... is a blog
Dienstag, 6. September 2005
Drucken gucken!

DREASAN hat sehr schöne Bilder in einer Buchdruckerei gemacht. Von hier aus nach rechts blättern.

... Link (6 Kommentare)


Englisch an der Volkshochschule, 1. Semester

Der unbestimmte Artikel heißt auf Englisch a, erkläre ich, und wenn das folgende Wort mit einem Vokal anfängt, an. Wissen alle, was ein Vokal ist?, frage ich vorsichtshalber. Öh, naja, mal gehört, wie war das noch? Einer weiß es: Vokale sind die Buchstaben, die man bei Glücksrad kaufen muss.
Was zweifellos richtig ist.

... Link (6 Kommentare)


Der mittelmäßige Übersetzer rechtfertigt sich

Wähle saure Mienen
draußen oder daheim.
Du kannst nur einem Herrn dienen,
dem Original oder dem Reim.

„So heb's in eine dritte Sphäre!“ –
Als ob's dann noch das Alte wäre.

Lasst alle Überschätzungen.
So spricht der Gerechte:
Es gibt nur schlechte Übersetzungen
und weniger schlechte.

Christian Morgenstern
(Aus: R. M. Gschwend (Hg.): Der schiefe Turm von Babel)

... Link (0 Kommentare)


Montag, 5. September 2005
Buchtipp

Spezialtipp, weil ich hier mit dem Thema Übersetzen immer wieder auf so erfreulich großes Interesse stoße: es gibt da Leute, die können das viel besser vermitteln als ich. Der schiefe Turm von Babel ist eine sehr, sehr schöne und interessante Anthologie, in der Ragni Maria Gschwend zusammengetragen hat, wie das Übersetzen und Dolmetschen in der Literatur thematisiert wird. Von Goethe bis Gernhard haben die unterschiedlichsten Schriftsteller das Thema verarbeitet, teils in abgeschlossenen Geschichten, teils sind es Auszüge aus Romanen, ein paar Gedichte sind auch dabei, und es liest sich oft sehr witzig, manchmal überraschend, immer interessant. Mehr Informationen finden sich hinter dem Link da oben, bestellen kann man bei Amazon oder im Buchhandel. Die 12,50 € sind gut angelegt.

... Link (0 Kommentare)


Samstag, 3. September 2005
Heinz

Neu: HEINZ meanz nicht mear nur beanz, sondern ist auch die neue Maßeinheit für Zukunft.

... Link (1 Kommentar)


Freitag, 2. September 2005
Post!

Von: camillalopez@msn.com
Betreff: Versprochene Fotos!!!

Hallo Freund!!!

Ich das gewesene Denken an Sie und das Schreiben eines Briefes.
Wie geht es Ihnen? Wo sind Sie weg, lange Zeit sehen dont Sie?

Hier ist einige Fotos ?ber mich, sich erinnern,
dass ich versprach!

Neues Foto-Album (Link).

... Link (0 Kommentare)


Neues aus der Wortspielhölle

Hinterher werde ich wieder behaupten, wegen genau sowas würde das Übersetzen Spaß machen. Aber jetzt stecke ich erstmal fest.

Poll (fast blind) hat für Kat (ziemlich gebildet) und Dogman (doof wie Brot) Rosinenbrötchen gebacken und mit Butter beschmiert, und sich dabei mit dem Messer in die Hand geschnitten. Und nu sind die Brötchen blutig. Kat sucht sich ein unblutiges raus; ob Dogman das Blut überhaupt bemerkt hat, wird nicht gesagt.

"Bloody beltin’*, these", Dogman mumbled. I tried not to look but I could see the mashed-up bun and butter in his mouth.
"Bloody being the operative word**."
"I sometimes reckon you’ve swallowed a dictionary", he quipped, spitting bun on me as he passed.
"In that case you must have swallowed Spot the Dog", I snapped. "You’ve the vocabulary of a four-year-old."

* "saugeil"
** das Wort, auf das es ankommt -> "mit Betonung auf bloody"

Ich hampel gerade mit "saugeil" – "Wohl eher ’ne Sauerei" herum. "Du bist vielleicht ein Klugscheißer" – "Und du bist total scheiße." Ächz. Funktioniert nicht.

