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Samstag, 20. Oktober 2007
Daily Task:

Marienkäfer rausschmeißen. Es reicht. Ab morgen Staubsauger. Drecksviecher.

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Liebe Nicwest,

hier habe ich ein kleines Geschenk für Dich, für Deine Serie "Tiere auf Hamburger Hauswänden". Ist allerdings nicht auf einer Haus- sondern auf einer S-Bahn-Brückenwand, nämlich an der S 1 Landwehr.

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Freitag, 19. Oktober 2007

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Termine, Hamburg

Ausnahmsweise sei auch hier noch mal auf die aktuelle Termine-Seite hingewiesen: es gibt in den nächsten zwei Wochen ein Konzert und drei Lesungen (einmal Kaffee.Satz, einmal engl. Autor + Übersetzerin, einmal reine Übersetzerlesung) ich kann alle vier Veranstaltungen nur wärmstens empfehlen.

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Donnerstag, 18. Oktober 2007
Fundstück

"Mit Entschlossenheit können wir die Altersgrenze besiegen.“ (Quelle, via.)

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Gehört

"Netzwerkeln? Netzwerkeln kannste mal schön alleine, doo!" (q)

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Mittwoch, 17. Oktober 2007
Übrigens:

Es gibt kein richtiges Leben in Flaschen.

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Dienstag, 16. Oktober 2007
Okay, jetzt habt ihr mich

Ich mach auch jeden Mist mit.

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Vielen Dank für Ihrn Spezial Mittel!

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Montag, 15. Oktober 2007
Gelesen

Julia Franck: Die Mittagsfrau

Die Überschrift ist gelogen, ich habe es erst zur Hälfte gelesen. Aber ich habe trotzdem schon eine Meinung.
Eine Familiengeschichte im ersten und zweiten Weltkrieg. Die Erzählweise ist, man könnte sagen: episch breit, man könnte auch sagen: sie hat gelegentlich Längen. Das macht aber nichts, denn es ist doch mit dieser Art Spannung erzählt, die nicht gerade Herzklopfen verursacht, aber einen doch bei Laune hält, man möchte wissen, wie es weitergeht, man bleibt dran, liest weiter …
Und würde das vielleicht durchaus mit einer gewissen Faszination tun, wenn man sich nicht ständig darüber ärgern müsste, dass Julia Franck ihr Handwerkszeug nicht im Griff hat. Ich schrob neulich bereits zum Thema Jury-Arbeit: das macht mich ungehalten. Da darf man mich ruhig einen Klugscheißer schimpfen, aber es ist nun mal so: wenn ich schon geradezu auf den nächsten Fehler warte, trübt das einfach das Lesevergnügen. Und zwar gewaltig.
Nur mal so exemplarisch, Seite 100:

- […], doch er freue sich bester Laune. Ich würde es nicht beschwören wollen, bin aber doch ziemlich sicher, dass es er erfreue heißen muss.

- die Lungen. Die Lunge wird im Deutschen im Singular verwendet, man hat nur eine Lunge. Ich dachte, so was passiert nur in schlechten Übersetzungen aus dem Englischen, da wird es nämlich im Plural benutzt.

- Pflaumen entkernen. Pflaumen haben Steine. Keine Kerne.

- süffiger Pflaumengeruch. Würde ich je nach sprachlicher Kreativität des Autors für eine poetische Idee halten. Hier finde ich aber, es stimmt einfach nicht, Geruch kann nicht süffig sein.

- eben jener Pflaumengeruch nistete sich in Helenes Haar. Da fehlt ein ein.

- Helene betrachtete den Spazierstock, dessen feingeschnitzter Griff aus Elfenbein in einem sonderbaren Kontrast zu den drei Plaketten stand, die er an den Stock geschraubt hatte. Zwei Relativsätze hintereinander sind jetzt sowieso schon nicht der Bringer, und dann auch noch der falsche Bezug. Man wird sich denken können, dass „er“ der Besitzer des Spazierstocks ist; grammatikalisch könnte „er“ der Spazierstock, der Griff oder der Kontrast sein.

