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Dienstag, 18. April 2006
Hinter die Löffel

Zu viel Kopf, zu logisch, zu vernünftig, vielleicht auch nicht zu viel, aber immerhin viel. Oft hilft das, bei den kleinen Dingen, manchmal hemmt es, vielleicht bei den großen, wer weiß. Käme auf einen Versuch an. Versuch und Übung.
Zu viele Erklärungen, zu viel Rücksicht, unnötige.
Mehr Ellipsen. Merken.

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Sonntag, 16. April 2006
Warum ich recherchieren muss, Teil 2

(Teil 1)

Jerusalem, Mitte des 19. Jahrhunderts. Ein älterer Mann, der gerne ein Gelehrter wäre, dafür aber nicht klug genug ist, spricht einen jüngeren Mann (einen wirklichen Gelehrten) an, ob er nicht seine Tochter heiraten wolle. Der jüngere Mann geht also am folgenden Tag zu dem älteren nach Hause, um die Sache festzumachen; die Tochter darf er dabei theoretisch nicht sehen. Der zukünftige Schwiegervater weist seine Tochter aber an, wenn sie den jungen Mann kommen hört, hinaus zu gehen und Wasser vom Brunnen zu holen, und dann wieder hereinzukommen, sodass die beiden einander zufällig begegnen. Denn erstens sei eine Frau mit einem Krug Wasser im Arm immer ein romantischer Anblick, zweitens könne er dann eine launige Bemerkung darüber machen, wie Jakob und Rebekka einander am Brunnen begegnen.

So steht es geschrieben in meinem Buch. Kann ich so übersetzen, fertig. Tu ich aber nicht, sondern ich suche die Bibelstelle. Und siehe: Rebekka ist Jakobs Mutter. Am Brunnen begegnen sich Jakob und Rahel und verlieben sich unsterblich und für den Rest ihres Lebens ineinander.
Oh, denke ich, ein Fehler! Die Autorin allerdings ist sehr gebildet und belesen, kennt sich hervorragend aus, hat ungeheuer gründlich recherchiert, es kommt mir komisch vor, dass sie sich da vertan haben sollte. Und der ältere Herr, der diesen Spruch gerne loswerden will, ist längst nicht so schlau, wie er gerne wäre. Also frage ich die Autorin: ist das Dein Fehler oder der Deiner Figur?
Das ist ein Fehler dieser Figur, antwortet sie, „because he’s an imbecile“.

Was lernen wir daraus? In meiner Übersetzung steht jetzt genau das, was da auch stünde, wenn ich die Bibelstelle gar nicht erst gesucht hätte. Aber so fühlt es sich deutlich besser an. Ich stelle mir immer vor, dass eines Tages jemand kommt und sagt: hömma, war doch gar nicht Rebekka, war doch Rahel! Dann kann ich guten Gewissens sagen: Weiß ich, aber Isaak R. ist halt ein Trottel, das hat er verwechselt. Und muss nicht im Boden versinken. Der überwiegende Teil der Leser wird allerdings gar nicht merken, dass da ein Fehler steckt. Wir lernen also daraus, dass die Autorin ziemlich subtil arbeitet, was die Sache einerseits richtig interessant macht, und mich andererseits fürchten lässt, dass ich das ein oder andere übersehen könnte.
Warum ich recherchieren muss? Muss ich halt. Trotz hochkompetenter Autorin, der ich komplett vertraue. So ist es eben, ich muss es wissen, auch wenn die Autorin sowieso Recht hat.

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Samstag, 15. April 2006
Fundstück

seltsame Teilchen: (engl. strange particles), Elementarteilchen mit der Seltsamkeit (Strangeness) ungleich null, wie Kaonen, Hyperonen.
(© 1999 Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG)

Weitergeguckt: Kaonen sind K-Mesonen, und Mesonen sind so eine Art „Logelei von Zweistein“. Oder die reine Poesie.

