Gibt es einen Feedreader, in den ich alle meine Lesezeichen auf einmal aus Safari kopieren/importieren kann? Ich mache immer noch 60 Blogs in Tabs auf, weil ich keinen Nerv habe, von Hand alles einzeln in einen Feedreader zu füttern. Und das nervt auch, zumal ja meist gerade mal in einem Drittel was Neues steht. Danke!
Iris erbt überraschend das Haus ihrer Großmutter. Sie streift eine Woche lang in diesem Haus herum und erinnert sich an die Geschichte ihrer Familie, ihrer Großeltern, ihrer Mutter und der Tanten, der Cousine. So weit, so konventionell. Das ganze Buch schmeckt nach Äpfeln, und Äpfel sind vielleicht nichts Besonderes, aber lecker. Manchmal schrammt es hart am Kitsch vorbei, und man hätte sich ein strengeres Lektorat gewünscht, es sind sprachliche Knubbel drin und hier und da auch logische Schwächen, aber es packt einen, es ist sinnlich und atmosphärisch dicht. Jedenfalls musste ich es dann doch noch in der Nacht zu Ende lesen. Ein Buch wie warmes Apfelkompott.
Das nächste Buch fängt so an: "Dies ist keine Leidensgeschichte. Meine Geschichte ist keine Leidensgeschichte, nur meine. Ich mache mir einen schönen Tag nach dem anderen. Ich mache was aus Zutaten, die alle einzeln gut schmecken und zusammen auch. Das ergibt Essen."
Fast sechzehn Seiten. Sechzehn! Und so geht das jetzt immer weiter. Muss nämlich. Bescheuerte Kuh nämlich. Wie immer. Weltschnellste Blitzübersetzerin. Weltfaulste Sau. Toller Hecht, bescheuerte Kuh, faule Sau. Hechtkuhsau. So gehts. Geht so.
Alan Bennett, Ingo Herzke (Ü): Die souveräne Leserin
Die Queen gerät auf einem Spaziergang mit ihren Hunden im Palastgarten zufällig in den Büchereibus, der dort einmal die Woche hält, und leiht sich aus reiner Höflichkeit ein Buch aus. Sie fängt an zu lesen und hört gar nicht wieder auf; ihrem Hofstaat und ihren Beratern indes gefällt das auf die Dauer nicht besonders. Sehr nettes Büchlein mit viel Witz, ich habe es mit großem Vergnügen gelesen. Und es ist hervorragend übersetzt, inklusive der unterschwelligen, sehr britischen Ironie. Dicke Leseempfehlung, das macht einfach Spaß.
Das nächste Buch beginnt so: „Tante Anna starb mit sechzehn an einer Lungenentzündung, die aufgrund ihres gebrochenen Herzens und des noch nicht entdeckten Penizillins nicht heilen konnte. Ihr Tod trat an einem Spätnachmittag im Juli ein.“
So, das neue Jahr fängt also damit an, dass Blogger neue Leserubriken einführen.
Merlix zitiert (nicht erst neuerdings) unter Neu auf dem Nachttisch die Anfänge der angefangenen Bücher. Nicwest zeigt in der neuen Rubrik Perlen gotischer Baukunst etwas aus der Mitte. Percanta stellt Ausgelesenes zurück ins Regal, und Bov liest gar nicht erst.
Und weil ich ja eh jeden Scheiß mitmache, schlage ich jetzt den Bogen vom Ende zum Anfang und es gibt hier, wenn ich ein Buch ausgelesen habe, erst eine Kurzeinschätzung und dann den ersten Satz des Buchs, das ich danach anfange. Hugh.
Gestern habe ich im Park ein Tagebuch gefunden, nass und in Fetzen, über eine ganze Strecke verteilt. Es ist auf Englisch geschrieben, in einer sehr akkuraten, fremdartigen Handschrift, der Schreiber ist vielleicht Inder. Er hat das Heft einmal in der Mitte durchgerissen und in einen Mülleimer geworfen, in der Silvesternacht wurden die Mülleimer geplündert, der Müll verteilt. Mein Mann hat sich erst ein bisschen geschämt, als ich anfing, die nassen Tagebuchfetzen aufzusammeln, aber dann hat er mir geholfen.