... Link (10 Kommentare)


Donnerstag, 1. September 2005
Verkaufe

Yamaha G 231 II, etwa 20 Jahre alt, kaum gespielt. An Selbstabholer in Hamburg, 30,- € (weiß jemand, ob das ein okayer Preis ist?).

... Link (4 Kommentare)


Und dann war da noch …

… der Freund, bei dem eines Tages die Polizei vor der Tür stand, alarmiert von der Bank, wegen des Verdachts der Geldwäsche. Grund: er hatte eine durchaus studentische Summe von seinem einen Konto (Heimatstadt) auf sein anderes Konto (Studienort) überwiesen und als Verwendungszweck „Geldwäsche“ eingetragen.

... Link (2 Kommentare)


Technik

Ich hätt’ da mal wieder ein Problem. Die automatische in-den-Papierkorb-Verschiebung von Spammails im Programm "Mail" (Apple) klappte hervorragend, bisher – jetzt nimmt sie es plötzlich zu genau und wirft alles, was von aol-Absendern über eine Mailingliste kommt, in den Papierkorb. Ich habe die betroffenen Absender einzeln ins Adressbuch aufgenommen, ich habe die Mailinglistenadresse ins Adressbuch aufgenommen, ich habe mich vergewissert, dass "bekannte Absenderadressen nicht als Werbung kennzeichnen" eingestellt ist, hat alles nichts genutzt. Was kann ich denn da tun? Ich will doch nicht dreimal am Tag meinen Papierkorb überprüfen!

... Link (5 Kommentare)


Mittwoch, 31. August 2005
Das erste Blog der Weltliteratur

Blogs sind nämlich keineswegs das neue große Ding, sondern lediglich alter Wein in neuen Schläuchen. Das älteste ist tausend Jahre alt. Damals hießen Blogs zuihitsu (bzw. noch nicht mal, die Bezeichnung kam auch erst ein paar Hundert Jahre später auf) und wurden auf Papier geführt und veröffentlicht. Ich schreib das mal eben aus dem Japan-Handbuch von Horst Hammitzsch (bzw. Wolfram Naumann) ab:

Zuihitsu-Literatur

Aus der chinesischen literarischen Nomenklatur der Sung-Zeit entlehnt, in Japan erst seit dem 15. Jahrhundert angewandt, ist der Begriff zuihitsu heute allgemein als literaturwissenschaftliche Kategorie gebräuchlich. Er bedeutet wörtlich "dem Pinsel folgen" und meint sehr verschiedenartige literarische Phönomene, denen streng genommen nicht einmal das negative Merkmal gemeinsam ist, keiner anderen Literaturgattung anzugehören. Einerseits bezeichnet zuihitsu das planlose, der Willkür und Neigung des Autors überlassene Notieren von Wahrnehmungen, Erfahrungen, Überlegungen und das Zitat in beliebiger Länge und Form (Idealtypus: Makura no sôshi). Das Produkt ist in diesem Falle eine Sammlung von Textabschnitten in unsystematischer Folge. […]
Im "Sammlungstypus" reihen sich Anekdote, Sage, Tagebuch- und Autobiographie-Details, Reflexion, Maxime, Exzerpt und Kommentar […].

Die außerordentlich belesene Hofdame Sei Shônagon, die um die Jahrtausendwende [jaja, die vorletzte!] ihr Makura no sôshi (Kopfkissenhefte) schrieb, beschließt ihr Werk mit einer Darlegung seiner Genesis. Von der Kaiserin erhielt sie Schreibpapier, damit sie es "zum Kopfkissen haben" kann, und sie schrieb und sammelte "zu Hause in müßigen Stunden, was ich mit meinen Augen gesehen und was ich im Herzen gedacht […]. Ich habe also im allgemeinen ausgewählt, was reizvoll ist in unserer Welt, was man bewundernswert findet, und ich habe von Gedichten, Bäumen, Kräutern, Vögeln und Insekten gesprochen." Dieses Postskript charakterisiert das aus über 300 Abschnitten bestehende Werk als den Versuch, in der Lebensmitte die Erfahrungen zu sichten und die Umwelt zu beschreiben. Dabei ergaben sich unter anderem nach der emotionalen Reaktion unterschiedene Listen ("Widerwärtige Dinge"; "Dinge, die das Herz höher schlagen lassen"; "Dinge, die Sehnsucht nach Vergangenem erwecken").