Mesonen [grch.], Gruppe mittelschwerer instabiler Elementarteilchen mit ganzzahliger Spinquantenzahl, bestehend aus den Pionen, Kaonen (K-Mesonen), Eta-Mesonen, D-Mesonen, F-Mesonen, B-Mesonen und deren Antiteilchen. Mit den Baryonen gehören die Mesonen zur Gruppe der stark wechselwirkenden Elementarteilchen, den Hadronen, haben aber im Unterschied zu den Baryonen die Baryonenzahl 0. Sie entstehen z.B. beim Stoß energiereicher Protonen und Neutronen untereinander oder mit Atomkernen, wobei die kinet. Energie der stoßenden Teilchen größer als die Ruheenergie (Ruhemasse) des zu erzeugenden Mesons sein muss. Ihre Lebensdauer liegt zw. etwa 10 hoch -17 und 10 hoch -10s. Sie zerfallen in Leptonen und Photonen. Zur Gruppe der Mesonen rechnen auch die Mesonenresonanzen, äußerst kurzlebige (etwa 10 hoch -22s) angeregte Zustände von Mesonen (Massenresonanzen). Die Mesonen haben in der Theorie der Elementarteilchen Bedeutung für die Struktur der Nukleonen sowie als Vermittler (Feldquanten) der Kraftwirkungen zw. den Nukleonen (Mesonentheorie der Kernkräfte). Nach den heutigen Vorstellungen sind die Mesonen aus einem Quark-Antiquark-Paar aufgebaut; die Kraft zw. zwei Nukleonen im Atomkern kommt durch den Austausch von Quarks zustande, der auch als Mesonenaustausch interpretiert werden kann. Als Quanten der starken Wechselwirkung werden die Gluonen angesehen, die die Bindung der Quarks zu Mesonen und Baryonen bewirken.
(© 1999 Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG)

Gleich morgen gehe ich zum Bäcker, einen Vorschlag machen.

Seltsame Teilchen!
Heute im Angebot: Quark-Antiquark-Paar. (Enthält ganzzahlige Spinquanten)

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Freitag, 14. April 2006
Übersetzungssoftware

Wie's scheint, geht es voran mit der Entwicklung von Übersetzungssoftware. Allerdings sind selbst die Entwickler überzeugt, dass eine Maschine nie so gut übersetzen wird wie ein Mensch, und dass der Mensch im literarischen Bereich unverzichtbar ist. Na, da bin ich aber froh.

Hört es eigentlich irgendwann mal wieder auf, dass jeder einzelne kleine Artikel, in dem es ums Übersetzen geht, mit "Lost in Translation" (oder Abwandlungen) überschrieben wird?

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Lustige Spiele mit Übersetzungssoftware

Zu dumm, ich kriege es nicht mehr hin, weiß nicht mehr, welchen Übersetzungsautomaten ich damals benutzt habe und in welche Richtungen ich es habe übersetzen lassen, je-den-falls: ich habe mal ein bekanntes Zitat zwischen irgendwelchen Sprachen hin- und zurückübersetzen lassen und endete bei: „Auf allen Bergen stillgestanden.“
Glaubt mir jetzt wahrscheinlich kein Schwein.

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Donnerstag, 13. April 2006
Habenhaben!

(Via Svenk.)

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Mittwoch, 12. April 2006
Muckibude

Nee, klar, es heißt jetzt nicht mehr Muckibude oder Fitnessstudio, sondern Gym. Wie mit dem Milchkaffee. Weiß ich, finde ich aber albern. Muckibude hingegen ist natürlich ein gänzlich unalbernes Wort und zu bevorzugen. Ich also Telefon:
Ich wollt ’n Termin ausmachen zum Trainingsplanerstellen.
Blabla … Termin … Irgendwelche Problemzonen?
Nö. Naja, doch, Rücken.
Pah! Rücken ham wir alle.

Na hoffentlich doch.
Heute dann Trainingsplan erstellt, ich muss mir jetzt wahrscheinlich, damit nicht alle lachen, ein T-Shirt drucken lassen: Trainingsziel Zirkus.