- Es waren dies eine farbige, eine goldene und eine silberne Plakette, deren Prägung Helene auf die Entfernung nicht sehen konnte. Es waren dies! Hmpf. Und worauf bezieht sich „deren“, auf die silberne oder alle drei? Wenn alle, müsste es dann nicht „Prägungen“ heißen? Der Satz ist doch verkorkst.

- Am unteren Ende des Stockes war an der nachträglichen Schnitzung deutlich erkennbar, dass er über der Metallspitze einmal gekürzt worden sein musste. Das ist bestenfalls noch als sperrig zu bezeichnen. „Schnitzung“, seltsamer Neologismus, hier fast schon unfreiwillig komisch.

Über die ein oder andere Stelle ließe sich sicherlich streiten. Manche wären in einem ansonsten gut geschriebenen Roman vollkommen in Ordnung. Das sind hier acht (!) Beispiele von einer (!) Seite. Es ist nicht auf allen Seiten so geballt. Ich bin streng, jawohl. Und zwar deswegen, weil es in diesem Roman nur so wimmelt von falsch verwendeten Wörtern, falschen Bezügen, falschen Zeitenfolgen. Da werde ich auch bei allem anderen ungnädig. Es gibt „stattgefundene Veranstaltungen“ und „Helene warf […] einen Blick zu Martha“ und falsche Konjunktive. Und nein, das ist nicht „halt der Stil der Autorin“, sondern schlicht verkehrt. Und je mehr ich drauf warte, dass wieder so was kommt, desto ungnädiger werde ich auch an Stellen, wo es vielleicht noch Geschmackssache ist.
Julia Franck hat für diesen Roman den deutschen Buchpreis bekommen. Das ist nicht irgendwas. Ich frage mich, wer die Juroren sind (das könnte man sicher googeln), warum die das nicht merken, und vor allem: warum so was nicht gescheit lektoriert wird. Ach ja, richtig, die Verlage haben ja kein Geld. Es ist ein Elend und mir kommen die Tränen.

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Sonntag, 14. Oktober 2007
Was ich ja auch mal wissen möchte:

Was, bitte, hat eigentlich das hier zu bedeuten, und wenn ja: warum gibt es noch keinen kollektiven Aufschrei? Potestkundgebungen! Sprechchöre! Transparente! Mindestens! Und jetzt alle:

"Wir wollen unsern alten Parka Lewis wiederhaben!"

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Samstag, 13. Oktober 2007
Technik

Unter dem Eintrag hier drunter steht statt des Kommentarlinks folgendes:

[Macro error in story.commentcounter: Wrapped java.lang.RuntimeException: Error retrieving NodeIDs (/usr/local/helma/apps/antville/code/Story/macros.js#212)] ·

Die Kommentare lassen sich nicht anklicken und lesen; in der Spalte rechts sieht man, dass Holgi einen Kommentar offenbar doppelt abgeschickt hat, mein Feedreader kann den auch lesen, aber hier stimmt irgendwas nicht. Weiß jemand, was ich tun muss, um das zu reparieren?

