erreichbar war. Die Stille bedeutet Abwesenheit, und Abwesenheit heißt Erinnern, deshalb schlug ich so viel Krach wie möglich.

Das ist der Anfang des Romans und des ersten Kapitels. Dieses erste Kapitel heißt: „Wie ich mich einmal in alles verliebte“, und das ist ein guter Titel für das erste Kapitel, aber nicht für den Roman. Der Roman heißt im Original „The story of forgetting“, was vielleicht nicht besonders einfallsreich oder klangvoll ist, aber genau sagt, worum es geht. Allerdings bezweifle ich in der Tat, dass ich ein Buch mit dem Titel „Die Geschichte des Vergessens“ gekauft hätte. Oder? Weiß nicht. Das Cover jedenfalls lässt in Zusammenhang mit diesem Titel so was wie eine Teenie-Liebesgeschichte vermuten, was es nun überhaupt nicht ist.
Abel, ein alter Mann, wartet darauf, dass seine Tochter nach Hause kommt. Sie verschwand viele Jahre zuvor, er bleibt im alten Farmhaus irgendwo in Texas, obwohl rundum Neubaugebiete entstehen, macht das Warten zum Lebensinhalt und verlottert dabei langsam ebenso wie das Haus.
Seth ist fünfzehn Jahre alt, als bei seiner Mutter eine Alzheimer-Frühform diagnostiziert wird. Er beschließt, Forscher zu werden und alles über diese spezielle Erkrankung und auch über die Vergangenheit seiner Mutter herauszufinden, die bislang im Dunkeln lag.
Und als drittes ist eine Art Märchen eingeflochten, die Geschichte des sagenhaften Landes Isidora, in dem es keine Erinnerung gibt.
Der englische Titel ist schon richtig, es ist eine Geschichte über das Vergessen und das Erinnern, aber auch eine über Angst und über die Liebe: die Liebe zwischen Mann und Frau (oder eben nicht), die zu den eigenen Kindern, den Eltern, den Geschwistern. Es ist die Geschichte eines mutierten Gens und eine Familienchronik. Spannend geschrieben, stellenweise sehr berührend, ich habe tatsächlich geweint. Leider kommt zweimal der sehr doofe Satz „seine Augen verengten sich zu zwei Schlitzen“ darin vor (das hat der Ingendaay bestimmt extra reingeschrieben, um mich zu ärgern). Egal, großartiges Buch. Lesen!
Stefan Merrill Block bekommt einen Regalplatz zwischen Herman Melville und Felix Mettler.

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Last modified: 06.06.24, 10:52
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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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