Jetzt liegt es hier und riecht nach nassem Papier, ich muss davon niesen. Ich habe es noch nicht gelesen, nur einzelne halbe Seiten. Es gibt nur halbe Seiten. Ich habe noch nicht versucht, sie zusammenzusetzen, den Zusammenhang zu finden, die Geschichte dahinter zu entdecken. Es liest sich sehr klassisch, fast wie eine Anleitung zum Tagebuchschreiben. Die täglichen Ausgaben und der Konto- oder Bargeldstand werden angegeben, ich weiß nicht, in welcher Währung. Der Mann hat sich auf eine Prüfung vorbereitet. Er hatte gute Vorsätze, immer wieder, ganze Listen. Yoga machen. Noch früher aufstehen. Für die Prüfung lernen. Manchmal hat er Merksätze, Lebensweisheiten, Aphorismen, Einsichten notiert.
Ich scheue mich noch, es wirklich zu lesen und zusammenzusetzen. Das tut man doch nicht.
Und Bloggen kann ich es natürlich erst recht nicht. Das ist ein privates Tagebuch. Aber es fällt mir schwer. Vielleicht kann ich diese eine Seite zeigen, die mir zufällig in die Finger gefallen ist und gerade so schön zum Datum passt. Sie stellt den Schreiber nicht bloß. Ich habe keine Ahnung, ob der Rest ihn bloßstellen würde. Warum hat er es durchgerissen und es in einen öffentlichen Mülleimer in einer Grünanlage in Hamburg geworfen?
F.W. Bernstein
Die Gedichte. Das heißt in diesem Falle alle.
Was soll ich sagen, Bernstein halt, großartige Sachen dabei. Und ein sehr hübsches, kleines Büchlein. In Leinen.
Stefan Beuse
Jetzt ist das ja ein bisschen schwierig, etwas über Bücher zu sagen, wenn man den Autor persönlich kennt und mag. Also: Meeres Stille habe ich sehr gerne gelesen. Eine ganz normale Familie fährt in den Urlaub in ein Haus in Frankreich, und dort entdecken wir mit der Tochter zusammen und aus ihrem Blickwinkel ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit der Eltern. Das ist zunehmend spannend und sehr schön erzählt, kann ich wirklich empfehlen. Alles, was Du siehst (erscheint Ende Januar) ist ebenfalls sehr gut erzählt, Beuse hat sein Handwerkszeug im Griff, aber, und jetzt kommt der schwierige Teil: ich habe es nicht verstanden. Es geht irgendwie darum, quantenphilosophische Erkenntnisse oder Theorien erzählerisch umzusetzen, dafür wird in verschiedenen Strängen erzählt, die irgendwie miteinander verknüpft sind, man bekommt aber nicht heraus, wie. Ich jedenfalls nicht. Es packt einen durchaus, aber ich war am Ende ein wenig enttäuscht, weil es keine Lösung gibt. Vielleicht bin ich zu schlicht. Wir schießen Gummibänder zu den Sternen Huch, Beuse in lustig, das kam überraschend, ist aber gut. Ein Roman aus lauter kleinen Geschichten, mit sagenhaft scheußlichem Cover, aber drin wirklich schön. Sir, Sie sollten bloggen.