Trainingsziel, jaha, die Muckibudenjungs, die da mit geschwellter Brust und tätowierten Armen herumstolzieren, die so dick sind wie meine Oberschenkel, also die Arme jetzt, aber nicht so wabbelig, die, also die Jungs, haben bestimmt ein Trainingsziel, noch fünf Zentimeter Oberschenkel mehr, was weiß ich. Was sie machen, sieht übrigens nicht aus, als hätten sie Spaß daran, sie quälen sich, wie sie da an Geräten ziehen und drücken und stemmen. Das Trainingsziel der Seniorengymnastikgruppe in der Nebenhalle ist dem meinigen wahrscheinlich ähnlicher, „Allgemeine Fitness und Beweglichkeit“ schreibt die Trainerin auf meine Karte und denkt sich lustige Übungen aus, bei denen ich auf einem Bein auf so einem Wackelding balancieren und dabei Bälle an die Wand werfen oder ein anderes Wackelding in der Hand halten soll. Mir macht so was ja auch tatsächlich Spaß, allerdings fürchte ich doch, ich werde ein wenig befangen sein, wenn die Muckibudenjungs um mich herum so ernst und verbissen unfassbare Gewichte stemmen.
Vielleicht sollte ich einfach „Pausenclown“ auf das T-Shirt schreiben lassen.

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Dienstag, 11. April 2006
Kleines Diskussionsobjekt zum Thema politische Korrektheit

Müllmann, Lego Duplo

Gell, ich bilde mir bestimmt nur ein, dass das irgendwie - nun, sagen wir zumindest zweifelhaft ist?

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Montag, 10. April 2006
Heute: "Übersetzer packen aus"

"In der Veranstaltungsreihe ÜBERSETZER PACKEN AUS berichten die Hamburger Übersetzerinnen Eva Bonné, Angela Plöger und Heike Steffen am 10. April aus ihrer Werkstatt. Unter dem Motto „Grenzüberschreitungen – Von Buddhas, Trollen und Whiskeyräubern“ stellen sie ab 20 Uhr im Hamburger Literaturhaus Ausschnitte aus ihren neusten Arbeiten vor, die auf humorvolle, schonungslose und originelle Art von Grenzgängern und fremden Welten erzählen. Anhand dreier aktueller Werke, die sie aus dem Schottischen (Eva Bonné: Anne Donovan), dem Finnischen (Angela Plöger: Johanna Sinisalo) und dem Amerikanischen (Heike Steffen: Julian Rubinstein) übertragen haben, gewähren die Übersetzerinnen einen Blick hinter die Kulissen: Sie sprechen über ihre Annäherung an ungewöhnliche Themen und außergewöhnliche sprachliche Herausforderungen und beantworten Fragen aus dem Publikum. Moderation: Miriam Mandelkow. Organisation: Birgit Schmitz. Der Eintritt ist frei.
Eine Veranstaltung des Hamburger Übersetzertreffens, mit freundlicher Unterstützung des Literaturhauses Hamburg und der Hamburger Kulturbehörde."

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Erstaunlich

Wie unglaublich freundlich diese Menschen manchmal sind, die aus Callcentern anrufen. Wie machen die das? Ich würde komplett wahnsinnig werden, wenn ich den ganzen Tag fremde Leute anrufen müsste, einen nach dem anderen, und alle würden mich abwimmeln und manche sind ganz sicher nicht freundlich. Wie geht das, auflegen, einmal tief Luft holen, wieder abnehmen und zum nächsten wieder supernett und charmant sein?
Bei U-Bahn-Fahrern denke ich sowas auch immer wieder, immer allein, immer im Dunkeln, da würde ich innerhalb weniger Tage depressiv werden. Dabei habe ich schon ein sonniges Gemüt. Wechseln die sich ab, zwei Tage U-Bahn, dann drei Tage oberirdisch für die Psychohygiene?
Was bin ich froh über meinen Job.

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Samstag, 8. April 2006
Post!

in letzter zeit denke ich andauernd, dass dahlmann du bist - also ich lese was bei ihm und denke, ich bin bei dir auf der seite. keine ahnung, woher das wieder kommt, blogblindheit.

