... is a blog
Samstag, 16. Juli 2005
Und tschüss

Noch 36 Stunden,
ungefähr haargenau.

Irgendwann nächste Woche wird dann auch wieder gebloggt.

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Donnerstag, 14. Juli 2005
Der erzählte Bilderwitz

Heute: Bernd Pfarr.

Mann und Frau sitzen im Strandkorb, sie auf seinem Schoß. Bildunterschrift:

Wenn meine Frau ihre flache Hand auf meinen Bauch legte, um auf mein leichtes Übergewicht anzuspielen, verschaffte ich mir eine gewisse ausgleichende Befriedigung, indem ich mit dem Nagel meines Zeigefingers ganz sanft die feinen Furchen ihrer Orangenhaut nachzog.

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Dienstag, 12. Juli 2005
Neue Schimpfwörter, frisch vom Spielplatz reinbekommen:

. Du schwule Hure
. Du Pinkel
. Du Arschwichser
. Du Arsch-Penis-A-a

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Montag, 11. Juli 2005
Und dann war da noch ...

… die Frau, die von Musik aber sowas von keine Ahnung hatte. Der einzige Musiker, den sie kannte, war Beethoven, den hörte sie gerne. Sie war bitter enttäuscht, als sie irgendwann feststellte, dass er auf seinen Platten nicht selbst spielt.

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Samstag, 9. Juli 2005
Fundstück

(Altes Gedicht von Mai 2004, als Werder Bremen gegen Bayern gewann und damit vorzeitig am drittletzten Spieltag Meister wurde.)

Herbsttag für Bayern

Herr, das war aber auch Zeit. Die Bayern waren zu fett.
Leg Deinen Schatten auf die Fußballtoren
und lass sie schmoren auf dem Sterbebett.

Befiehl den großen Bremern, voll zu sein;
schenk ihnen noch zwei weitere Spieltage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
den Bayern eifrig weiter Schrecken ein.

Wer jetzt nicht Meister, wird es auch nicht mehr,
wer jetzt verloren hat, soll duschen gehen.
Soll kicken, bolzen, Tore schießen üben,
und in den Stadien hin und her
Unsinn stammelnd seine Fans betrüben.

(Tschuldigung, Herr Rilke.)

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Freitag, 8. Juli 2005
Blogplatz

Vorher:

Nachher:

(Vgl. BlueSky und wasweissich.)

Hier im Blog passiert in den nächsten Tagen nicht sehr viel, nehme ich an. Aber dann wieder!

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Fundstück

"Mein Vater hielt mit ihm (das Verb ist überschwenglich) eine jener englischen Freundschaften ab, die mit Ausschaltung jeder Vertraulichkeit anfangen und sehr bald den Dialog weglassen."

Jorge Luis Borges: Tlön, Uqbar, Orbis Tertius. in: Fiktionen.
Deutsch von Karl August Horst und Gisbert Haefs.

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Donnerstag, 7. Juli 2005
Ende der Diskussion:

"Immer, wenn Ihnen nichts mehr einfällt, kommen Sie mit Argumenten!"

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Lord Vader

can read your mind!
(Via Joshua)

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iBook kaputt?

In der Batterieanzeige vom iBook wird plötzlich nicht mehr der Batteriestand angezeigt, sondern nur noch ein x. Egal, ob ich "Nur Symbol", "Prozentsatz" oder "Zeit" einstelle. Wasn da passiert? Auch wenn ich unten an der Batterie auf das Knöpfchen drücke und eigentlich ein paar grüne Lichter angehen sollten, tut sich nichts. Kiste läuft aber.

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Mittwoch, 6. Juli 2005
Was Autos haben

. ECI-MULTI-(Electronically Controlled Multi-Point)-Kraftstoffeinspritzung
. Multilink-Hinterradaufhängung
. pyrotechnische Gurtschlossstraffer
. neigungsverstellbare Sicherheits-Teleskoplenksäule
. auskuppelnde Sicherheitspedale
. höheneinstellbare Gurtumlenkpunkte

Vermutlich ist das die Sorte Autos, die nicht in die Werkstatt muss, sondern ins Diagnose-Center.

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Montag, 4. Juli 2005
Prost! Auf mich!