Sogar die Kategorien hatten sie also schon.
Und so weiter, der Eintrag ist sehr lang, es handelt sich schließlich um eine ganze Literaturgattung, die sich übrigens deutlich von der damals sehr viel gängigeren Tagebuchliteratur (nikki) unterscheidet. Ende der Vorlesung.

... Link (0 Kommentare)


Dienstag, 30. August 2005
Erkenntnis

Some girls are bigger than others.
Some girls’ mothers are bigger than other girls’ mothers.
(The Smiths)

(Ehrlich, sowas fasziniert mich.)

... Link (1 Kommentar)


Gesprächsfetzen

Ein etwa fünfjähriges Mädchen knabbert einen Maiskolben.
Mutter: „Und, wie schmeckt das?“
Kind: „Weiß nicht. Ich finde, das schmeckt irgendwie unhöflich.“

... Link (2 Kommentare)


Montag, 29. August 2005
Guten Morgen!

... Link (7 Kommentare)


Freitag, 26. August 2005
Was ich mal werden will, wenn ich groß bin (Ehrgeiz und so)

Meine Oma, die Mutter meiner Mutter, wollte immer, dass ihre Kinder die besten sind. "Ich war immer Klassenbeste, warum hast Du nur eine zwei?" Meine Mutter fand das schrecklich, und daher galt bei ihr, also für uns: Hauptsache, das Kind ist vergnügt. Und so sind wir alle vier komplett bar jeden Ehrgeizes. Was ich manches Mal verflucht habe. So wusste ich nach der Schule nicht, was ich wollte, habe studiert, weil das so von mir erwartet wurde, Sprachen, weil die mir lagen, aber nicht, weil mich das Studium wirklich interessiert hätte. Aber was Anderes ist mir auch nicht eingefallen. Irgendwie habe ich mich durchgeschlängelt, mit möglichst wenig Aufwand, mittelmäßigen Noten und einer ziemlich beträchtlichen Studiendauer. Und dann?
War ich fast dreißig und wusste ich immer noch nicht, was ich wollte. Magistra in Japanologie und Anglistik, hurra. Ich war frisch verheiratet, der lustige Mann ging ins Referendariat und ich hatte die Wahl: eine Stelle suchen (Japanologie! Anglistik!), die ich bestimmt nicht in Menden im Sauerland finden würde, oder mitgehen. Menden. Sauerland. Mach ich mich halt selbständig. Übersetzt habe ich immer gerne. Nur wird man natürlich im Studium kein bisschen auf die Realität vorbereitet, und entsprechend naiv bin ich das Ganze angegangen.
Bücher zu übersetzen kam mir gar nicht erst in den Sinn. Ja, vielleicht, Kinderbücher, irgendwann mal, aber „richtige“ Bücher, nein, das ist was Großes, das kann ich doch gar nicht. Also schrieb ich Unternehmen an, in Anfällen von blindem Aktionismus, immer so 50-100 gleiche Briefe gingen da raus. Unprofessionell formuliert wahrscheinlich, keine Ahnung vom Geschäft, mit einem schlechten Drucker ausgedruckt etc. Manche haben sogar geantwortet. Tut uns Leid. Wir nehmen Sie in unsere Kartei auf. Danke auch.
Und Aufträge bekam ich auch, jawohl! Die Internetseiten mittelständischer metallverarbeitender Betriebe im Sauerland ins Englische übersetzen. Von Metallverarbeitung verstehe ich so viel wie die Kuh vom Fliegen, und dann auch noch in die Fremdsprache. Einen Engländer engagiert, der meine Übersetzungen korrigierte. Und der auch nicht die Welt von Metallverarbeitung verstand. So alle drei Monate ein Auftrag, und das Geld reichte manchmal sogar, um die nächste Autoreparatur zu bezahlen. „Neue Antriebstechnik für Straßenfertiger“ war ein Highlight. Bis dahin hatte ich schon dreißig Jahre lang das Deutsche als meine Muttersprache betrachtet und das Wort „Straßenfertiger“ noch nie gehört. Eine Sekretärin aus einem dieser Betriebe, die für ihren Freund in England Gedichte schrieb und sie von mir ins Englische übersetzen ließ, sorgte immerhin regelmäßig für Erheiterung.
Und dann kam, plötzlich und unerwartet, über eine Datenbank im Internet eine Anfrage für ein Buch. Ein Werk der Weltliteratur natürlich, es hieß "Gärten auf kleinstem Raum. Ideen für die Fensterbank, Balkon, Hof und Hauseingang." Ein Buch! Und plötzlich war er da, der Ehrgeiz. Ich wollte das machen. Ein Buch. Einen belanglosen Gartenratgeber. Ich verstand nicht viel vom Gärtnern, ich verstand auch nicht viel vom Übersetzen, aber ich wollte. Dass. Dieses. Buch. Gut. Wird. Und dass mein Name vorne drinsteht. Und dass man es in Buchhandlungen kaufen kann.
Ich weiß nicht, ob es gut geworden ist. Vielleicht sollte ich mal reingucken. Aber seitdem weiß ich, was ich will. Wenn ich groß bin, will ich richtig gute Bücher richtig gut übersetzen.