(Der mir das geschrieben hat, möchte nicht genannt werden.)

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Ha!

Endlich! Es gibt eine medizinische Erklärung für mein periodisch auftretendes MoDeD! Ich bestell sofort das Medikament.

(Eine Woche verspätet via docbuelle.)

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Freitag, 7. April 2006
Schall und Rauch

Du liebe Güte, ich dachte, über das Stadium wären wir hinaus – aber ich werde tatsächlich immer noch mit reichlich vorwurfsvollen Blicken bedacht, wenn ich sage, dass ich den Namen meines Mannes angenommen habe.
Wenn man heiratet, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Entweder jeder behält seinen Nachnamen oder beide nehmen einen der Namen oder einer bekommt einen Doppelnamen. Ich finde Doppelnamen blöd und unhandlich. Desweiteren finde ich, wenn man schon den Schritt geht zu heiraten und damit vor aller Welt seinen Entschluss bekräftigt, das Leben gemeinsam zu verbringen, ist es eine schöne Geste, das auch durch einen gemeinsamen Namen zu dokumentieren. Das sind so meine kleinen Privatmeinungen, kann ja jeder eine andere haben.
Stellt sich also die Frage: meinen oder deinen? Da kann es ja verschiedene triftige Gründe geben; zum Beispiel, dass einer schon etwas veröffentlicht hat (hatten wir nicht) oder dass einer einen bescheuerten Namen hat, über den er immer die gleichen Sprüche zu hören kriegt, oder einen langweiligen Allerweltsnamen, oder einen ausnehmend schönen und besonderen. War bei uns alles nicht der Fall, wir hatten beide zwar recht ungewöhnliche, aber ansonsten nicht weiter bemerkenswerte Namen. War also eigentlich egal.
Ich habe mich nie sehr über meinen Nachnamen definiert – meine Familie ist sowieso meine Familie. Meinen Vornamen hingegen würde ich nicht hergeben wollen. Im Zusammenklang von Vor- und Nachnamen fand ich meinen alten Namen ein wenig spitzer als den neuen, weil zweimal die Betonung auf dem I lag. Und meinem Mann wäre es schwerer gefallen, seinen Namen abzugeben.
So fucking what? Selbstverständlich würde es mich furchtbar aufregen, wenn der Gesetzgeber die eine Hälfte des Volkes zwänge, den Namen der anderen Hälfte anzunehmen. Tut er aber nicht. Und einen Mann, der das von mir erwartet hätte, hätte ich gar nicht erst heiraten wollen, denn der hätte vermutlich auch noch alles mögliche andere erwartet.
Aber so? Wir konnten es uns aussuchen! Ich muss doch meine Emanzipiertheit heute nicht mehr dadurch kundtun, dass ich unter allen Umständen meinen Namen behalte. Echt nicht. Das war alles mal ein wichtiges Thema, aber inzwischen ist der Keks längst gegessen; jeder kann es halten, wie er will, und das ist schön. Also packt Eure Empörung schön wieder ein und hebt sie für was Wichtigeres auf.

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Donnerstag, 6. April 2006
Alltag

Manchmal habe ich Lust auf Fragebögen, manchmal auch nicht. Heute zum Beispiel nicht. Aber wer bin ich, den Wünschen meiner Mitblogger nicht nachzukommen? Frau Klugscheißer hat mir ein Stöckchen zugeworfen.

1. Das erste, was Du kurz nach dem Aufwachen tust?
Kurz nach dem ersten Aufwachen (halb acht, wenn der lustige Mann das Haus verlässt) drehe ich mich um und schlafe noch ein bisschen weiter. Kurz nach dem zweiten Aufwachen stehe ich dann auf.

2. Der erste Impuls nach dem Aufstehen?
Pipi, Kaffee, Blogs, Zigarette.

3. Frühstück oder kein Frühstück?
.

4. Nach welchen Kriterien wählst Du jeden Morgen Deine Kleidung aus?
Nach Wetter, Temperatur, Lust, Bequemlichkeit. Da ich zu Hause arbeite, muss ich mich ja an keine Kleiderregeln halten. Die Auswahl geht danach, welche Hose welcher Rock sauber ist, welches T-Shirt dazu passt und ob die passende Unterwäsche dazu gewaschen ist.

