... is a blog
Sonntag, 5. Juni 2005
Konkurenz

... ist in der Tat ein Fremdwort. Ich schmeiß mich weg.

... Link (0 Kommentare)


Premieren

Erstens zum ersten Mal auf einem Countrykonzert gewesen, Union Pacific aus Ahaus, Enschede und drumherum, große Klasse, hat Spaß gemacht. Zweitens zum ersten Mal Kiba getrunken, das ist ein Kirsch-Bananensaftgemisch, das vermutlich uncoolste Getränk der Welt. Gelernt: Schmeckt echt scheiße.
Nicht zum ersten Mal: mich gefragt, warum Frauen so wenig Instrumente spielen, fast alle Bands bestehen aus Männern. Sängerinnen, ja, aber an den Instrumenten Männer, immer. (Eigene Nase packen!) Ebenfalls nicht zum ersten Mal festgestellt, wie sehr sich die Ausstrahlung eines Menschen verändern kann, sobald er eine Bühne betritt und den Mund aufmacht. Faszinierend. Überhaupt, Singen ist auch so was, was ich gerne können würde.

... Link (1 Kommentar)


Samstag, 4. Juni 2005
Prozentrechnung

"Neunzig Prozent aller guten Ideen sind geklaut."

... Link (5 Kommentare)


Freitag, 3. Juni 2005
Aufträge

Da unten in den Kommentaren fragte Bluesky neulich:

Wie ist denn das eigentlich: Hat jeder Verlag ein Adressbüchlein mit seinen Übersetzern und telefoniert rum, wenn er eine deutsche Ausgabe braucht? Und wie kommen die Namen da überhaupt rein? Oder macht er eine Ausschreibung? Oder wendest du dich auch selbst schon mal an einen Verlag und sagst: "Wie wärs, ich würd das hier gerne mal für euch ins Deutsche übersetzen?" Und gibt es auch "unfreie", sprich: fest angestellte Übersetzer? Würde mich wirklich interessieren, wie man in deinem Metier an seine Aufträge kommt.

Tja, das würde mich auch interessieren. Haha. Als ich anfing mit dem Übersetzen, habe ich sämtlichen Kollegen die gleiche Frage gestellt: Wie seid Ihr an die ersten Aufträge gekommen? Die Antwort war auch immer die gleiche: Ach, das war reiner Zufall, ich kannte da einen, der einen kannte ... Toll, dachte ich, ich kenn keinen. Aber da hatte ich ja schon angefangen zu netzwerkeln – nicht aus Berechnung, sondern weil es mich interessiert hat. Erstens ist der Job ja sehr einsam, und ich wollte gerne Kollegen kennen, zweitens habe ich Philologie studiert und das Übersetzen (wie die meisten) nicht so richtig gelernt, und drittens stellte sich auch noch heraus, dass Übersetzer ausgesprochen angenehme, nette und lustige Menschen sind. Also bin ich in den VdÜ eingetreten, habe Seminare besucht, bin zu sämtlichen Übersetzerzusammenrottungen gefahren, habe mich auf Mailinglisten getummelt etc.
Gleich bei meinem ersten Seminar war ein Piper-Lektor dabei, der uns erzählte, er bekomme viele Bewerbungen von Übersetzern, von denen er noch nie gehört habe. Die hefte er alle in einen großen Ordner (wenn er ganz viel Zeit habe, gucke er vorher noch kurz drauf, aber eigentlich habe er nie ganz viel Zeit). Und wenn er dann mal ein Buch zu vergeben habe, und all seine Stammübersetzer könnten nicht, dann würde er ganz bestimmt NICHT in diesen Ordner gucken, sondern "seine" Übersetzer fragen, ob sie jemanden empfehlen können. Mich hat das dermaßen nachhaltig frustriert, dass ich bis heute noch nicht ein einziges Mal einen Verlag "einfach so" angerufen und mich beworben habe. Ich weiß aber, dass durchaus auch schon Kollegen Erfolg damit hatten.
Bei mir hat es auf der anderen Schiene geklappt, Kolleginnen haben mich weiterempfohlen – der Verlag will dann meist noch eine kleine Probeübersetzung, und dann kann man verhandeln. Und zwar für jedes Buch wieder neu. (Als nächstes muss man dann natürlich gute Arbeit leisten und, genauso wichtig, pünktlich abliefern). Inzwischen bin ich seit beinahe drei Jahren ausgebucht, oft ein halbes oder dreiviertel Jahr im Voraus, meist weiß ich schon, was das nächste Buch ist, manchmal sogar das übernächste. Und das ist ein verdammt gutes Gefühl, ehrlich gesagt. (Andererseits ist das fast alles beim gleichen Verlag – wenn der mir aus irgendwelchen Gründen wegbricht, stehe ich dumm da. Wird wohl Zeit, mich doch mal irgendwo anders aufzudrängen.)
Zu der Frage "ich würde gerne dies und jenes für Euch übersetzen": kann man machen, den ausländischen Markt im Auge behalten, viel lesen, Gutachten schreiben, eine kleine Probeübersetzung anfertigen und das den Verlagen anbieten, in deren Programm es passt. Funktioniert aber nur in den kleinen Sprachen, für englische und amerikanische Literatur läuft das alles über Agenturen, da braucht man es gar nicht erst zu versuchen.
Fest angestellte Übersetzer gab es in der DDR, in der BRD eher nicht. Ich habe es jedenfalls noch nicht gehört. Selbst Lektoren gibt es immer weniger in den Verlagen, das meiste wird auch da außer Haus gegeben.
Soll heißen: es ist schwierig. Es gibt eine Menge schlechte Übersetzer und solche, die "es mal versuchen wollen", daher verlassen sich die Verlage lieber auf Empfehlungen und Veröffentlichungslisten. ("Was haben Sie denn bisher so gemacht?" – "Gärten auf kleinstem Raum und Selbstgemachte Kerzen und Potpourris." Diese beiden, meine allerersten Aufträge, bekam ich übrigens über eine Übersetzerdatenbank im Netz. Das bringt’s aber ansonsten nicht.)