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Sonntag, 3. Juli 2005
Wie Blogger ihre *piep* nennen

Ein lexikalisches Projekt zum Mitsammeln

. Anke: der Kerl

. Bluesky: meine Möwe

. Cassandra: der Liebste

. Don Dahlmann: das wunderschöne Mädchen

. Elle: mein Herzensmann

. Franzi: mein Liebster, der Mann meines Herzens

. Haarbüschel: der Keks

. isabo: der lustige Mann

. ix: die Beifahrerin

. Jochen: meine Frau

. Kaltmamsell: der Mitbewohner

. Kathleen: der Meine, mein Lieblingsmensch

. Kid37: die da geht in Weizenblond

. Kreuzberger: Prinzessin

. Lila: Y.

. Lisa9:

. Mequito: die Dame

. Merlix: die Herzdame

. Mutant: mein Gatte

. Pappnase: die liebe Dame

. Herr Paulsen: die Liebste

. Percanta: Percanto

. Praschl: M.

. Pri-Sac: Lieblingsfrau

. Sebas: Das Herzmädchen

. Seewolf: die liebste Dame

. Sibylle und Nico: Göttergatte/-in, GG

. SvenK: Frau Zeichner

. Van Vanity: der Ritter

. Vasili: die Prinzessin

Danke an alle fürs Mitsammeln! (Wird laufend aktualisiert.)

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Samstag, 2. Juli 2005
Gelübter Konjünktiv

"Gäbe es den Konjünktiv des Imperfekts nicht, die deutsche Sprache erfände ihn.
Stürbe er aus, das Deutsche verlöre an Schönheit, die es aber ohnehin nur besäße, wenn die Deutschen den Konjunktiv nicht falsch gebrauchen würden, sondern ihn richtig gebräuchten.
Beföhle man ihnen jedoch die richtige Anwendungsweise, es hülfe wenig, denn sie errieten nie die richtige Form, sondern erräten sie, sodass es vielmehr gar nichts hälfe, vielleicht auch hielfe.
Selbst die Begabtesten würden es nicht schaffen – bestenfalls schüfen sie es. Und zwar Verwirrung. Oh, dass sie darob in Pfannen brieten, in Töpfen sötten und in Öfen büken, wonach man sie aufäße!
Dabei wäre es doch sehr einfach, sich eine gewisse Fertigkeit zu erwürben, sägte man nicht ständig, wie schäuerlich die Fähler klüngen. Sie gefälen nämlich jödem, wenn sie ihrerseits noch Sprachgefühl verröten. Und däs tün sie jä wöhl, öder?"

Peter Köhler, Süddeutsche Zeitung, Datum nicht lesbar. Auf jeden Fall vor Dezember 2000.

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Freitag, 1. Juli 2005
Who is your alter poet?

HASH(0x903c18c)
Your alter poet is Allen Ginsberg. Quick, go nuts,
because THIS IS GOOD FOR YOU!

Who is Your Alter Poet?
brought to you by Quizilla

Patriotic? Gay? Hrm.

Via Praschl.

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ReLÜ

"ReLÜ ist online seit dem 20. Juni 2005

Übersetzte Literatur findet im internationalen Vergleich im deutschsprachigen Raum die meisten Leser. Kaum oder nur geringe Aufmerksamkeit wird hingegen den Übersetzerinnen und Übersetzern in ihrer Rolle als Vermittler zwischen Sprachen und Kulturen geschenkt. ReLÜ, die Online-Rezensionszeitschrift zur Literaturübersetzung, eine Initiative von Studierenden des Diplom-Studiengangs Literaturübersetzen der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, befasst sich mit aktueller, fremdsprachiger Literatur in ihrer Übersetzung. Sie stellt nicht allein Stoffe und Themen aus dem Ausland vor, sondern beleuchtet, ausgehend vom Original in seinem jeweiligen kulturellen Kontext, den im Feuilleton häufig vernachlässigten Aspekt des Übersetzens.
Studierende und Lehrende des Studiengangs besprechen hier übersetzte Werke aus dem englisch-, spanisch-, französisch- und italienischsprachigen Raum.
Die Rezensionen sollen zur Lektüre guter Bücher animieren und gleichzeitig Bewusstsein dafür schaffen, dass es sich um Übersetzungen handelt. Zudem wird anhand von Kritiken zu theoretischen Abhandlungen oder durch Glossen und Interviews ein Einblick in die Vielfalt der Übersetzungsproblematik gegeben.
Die ReLÜ entstand auf Initiative von Studierenden der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, die im europaweit einzigartigen Vollstudiengang Diplom-Literaturübersetzen (im internen Jargon auch kurz "LÜ" genannt) studieren. Ein Beirat garantiert die Qualität der publizierten Texte.
ReLÜ erscheint einmal im Semester online unter

http://www.relue-online.de

Die erste Ausgabe 1/2005 erscheint am 20. Juni 2005. Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 1. September 2005. Auch externe Beiträge sind nach Absprache gerne willkommen."