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Buchmessennotizen

Wurde zusammen mit dem Mann mit dem überfahrenen Flamingo aufm Kopf (© H. Friebe) fotografiert. Fotograf (Focus) fragt mich, wer das sei, ich sage „Sascha Lobo“, hat er noch nie gehört, er lässt es von seinem Assistenten aufschreiben. Hey, Du Flegel, und wenn ich jetzt prominent gewesen wäre?
Zwei sehr nette Gespräche. „Sehr nett“ deswegen, weil ich mich noch nicht traue, „vielversprechend“ zu schreiben, toranu tanuki no kawasenyô, ihr wisst schon.
Ansonsten auch jede Menge nette Gespräche, hab ich schon mal erwähnt, dass Übersetzer im Allgemeinen ziemlich super sind? Lange draußen in der Sonne gesessen, erst mit einigen Pappen und sehr vielen Fritten und Würsten, später mit Holgi und noch mehr Fritten, sehr gemütlich, er mit imposantem Pflaster aufm Kopp, sah mächtig gefährlich aus, aber ich hatte gar keine Angst! Angst hat er mir etwas später gemacht, als er, also echt, unmöglich. Dann lustiger Abend mit Holgi, ak, kurz auch dessen Frau und Sohn, Sohn bestaunt und für gut befunden, desweiteren mit Herrn Dr. Fabian Frank, Nierentransplanteur und Herzensbrecher, der mir tatsächlich seine Autobiographie mitbrachte, ein wundervolles Buch, es ist rosa und glitzert.
Massives Bedürfnis nach viel Flüssigkeit und Vitaminen, Messeluft haut einen um.
Morgens mit SOM Hals aufgewacht. Vormittag bei Frankfurter Freundin vertrödelt, Halspastillen gekauft, aus Versehen im Vorbeigehen auch noch gleich ein Röckchen (hey, das war erstens ein Schnäppchen, zweitens irgendwie falsch ausgeschildert, es steht Größe 36 drin). Nachmittags auf der Messe ging es meinem Hals schon deutlich besser, sehr schöne Lesung der Kolleginnen gehört, Sekt getrunken, Glück gehabt, dass unser Zug nicht bestreikt wurde. Lustigste aller denkbaren Rückfahrten erlebt. Festgestellt, dass die kleinen Mülleimer unten zwischen den Sitzen sich hervorragend als Flaschenöffner für das geschenkt gekriegte Bitburger Copa Cabana mit brasilianischem Cachaca-Geschmack oder so ähnlich eignen. Okay, da waren dann giftgrüne Schaumpfützen auf dem dunklen Bahnteppich, und die Kollegin hat ein bisschen geblutet. Aber sonst ging das prima! Ich glaube, die Umsitzenden hatten bestimmt auch viel Freude an uns. Von einem Wellensittich namens Theo gehört, der „Dorithricin“ sagen konnte, jetzt aber tot ist. Die Kollegin gefragt, ob sie zufällig Percanta kennt, ja, sagt sie, stutzt kurz, und dann: Ihr seid Euch irgendwie ziemlich ähnlich.
Bei der Rückfahrt aber leider auch zunehmende Halsschmerzen, Schnupfen, Ohren, Kopf, Fieber, alles, glaub ich. Jetzt ein bisschen Schüttelfrost, ich mach mich ma ins Bett. Angst vor Seitenstrangangina, morgen ist Samstag, da hat der Arzt zu.

Ich habe nicht geraucht, und es war nicht sehr schwierig.

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Mittwoch, 10. Oktober 2007
Lieber Herr Paulsen, lieber Holgi, lieber Thilo,

als ich neulich in Dein Blog, Herr Paulsen, schrieb, "Du machst mich fertig", da war das mein voller Ernst. Ich meine, wenn Du es schon nicht mehr tust, was für einen Sinn hat das dann noch? Vor lauter Schreck habe ich dann auch noch Holgis Link zum Podcast mit Thilo Baum angeklickt und mir, statt endlich mal wieder ins Büro zu gehen, volle zweieinhalb Stunden lang das Gehirn waschen lassen. Das ist natürlich total bescheuert, ich bin ja nicht blöd, ich weiß das alles selber, das brauche ich mir nicht noch von irgendwem erzählen zu lassen. Keine Ahnung, wieso ich es mir trotzdem habe vorbeten lassen, jedenfalls war nun rein zufällig in dem Moment, als Thilo sagte, jetzt solle man die letzte Zigarette rauchen, tatsächlich nur noch die eine in der Schachtel. Was soll ich sagen, ich habe dann halt einfach keine mehr gekauft.
Das war letzten Donnerstag.
Irgendwie aus heiterem Himmel, und es ist noch nicht mal besonders schwer. Natürlich denke ich regelmäßig: jetzt könnteste schön eine … Aber das einzige, was wirklich schwierig ist, ist die Entscheidung, ob ich mich nicht doch ein bisschen dafür verachten soll, dass dieser total durchsichtige Psychoquark trotz Durchsichtigkeit und Quarkigkeit volle Pulle funktioniert. Ich denke nämlich immer sofort den durchsichtigsten und quarkigsten aller Psychosprüche hinterher, der da lautet: wie geil, dass ich das nicht mehr brauche. Und dann denke ich: Psychoquark. Funktionieren tut es trotzdem, und dann muss ich drüber lachen. Wie geil, dass ich das nicht mehr brauche, bäh, hihi. Wahrscheinlich wäre ich auch ein prima Sektenopfer.
Ein bisschen beleidigt bin ich mit den Leuten, mit denen ich den Samstag Nachmittag verbracht habe. Es ist ihnen nicht mal aufgefallen! Pöh.
Jetzt fahre ich gleich los zur Buchmesse. Das wird schwierig. Und Ihr seid schuld, Ihr drei! Einer von Euch wird auf der Messe zur Strafe mit mir Sekt trinken müssen, Herr Holgi!
Eure Isa