Alle Fragen beantwortet?

... Link (5 Kommentare)


Donnerstag, 2. Juni 2005
Sinnlichkeit

Zu Kirschen fallen mir immer zwei Dinge ein, nämlich zum einen, dass wir als Kinder geglaubt haben, wenn man Kirschen isst, dürfe man dazu oder danach kein Wasser trinken, dann bekomme man Bauchschmerzen. Es gab sogar ein Spiel, mit dem Ball, entweder man musste ihn fangen, oder man wurde abgeworfen, ich weiß es nicht mehr, jedenfalls wenn man getroffen wurde (oder nicht gefangen hatte), hatte man Kirschen gegessen, beim nächsten Mal Wasser getrunken, dann Bauchschmerzen, krank, tot.
Das andere, was mir einfällt, ist, dass mir mal jemand ein Buch mit dem Titel Verlass mich nicht zur Kirschenzeit empfohlen hat, ich weiß nicht mehr, von wem das ist, das google ich jetzt mal.

... Link (6 Kommentare)


In eigener Sache

Vorverkauf bei der Buchhandlung Wüllner, Coesfeld, da kosten die Karten nur 7,- €.

... Link (2 Kommentare)


Mittwoch, 1. Juni 2005
Dolmetschfehler

Großartig.

... Link (4 Kommentare)


Klassenfoto

Klassenfahrt, 5. oder 6. Klasse, ca. 1979
Was mich selbst überrascht: ich kann mich an alle Namen erinnern, mir fehlen nur zwei Nachnamen.

(Mal ne blöde Frage: Darf man das eigentlich? Einfach Bilder von Leuten veröffentlichen, die man vorher nicht gefragt hat? Oder verletzt man da irgendwelche Persönlichkeitsrechte oder so?)