(Quelle: Romanistik.de-list, via Übersetzerforum)

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Sag ich doch

"It's the season of high adventure. You have a sacred duty to flee your safety zones, wander out to the wild frontiers, and flirt with possibilities you've never entertained. To get you started, here are a few suggested activities: Fly in a hot-air balloon over Tanzania's Serengeti National Park; run with the bulls in Pamplona, Spain; go on a two-week meditation retreat in Pondicherry, India; read Thomas Mann's The Magic Mountain; give laughing lessons to a cat; make love on a mountaintop; speak the words you've been wanting to say for years."

Yeah!

(Von hier, via Caro.)

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Donnerstag, 30. Juni 2005
99Rooms

Wow. Sehr schöne Wanderung durch 99 Räume. (Erinnern ein wenig ans Blogmich.) Boah, ist das cool. Ich krieg mich gar nicht mehr ein und bin erst in Raum 40!
Via Olsen.

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Ikea

Wir waren wirklich voll des guten Willens, ja, geradezu wild entschlossen, unseren Kontostand auf der nach oben offenen Bürgerlichkeitsskala um einige entscheidende Punkte zu erhöhen und uns für die neue Wohnung eine Küche zu kaufen, eine richtige Küche, eine Einbauküche. Und zwar bei dem großen schwedischen Möbelhaus, obwohl mir dessen penetrante Duzerei im Katalog auf den Keks geht. Da wir hier in der großen schwedischen Möbelhausdiaspora leben und eine Stunde Fahrzeit zum nächsten Laden haben, hatten wir uns sogar telefonisch erkundigt, ob man einen Termin ausmachen könne, so eine Küche kauft man ja nicht so im Vorbeigehen, wie, sagen wir mal, einen Duschvorhang oder einige Köttbullar. Nein, sagte ein sehr freundlicher Herr im Callcenter, Termine gäbs nicht.

Bei Ikea sagt eine weniger freundliche Dame ebenfalls Nein. Sie dürften keine Küche mehr mit uns planen. Sie könne uns das Küchenplanungsprogramm mitgeben, oder wir könnten uns das aus dem Netz ziehen und dann unsere Küche selbst planen. Haben wir schon gemacht. Wir haben auch so halbwegs was hingefummelt, sind aber nicht weit gekommen. Dann sollten wir das doch ausdrucken und mitbringen, meint sie (ja, haha, das hätten wir ihr auch so sagen können, was da drinstand), dann wäre es auch kein Problem, dann würde sie uns helfen. Und dann meint sie noch, das wäre ja auch Quatsch, wenn sie uns eine Küche plant, denn schließlich sollten wir uns nachher darin wohlfühlen. Dazu fällt uns nichts mehr ein, was noch halbwegs im Rahmen der üblichen Höflichkeit gelegen hätte.

Wir schäumen und haben überhaupt keinen Bock, weiter darüber zu diskutieren oder uns an die „Planungsstation“ („Hier kannst du deine Küche planen!“) zu setzen und mit dem ganzen Scheiß von vorne anzufangen, also marschieren wir ins Restaurant, um uns bei einigen Köttbullars wieder abzuregen. Die Köttbullars sind lauwarm, die Kartoffeln auch. Im Raucherbereich hängt ein Schild „Hier darfst du rauchen“, im Nichtraucherbereich „Danke, dass du hier nicht rauchst“ und über den Wägelchen, auf denen man die leergegessenen Tabletts abstellt, „Danke, dass du uns hilfst“. Schön, wir danken auch. Wir haben schon überhaupt keine Lust mehr, in diesem Scheißladen noch einen Duschvorhang zu kaufen, aber es nutzt ja nichts, wir brauchen einen, und Ikea hat immer schöne. Jedenfalls sonst immer gehabt, jetzt gibt es nur noch hässliche oder so mittelschöne aus ganz ekligem Plastik. Solche, wo man schon im Laden Angst davor bekommt, beim Duschen manchmal dranzustoßen.