5. Ein persönlicher Gegenstand ohne Funktion, den Du mitnimmst, wenn Du die Wohnung verlässt?
Die benutzten Taschentücher und leeren Bonbonpapierchen, die meist manchmal in meiner Handtasche wohnen.

6. Das erste, was Du tust, wenn Du wieder Deine Wohnung betrittst?
Etwas trinken, Rechner anschalten, gucken, ob der Anrufbeantworter blinkt.

7. Darauf hast Du Dich den ganzen Tag gefreut:
Auf den Mann. Und wenn ich am Abend etwas vorhabe, freue ich mich darauf. Ansonsten darauf, dass ich dann Abends endlich richtig was schaffe, weil ich den Tag wieder vertrödelt habe.

8. Das letzte, was Du vor dem Zubettgehen tust?
Den Gatten knutschen. Ach nee, das mache ich im Bett. Zuletzt vorher mache ich den Rechner aus, putze mir die Zähne und schminke mich ab. Nicht wahr, ich führe schon ein wirklich unkonventionelles Leben.

9. Dein letzter Gedanke vor dem Einschlafen?
Menschen brauchen Rituale, ich habe natürlich auch ganz viele, aber so schlimm ist es dann doch nicht, dass ich jeden Abend das gleiche denken würde.

10. Träumst Du in Farbe oder schwarz-weiß?
Keine Ahnung. Ich erinnere mich nur selten an Träume – wenn, dann meist an eine Stimmung, aber welche Farben die hat, weiß ich nicht. Ich kann mir aber nicht gut vorstellen, dass man überhaupt in Schwarz-Weiß träumen kann, denn man nimmt die Welt ja in Farbe wahr.

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Mittwoch, 5. April 2006
Liebe Stadtmarketingvereine,

als der erste von Euch die Idee hatte, fünfzig identische Skulpturen des Stadtwahrzeichens anfertigen und von fünfzig Künstlern gestalten zu lassen, da war das eine nette kleine Idee. Ich erinnere mich daran, wie ich so etwas zum ersten Mal sah, vor bestimmt zwölf Jahren in Glasgow, da stand hier und da eine bunte Kuh. (Wahrscheinlich ist die Kuh gar nicht das Wahrzeichen Glasgows, ist aber auch egal.)
Man kann so eine nette kleine Idee natürlich ganz fix totmachen, indem man erstens in jeder gottverdammten einzelnen Stadt Europas irgendwelche billig gemachten Skulpturen aufstellt, davon zweitens nicht fünfzig, sondern eine Fantastillion, und man drittens damit nicht ein paar ausgewählte Künstler beauftragt, sondern jedem beliebigen C&A-Dekoteam und jedem Geschäftsmann eins zur Verfügung stellt. Noch beknackter ist eigentlich nur, gar nicht das Wahrzeichen der Stadt zu nehmen, sondern das des ganzen Bundeslandes.
Normalerweise reagiere ich auf solcherlei ja eher mit Schulterzucken, aber diese grottenhässlichen, billigen, penetranten, geschmack-, geist- und witzlosen Scheißfiguren machen mich wahnsinnig.
Und das hier ist nun wirklich der Gipfel.

Stadtmarketingvereine, räumt Euren Müll weg. Echtjetzma.

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Dienstag, 4. April 2006
Fundstück

"Doch der Unterschied zwischen Patina und Verfall ist ebenso groß wie der
zwischen einem Fünfzigjährigen und einer ausgestopften Leiche."
(Vetle Lid Larssen)

Mit Dank an G.
Gefunden in der Ausstellung "Last and Lost" im Literaturhaus München.

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Montag, 3. April 2006
Selbst überrascht

Auf dem Bord neben dem Gästebett meiner Gastgeber steht Rubik's Cube. Ich kann es noch, komplett. Warum ist in meinem Kopf so viel Platz für solchen Unfug?