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Dienstag, 9. Oktober 2007
Liebste Buchtitel

Harald Schmidt: "Sex ist dem Jakobsweg sein Genitiv. Eine Vermessung."

[Keine Ahnung, wie das Buch ist; über den Titel kann ich mich gar nicht beruhigen.]

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Fundstück

Ich rufe Gerrit an, meinen niederländischen Übersetzer, der seit einigen Wochen in Wien lebt. Wir hatten gestern vereinbart, ich melde mich, wenn ich in der Nähe bin.
"Hallo?"
"Hallo Eiergespenst, wer sagt Sau zum Hengst?", rufe ich sinnlos.
"Wie bitte?"
"Na, du Hühnermanöver! Was ist los? Zeit?"
"Wen wollen Sie sprechen, bitte? Wer sind Sie?"
"Äh? Äääh? Thomas hier. Glavinic. Bist das nicht du, Gerrit?"
"Hier ist Robert Menasse."
"Holla. Bah. Broah. […]"

(Thomas Glavinic: Das bin doch ich. S. 174)

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Montag, 8. Oktober 2007
Der deutsche Buchpreis 2007

geht an Julia Franck für "Die Mittagsfrau". Herzlichen Glückwunsch!
Auch wenn ich Katja Lange-Müller die Daumen gedrückt habe.
Dann weiß ich ja, was auf dem Weg nach Frankfurt zu lesen sey. Hat schon jemand eine Meinung dazu?

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Sonntag, 7. Oktober 2007
Gelesen

"Mir liefen praktisch Lachtränen am Bein herunter." (q)

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Gelesen

Thomas Glavinic: Das bin doch ich.

Seltsam, sehr seltsam. Ein Roman. Nominiert für den deutschen Buchpreis. Nur: man hat nie das Gefühl, einen Roman zu lesen. Man fragt sich, ob das überhaupt einer ist, was genau ist eigentlich ein Roman? Es geht um einen Schriftsteller namens Thomas Glavinic, der soeben einen Roman fertiggeschrieben hat, „Das Ende der Nacht“. Der liegt jetzt bei seiner Agentin, sie bringt ihn im Laufe des Buches bei Hanser unter, der Roman erscheint. Thomas’ bester Freund Daniel hat auch ein Buch geschrieben, es verkauft sich ziemlich gut und heißt „Die Vermessung der Welt“. Thomas gönnt seinem Freund den Erfolg, hätte aber natürlich auch selbst gern welchen.
Es passiert nichts Großes. Thomas fällt nach Fertigstellung des Romans ein bisschen ins Loch, er geht auf Lesungen, Familienfeste, in seine Stammkneipen, er trinkt oft zu viel und wartet darauf, dass sein Buch erstens erscheint, zweitens für den deutschen Buchpreis nominiert wird. Was es nicht wird. Also, nominiert, erscheinen tut’s natürlich schon. Was auch immer nun einen Roman ausmacht; fiktional ist das hier jedenfalls nicht. Ah, okay:
Ro|man der; -s, -e : a) (ohne Plural) literarische Gattung einer epischen Großform in Prosa, die in großen Zusammenhängen Zeit u. Gesellschaft widerspiegelt u. das Schicksal einer Einzelpersönlichkeit od. einer Gruppe von Individuen in ihrer Auseinandersetzung mit der Umwelt darstellt;
© Duden - Das Fremdwörterbuch. 7. Aufl. Mannheim 2001. [CD-ROM].