Meine Karriere als Fachübersetzerin gipfelte übrigens in einem chemischen Untersuchungsbericht über die Schimmelbildung an Bambus. Aus dem Japanischen. Seitdem mache ich kein Japanisch mehr, und keine Fachübersetzungen.

Was ich sagen will: nur Mut, Saoirse, manchmal weiß man es einfach plötzlich.

... Link (1 Kommentar)


Donnerstag, 25. August 2005
Vokabelheft (Hamburg)

Alster*
Ascheimer
Du
Krüsch
Plietsch
Porree**
Schlachter
Sonnabend
aufn Swutsch gehen

tbc

* Bier mit Zitronenlimo heißt in Süddeutschland Radler, in Norddeutschland Alster. Dachte ich. Bis ich nach Westfalen zog. „Ein Radler bitte.“ - „Sprite ist aus, kann’s auch ein Alster sein?“ – „Äh, klar.“ War Bier mit Fanta.

** “Tschuldigung, haben Sie Lauch?“ - „Ja, klar“, die Dame zeigt aufs Gemüseregal. „Frühlingszwiebeln“, sage ich, „Lauchzwiebeln“, sagt sie, „meinten Sie Porree?“

... Link (30 Kommentare)


Und dann war da noch …

… dieser hochintellektuelle und handwerklich einigermaßen unbegabte Freund, der nach einem Umzug ein großes Bücherregal an die Wand bringen und dafür vierzig Löcher bohren musste. Er rechnete und vermaß und zeichnete an und bohrte und bohrte alle vierzig Löcher, dann fand er, er hätte sich einen Kaffee verdient, und ging nach nebenan in die Küche. In der Küche waren vierzig Löcher in der Wand.

... Link (2 Kommentare)


Mittwoch, 24. August 2005
Kram

Vorm Kleiderschrank Apfel-F drücken wollen.
.

Beim Aufwachen gemerkt, dass die Tauben im gleichen Rhythmus gurren, in dem die Hare Krishnas trommeln.
.

Gefunden: „Sobald ich rausgefunden habe, wovon meine Geschichte eigentlich handelt, schreibe ich es auf einen Zettel und klebe ihn an meine Schreibmaschine.“ (Ernest Hemingway)
.

Nachts schleicht etwas um unser Haus. Vielleicht ein Marder. Die machen irgendwas Böses mit Autos, das weiß ich, aber was genau machen sie? Ist es etwas, was man merkt, wenn man losfahren möchte, oder merkt man es erst, wenn man an der nächsten Kreuzung einen riesigen Unfall verursacht, weil die Bremsen plötzlich ausfallen? Weil, das wär mir jetzt nicht so richtig lieb.
.

Bei Kaufhof gibt es jetzt die neue First-Class-Mode zu Last-Minute-Preisen.
.

Lieblingsplural: Sofata

... Link (7 Kommentare)


Dienstag, 23. August 2005
Dolmetscher haben's auch nicht leichter


Von Muttscomics, gefunden bei Michael.

... Link (0 Kommentare)


Fundstück

Jochen Jung in der ZEIT vom 11.08. über Cees Nooteboom: Paradies verloren:

„So manches liest sich in diesem Buch übrigens wie für die deutsche Sprache geschrieben, und ein besseres Kompliment für die Übersetzerin Helga van Beuningen kann es nicht geben. Sind Übersetzer(innen) nicht überhaupt oft genug so etwas wie engelhafte Vermittler?“

Na also, geht doch!