... Link (5 Kommentare)


Dienstag, 31. Mai 2005
Die Hymne

So, lange angekündigt, hier kommt die Hymne auf den Kollegen Dirk van Gunsteren. Erstmal das Buch: Alles ist erleuchtet von Jonathan Safran Foer. Ein junger amerikanischer Jude, der zufällig Jonathan Safran Foer heißt, reist in die Ukraine, um im Schtetl Trachimbrod eine Frau namens Augustine zu suchen, die seinen Großvater im zweiten Weltkrieg vor den Nazis versteckt und ihm damit das Leben gerettet haben soll. Dazu mietet er sich einen Dolmetscher, Alex (Sascha), der ein fürchterlicher Angeber ist, und einen Fahrer, Alex’ fast blinden Großvater. Desweiteren reist die meschuggene Hündin Sammy Davis jr. jr. mit. Nach ihrer Heimkehr schreibt Alex als Ich-Erzähler über die Reise, und Jonathan schreibt über die Geschichte seiner Familie und des Schtetls – bis ins 18. Jahrhundert holt er aus und endet mit dem Krieg. Die beiden schicken sich regelmäßig das zu, was sie geschrieben haben, und so finden sich neben diesen beiden Erzählsträngen und –perspektiven auch noch Briefe von Alex an Jonathan. Und das ist so ein kleines bisschen das Problem des Buchs, ich finde es eine Spur zu durchkonstruiert. Das macht aber nichts, denn es steckt voller wunderbarer, skurriler Geschichten und Gedanken, die von einem unglaublich melancholischen und liebevollen Humor durchdrungen sind, sodass man plötzlich doch wieder 50 Seiten mehr gelesen hat und es schon wieder mitten in der Nacht ist.
Alex bemüht sich sehr darum, ein idiomatisches Englisch zu sprechen und zu schreiben. Und das geht, wie es einem in Fremdsprachen ja gerne mal geht, nämlich häufig schief. Was der Übersetzer daraus gemacht hat, ist brillant. Er konstruiert neue Wörter nach den gängigen deutschen Wortbildungsregeln – da gibt es eine Ehrfürchtung und verschiedene Geschehenheiten, und wenn Alex weniger beeindruckt ist als erwartet, ist er eben unterwältigt. Außerdem benutzt er Wörter, die haarscharf daneben liegen: Er vertreibt den Staub von einem Buch, er guckt Fernsehen an, sein Haar ist in der Mitte durchgeteilt und er sehnt oft etwas oder informiert andere von etwas. Redewendungen gehen natürlich auch meist durcheinander, da sitzt jemand zwischen einer Zwickmühle oder muss kleine Brötchen schlucken. Einer von Alex' Briefen an Jonathan endet mit „Ich erwarte deinen Brief mit Erwartung. Redlich, Alexander“.
All diese Tricks (und noch viel mehr) werden in genau der richtigen Dosis angewandt – so, dass eine runde, in sich stimmige Sprache daraus entsteht, die plausibel ist, und die nicht nervt. Das finde ich ganz wichtig, denn man kann's ja auch übertreiben, und dann wird es furchtbar anstrengend. Ist es aber nicht, es ist perfekt.

Irgendein beliebiger Absatz, Seite 106:
Nach dem Abendessen im Restaurant fuhren wir wieder in das Hotel. Ich wusste, dass es ein unübereindruckendes Hotel war. Es gab keine Gegend zum Schwimmen und keine berühmte Diskothek. Als wir die Tür zum Zimmer des Helden aufschlossen, konnte ich wahrnehmen, dass er genervt war. "Es ist nett", sagte er, weil er wahrnehmen konnte, dass ich wahrnehmen konnte, dass er genervt war. "Es ist ja auch nur zum Schlafen." "Gibt es nicht Hotels wie dieses in Amerika?" Ich machte einen Witz. "Nein", sagte er und lachte. Wir waren wie Freunde. Zum ersten Mal, seit ich mich erinnern konnte, fühlte ich mich ganz und gar erstklassig. "Pass auf, dass du die Tür mit dem Schlüssel verschlossen hast, wenn wir zu unserem Zimmer gegangen sind", sagte ich. "Ich will dich nicht zu einem todängstlichen Menschen machen, aber es gibt viele gefährliche Menschen, die von Amerikanern Dinge wegnehmen wollen, ohne zu fragen, und sie auch kidnappen können." Der Held lachte wieder, aber er lachte, weil er nicht wusste, dass ich keinen Witz machte.

Auch der andere Erzählstrang, in dem Jonathan die Geschichte des Schtetls erzählt, ist ungeheuer charmant, einfach alles, die Geschichten, die Sprache, ich bin hingerissen. Es ist ein sehr erstklassiges Buch, sowieso schon, und dazu ein übereindruckendes Beispiel für die hohe Übersetzungskunst. Sensationell! Lesebefehl!