Bov Bjerg
Deadline
Jetzt ist das ja ein bisschen schwierig, etwas über Bücher zu sagen, wenn man usw. Ich habe erstaunlich lange gebraucht für dieses schmale Buch, was nicht daran lag, dass es mich gelangweilt hätte, sondern es ist einfach nichts zum so weglesen, dafür ist jedes Wort zu wichtig. Das ist auch das Problem der Ich-Erzählerin, einer Übersetzerin, die stets und ständig auf der Suche nach dem passenden Wort ist, was bedeutet, dass sie auch in ihren Gedanken und ihrem Erzählen dauernd Synonyme mitliefert, Alternativen aufzählt und sich nicht entscheiden kann. Was den Lesefluss nicht gerade beschleunigt. Aber: ein großes, kleines Buch, literarisch sehr gut gemacht, und einen Grabsteinmetz hat man auch nicht alle Tage. Lesen!
Karen Duve
Taxi
Das hingegen flutscht, es liest sich so weg, ist stellenweise sehr witzig, stellenweise bitter: eine junge Frau fährt Taxi, sechs Jahre lang, in Hamburg. Man muss aber nicht in Hamburg wohnen, um das lesen zu können, denn die kleinen Nebengeschichten und Anekdoten sind ebenso wenig an Hamburg gebunden wie die große Hauptgeschichte. Alles ganz wunderbar, lesen!
Till Endemann
Heilige Kühe im Erzgebirge
Das ist nett, so für zwischendurch in der Bahn oder so. Eine Bollywood-Filmcrew kommt zum Drehen in ein Kaff im Erzgebirge und richtet dort dies und das an, das ist ganz lustig. Vielleicht funktioniert es aber als Film noch besser.
Jeffrey Eugenides (E. Schönfeld)
Middlesex
Heute morgen um vier Uhr war ich durch, sozusagen gerade noch rechtzeitig um sagen zu können: das ist mein Buch des Jahres. Unglaublich, es entwickelt einen Sog, irgendwann kann man es einfach nicht mehr aus der Hand legen. Es geht um die Lebensgeschichte eines Hermaphroditen, der bei seiner Geburt als Mädchen angesehen wird und als solches aufwächst, und in der Pubertät stellt sich heraus, dass das nicht ganz richtig ist. Um zu erklären, wie es dazu kommen konnte, geht der Erzähler (der aus der Perspektive des erwachsenen Mannes erzählt) zurück zu seinen Großeltern und ihrer Flucht aus Griechenland nach Detroit, und so ist das nicht nur ein Roman über ein mutiertes Gen und die Folgen für den Erzähler, sondern auch die grandiose Chronik einer Einwandererfamilie. Dringend lesen, unbedingt, nicht von den 700 Seiten abschrecken lassen!
Robert Gernhardt
Die K-Gedichte
Später Spagat
Mir scheint, ich habe dieses Jahr ein paar Leute dabei, über die man nicht mehr viel zu sagen braucht. Robert Gernhardt ist natürlich einer der ganz, ganz großen, wenn nicht gar der größte. Immer wieder, und immer wieder gern.
Wolf Haas
Komm, süßer Tod
Silentium!
Auferstehung der Toten
Der Knochenmann
Wie die Tiere
Das ewige Leben
Irgendwann Ende des letzten Jahres den ersten Brennerkrimi in die Finger bekommen und daraufhin alle sechs am Stück eingeatmet, mit nicht nachlassender Begeisterung. Ich bin sonst gar keine Krimileserin, aber diese hier liest man auch nicht wegen der Geschichten, die sind nämlich ein bisschen wirr, das ist aber vollkommen egal, denn die Sprache reißt einen dermaßen vom Hocker, dass alles andere eh egal ist. Das Wetter vor 15 Jahren
Wolf Haas kann nämlich auch anders, nicht nur die Brenner-Sprache. Die großartige Idee dieses Buchs: es handelt sich nicht um einen klassischen Roman, sondern um ein Interview, das eine „Literaturbeilage“ mit dem Autor Wolf Haas führt, und in diesem Interview geht es um den Roman „Das Wetter vor 15 Jahren“, der während des Gesprächs quasi nacherzählt wird, inklusive seiner Entstehungsgeschichte. Was für ein unglaublicher Dreh, und er funktioniert tatsächlich, auch auf über 200 Seiten.
