Rat für Schreibende
(Ihr erinnert Euch an dieses schöne Gedicht von Billy Collins? Ich hab das mal übersetzt.)
Und wenn es dich die ganze Nacht wachhält, spritz die Wände ab und schrubb den Boden deines Arbeitszimmers, eh du ein Wort schreibst.
Putz die Bude, als erwartest du den Papst. Reinheit ist die Nichte der Inspiration.
Je mehr du putzt, desto brillanter wird dein Schreiben sein, drum zögre nicht, aufs Feld hinauszugehn, das Untere zu wienern von Steinen, oder im dunklen Wald die hohen Äste abzuscheuern, Nester voller Eier.
Wenn du nach Hause hierauf kehrst, Schwämme und Bürsten im Schrank verstaust, wirst du im Morgenlicht erblicken den makellosen Altar, der dein Schreibtisch ist, eine saubre Fläche inmitten einer saubren Welt.
Aus einer kleinen Vase, glitzernd blau, nimm einen gelben Bleistift, den spitzesten des Straußes und bedecke Seiten mit winzigen Sätzen, wie lange Reihen treuer Ameisen, die dir gefolgt sind aus dem Wald.
(Collins/Bogdan)
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Bloghornverse (Abteilung superlustige Mitmachspielchen)
Auf besonderen Wunsch eines einzelnen Herrn.
Klapphornverse sind klar? Vier Zeilen, Reimschema aabb (oder anders), erste Zeile „Zwei Knaben gingen durch das Korn“, oder wenigstens „Zwei Knaben“. Beispiele zum Eingrooven:
Zwei Knaben gingen durch das Korn, der zweite hat seinen Hut verlorn. Der erste würde ihn finden, ging er statt vorne hinten.
Zwei Knaben gingen durch das Korn, die waren beide Feger des Schorn. Der eine konnte gar nicht fegen, der andre fog brillant dagegen.
Zwei Knaben machten sich einen Jokus und tranken Most im Keller. Dann rannten sie schnell auf den Lokus, aber der Most war schneller.
Zwei Blogger schrieben ins Internetz, der erste bloggte „das Kind kommt jetzt!“ Der zweite schrieb „Himmel, mein Herz! Da reim ich doch gleich einen Vers!“
(Ich weiß, Ihr könnt das besser.)
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Tippeditipp
Tippeditipp, tipp, tipp, tippedi-tippedi-tipp. Tipp, tipp, tippeditipp, tippedi-tippedi-tipp. Tipp, tipp, tipp, tipp, tippeditipp, tippeditipp, tippedi-tippedi-tipp: tap.
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Nachtarbeitergedicht
Ich sitze hier Und denke mir Was bin ich für Ein dummes Tier Ich blöde Kuh Statt dass ich ruh Nach Mitternacht Sitz ich am Tisch Und ärger misch, dass ich mal wieder, ach, egal. Und nebenan Schnarcht der Mann.
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Ich bin so knallvergnügt erwacht Ich klatsche meine Hüften. Das Wasser lockt. Die Seife lacht. Es dürstet mich nach Lüften.
Ein schmuckes Laken macht einen Knicks Und gratuliert mir zum Baden. Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs Betiteln mich "euer Gnaden".
Aus meiner tiefsten Seele zieht mit Nasenflügelbeben Ein ungeheurer Appetit Nach Frühstück und nach Leben.
(Joachim Ringelnatz)
(Bearbeitung in den Kommentaren)
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Googlesuche: „Sätze über die Menschen“
Zurückgegoogelt (sein und haben):
Die Menschen sind verrückt, Die Menschen sind komplex, Die Menschen sind geborgen, Die Menschen sind so herzlich, Die Menschen sind meine Bilder, Die Menschen sind fortschrittlich, Die Menschen sind sehr verängstigt, Die Menschen sind dankbar für jede Hilfe, Die Menschen sind hier nicht so neugierig, Die Menschen sind moderner als man glaubt.
Die Menschen haben Autos erfunden, Die Menschen haben uns angezündet, Die Menschen haben das nicht verdient, Die Menschen haben ein Recht auf Stadt, Die Menschen haben sich zurückgezogen, Die Menschen haben weniger in der Tasche, Die Menschen haben das Vertrauen verloren, Die Menschen haben etwas vom Aufschwung, Die Menschen haben schon immer Sternbilder gesehen, Die Menschen haben uns auch oftmals als zu kalt empfunden.
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Angaben
Unter den oben angegebenen Angaben. Unter obigen Angaben. Unten oben angegeben.
Wo ist nochmal oben und unten? Angeber!