... Link (2 Kommentare)


Montag, 22. August 2005
Gelesen

Jenny Erpenbeck: Wörterbuch

Hm. Ich weiß überhaupt nicht, was ich davon halten soll. „Wörterbuch“ ist große Literatur, keine Frage. Aber leider schreit es auch auf jeder Seite „ich bin große Literatur!“ Jaja, hab ich gemerkt, das erkenne ich ja auch an. Ehrlich, ist mein Ernst. Aber muss es immer so bedeutungsschwanger daherkommen? Tja, nun ja, vielleicht muss es das. Es geht nämlich um ein namenloses Mädchen in einem namenlosen Land, eine Ich-Erzählerin, von der man nie weiß, wie alt sie gerade ist, oder ob man sich gerade in der Realität oder im Traum oder einem Tagtraum oder einem Rückblick befindet, aber das ist in Ordnung. Auch, dass sie viel zu eloquent ist, um plausibel als Kinderstimme zu sprechen, kann man machen. Das Mädchen wächst sehr behütet auf, als Einzelkind mit Amme und Hauspersonal, und stellt im Laufe der Jahre fest, dass dauernd Schüsse zu hören sind, dass immer mehr Menschen einfach verschwinden, dass überall steinerne Statuen von den Freunden des Vaters in der Stadt herumstehen etc. Das alles tritt so nach und nach zutage und dem Leser ist schon nach wenigen Seiten klar, worum es geht. Dem Mädchen selbst ist es zwar irgendwie auch klar, aber man wünscht sich doch, sie möge sich auch ein bisschen damit auseinandersetzen und nicht mit 17 immer noch so naiv tun. In ihren Tagträumen bevölkern all die Toten ihr Zimmer, aber das war’s. Sie nimmt alles hin. Zum Ende hin werden die Dinge dann beim Namen genannt, auch ihr gegenüber, aber selbst dann reagiert sie nicht. Es ist ekelhaft, es packt einen, es geht einem nahe, und man – oder ich zumindest – hätte dann gerne gehabt, dass es ihr ebenso geht. Aber vielleicht ist die Aussage des Buches ja auch, dass man ihr das Denken aberzogen hat, vielleicht habe ich es nur nicht kapiert. Vielleicht muss ich es noch mal lesen.
Und dann ärgere ich mich ein bisschen über mich selbst, dass ich mich so ernsthaft an Kleinigkeiten störe. Zum Beispiel an der Vorbemerkung im Impressum: „Die Interpunktion dieses Buches folgt weitgehend der alten Rechtschreibung, manchmal jedoch rein rhythmischen Gesichtspunkten“. Also nee. Die Zeichensetzung nicht zu beherrschen, ist ja in Ordnung, ich kann das auch nicht, zum Beispiel weiß ich gerade nicht, ob da wirklich ein Komma zwischen beherrschen und ist muss – aber wenn ich ein Buch schreibe, dann schlage ich so was doch nach und hoffe außerdem auf ein kompetentes Lektorat. Da schreibt man doch nicht vorne ins Buch rein, „Sorry, Leute, Kommas kann ich nicht“. Echt nicht. Und dann hinten drin dieses kindchenhafte Bild der Autorin, die immerhin 37 Jahre alt ist, hellblond, weißes Blüschen vor weißem Hintergrund, Blick durch den Pony von unten nach oben. Oder diese Marotte, hinter Fragen kein Fragezeichen zu setzen, sondern einen Punkt. Ehrlich, mich nervt so was.
Trotzdem: tolles Buch, irgendwie.
Ich bin sehr gespannt, Jenny Erpenbeck kommt im September mit ihren Übersetzerinnen ins Schwedische, Ulrika Wallenström (die ich kenne und sehr mag), und ins Polnische, Renata Makarska, zur Podiumsveranstaltung „Die Autorin trifft ihre Übersetzerinnen“ auf die Übersetzerjahrestagung. Vielleicht verstehe ich es dann besser.

... Link (1 Kommentar)


Sonntag, 21. August 2005
Satz des Tages

"Freude lässt sich ja aufbewahren."

... Link (3 Kommentare)


Glück

Leute! Hört the Boss Hoss! Großartig, das macht Spaß. Und außerdem sind die Jungs wirklich zum Verlieben. Und dann mit wunderbaren Menschen essen und trinken gehen, den Veranstaltungsnamen „KIM – Kultur im Mösenzimmer“ und den Bandnamen „radio-controlled fart box“ gebären, von einem wildfremden Herrn mit „Du bist Isa“ angesprochen werden und mitten in der Nacht noch irgendwo im Sand sitzen und auf den Hafen schauen. Hach.