Ernst Jandl
Laut und Luise
Sagte ich gerade, Gernhardt sei möglicherweise der größte? Naja. Möglicherweise ist das auch Jandl.
Andrej Kurkow
(C. Vogel) Picknick auf dem Eis
(S. Grebing) Pinguine frieren nicht
Der erste Band war noch so spannend, dass ich den zweiten auch gekauft habe,
da habe ich dann aber in der Mitte aufgegeben. So spannend wars dann wohl doch nicht. Harmloser Journalist, der einen Pinguin als Haustier hält, gerät durch Naivität oder so in mafiöse Strukturen, es sind schon schräge Ideen drin, sympatische Figuren, aber viel mehr weiß ich schon nicht mehr.
Harald Martenstein
Der Titel ist die halbe Miete
Jetzt ist das ja erstens ein bisschen schwierig, wenn man usw., und zweitens ist das auch so einer, wo eh jeder weiß, dass er super ist.
Ian McEwan (Bernhard Robben)
Abbitte
Tja. Es gibt kaum zwei Meinungen über dieses Buch, alle finden es sensationell, außer mir, ich habe nach der Hälfte aufgegeben. Und zwar schlicht aus Langeweile. Lyncht mich. Ob es daran lag, dass ich fand, ein Mann im 21. Jahrhundert soll nicht schreiben wie eine Frau im 19.? Hätte es mich mehr gepackt, wenn „Jane Austen“ draufgestanden hätte? Keine Ahnung.
Nils Mohl
Kasse 53
Jetzt ist das ja ein bisschen schwierig. Aber hey, super Buch! Passiert nicht viel, außer das einer an der Kasse eines großen Elektrokaufhauses sitzt und jeden Kunden fragt „eine Tüte?“ Stellenweise ist das sehr witzig, wenn auch insgesamt eher beklemmend. Und abends geht er nach Hause.
Andreas Münzner
Stehle
Jetzt ist das ja so schwierig auch wieder nicht, denn dies ist ein sensationeller Roman über „eine schleichende Landnahme“, wie der Klappentext sagt: Stehle zieht erst in die WG und nach ihrem Auseinanderbrechen dann in die Wohnung des Erzählers mit ein und schleicht sich in dessen Leben, dass es einen wirklich gruselt. Sehr subtil, sehr gut geschrieben, tolles Buch.
Floridor Pérez (F. von Criegern de Guiñazú)
Für einen Fisch ein Flügel zu viel
Jetzt ist das ja, wenn man die Übersetzerin kennt, nicht unbedingt so viel leichter. Dies ist mal auf jeden Fall optisch ein wunderschönes Buch (von Neiki gestaltet), und inhaltlich fällt mir das jetzt wirklich schwer. Zum einen, weil ich mit ernster Lyrik sowieso so meine Schwierigkeiten habe, ich kann besser Bernstein-Gernhardt-Jandl, zweites verstehe ich nichts von Chile. Einige Gedichte haben mich trotzdem berührt, ich muss sie wohl noch mal langsamer lesen, nicht so eins nach dem anderen.
Joscha Sauer
Nicht Lustig 2
Nicht Lustig 3
Nicht Lustig 4
Wohl lustig. Sehr.
Georges Simenon
Der kleine Heilige
Noch nicht durch, Bahnlektüre, das kann dauern. Schön, sehr stimmungsvoll, aber packt mich nicht so richtig. Ohne, dass ich was dagegen hätte. Sagen wir: nett.
Johanna Straub
Das Zebra hat schwarze Streifen, damit man die weißen besser sieht
Das ist eine tolle Sache, eine Lebensgeschichte, in der jedes Kapitel aus einer anderen Perspektive erzählt wird, sehr gut gemacht. Man hätte allerdings die Kapitel einfach nach Erzähler benennen können; stattdessen muss man in jedem neuen Kapitel erst einzwei Seiten lang raten, wer jetzt gerade erzählt, das ist ein bisschen überflüssig. Aber sonst wirklich sehr schön.