Stehe ich zur Verfügung, wenn Sie etwas nicht verstehen, verfüge ich eine Verstehung unter obigen Angebern Anfragen zur Verfügung unten stehender Angaben. Verstehen Sie?
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Ich will lesen einen Satz*,
ich will schreiben einen Satz, ich will schreiben Sätze, Texte, ich will denken Sätze, Texte, ich will lesen, lesen, lesen, einen Satz und noch einen und noch einen bis die Sätze und die Texte zu Geschichten sich verdichten - Entschuldigung, der Reim war platt. Ich will lesen, bis ich satt gelesen bin und vollgetextet und dann spuck ich alles halbverdaut wieder aus.
[*Ich will lesen einen Satz war eine Google-Anfrage.]
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Foodstylist, Solopaukist
Wenn der Foodstylist Dem Solopaukist Hinten reingefahrn ist Und am Wagen vom Solopaukist Ein größerer Schaden ist Und am Wagen vom Foodstylist Nur ein kleinerer Schaden ist Hat den Foodstylist Glatt das Glück geküsst Denn den Schaden am Wagen vom Solopaukist Zahlt Versicherung, nicht der Foodstylist.
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Krank, Tag drei
Das Fieber ist ein seltsames Tier, ich schwitze und frier. Vor allem nachts, da werd ich wach und bin ganz nass geschwitzt, sodass ich frier. Das Fieber ist ein seltsames Tier.
Am Morgen dann sagt mir der Mann: „Guten Morgen!“ Ich öffne den Mund und kann nichts sagen. Die Stimme aus meinem Schlund ist fremd, na ja, ungesund, ich krächze und ächze und halte zur Abwechslung heute mal einfach den Mund.
[Und hier mit Originalstimme zum Anhören.]
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Rock’n’Kleid
Die Hose ist tot, es lebe der Rock, es lebe das Kleid! Die kneifen nicht so im Schritt, die zwicken nicht so im Po, Ja, wo kneifen sie denn? Ja, wo zwicken sie denn? (Gar nicht, gar nicht!)
Der Rock ist mein Freund, das Kleid mein Geliebter, sie schmiegen sich an mich, um Taille und Hüfte, sie scheren sich nicht um die läppischen Kilos, die schnöde Hosen mir übelnehmen, sie schmiegen sich an mich und wippen im Gehen und schwingen beim Tanzen, und locken die Blicke und schmiegen sich an mich und schmeicheln.
Die Hose ist tot. Kleid, Du rockst.
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Gute Nacht.
Ich hab abgegeben und war draußen im Leben, ich hab mich betrunken, werd im Bett jetzt versunken.
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Ein Gedicht, ein Gedicht!
Here he lies, cold and hard the last dog who shit in my yard.
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Mitspielen!
Posies are bright, clear, and gay. Daffodils sprout in the lawn in May. Flowers and girls are often the same. Rose, Violet, and Iris are names.
Legende Posy: Sträußchen Daffodil: Narzisse, Osterglocke Lawn: Rasen Violet: Veilchen
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Mitspielen!
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Work in progress
And naked to the hangman’s noose The morning clocks will ring A neck God made for other use than strangling in a string.
(A.E. Housman, A Shropshire Lad)
- Versuch
Und nackt die Morgenglocke ruft In des Henkers Schling’ Den Hals, den Gott zu andrem schuf, Als nana-nana-ding.
Schling' ist natürlich schon mal furchtbar. Ich würde aber gerne den männlichen Vers beibehalten, falls jemand weiß, was das ist. Und das nackt ist da im Deutschen missverständlich, blöde Satzstellung.
- Versuch
Und an des Henkers Galgen ruft Die Morgenglocke nackt Den Hals, den Gott zu andrem schuf Nana-nana-nanackt.
Gleiches Problem mit der nackten Glocke. Und der letzten Zeile. Jammer.
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All time favourite: Deutung eines allegorischen Gemäldes
Fünf Männer seh ich inhaltsschwer - wer sind die fünf? Wofür steht wer?
Des ersten Wams strahlt blutigrot - das ist der Tod das ist der Tod
Der zweite hält die Geißel fest - das ist die Pest das ist die Pest
Der dritte sitzt in grauem Kleid - das ist das Leid das ist das Leid
Des vierten Schild trieft giftignass - das ist der Hass das ist der Hass
Der fünfte bringt stumm Wein herein - das wird der Weinreinbringer sein.