Fiktional oder nicht, ist auch völlig egal; was mich so irritiert, ist, dass sich das alles original haargenauso liest wie Pappenforum. Und wäre man dort dem Autor gegenüber, aus was für Gründen auch immer, ungnädig, dann würde es „Erlebnisschrott“ genannt werden. Schreibt halt einer auf, was er so macht, na und?
Allerdings ist das witzig zu lesen, es macht Spaß. Ich weiß es wirklich nicht, vielleicht ist es tatsächlich etwas radikal Neues, ein Roman, der eigentlich gar keiner ist, der weder fiktional ist (literarische Freiheiten hier und da ausgenommen, sicherlich) noch eine Geschichte erzählt, vielleicht kommt es mir nur deswegen vor wie nichts Besonderes, weil ich schon so lange Pappenforum lese. Irgendwo war zu lesen, das sei Satire – äh, na ja, hab ich nicht gemerkt. Aber halt wirklich lustig.

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Donnerstag, 4. Oktober 2007
So kann's gehen

… wenn Übersetzer beim Übersetzen das Original redigieren müssen und sich dann der beleidigte Autor einmischt.

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Dienstag, 2. Oktober 2007
Same Procedure

Es ist wieder Buchmesse; wäre ich die Lokalzeitung, schröbe ich
Bereits zur Tradition geworden ist das Buchmessen-Bloggertreffen am Donnerstag Abend im Mousonturm. (Buchmessendonnerstag ist der 11.10.)
Anyone? ak, buchst Du einen Tisch, wegen der Tradition und so? Wer kommt? Therealstief, Holgi, Comma, Caro, wer sonst?

Ansonsten bin ich auch auf der Messe für Kaffees und sowas zu haben und sitze, to whom it may concern, am Donnerstag um 10.00 Uhr im Übersetzerzentrum mal kurz aufm Podium.

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Montag, 1. Oktober 2007
Jury

(Und damit ist dann auch Schluss mit dem aufregenden September)

Es ist nicht einfach. Fast 250 Bewerber, ich muss erstmal nur 50 lesen und die besten acht raussuchen. Morgen stellen alle Jurymitglieder einander ihre Favoriten vor, dann muss ich noch mal so viel lesen, alle Favoriten der anderen Juroren. Dann irgendwann die zweite Jurysitzung mit Entscheidungsfindung.
Stelle fest: ich weiß fast immer sofort, oder glaube zu wissen, ob ein Text von einem Mann oder einer Frau stammt. Ich kenne die Namen der Autoren nicht, habe nur anonyme Nummern und kann meine Urteile nicht überprüfen. Stelle außerdem fest: dass ich so meine Schwierigkeiten mit Lyrik habe, das ist allerdings nichts Neues, und dass bei Lyrik verdammt noch mal der Rhythmus alles entscheidet, auch das ist natürlich nichts Neues. Weitere Feststellungen: die Qualität der eingereichten Bewerbungen ist erstaunlich hoch – man hatte mir prophezeit, die Hälfte der Leute schicke ihre Geburtstagsvierzeiler zu Ommas Achtzigstem ein und das sei schnell aussortiert: stimmt nicht. Was nicht heißt, dass sich nicht der eine oder andere Autor ein wenig überschätzt hätte. Und ich stelle fest, was ich von einem preiswürdigen Text erwarte: dass er was Eigenes hat, einen Stil, eine individuelle Sprache eines Autors, der zweitens sein Handwerkszeug beherrschen muss, sonst werde ich ungehalten. Wenn das alles stimmt, dann ist die Geschichte halbwegs wurscht. Natürlich nicht. Aber fast. Ich will nicht lesen „…fügte sie gedankenverloren hinzu“ und „seine Augen verengten sich zu Schlitzen“. Neulich irgendwo den Begriff Fügte-er-hinzu-Literatur gelesen, sofort für gut befunden.
Ich werde sicher irgendwem Unrecht tun, davor habe ich Angst. Aber „gerecht“ kann es am Ende wahrscheinlich sowieso nicht sein.

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Freitag, 28. September 2007
Bücherstöckchen

von Cem. Danke!