Andrew Taylor
Bleeding Heart Square
Andrew Taylor ist natürlich immer gut. Dieser Krimi gehört nicht zur Lydmouth-Reihe um Inspector Thornhill und Jill Francis, sondern steht für sich allein und spielt im London der 30er Jahre. Sehr gut geschrieben, spannend, lebensecht, Zeitkolorit, wie immer.
Birgit Vanderbeke
Das Muschelessen
Wow! Großartiges Buch, das einen unglaublichen Sog entwickelt, sind nur 100 Seiten oder so, aber die kann man wirklich am Stück lesen. Mutter und zwei Kinder warten mit einem Topf voll Muscheln auf den Vater. Normale Familienszene, und natürlich stellt sich heraus, dass gar nichts normal und idyllisch ist. Im Gegenteil, es wird immer schlimmer. Dringende Empfehlung!
Bill Watterson
The Complete Calvin and Hobbes
Drei tonnenschwere, dicke Bände, in Leinen gebunden, im Schuber, wundervoll aufgemacht. Zu Weihnachten bekommen, bin noch nicht mal durch Band 1 durch. Hach, ist das toll.
Markus Werner
Am Hang
Auch so eine Geschichte, die harmlos anfängt und dann immer finsterer wird, auch dies entwickelt diesen Sog, eine zunehmende Faszination; ein Mann lernt bei einem Urlaubsaufenthalt einen anderen kennen, zufällig, einer hat die Frau verloren, der andere seine Geliebte, ich weiß es schon nicht mehr genau, die beiden philosophieren über Liebe und Treue, bis sich herausstellt, aber das verrate ich nicht. Super Buch, ich habe insgesamt zu wenig, aber lauter tolle Bücher gelesen dieses Jahr.
Feridun Zaimoglu
Liebesbrand
Das war keins davon. Ich habe es zwar zu Ende gelesen, weiß aber selbst nicht, warum. Irgendwie immer drauf gewartet, dass da noch was kommt, kam aber nicht.
Zugenommen oder abgenommen?
Bisschen abgenommen. Ich habe ja im Oktober 2007 aufgehört zu rauchen und daraufhin in Rekordzeit sieben oder acht Kilo zugelegt. Alles noch 2007. Davon ist die Hälfte wieder runter, schätze ich, aber meine Hosen passen immer noch nicht wieder, ich trage seit über einem Jahr fast nur Röcke. Wogegen ja auch nichts einzuwenden ist.
Haare länger oder kürzer?
Ich bin nicht mal sicher, ob ich dieses Jahr beim Friseur war, wahrscheinlich schon. Wenn ja, dann hat er sie kürzer gemacht, was sonst, und dann sind sie wieder gewachsen.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Kurzsichtiger, erschreckend. Nach nur einem Jahr Brille hat sie mir nicht mehr gereicht und ich brauchte eine doppelt so starke. Ich hoffe, das hört jetzt wieder auf.
Mehr ausgegeben oder weniger?
Keine Ahnung. Schätzungsweise etwa gleich, ach nee: siehe „teuerste Anschaffung“ weiter unten.
Mehr bewegt oder weniger?
Mehr! Ich bin gejoggt wie ein Weltmeister, Frühjahr, Sommer, Herbst, am Ende eine ganze Stunde lang, und äh, demnächst auch wieder, bestimmt!
Der hirnrissigste Plan - Die gefährlichste Unternehmung
Ach Kinders, ich bin doch immer so ekelhaft vernünftig.
Die teuerste Anschaffung
Auto. Wir haben ein richtig erwachsenes Auto gekauft. Ein vernünftiges.
Das leckerste Essen
Hühnersuppe. Immer wieder. Nichts wirklich Besonderes, nur eine ganz normale Hühnersuppe. Und neulich im Nil. Und vor einer Weile im Café Paris. Und überhaupt: Essen ist super.