Aus Trotz sind wir dann zu Manufaktum gefahren. Hat aber auch nichts genutzt.

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Mittwoch, 29. Juni 2005
Gelesen

Siri Hustvedt: Was ich liebte. Deutsch von Uli Aumüller, Erica Fischer und Grete Osterwald.

Don’t judge a book by its cover – ich weiß, trotzdem falle ich immer wieder drauf rein. Und deswegen bin ich monatelang an diesem Buch vorbeigelaufen, habe nicht mal Rezensionen gelesen. Diese schöne Frau auf dem Titelbild, die so nachdenklich oder traurig aus dem Fenster schaut, die Hände an die Scheibe gelegt, und dann auch noch Liebe im Titel, nee, kann ja nichts werden. Außerdem hat, glaube ich, Elke Heidenreich es mal empfohlen, und deren Geschmack ist mir meist zu tantig.
Aber dann war Wasweißich so begeistert, dass ich es spontan doch gekauft habe – und es hat sich gelohnt. Es geht um zwei befreundete Akademiker-/Künstlerfamilien in New York, um die Entwicklung der Beziehungen zwischen den einzelnen Mitgliedern dieser Familien zueinander, um Kunst, Veränderungen, Verfall, Krankheiten, die Ehe, den Tod und das Leben. Das Ganze ist als Rückblick, als Memoiren des alternden Ich-Erzählers geschildert, ganz linear, ohne Rückblicke und Zeitsprünge oder sonstige Volten, in einem sehr bedächtigen Erzähltempo, mit ausführlichen Beschreibungen der Kunstwerke seines Freundes Bill, mit Schilderungen des Familienlebens, der gemeinsamen Sommerurlaube etc. Im gesamten ersten Teil passiert eigentlich gar nicht viel. Teil zwei beginnt dafür mit einem Paukenschlag: Es geschieht ein Unglück, das für alle Beteiligten einen solchen Einschnitt darstellt, dass nichts mehr ist wie früher, einige Beziehungen driften auseinander, andere festigen sich um so mehr – es wird plötzlich geradezu spannend, und bleibt es bis zum Schluss, trotz des weiterhin bedächtigen Tempos. Beziehungsweise bis fast zum Schluss; ich habe oft ein Problem mit Schlüssen, diesmal finde ich ihn zu lang. Auf den letzten fünfzig Seiten habe ich x Mal gedacht, dieser oder jener Satz wäre jetzt der perfekte Schlusssatz gewesen, aber es geht einfach immer noch weiter. Ich habe nichts dagegen, wenn einige Fragen ungeklärt bleiben, es muss nicht alles aufgelöst werden, und ich muss auch nicht wissen, was in den folgenden fünf Jahren aus jeder einzelnen Person geworden ist. Zweiter, aber nur ganz kleiner Kritikpunkt: es stecken schon sehr viel Elend und Unglück in diesem Roman. Aber ich kann noch nicht mal sagen, es sei zu viel, denn irgendwie stimmt dann doch wieder alles. Die Beschreibungen der Kunstwerke sind großartig, sehr plastisch, und werden praktischerweise mit Exegese geliefert. Gleiches gilt für die Verstrickungen der Personen und ihre psychische Entwicklung – es wird gerade so viel erklärt, dass man auf die „richtige“ Interpretationsspur kommt, aber dann muss man selbst zu Ende denken. Ein tolles Buch. Danke für den Tipp, Moni!

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Dienstag, 28. Juni 2005
Zettel gefunden

Brood a line come tans mid mere,
By dare hen dare rye shish deer.
Iron Mall hin, iron Mall hair
Rings harem, desist niche sphere.

Hope a hope a writer.

[Woher hab ich das denn? Mir ist fast so, als gäbe es ein ganzes Buch mit so was. Worin sich der Witz vermutlich ziemlich schnell totläuft.]

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Womit Übersetzer sich so beschäftigen

Vielleicht interessiert es ja jemanden: das Programm für die Jahrestagung des VdÜ im September in Wolfenbüttel ist online (oberster Punkt, "Wolfenbüttel 2005").
Das Workshopangebot reicht von Baseball bis zum Umgang mit Kritik, viele interessante Themen dabei.