PS: Ich bin übrigens ganz erleichtert, nachdem ich in letzter Zeit einiges gelesen habe, was ich so mittel fand, endlich mal wieder etwas, was mich richtig begeistert. Ansonsten bin ich allerdings ü-ber-haupt nicht gut auf den feinen Herrn Kollegen zu sprechen. Mein übersetzerisches Selbstbewusstsein war nämlich in letzter Zeit ganz gut. Hochmut kommt vor dem Fall, jetzt kann ich mich dann erstmal wieder in Demut üben. Aber wenn ich mal groß bin, möchte ich so was auch können!

... Link (4 Kommentare)


Sonntag, 29. Mai 2005
No jokes with names

Eigentlich. Aber manchmal muss ich doch kichern, wenn ich einen Namen irgendwo geschrieben sehe und mir zum Beispiel vorstellen muss, wie der Besitzer dieses Namens mit einem dicken Angeberauto irgendwo in England vorfährt und sagt: "Hi, my name is Föcking-Tenk."

... Link (3 Kommentare)


Freitag, 27. Mai 2005
Habenhabenhaben!

Von hier, via Praschljochen.

... Link (5 Kommentare)


Donnerstag, 26. Mai 2005
Kunst 2

Na, da haben wir's doch. Nachdem da unten so schön über Kunst diskutiert wurde, bekomme ich nun völlig unerwartet wunderbare Definitionen geliefert: in Jonathan Safran Foers Alles ist erleuchtet wird im kleinen Schtetl Trachimbrod in der Ukraine über Jahrhunderte hinweg das Buch der Begebenheiten geschrieben, in dem die Geschichte des Ortes und seiner Einwohner festgehalten, aber auch Verhaltensregeln und Definitionen aufgestellt werden. Here goes:

"KUNST
Kunst ist das, was nur mit sich selbst zu tun hat – das Ergebnis eines erfolgreichen Versuchs, ein Kunstwerk zu schaffen. Leider gibt es keine Beispiele für Kunst, ebenso wenig wie es gute Gründe gibt zu glauben, dass es sie je geben wird. (Alles Gemachte ist zu einem Zweck gemacht worden, der außerhalb des Gemachten liegt, z.B. Ich will das verkaufen oder Ich will, dass dies mich berühmt und geliebt macht oder Ich will, dass dies mich heil macht oder, schlimmer, Ich will, dass dies andere Menschen heil macht.) Und doch fahren wir fort zu schreiben, zu malen, zu modellieren und zu komponieren. Sind wir deshalb töricht?

STÜCK
Ein Stück ist das, was einen Zweck hat, was aus Gründen der Funktionalität geschaffen worden ist und mit der Welt zu tun hat. Alles ist in irgendeiner Weise ein Stück.

WERK
Ein Werk ist eine Tatsache in der Vergangenheitsform. Zum Beispiel glauben viele, dass Gott nach der Zerstörung des ersten Tempels zu einem Werk geworden ist.

KUNSTSTÜCK
Ein Kunststück ist das, was im Entwurf Kunst und in der Ausführung Stück ist. Sieh dich um. Beispiele finden sich überall.

KUNSTWERK
Ein Kunstwerk ist das Ergebnis eines erfolgreichen Versuchs, aus einer Tatsache in der Vergangenheitsform etwas Zweckloses, Nutzloses, Schönes zu machen. Es kann nie Kunst sein, und es kann nie Werk sein. Juden sind Kunstwerke des Gartens Eden.