Das beeindruckendste Buch
Die Leseliste 2008 kommt noch. Sie ist zu kurz, wie immer, aber es war viel Gutes dabei. Im Moment lese ich Middlesex von Jeffrey Eugenides und bin schwer begeistert.
Der ergreifendste Film
Walk the line, der Film über Johnny Cash.
Die beste CD
Viele. Als erstes natürlich Gisbert zu Knyphausen, sicher die mit Abstand am öftesten gehörte CD des Jahres. Desweiteren: PeterLicht, Peter Fox, Nils Koppruch, Wolfgang Müller. Ein Jahr der deutschen Texte, scheints.
Das schönste Konzert
Auch viele. Zweimal Veranda Music, habe ich hier eigentlich schon oft und eindringlich genug Werbung für Veranda Music gemacht? Die aktuelle CD ist ganz groß, und live sind sie toll. Ebenfalls zweimal Gisbert, ebenfalls super, man möchte ihn gleich mit nach Hause nehmen. Und dann natürlich Miss Li, die Frau mit dem umwerfenden Lächeln und der unfassbaren Energie.
Die meiste Zeit verbracht mit …
Dem Mann und dem Internet. Möglicherweise in umgekehrter Reihenfolge, das soll nächstes Jahr anders werden. Das mit der Internetsucht kann jedenfalls so nicht weitergehen.
Die schönste Zeit verbracht mit …
Ausgehen und Freunde treffen. Wie immer. Ich bin ein Sozialtier, ich liebe es, Menschen um mich herum zu haben, Leute zu treffen oder Besuch zu haben, zu reden, zu essen, zu trinken, zu lachen.
Vorherrschendes Gefühl 2008
Beruflich müsste sich endlich mal was tun, es müsste vorangehen, sich etwas verändern, es könnte, sollte, müsste, ich warte darauf, und dabei weiß ich natürlich ganz gut, dass das nicht von allein passiert, sondern ich was dafür tun müsste.
2008 zum ersten Mal getan
Bei gleich zwei Bloglesungen vor Leuten eigene Texte vorgelesen. Fühlt sich ein bisschen anders an als Übersetzungen zu lesen, man ist ein bisschen nackter, aber es hat Spaß gemacht. Mache ich gerne wieder.
In Hamburg in der Oper gewesen (Zauberflöte), und das war so toll, dass wir gleich nochmal gegangen sind (Le Nozze de Figaro) und das war so toll, dass wir schon wieder Karten haben (Cosí fan tutte). Als nächstes könnte man mal den Komponisten wechseln.
2008 nach langer Zeit wieder getan
Gelaufen. Eifrig, stolz, begeistert und dann einfach wieder aufgehört, ich blöde Kuh.
Worauf ich gut hätte verzichten können
Die Krankheiten meines Vaters.
Selbst krank im Bett liegen und kotzen, statt meinen eigenen Workshop zu leiten.
Und die echten Scheißgeschichten lassen sich nicht bloggen.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte
Dass am Ende sowieso alles gut wird, immer. Alte Regel.
Schon vor einigen Wochen sah ich auf meinem Amazon-Wunschzettel, dass das Buch Wie ich mich einmal in alles verliebte von Stefan Merrill Block gekauft wurde. Es ist hier aber nicht angekommen. Ich habe mir zusammengereimt, dass jemand es auf meinem Wunschzettel entdeckt, es angeklickt und dann für sich selbst gekauft hat, und weil er von dem Wunschzettel kam, wurde es dort als gekauft gemeldet.
Jetzt ist aber ein anderes Päckchen auch nicht bei mir angekommen, deswegen frage ich jetzt doch: war es so, wie ich es mir zusammengereimt habe? Oder wollte mir jemand dieses Buch schenken? Nicht, dass jemand es bezahlt hat und darauf wartet, dass ich mich endlich bedanke. Und am Ende hat sich der Postbote drüber gefreut.