Liest Du gerne?

Hey, ich bin Literaturübersetzerin! Mit Leidenschaft!

Wenn ja, welches Genre?

Belletristik. Tatsächlich kann ich mich gar nicht erinnern, wann ich zuletzt ein Sachbuch gelesen hätte. Innerhalb der Belletristik eher aktuelle Sachen, hin und wieder schiebe ich einen Klassiker ein und stopfe Bildungslücken. Und ich lese so gut wie ausschließlich auf Deutsch, zum einen, weil ich immer das Gefühl habe, Deutsch tanken zu müssen (und zu wollen), und weil ich wissen will, was deutsche Autoren so machen mit der Sprache, und was die Kollegen so machen (es nämlich zum Großteil gut), und zum anderen weil ich, wenn ich Englisch lese, immer im Kopf die Übersetzung mitlaufen habe, und das nervt und hält auf.
Was ich nicht lese, sind Science Fiction, Fantasy und Mittelalterschinken.

Dein letztes Buch hieß wie?

„Böse Schafe“ von Katja Lange-Müller.

Würdest Du es weiterempfehlen?

Unbedingt. Es ist kein „schönes“ Buch, es geht um eine Beziehung zwischen einer Ich-Erzählerin und einem HIV-positiven Junkie, als eine Art Rede von ihr an ihn, Jahre später. Sehr intensiv.

Warum hast Du Dir genau dieses Buch zugelegt?

Weil ich vor anderthalb Jahren ein Übersetzerseminar besucht habe, das von einer Kollegin und Katja Lange-Müller zusammen geleitet wurde. Ich habe einen Moment gebraucht, um mich an Katjas etwas schnoddrige Art zu gewöhnen, zudem habe ich immer ein kleines Problem mit Dialektsprechern: wenn mir jemand in breitestem Berlinerisch etwas über den Konjunktiv 2 erzählt, dann nehme ich ihm das erstmal nur so halb ab. Aber dann. Dann habe ich doch schnell gemerkt, dass sie nicht nur ihr Handwerkszeug bestens im Griff hat, sondern außerdem ein unglaublich feines Gespür für Texte. Und sowieso sehr super ist.
Und weil sie jetzt mit diesem Roman für den Deutschen Buchpreis nominiert ist und ich wissen wollte, warum ich ihr die Daumen drücke. Und weil sie neulich in Hamburg daraus gelesen hat.

Welches war das miserabelste Buch, das Du je in der Hand hattest?

Ach herrje, keine Ahnung. Immer diese Superlative. Sehr ärgerlich fand ich „Tod eines Kritikers“ von Martin Walser. Ich hab’s damals gelesen, um mitreden zu können, jeder hatte eine Meinung dazu, jetzt habe ich auch eine, nämlich: was für ein bescheuerter Grund, ein Buch zu lesen. Das Buch ist Dreck, bzw. der Autor wirft darin mit Dreck, weil er sauer ist, verletzt, gekränkte Eitelkeit, was weiß ich. Höchst unsouverän. Und er tut nicht mal so, als wollte er verbergen, wen er da mit Dreck bewirft. Er erzählt keine Geschichte, lässt nur Wut ab; man merkt hier und da, dass da ein routinierter Autor am Werk ist, aber er hat sich beim Schreiben nicht mal Mühe gegeben, war mein Eindruck. Ärgerlich, wirklich.

Bist Du ein Bücherquäler? Entsorgst Du z.B. die Schutzumschläge, machst Eselsohren oder besudelst die Seiten?

Nein, nein, nein! Meine Bücher werden liebevoll behandelt, Schutzumschläge bleiben drum und werden ebenfalls sorgsam behandelt. Es lasse sich niemand dabei erwischen, wie er ein Buch von mir auf die Nase legt! Eselsohren und Sudeln gehen gar nicht. Ich lese auch am liebsten neue Bücher, jungfräuliche. Und die Bücher sind das einzige, was in unserer Wohnung immer aufgeräumt ist. Schön alphabetisch sortiert, hach, das liebe ich.

Was machst Du mit den Büchern, wenn Du sie gelesen hast?