STÜCKWERK
Musik ist schön. Seit undenklichen Zeiten haben wir (die Juden) nach einer neuen Sprache gesucht. Oft führen wir die Art, wie wir im Lauf der Geschichte behandelt worden sind, auf schreckliche Missverständnisse zurück. (Worte bedeuten nie das, was sie bedeuten sollen.) Wenn wir durch etwas wie Musik kommunizieren würden, gäbe es keine Missverständnisse, denn in der Musik gibt es nichts zu verstehen. Das ist der Ursprung des Intonierens der Thora und höchstwahrscheinlich auch des Jiddischen, das die lautmalerischste aller Sprachen ist. Es ist auch der Grund, warum die Alten, insbesondere die, welche ein Pogrom überlebt haben, so oft summen, warum sie anscheinend gar nicht aufhören können zu summen und entschlossen zu sein scheinen, keinen Augenblick der Stille, keine linguistische Bedeutung von Stille zu dulden. Doch solange wir diese neue Sprache oder ein nicht bloß annäherndes Vokabular noch nicht gefunden haben, müssen wir uns mit unsinnigen Wörtern behelfen. Stückwerk ist ein solches Wort."
(Ü: Dirk van Gunsteren)

Dann mache ich wohl Kunststücke, hm?

... Link (6 Kommentare)


Vollständigkeit

Manchmal, wenn ich einen Blogeintrag schreibe oder einen Kommentar, oder auch beim Übersetzen, fange ich einen Satz an und merke mittendrin schon: der wird nichts. Und dann tippe ich den Satz trotzdem erst zu Ende und lösche ihn dann komplett.

... Link (1 Kommentar)


Durchsage

Wenn ich "der Übersetzer" schreibe, "der Autor" oder "der Verleger", dann meine ich auch die –innen. Es ist mir nur zu doof.

... Link (0 Kommentare)


Mittwoch, 25. Mai 2005
Komisch

Komisch, meine Lieben, ist eine Form des Theaters“, pflegte mein Deutschlehrer zu sagen. Hätte ich damals schon etwas von Sprachwandel und Bedeutungsverschiebung gewusst, ich hätte ihm was gehustet. (Husten, mein Lieber, ist eine Krankheit.)

... Link (3 Kommentare)


Dienstag, 24. Mai 2005
Kunst

Immer wieder ernte ich erstaunte Blicke, wenn ich beispielsweise das Urheberrecht erwähne, oder dass ich über die Künstlersozialkasse versichert bin. Wieso Urheberin? Der Urheber meiner Übersetzungen sei doch der Originalautor? Und ob ich mich denn als Künstlerin sehe?
Also. Urheberin bin ich per definitionem und qua Gesetz. Der Originalautor natürlich auch, aber das Urheberrecht an literarischen Übersetzungen, also am deutschen Text, liegt beim Übersetzer. Die Ausschüttungen der VG Wort gehen zum Teil an den Originalautor (sofern er dort "Wahrnehmungsberechtigter" ist), zum Teil an den Verlag (glaube ich) und zum Teil an den Übersetzer. Und ich fühle mich auch als Urheberin, ich bin beleidigt, wenn eine meiner Übersetzungen zitiert wird, ohne dass mein Name druntersteht, und manchmal sogar, wenn ein Buch von mir gelobt wird und ich nicht mit. Und meine Bücher sind "meine Bücher".
Aber Künstlerin? Nun ja, nahe liegende Antwort: Kunsthandwerkerin vielleicht. Vieles am Übersetzen ist Handwerk, das kann man lernen, und ebenso viel ist Kunst. Aber ich bin nicht kreativ. Ich kann nicht schreiben, im Sinne von: mir etwas ausdenken, eine Geschichte erzählen, Stimmungen schaffen, kluge Gedanken entwickeln. Das Bedürfnis hatte ich auch nie - es ist nicht so, dass da irgendwas aus mir raussprudeln würde und ich nur mit dem Ergebnis nicht zufrieden wäre. Für meine Kunst brauche ich ein festes Gerüst, an dem ich mich entlanghangeln kann. Ich kann einen englischen Text ins Deutsche bringen, adäquat, hoffe ich, und ich kann klassische Gedichte umschreiben, aber ohne eine solche Vorlage kommt da nichts. Das ist kein Gejammer, ich bin sehr zufrieden damit. Viele gute Autoren sind lausige Übersetzer, weil sie viel zu sehr mit ihrer eigenen Stimme sprechen und nicht in der Lage sind, hinter den Autor zurückzutreten und dessen Stil angemessen zu übertragen. Vielleicht ist das die Kunst an meiner Kunst, und dieser Teil fällt mir gar nicht schwer; im Gegenteil, ich bin dankbar dafür, dass der Autor mir etwas vorgibt, womit ich arbeiten kann.