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Schön blöd

Beim Zähneputzen den Balkon abtakeln. Kerzen auspusten. Zahnpastasabber ins heiße Wachs spucken.

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Montag, 27. Juni 2005
Neue Rechtschreibung

Auch auf die Gefahr hin, den einen oder anderen zu enttäuschen: ich bin da einigermaßen leidenschaftslos. Pragmatismus ist mein zweiter Vorname. Das heißt allerdings nicht, dass ich keine Meinung hätte. Manches ist jetzt logischer als zuvor, anderes unlogischer, wieder anderes eine Frage der Gewohnheit.
Bisher schrieb man aufwendig mit e, weil es von aufwenden kam, jetzt kommt es plötzlich von Aufwand und wird folglich mit ä geschrieben. Finde ich ein bisschen albern, weil es keinen Grund dafür gibt, aber jenun, man gewöhnt sich dran. Egal also.
Ss und ß ist nach den neuen Regeln wunderbar logisch, man braucht eigentlich nichts mehr nachzuschlagen, prima Sache. Das macht es auch für Kinder und Ausländer viel leichter zu lernen. Was wirklich nervt, ist die Getrenntschreibung bei bisher zusammengesetzten Wörtern, denn das war nach den alten Regeln klar (wenn die Betonung auf dem ersten Wort lag, wurde es zusammen geschrieben), und jetzt ist es Bullshit. Spitzenbeispiel, schrieb mal jemand: es sei ja wohl ein Unterschied, ob man schwer hörig sei, oder nur schwerhörig. Spitzenbeispiel deswegen, weil es Unfug* ist, schwerhörig schreibt man immer noch zusammen. Aber die meisten ähnlich zusammengesetzten Wörter schreibt man jetzt auseinander, und daher illustriert das Beispiel trotzdem, worum es geht: dass nämlich getrennt oder zusammen manchmal einen Bedeutungsunterschied ausmachen kann. Für mich sieht etwa „allein erziehend“ immer noch so aus, als würde jemand nichts anderes tun als erziehen. Außerdem muss man jetzt permanent nachschlagen, was man getrennt und was zusammen schreibt, denn es steckt keinerlei Logik oder Regel dahinter (glaube ich, wenn jemand doch eine kennt, immer her damit). Wann immer die Zusammenschreibung noch erlaubt ist, schreibe ich zusammen (mitleiderregend, furchteinflößend) – und meine Lektorinnen trennen es mir jedes Mal. Übrigens stirbt ja gerade auch der Binde Strich aus, entsetzlich, überall stehen eigentlich zusammengesetzte Substantive als zwei nebeneinander, es sieht schlimm aus. (Herr Dahl Mann, schreiben Sie sich das mal hinter die Ohren. ’tschuldigung.)
Also: Auseinanderschreibung ist Mist, alles andere eine Frage der Gewohnheit. Die Rechtschreibung hat sich schon immer verändert. In höchstem Maße lächerlich ist allerdings das Chaos, das darum veranstaltet wird: Übergangsfrist, man darf weiterhin die alte benutzen, dann soll’s vielleicht doch wieder zurückgehen, einige wichtige Zeitungen rudern zurück, weil die Journalisten zu faul sind, sich mit den neuen Regeln zu beschäftigen, dann tritt die Regelung „jetzt aber endgültig“ in Kraft, die CDU-regierten Länder schlagen aber vor, die Übergangszeit doch noch mal um ein Jahr zu verlängern – was, bitte, soll das Theater? Könnt Ihr Euch vielleicht mal entscheiden? Beziehungsweise akzeptieren, was längst entschieden ist? Mannmannmann. Das regt mich viel mehr auf, als dass ich aufwändig jetzt mit ä schreiben soll. Und nein, neue Rechtschreibregeln bedeuten nicht den Untergang des christlichen Abendlandes. Noch nicht einmal den der deutschen Sprachkultur.

PS: Was mich auch immer zusammenzucken lässt, ist „neue Rechtschreibreform“.

*Unfug ist übrigens eins meiner Lieblingswörter. Fug gibt es nur noch in „mit Fug und Recht“. Aber Unfug! Großartig. Spitzt auch den Mund so hübsch. Unfug. („An dem Abend, als Max seinen Wolfspelz trug, und nur Unfug im Kopf hatte, …“)

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Samstag, 25. Juni 2005
Fundstück

Gefunden bei meiner Kollegin Stefanie Retterbush.

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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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