Martenstein bekommt einen klugen Rat und setzt ihn gleich in die Tat um. Das Ergebnis ist auch dann saukomisch, wenn man nie Coelho gelesen hat. Man hat ja doch so eine Ahnung. (Ich habe nicht mal nie Coelho gelesen.)
Beate Mainka schreibt im Titel-Magazin über Andrew Taylors Krimi "Der Ruf den Henkers", den ich übersetzt habe:
Die besonderen Stärken Taylors liegen in seiner brillanten Beobachtungsgabe, die ihn greifbare Persönlichkeiten erschaffen lässt, seinen geschliffenen, realitätsnahen Dialogen, die jedem Drehbuchautor zur Ehre gereichen würden, und seiner abwartenden Gelassenheit und Ruhe, mit der er seiner Geschichte viel Raum gibt, sich zu entwickeln, ohne an Spannung zu verlieren.
Erstens freue ich mich sehr über so ein Lob, denn für den Aufbau der Geschichte, die Zeichnung der Charaktere usw. kann ich zwar nichts, aber die realitätsnahen Dialoge, die Frau Mainka gelesen hat, sind eindeutig von mir. Und so kann ich mir dieses Lob durchaus ans Revers heften.
Zweitens ärgere ich mich gleichzeitig ein bisschen, wie immer, dass Rezensenten sowas nicht merken. Ein Literaturkritiker muss doch, wenn er über die Wortwahl schreibt, merken, wessen Worte er da gelesen hat. Schlechte Übersetzungen werden natürlich dem Übersetzer angekreidet. Bei guten Übersetzungen wird der Autor gelobt.
Ach, das habe ich alles schon mal gesagt? Entschuldigung. Auch wenn das zickig wirkt: ich werde es auch wieder sagen.
Um neun soll es anfangen, wir sind gegen halb neun fast dort, als uns einfällt: die Eintrittskarten liegen zu Hause auf der Kommode. Wie doof kann man sein?
Wir hoffen, dass es nicht pünktlich losgeht, dass es eine Vorgruppe gibt, dass sie wirklich nicht schon um neun und dann nur ganz kurz spielt, und als wir um halb zehn zum zweiten Mal ankommen, spielt tatsächlich gerade die Vorgruppe ihr letztes Lied. Die Prinzenbar ist rappeldickevoll, ein ganz kleiner, bizarrer Laden, wir finden Markus trotzdem, und außerdem ein Bier. Das Publikum steht so rum, die Stimmung ist, na ja, man steht halt rum, mit seinem Bier, in der Umbaupause läuft irgendwelche Musik. Man wartet. Nicht lange.
Miss Li und ihre Band kommen auf die Bühne, sie fangen ohne Umschweife an zu spielen, es geht vom ersten Ton an richtig ab, das Publikum zuckt, und schon nach wenigen Takten reißt Miss Li in einer schwungvollen Geste einen Arm nach oben und ruft „hey!“, die Arme des Publikums gehen mit hoch, wie ferngesteuert, und die Prinzenbar explodiert aus dem Stand.
Und so geht es eine Stunde lang. Mit jedem Lied setzt sie noch eins drauf, die Energie dieser Frau haut einen um, ihr Lächeln sowieso. Ihre Lieder sind manchmal wütend, und dann ist die ganze Frau wütend, und wenn das Lied zu Ende ist, braucht sie eine halbe Sekunde, um dieses Lächeln wieder anzuknipsen, das einen so umhaut, unfassbar, wie sie das macht, dass man meint, sie würde schier bersten vor Energie, und sich diese Energie sofort überträgt und man mithüpfen muss und mitlächeln, was sag ich, lächeln, sie strahlt, hunderttausend Watt. Sie singt keine einzige ihrer wirklich herzergreifenden Schnulzen. Sondern jedes Lied ist eine eigene Explosion, die gesamte Band, meint man, hat tierisch Spaß, und übrigens sind sie alle sensationell gute Musiker, und irgendwann spielen sie Oh, Boy. Im ersten Moment könnte man denken, sie haben nicht mehr so richtig Lust auf dieses Lied, liegt aber vielleicht nur dran, dass ich es selbst schon so oft gehört habe, und dann, plötzlich, wechseln sie den Takt in Richtung Walzer und dann Balkan und dann eine Million BPM oder so, es geht so dermaßen die Post ab, dass ich fast nicht mehr mithüpfen kann sondern nur noch mit offenem Mund undsoweiterblabla, ich kann das nicht, es geht nicht zu beschreiben, einmal glaubt man, die Band ist selbst überrascht, wie sehr es plötzlich mit ihnen durchgeht. Wer die Gelegenheit hat, Miss Li noch live zu sehen, soll das tun, unbedingt, es ist ein bleibendes Erlebnis. Allerdings war es nach einer Stunde schon vorbei, und die Stunde fühlte sich an wie zehn Minuten.