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Sonntag, 2. April 2006
Sexy names

Mitgliederversammlung im Multifunktionsraum des Kreisverwaltungs-referats.

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Samstag, 1. April 2006
Exklusiv: the one and only Modeinfo der Saison

Die Hose ist tot.

Das erfuhr ich vor wenigen Stunden aus gut unterrichteten Kreisen, sprich von Kollegin A, die ebenso wie ich eine Hose trug.
Selbstverständlich sofort losgezogen und einen Rock gekauft.
Tschüss Hose, ich werde Dich nicht vergessen.

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Freitag, 31. März 2006
Genau.

"I do love translating; it is the pure pleasure of writing without the misery of inventing."
(Nancy Mitford, Brief an Evelyn Waugh, 1949)

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Donnerstag, 30. März 2006
Geschenke

Ich liebe Geschenke. Wie ein Kind. Ich freu mich sehr, wenn man mir was schenkt, finde es ganz aufregend, etwas auszupacken, und wenn ein Geschenk mal ein bisschen daneben liegt, ist es gar nicht schlimm. Macht überhaupt nichts. Ich erwarte ja nicht, dass jeder meinen Geschmack teilt, und freu mich trotzdem.
Wenn man heiratet, bekommt man so richtig viele Geschenke auf einmal, vor allem dann, wenn die eigene Mutter gewissermaßen mit der Hochzeit hausieren geht. Da kann es glatt passieren, dass sogar ein Geschenk vom längst pensionierten Pfarrer kommt, unter dem man vor Jahrhunderten mal Messdienerin war.

Klappentext

(Ich bitte, die kleine 1 vor dem M zu beachten. Es gibt nämlich noch einen zweiten Band. Haben wir aber leider nicht. Ich weiß daher auch nicht, ob er sich vielleicht an Frauen richtet, die schon selbst lesen können.)

(Nur so als Warnung. *hüstel*)

(Vielleicht wird das eine kleine Reihe, mal sehen. Hat noch wer schöne Geschenke zum Vorzeigen?)

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Dienstag, 28. März 2006
Guckt mal, guckt mal!

Neues Layout! Oh, ist das schön. So grün. Und so neu. Es ist noch ganz ungewohnt, ich fühle mich noch gar nicht richtig zu Hause, aber das kommt bestimmt noch. Im Moment riecht es noch ein bisschen nach Farbe und alles ist so sauber, ich muss es erst ein bisschen einwohnen. Wird sich schon schnell genug der Staub in den Ecken sammeln.

Kathleen (bzw. Kathleen) hat es für mich gemacht, und wer auch so ein schönes Layout möchte, kann sich bei ihr für wenig Geld eins machen lassen. Nach Wunsch.
Danke, Kathleen, ich freu mich!

Hach.

Und? UND? Was sagt ihr?

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Montag, 27. März 2006
Malen

In der Schule hatte ich meistens eine Drei in Kunst. Weil ich mir Mühe gegeben habe. Wäre allein die künstlerische Leistung oder das Zeichentalent beurteilt worden, hätte ich vermutlich Sechsen bekommen. Ich kann’s halt nicht, ist auch nicht schlimm, kann ich mit leben.
Vor einigen Jahren aber beschlich mich plötzlich und unerwartet, geradezu hinterrücks, der Wunsch zu malen. Nichts Gegenständliches natürlich, ich dachte eher an großflächiges Rumschmieren mit viel Farbe. So großflächig wie möglich, so viel Farbe wie möglich. Am besten gleich die ganze Hand in Farbe tauchen.
Dieser kleine Wunsch setzte sich fest, das Ehewunder hatte ein Einsehen und schenkte mir vor bestimmt drei Jahren zum Geburtstag eine Staffelei, eine richtige Leinwand in 60x80, Acrylfarben, einige Pinsel, zwei Paletten, einen tollen Zeichenblock in DIN A3 aus dicker Pappe, Ölpastellkreiden in allen Farben und ein Buch für Anfänger. Erstmal mit dem Zeichenblock üben, dann an die Leinwand.
Ich hab mich gefreut und war gleichzeitig entsetzt von mir – was kommt jetzt, frustrierte Hausfrauen entdecken ihre kreative Seite und besuchen als nächstes einen Aquarellkurs an der VHS? Hab ich nichts Besseres zu tun? Doch, hab ich. Und ich bin auch nicht Hausfrau, schönen Dank, ich bin qua Gesetz sowieso Künstlerin, also darf ich auch malen wollen. Pöh!