... Link (11 Kommentare)


Montag, 23. Mai 2005
Kaffee.Satz.Lesen

Wie immer am letzten Sonntag im Monat, also am 29.05.05, um 16.00 Uhr in der Baderanstalt in Hamburg. Diesmal lesen unter anderem DonDahlmann und Lyssa. Alle weiteren Informationen gibts bei Herrn Paulsen. Ich freu mich!

... Link (0 Kommentare)


Sonntag, 22. Mai 2005
Fragen

- Muss ich jetzt wählen gehen? Ich wohn doch nur noch acht Wochen hier. Und was soll ich wählen? Die Partei?

- Wenn man den Fernseher ausmacht und dann wieder ins Zimmer kommt und er ist wieder an und brizzelt so komisch, ist er dann kaputt?

- Was kostet es, einen Umzug machen zu lassen? 2 Personen, 77 qm, ca. 55 Regalmeter Bücher und Ordner.

- Wer hat eigentlich gestern gewonnen? Ich konnte ja nicht gucken. Fernseher kaputt.

- Warum können Autoantennen nicht so angebracht werden, dass man sie kurz mal eben selbst austauschen kann?

- Und wo kommt eigentlich immer der ganze Dreck her?

... Link (5 Kommentare)


Freitag, 20. Mai 2005
Glück

Beinahe wäre ich draufgetreten. Es saß einfach auf der Fußmatte, piepste, von irgendwoher schien die Mutter zu antworten, ich hatte Angst, dass es krank ist oder verletzt und ich nicht wüsste, was ich tun soll. Aber dann flatterte es doch herum, war gar nicht scheu, landete sogar kurz auf meiner Hose. Es ist nicht krank, sondern sehr mutig. Bestimmt war es sein erster Ausflug, ich wünsche ihm viel Glück. Pass auf die Katzen auf.

(Ist das ein Meisenkind?)

... Link (2 Kommentare)


Donnerstag, 19. Mai 2005
Fundstück 2

So eine gute Sache, das Leben! So ein wundervoller Gedanke, den Gott da gehabt hatte! Der beste Gedanke, den es je gegeben hatte. Ein Geschenk, das großzügigste aller Geschenke, endlos durch die Generationen sich erneuernd.

J.M. Coetzee: Eiserne Zeit. S. 132. Deutsch von Wulf Teichmann.

... Link (1 Kommentar)


Fundstück

Jeden Morgen erwachte er mit der Sehnsucht, das Richtige zu tun und ein guter und bedeutsamer Mensch zu sein, mit der Sehnsucht – so schlicht es klang und so unmöglich es tatsächlich war –, glücklich zu sein. Und im Lauf eines jeden Tages sank sein Herz von der Brust in den Bauch. Am frühen Nachmittag war er von dem Gefühl durchdrungen, dass nichts richtig sei, jedenfalls nicht für ihn, und hatte nur noch den Wunsch, allein zu sein. Gegen Abend war er dann zufrieden: allein mit der Größe seiner Trauer, allein mit seinem ziellosen Schuldgefühl, allein sogar mit seiner Einsamkeit. Ich bin nicht traurig, sagte er sich immer wieder, ich bin nicht traurig. Als könnte er sich dadurch eines Tages überzeugen. Oder hinters Licht führen. Oder andere überzeugen – denn noch schlimmer, als traurig zu sein, ist, wenn andere wissen, dass man traurig ist. Ich bin nicht traurig. Ich bin nicht traurig. Denn sein Leben hatte ein unbegrenztes Potenzial für Glück, und zwar insofern, als es ein leerer, weiß gestrichener Raum war. Wenn er einschlief, lag sein Herz am Fußende des Bettes wie ein gezähmtes Tier, das gar kein Teil von ihm war. Und jeden Morgen, wenn er aufwachte, war es wieder im Schrank seines Brustkorbs; es war etwas schwerer und etwas schwächer geworden, aber es schlug noch. Und am Nachmittag war er abermals überwältigt von der Sehnsucht, irgendwo anders zu sein, irgendwer anders zu sein, irgendwer anders irgendwo anders zu sein. Ich bin nicht traurig.