I: Isabo
BA: Bankangestellter, und zwar kein junger Azubi, sondern ein älterer Herr, der das sicher nicht erst seit gestern macht.
I: Guten Tag, ist Herr F kurz zu sprechen?
BA: Neeheee! Der ist nicht mal lang zu sprechen! Der arbeitet gar nicht mehr in dieser Filiale.
I: Aha, dann können Sie mir sicher ebenso gut helfen.
BA: Sie sehen gar nicht aus, als wäre Ihnen nicht zu helfen! Hahaha!
I: Ich brauche eine Steuerbescheinigung für 2007. Ich weiß, die werden automatisch zugestellt, habe ich auch mit Sicherheit bekommen, aber, nun ja. Verschlampt.
BA: Nee, die werden nicht automatisch zugestellt. Solche Bescheinigungen gibt’s gar nicht. Weil die Zinsen ja monatlich überwiesen werden, das steht dann auf den einzelnen Kontoauszügen.
I: Und jetzt muss ich alle Kontoauszüge … *wird blass*
BA: Moment, ich frag noch mal.
* fragt Kollegin *
BA: Das müsste Ihnen automatisch zugeschickt worden sein.
I: Ja, sag ich ja. Aber ich habs halt nicht mehr. Da dachte ich, vielleicht können Sie mir das einfach noch mal ausdrucken, Sie haben das ja sicher im System.
BA: Neehee, das geht nicht. Da gibt es ja immer nur ein Original. Wenn ich das noch mal ausdrucke, steht da Duplikat drauf.
I: Und das erkennt das Finanzamt nicht an?
BA: Nee.
I: Und jetzt?
BA: Weiß ich auch nicht.
I: Aber ein Duplikat ist doch sicher besser als gar nichts?
BA: Keine Ahnung. Moment.
* ruft irgendwo an *
BA: Das wird gar nicht automatisch zugestellt, das muss man extra beantragen. Geht heute Mittag in die Post, müsste morgen bei Ihnen sein.
I: Äh, danke.
BA (vertraulich): Aber jetzt noch mal zum Herrn F. Der hat die Filiale gewechselt. Wissen Sie, er hat ja die Dingsbums-Schule gemacht, und da hat man ihm dann die stellvertretende Filialleitung angeboten. Da sagt man ja nicht nein!
I: Nee, is klar.
BA: Und ich weiß ja nicht, ob Sie die Frau P auch noch kennen, …
I: Nein.
BA: … die ist jetzt wieder hier und macht hier die stellvertretende Filialleitung, (raunt) die war ja in Mutterschutz … (fade out)
I: Aha, danke, tschüss.
Ich stelle eine doofe Frage, merke, dass sie doof war, sage: Tschuldigung, das war ja total doof.
Sagt der charmanteste Ehemann von allen: Macht nichts, Du warst ja mal blond.
Der helle Wahnsinn: Nicwest hat sich mal angesehen, wie es in Celle so zugeht mit Männeraufbewahrung und Weihnachtsmarkt und so (wer es verpasst hat: das bezieht sich auf meinen Eintrag hier).
Danke! Das nenne ich investigatives Bloggen!