Kaum ein Jahr später hatte ich dann auch die erste Idee: ich male die vier Jahreszeiten, nur so mit Farben! Orangetöne für den Herbst, Blau und Weiß für Wi… JAHRESZEITEN? Geht’s vielleicht noch dämlicher? Also.
Keine Angst, ich hab es nicht getan, natürlich nicht, ganz blöd bin ich auch nicht.

All die schöne Malausrüstung liegt unbenutzt herum. Ich trau mich nicht. In Grün würde ich gern etwas malen, ebenfalls schon seit längerem hege ich nämlich den Wunsch nach etwas Grünem in der Wohnung, grüne Möbel oder ein-zwei Wände grün streichen. Nicht Oliv- oder Mint- oder Irgendwasgrün, sondern richtig volle Pulle GRÜN. Grüngrün.
Vielleicht sollte ich erstmal die ganze Leinwand grün streichen. Das Bild nenne ich dann – ähm, ja.
Frühling oder so.

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Samstag, 25. März 2006
Das Frühlingsfest der Volksmusik

wird präsentiert von der Allgäuer Latschenkiefer Hornhaut Reduziercreme (sic!). Und Florian Silbereisen trägt einen dunkelrosa Glitzeranzug.

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Wie ich arbeite

Immer wieder werde ich gefragt, wie ich eigentlich arbeite, wie ich vorgehe, wenn ich ein ganzes Buch vor mir habe. Diese Frage beschäftigt mich auch selbst, weil ich mir gelegentlich überlege, ob und wie und wenn ja: warum ich es anders machen könnte.

Phase 1: Sofa, Bett, Badewanne
Erstmal lese ich das Buch. Manche Kollegen tun das nicht, um sich beim Übersetzen die Spannung zu erhalten, aber ich finde, man muss vorher wissen, worauf es hinausläuft, ob sich bestimmte Formulierungen später noch als wichtig erweisen etc.
(Außerdem muss man es natürlich, wenn man den Autor nicht schon kennt, erstmal lesen, um sich überhaupt entscheiden zu können, ob man es übersetzen will und kann.)

Phase 2: Augen zu und durch
Und zwar im Schweinsgalopp. Ich übersetze das komplette Buch so schnell wie möglich runter. Dabei recherchiere ich, was zu recherchieren ist, aber nur, wenn es schnell geht. Was ich nicht sofort finde, lasse ich erstmal liegen. Natürlich übersetze ich dabei schon „so gut wie möglich“, halte mich aber nicht lange auf, wenn mir gerade nichts Passendes einfällt. Wo noch etwas recherchiert werden muss, wo mir eine Formulierung oder ein Wort nicht gefällt, oder wo ich womöglich nicht sicher bin, ob ich das Original richtig verstanden habe, mache ich mir eine Markierung hin. Manchmal schreibe ich auch noch einen kurzen Hinweis dazu, warum dort noch etwas getan werden muss, oder wen ich dazu fragen will.
Am Ende ist das ganze Buch voller Markierungen, oft tatsächlich in jeder einzelnen Zeile.

Phase 3: Die Textor-Phase
Ich fange wieder von vorne an, sinniere länger über Formulierungen, suche einzelne Wörter, recherchiere weiter (manches, was beim ersten Durchgang liegen geblieben ist, hat sich im weiteren Verlauf des Buchs auch von selbst geklärt) etc. Viel Feinarbeit. Einiges bleibt aber immer noch übrig, allerletzte Fragen, Unstimmigkeiten, formulatorische Bretter vorm Kopf etc.