(Robert Gernhardt)
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Zum Einschlafen zu sagen
Ode an mein Bett
Ich möchte mich in dich reinschmiegen, nur in dir liegen und sein. Ich möcht mich in dich hineinwiegen, in dir schlaf ich aus und schlaf ein. Ich möchte die Einzige sein im Haus, die wüsste: im Bett ist’s warm. Und möchte schauen aus dir hinaus, in Wohnung und Welt, Morpheus' Arm. Die Uhren rufen mich klagend an und ich spüre schon Deadlines dräuen. Und draußen geht noch ein fremder Mann und sieht eine Kuh wiederkäuen. Dahinter wird Stille. Ich habe groß den Blick auf ein Buch gelegt; Es fesselt mich sanft und lässt mich nicht los, bis die Sonne endlich wieder ihren verdammten Arsch und die Wolken vor sich weg bewegt.
(Tschuldigung, Herr Rilke, aber sowas sind Sie ja von mir schon gewohnt.)
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Robert Gernhardt
Zu sterben find ich so was von beschissen, so schade, traurig, irgendwie nicht gut, wir andern werden selber dichten müssen, wenn er, das hoff ich doch, in Frieden ruht.
Menno.
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Ode an Susanne
Susanne, ach, schwarzäugige, Du Schöne, ich liebe Dir. Du warst so üppig, als Du in der Küche standst. Ich dachte, es gefiele Dir in frischer Erde auf dem sonnigen Balkon, doch, ach! Wie traurig sehen Blatt und Blüten aus! Ganz ausgeblichen, lustlos hängen sie herab. Zu wenig Wasser kann’s nicht sein, ist es der Wind, der Dir missfällt? Susannchen, liebes Kind, Thunbergia alata, ich gäb was drum, ich wüsste, was Dir fehlt!
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Schreibübung
In Echt wäre Robert Musil nämlich Blogger gewesen, wie man an diesem Text sehr schön sehen kann. Aufgabe: Schreiben Sie den letzten Absatz (oder mehr) um: entweder wissenschaftlicher oder pathetischer oder ganz anders. (Kommentare.)
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Voll
Frustvoll und lustvoll, sternhagelvoll sein, Whisky und Wodka, Bier oder Wein, himmelhochjauchzend, zu Tode betroffen, glücklich allein ist der, der besoffen.
(Hicks)
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Rilke (irgendwann bringt er mich um)
Herr, jetzt ist aber auch gut. Der Winter war sehr lang. Nimm deinen Schatten aus den Wies- und Wäldern und auf den Feldern knips die Sonne an.
Befiehl den letzten Resten Schnee zu taun; schenk ihnen noch zwei sonnigere Tage, löse die Wolken langsam auf und jage zartes Grün in jeden einzneln Baum.
Wer jetzt keinen flotten Anorak hat, kauft sich keinen mehr. Wer jetzt noch weiterfriert, wird frostig bleiben. Wird schlafen, baden, lange Blogeinträge schreiben und wird in seiner Wohnung nimmermehr mit dem Frühjahrsputz anfangen, obwohl sich schon überall die Staubmäuse rumtreiben.
(Original)
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Fundstück
(Altes Gedicht von Mai 2004, als Werder Bremen gegen Bayern gewann und damit vorzeitig am drittletzten Spieltag Meister wurde.)
Herbsttag für Bayern
Herr, das war aber auch Zeit. Die Bayern waren zu fett. Leg Deinen Schatten auf die Fußballtoren und lass sie schmoren auf dem Sterbebett.
Befiehl den großen Bremern, voll zu sein; schenk ihnen noch zwei weitere Spieltage, dränge sie zur Vollendung hin und jage den Bayern eifrig weiter Schrecken ein.
Wer jetzt nicht Meister, wird es auch nicht mehr, wer jetzt verloren hat, soll duschen gehen. Soll kicken, bolzen, Tore schießen üben, und in den Stadien hin und her Unsinn stammelnd seine Fans betrüben.
(Tschuldigung, Herr Rilke.)
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Gedichtübersetzung
Around the huddling homesteads, The leafless timber roars, And the dead call the dying And finger at the doors.
(A.E. Housman, Last Poems, xix)
Für den Fall, dass sich jemand daran versuchen möchte, ohne vorher meine Lösung und meine Diskussionspunkte dazu gelesen zu haben, packe ich das in die Kommentare.
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Last modified: 09.12.13 22:30
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Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 9 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 9 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 9 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 9 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 9 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 9 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 9 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 10 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 10 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 10 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 10 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 10 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 10 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 10 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 10 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 10 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 10 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 10 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 10 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 10 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 10 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 10 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!!
(aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 10 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 10 Jahren
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