Jonathan Safran Foer: Alles ist erleuchtet. S. 71 f. Deutsch von Dirk van Gunsteren. Wenn ich durch bin, werde ich eine Hymne auf den Übersetzer schreiben müssen.

... Link (5 Kommentare)


Mittwoch, 18. Mai 2005
Tirili!

Wir haben eine Wohnung! Und zwar eine voll fette, mit vier großen Zimmern, die alle nach Süden gehen, und Dielenboden und hohen Decken und Badewanne und Balkon! In Hamburg! Ab 1.8.! Und Ihr seid alle eingeladen! Ich freu mich wie verrückt. Juppidu!

... Link (14 Kommentare)


Oleander 2

Zur Erinnerung: im März sah er noch so aus. Ich habe radikal alles abgesägt und dachte jetzt zwei Monate lang, dass ich ihn wohl doch würde wegschmeißen müssen, aber heute sah ich es plötzlich:

Hurra! Soll ich ihn jetzt düngen?
(Erkennt man das überhaupt? Da sind so kleine Triebe, ganz viele!)

... Link (7 Kommentare)


Dienstag, 17. Mai 2005
Technik

"Weißt Du immer noch nicht, wie Dein Handy funktioniert?"
"Nö. Wenn keiner guckt, bediene ich es mit dem Zeigefinger."

... Link (0 Kommentare)


Freitag, 13. Mai 2005
Staffellauf

Anke hat mir ein Stöckchen zugeworfen, und wer bin ich, solcherlei Pflichten nicht nachzukommen?

1. You’re stuck inside Fahrenheit 451, which book do you want to be?

Sprich, welches Buch würde ich auswendig lernen? Tja, Anke, als dieses Stöckchen seine Wanderschaft anfing, dachte ich gleich: Faust. Da ist alles drin, Liebe, Humor, Tod, Teufel, Drama und sämtliche Versmaße, die man sich denken kann. Und was Gereimtes lässt sich leichter lernen als Prosa.

2. Have you ever had a crush on a fictional character?
So richtig verliebt war ich mit 15 in Thomas Lieven. „Wir Deutschen, liebe Kitty, können ein Wirtschaftswunder machen, aber keinen Salat“, sagte Thomas Lieven zu dem schwarzhaarigen Mädchen mit den angenehmen Formen. Einer der ersten und der wenigen ersten Sätze, die ich mir gemerkt habe. Nein, das ist mir nicht peinlich.

3. The last book you bought is:
Zuletzt gekauft habe ich tatsächlich das Kaffee.Satz.Lesen-Buch und es gleich verschenkt.

4. The last book you read:
J.M. Coetzee: Eiserne Zeit. War am Anfang sehr begeistert und fand es dann zunehmend verschwurbelt und vergaloppiert und am Ende auch noch ein bisschen ärgerlich. Bin mir nicht sicher, welches Gesamturteil ich da fällen soll.

5. What are you currently reading?
Ähm, Anke, das ist mir jetzt geradezu unangenehm, aber ich lese im Moment tatsächlich Jonathan Safran Foer: Alles ist erleuchtet. Und ich habe den Verdacht, dass das endlich mal wieder was sein könnte, was mich so richtig begeistert – die Übersetzung jedenfalls scheint mir jetzt schon zum Niederknien gut zu sein.

6. Five books you would take to a deserted island.
Das englische Original, den zehnbändigen Duden, den großen Muret-Sanders, den großen Oxford-Duden, die Encyclopaedia Britannica und den großen Brockhaus. Oh, sind sechs. Und meinen Computer mit Internetanschluss.

7. Who are you going to pass this stick to (3 persons) and why?
An Miss Caro, weil sie so sprudelt, an Cassandra, weil ich in Berlin kaum mit ihr gesprochen habe und das schade fand, und an Elle, weil sie so wunderbar albern ist. Frauentag.

... Link (4 Kommentare)


Online for 8208 days
Last modified: 06.06.24, 10:52
Status
Sie sind nicht angemeldet
Main Menu
Suche
Calendar
November 2024
So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.
12
3456789
10111213141516
17181920212223
24252627282930
September
Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

RSS feed

Made with Antville
Helma Object Publisher