... Link (4 Kommentare)


Freitag, 19. August 2005
Übersetzungskritik (Feuilletonschelte)

Auf ReLÜ, der Online-Rezensionszeitschrift zur Literaturübersetzung, findet sich ein Interview mit Lothar Schröder von der Rheinischen Post zum Thema Literatur-/Übersetzungskritik, zu dem ich ein paar Anmerkungen loswerden möchte. Es geht darum, dass in der Literaturkritik so gut wie keine Übersetzungskritik stattfindet, ja oft nicht einmal erwähnt wird, dass und von wem ein Buch übersetzt wurde. Alle Zitate stammen von Schröder, der mit seiner Meinung aber keineswegs allein ist.

„Raum [für Übersetzungskritik] gäbe es vielleicht, nicht aber die Bereitschaft eines Kritikers - wohlgemerkt bei aller fremdsprachlicher Kompetenz -, erst das Original und dann die Übersetzung zu lesen, um darüber vielleicht nur 50 bis 60 Zeilen zu schreiben. Das ist, sorry für das Wort: unökonomisch und einfach nicht zu leisten.“
Ich bin überzeugt davon, dass man das Original nicht lesen muss, um zu erkennen, ob eine Übersetzung gelungen ist. Um die „Korrektheit“ der Übersetzung eines einzelnen Satzes zu beurteilen, schon – aber bei einem ganzen Buch nicht. Man merkt doch, ob da ein bestimmter Stil rüberkommt, ob es Rhythmus hat, ob die deutsche Sprache korrekt und kreativ eingesetzt wird, ob es voller Angliz- oder anderer -ismen steckt etc. Ich bin der Meinung, man merkt sogar, ob beispielsweise schiefe Metaphern absichtlich eingesetzt werden, ob sie ein Stilmittel sind, oder Unfälle, weil der Übersetzer es nicht besser konnte. Dafür braucht man nicht jeden einzelnen Satz mit dem Original zu vergleichen. Ich habe eine ganze Reihe von Übersetzungsseminaren besucht, sie richteten sich allesamt an Übersetzer mit Zielsprache Deutsch, Ausgangssprache egal. Da kam es im Einzelfall natürlich mal vor, dass jemand genau erklären musste, was da in der Ausgangssprache geschieht, aber da ging es eben um einzelne Sätze oder Ausdrücke, und nicht um den Gesamttext. Ansonsten reichte die deutsche Übersetzung als Diskussionsgrundlage völlig aus. Das Feuilleton könnte prima mal darüber aufklären, dass die Schwierigkeit beim Übersetzen nämlich normalerweise nicht darin liegt, das Original zu verstehen, sondern in der deutschen Sprache. Und die kann man auch durchaus beurteilen, ohne das Original zu kennen.

„Zumindest bekommt der Leser mit, dass der Autor aus einem anderen Literatur- und Lebensumfeld stammt. Ob er sich für den Übersetzer interessiert, weiß ich nicht. Kann ich mir aber nicht so recht vorstellen. Und ob er sich für die Übersetzung selbst interessiert? Wahrscheinlich nur, wenn er glaubt, einen schlimmen Fehler entdeckt zu haben."
Natürlich bekommt der Leser mit, dass ein Buch aus einem fremden Land stammt. Herrje, ganz blöd sind die Leute ja auch nicht. Dass das Interesse für die Übersetzer und ihre Übersetzungen trotzdem so gering ist, schiebe ich durchaus auch auf die Missachtung durch die Kritik. Ich glaube, das habe ich schon einmal geschrieben: wenn zum Beispiel Elke Heidenreich in epischer Breite die „wunderbare Sprache“ eines Autors lobt, kann man als Übersetzerin nur den Kopf darüber schütteln, dass ihr offensichtlich überhaupt nicht in den Sinn kommt, dass diese Sprache aus der Feder eines Übersetzers stammt. Beziehungsweise, da platzt einem einfach jedes Mal wieder der Kragen. Und der Stein kullert wieder den Berg runter und wir rollen ihn wieder rauf.