Wegräumen, an ihren Platz im Regal. Das ist mir immer eine besondere, stille Freude, ein frisch gelesenes Buch an seinen Platz zu sortieren. Jetzt ergibt sich gerade mal wieder das Problem, dass das Regal voll ist, man wird in absehbarer Zeit über eine Lösung nachdenken müssen. Es ist kaum noch was drin, was man wegwerfen könnte oder wollte, das haben wir vor ein paar Jahren schon gemacht und seither nichts Wegwerfenswertes mehr gekauft. (vgl. dazu auch Martina.)

Stöckchen weiterreichen: Großbloggbaumeister, Martina, Nicwest und Percanta. Und natürlich wer will. Mir ist, als hätten die meisten, inklusive mir, sowas schon öfter beantwortet.

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Donnerstag, 27. September 2007
Veranstaltungstipp

Sonntag, 30.09. Das große Fressnapf-Hundefest auf dem Heiligengeistfeld, Achtung, Brüller: St. Wauli. *schlägt mit dem Kopf auf der Tischkante auf*

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Kuchenbacken

(Angeregt von der Kaltmamsell.)
Mireille war eine französische Mathematiklehrerin, die für die Zeit des Schüleraustauschs bei uns wohnte. Beim Schokoladenkuchenbacken ergab sich nun folgendes Problem, ich fingiere die Zahlen: dass in Frankreich nämlich die Schokoladentafeln eine andere Größe haben als hier. Sagen wir mal, sie brauchte 200 gr Schokolade, stellte aber plötzlich fest, dass sie schon 300 gr in den Teig gegeben hatte. Also musste sie den Rest des Teigs ebenfalls aufstocken, damit das Mischungsverhältnis wieder stimmte. Erwähnte ich schon, dass sie Mathelehrerin war? Sie rechnete also aus, dass sie, wenn sie 300 statt 200 gr Schokolade genommen hatte, einfach statt 300 gr Mehl 500 gr nehmen musste und statt 200 ml Milch 400 ml. Meine Mutter korrigierte anfangs vorsichtig, ging aber, als Mireilles Berechnungen immer wirrer wurden, irgendwann einfach aus der Küche raus und überließ sie ihrem Schicksal. Natürlich wusste auch Mireille schnell nicht mehr, was nun in dem Teig drin war und was nicht, und schob ihn schließlich einfach auf gut Glück in den Ofen. Heraus kam ein sehr leckerer Kuchen.
Ein Jahr später wünschte mein Bruder sich zum Geburtstag Mireillekuchen, und meine Mutter hatte ein Problem. Und weil sie eine kluge Frau ist, schmiss sie nach Gutdünken irgendwas zusammen, schrieb sich auf, was sie da zusammenschmiss, schob es in den Ofen, und es funktionierte. Ich weiß nicht, ob Mireille weiß, dass es seither bei uns Mireillekuchen gab.

Ich hingegen bin nicht klug und schrieb nichts auf. Ich wollte einst in der WG einen Kuchen backen, einfachen Marmorkuchen, ich dachte, das kann so schwer nicht sein, auch ohne Rezept. Backpulver war leider keins vorrätig, na ja, egal, ich verrührte so lange die üblichen Zutaten (außer Backpulver), bis mir die Konsistenz plausibel erschien. Bis dahin hatte ich ein ganzes Kilo Mehl verarbeitet, entsprechend viele Eier und ordentlich Butter. Ich gab die Hälfte des Teigs in eine runde Springform, für die übliche Kranzform war es ja zu viel Teig geworden, legte Dosenbirnen drauf, vermischte die andere Hälfte mit Kakao und gab sie obendrauf.
Auch dieser Kuchen war sehr lecker. Und tonnenschwer. Normalerweise ist so ein Kuchen in einer WG ja ruckzuck weg, an diesem allerdings aßen wir mehrere Tage, denn man war von einem kleinen Stück für den Rest des Tages satt. Der Kuchen ging als „Isas Birnenbombe“ in die WG-Geschichte ein und wurde nie wieder gebacken. Ich bezweifle allerdings, ob Aufschreiben etwas daran geändert hätte.

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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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