Phase 4: Die Wahrheit
Für den vorletzten Durchgang stelle ich eine andere Schriftart ein, drucke alles aus und setze mich damit an den Esstisch. (Ha! Kühne Behauptung. Tatsächlich wird das mit dem Ausdrucken aus Zeitgründen leider oft in den Bereich „schön wär’s“ verschoben.)
Wenn es anders aussieht, ich es auf einem anderen Medium wahrnehme und in anderer Arbeitsumgebung, sehe ich plötzlich Dinge, die ich vorher nicht gesehen habe. Und: dieser Schritt führt von Wörtern, Sätzen, Details, Fitzeleien wieder zurück zum Text als Gesamtheit. Erst jetzt stelle ich so richtig fest, ob mein Text einen Drive hat, einen Rhythmus, ob er als Text in sich stimmt. Ins Original gucke ich in dieser Phase nur selten, es geht jetzt ums Deutsche.

Phase 5: Aufräumarbeiten, Loslassen
Die auf Papier vorgenommen Korrekturen eingeben, dabei natürlich auch wieder über Anderes stolpern, letzte Fragen klären etc. Und dann muss es auch irgendwann mal gut sein. Ich bin froh, dass ich Abgabetermine habe, sonst würde ich nie fertig, man kann ja bis in alle Ewigkeit an einem Text herumdoktern.

Dass ich erstmal so schnell durch ein Buch rausche, hat zwei Gründe: zum einen glaube ich, dass ich, wenn ich schnell arbeite, besser in den richtigen Ton hineinfinde, als wenn ich mich sofort mit den Details aufhalten würde; weil, siehe oben, ich dann eher einen Text wahrnehme als nur Sätze oder Wörter. Zum anderen komme ich gefühlsmäßig schneller voran. Wenn ich gleich ins Reine übersetzen würde, wäre das Endergebnis zwar vielleicht in der gleichen Zeit fertig, aber ich bin langsamer vorangeschritten, habe weniger Seiten pro Tag geschafft. Es gibt Kollegen, die sofort ins Reine übersetzen, oder ins „fast Reine“. Vielleicht sind das vor allem die, die noch auf der Schreibmaschine angefangen haben, da ging es ja fast nicht anders. Dann gibt es welche, die morgens erstmal das überarbeiten, was sie am Vortag übersetzt haben, und dann weitermachen. Klingt auch nicht schlecht, eigentlich, aber ich habe mich nie dazu durchringen können. Ich will immer erstmal weitermachen, erstmal vorankommen. Deswegen kann ich die Frage, wie viele Seiten ich am Tag schaffe, auch gar nicht recht beantworten: ich kann manchmal (wenn’s pressiert) schon zwanzig Seiten am Tag übersetzen. Aber das ist eine Rohübersetzung, sie ist nicht fertig, längst nicht. Und niemand darf sie sehen, da stehen manchmal schlimme Sachen drin.

Von einer Kollegin weiß ich, dass sie nicht vorne anfängt, sondern irgendwo in der Mitte – wo sie gerade einen guten Einstieg findet. Weil sie sagt, man braucht ein bisschen Anlauf, um den Ton zu finden. Der Autor hat diesen Anlauf womöglich auch gebraucht, und zwar wahrscheinlich am Anfang des Buchs; wenn der Übersetzer dann auch noch nicht richtig „drin“ ist, summiert es sich, und der Anfang wirkt schlimmstenfalls unbeholfen. Also fängt sie in der Mitte an, und wenn sie das Gefühl hat, sie weiß jetzt, wie es läuft, übersetzt sie von vorne. Wenn sie dann an die Stelle kommt, mit der sie begonnen hat, überarbeitet sie sie gleich und macht dann mit dem Ende weiter. Ich habe mir immer vorgenommen, diese Methode mal auszuprobieren, habe es aber doch nie gemacht.

Ach ja, ganz wichtig: vorher Zeitplan aufstellen. Ich bin so veranlagt, dass ich ihn eh nicht einhalte, aber immerhin weiß ich dann, wie viel ich hinterherhinke und wie schlimm es schon ist.

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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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