„(Frage:) Wie gehen Sie selbst in Ihren Rezensionen mit Übersetzungen um?
(Schröder:) Ich kann sie kaum würdigen. Wir versuchen wenigstens, den Namen des Übersetzers abzudrucken.“
Wieso können Sie das nicht? Und: „versuchen“? Wie reizend. Soweit ich weiß, müssen Sie das sogar, zumindest dann, wenn Sie aus dem Buch zitieren. Wir sind nämlich Urheber, falls ich das noch nicht erwähnt habe.

„(Frage:) Würden Sie für mehr Übersetzungskritik plädieren? Wo könnte dafür Raum sein?
(Schröder:) Das Leser-Interesse wird wohl nie so recht der Übersetzung gelten.“
Was ja unter anderem daran liegen könnte, dass das Feuilleton und andere Institutionen sich auch nicht dafür interessieren und das Interesse des Lesers nicht wecken. Ich dreh mich im Kreis.

„Das ist ein Spezialthema für Leute mit wirklich sehr guten Fremdsprachenkenntnissen und für Experten.“
Hä? Wenn die Leute sehr gute Fremdsprachenkenntnisse hätten, dann bräuchten sie keine Übersetzungen. Das klingt ja gerade so, als würden die Übersetzer nur Fachchinesisch absondern, das außer den Kollegen niemanden interessiert und das niemand versteht. Genau das Gegenteil ist doch der Fall.

„Aus diesem Grund ist es ja auch sinnvoll und gelungen, die Übersetzungskritik ins Internet zu stellen. Dort wird sich bald die passende Leser-Gemeinde finden. Ein Print-Medium für Übersetzungskritik dürfte wegen der überschaubaren Auflage kaum bezahlbar sein. Damit will ich zum Schluss des Interviews und zum Start ihres Projekts eigentlich nur sagen: Sie haben alles richtig gemacht!“
Tolle Wurst. Im Internet können sich ja dann die paar seltsamen Freaks sammeln, die sich dafür interessieren, und das Feuilleton und die professionelle Literaturkritik sind aus der Verantwortung entlassen, oder wie? Ein Printmedium für ausschließlich Übersetzungskritik würde den gleichen Zweck erfüllen wie die Internetseite: nur für Nerds. Nein, die Kritik muss endlich begreifen und entsprechend damit umgehen, dass ein großer Teil der besprochenen Bücher übersetzt ist. Von den Hundert Toptiteln der Jahresbestsellerliste 2004 im Bereich Belletristik waren 78 Übersetzungen. Wir spielen verdammt noch mal eine ziemlich wichtige Rolle in der deutschen Literaturlandschaft.
Gut, dass ich das Interview nicht führen musste, ich wäre wahrscheinlich geplatzt.

PS: Es gibt übrigens auch Ausnahmen unter den Rezensenten, zum Beispiel Dieter E. Zimmer und Maike Albath. Die können das durchaus!

... Link (4 Kommentare)


"Neues, unglaublich witziges, an Originalität schwerlichst zu überbietendes Zauberspielchen"

Jochen horcht meinen E-Mail-Verkehr aus:

Re: heute abend
Re: [ue] shakespeare
Andrew Taylor
AW: Danke!
packt niemand aus?
1 neue Mails in Ihrem Spamverdacht-Ordner
Re: [ue] Lesungsplanung
4. Int. Lyrikfestival Basel vom 17.-18. September 2005
>Wuerden Sie Monopoly spielen, ohne ueber Los zu gehen?<
Re: !!

EDIT: Nu fordert der Herr auch noch ein, dass ich das Stöckchen weitergebe. Also, es mögen ihre letzten 10 Mailbetreffs veröffentlichen: Jens, Moni und Sopran. Ich hab den Überblick verloren, wem ich bisher immer die Stöckchen nachgeschmissen habe, ich hoffe, es fühlt sich niemand vernachlässigt.

... Link (0 Kommentare)


Online for 8498 days
Last modified: 06.06.24, 10:52
Status
Sie sind nicht angemeldet
Main Menu
Suche
Calendar
September 2025
So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.
123456
78910111213
14151617181920
21222324252627
282930
September
Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 13 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 14 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 14 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 14 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 14 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 14 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 14 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 14 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 15 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 15 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 15 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 15 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 15 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 15 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 15 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 15 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 15 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 15 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 15 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 15 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 15 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 15 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 15 Jahren

RSS feed

Made with Antville
Helma Object Publisher