... is a blog
Dienstag, 28. Februar 2006
Verschwinden

Ich kann meine Hände verschwinden lassen, abends im Bett. Ich liege auf dem Rücken, die Hände auf dem Unterbauch, sodass die Handgelenke auf den Hüftknochen aufliegen, die Bettdecke muss so wenig Gewicht wie möglich auf die Hände geben, Federbett ist gut, damit kann man eine Art Höhle um die Hände herum machen, und wenn ich dann einfach warte, ziemlich lange, und dabei an etwas Anderes denke und mich nicht rühre – das ist wichtig, man darf keine Bewegung machen – dann sind meine Hände irgendwann weg, ich spüre sie nicht mehr, spüre nicht ihr Gewicht und nicht ihre Wärme auf dem Bauch und nicht den Bauch unter meinen Händen, spüre nicht die Decke auf den Händen, spüre nicht, dass sie da sind oder wo sie liegen, sie könnten irgendwo sein, neben mir, auf mir, weg, und nicht nur für einen Moment, sondern so lange, wie ich will, ich spüre sie nicht, obwohl ich mich gedanklich darauf konzentriere, sie zu spüren, es geht nicht, sie bleiben so lange weg, bis ich mich bewege, und in der Sekunde sind sie wieder da, durch die Berührung meines Bauchs und der Decke. Und das ist ja dann auch schön.
Mit den Füßen habe ich es versucht, das klappt nicht, muss ich noch üben.

... Link (8 Kommentare)


Montag, 27. Februar 2006
Bibel

Alles und jedes recherchiere ich im Internet, denke oft erstmal gar nicht daran, dass ich zu einem bestimmten Thema ja ein passendes Buch im Regal stehen habe, aber sobald es um Bibelzitate geht, gucke ich im Netz höchstens noch nach der genauen Fundstelle, und dann gehe ich hin und ziehe die Bibel aus dem Regal, erst die Einheitsübersetzung, alte Gewohnheit, ich bin katholisch, und lese die Stelle auf Papier, diesem schönen, dünnen Papier, und dann ziehe ich die andere Bibel aus dem Regal und lese die andere Übersetzung, Luther, die oft viel schöner ist. Jetzt ist für das aktuelle Buch eine dritte deutsche Übersetzung dazugekommen, Tur-Sinai, die ich nicht aus dem Regal ziehe, denn sie wohnt erstmal auf meinem Schreibtisch. Und dann die Englische, irgendwann für ein Pfund fünfzig im Charity Shop gekauft, King James, ledergebunden, Goldschnitt. Schön. Ich bin gar nicht religiös, aber meine kleine Bibelsammlung macht mir eine stille Freude.

[Da fällt mir mein Japanologie-Professor ein, bei dem wir Unterricht in Schriftsprache hatten, wo als Hausaufgabe einiges zu übersetzen war, unter anderem ein Bibelzitat, ich also Bibel gezückt, Zitat abgeschrieben, klar, ich bin ja faul. Alle anderen: rumgehampelt, selbst übersetzt. Professor: entsetzt, nicht von mir, sondern von den anderen. Wer hat eine Bibel zu Hause?, frug er, waren außer mir nur noch zwei, der Professor, selbst überhaupt nicht religiös, zum Rumpelstilzchen geworden, das geht nicht! Das ist das grundlegende Werk unserer Kultur! Außerdem stehen spannende Geschichten drin! Sehen Sie zu, dass Sie Bibeln im Schrank haben!]

[Und gleich noch ein Buchtipp hinterher: Meir Shalev: Der Sündenfall – ein Glücksfall? Alte Geschichten aus der Bibel neu erzählt. Deutsch von Ruth Melcer. Sehr schön zu lesen, manchmal - selten - ein bisschen gewollt witzig, aber was Shalev zum Beispiel über die Schöpfungsgeschichten in der Genesis sagt, ist hochinteressant, es ist so interessant, dass ich es vielleicht demnächst mal zusammenzufassen versuche. Ansonsten habe ich erst ein Drittel des Buches gelesen, empfehle es aber trotzdem schon mal.]

... Link (9 Kommentare)


Computerkram

Ich habe eine sehr schöne CR-ROM geschenkt bekommen, und jetzt möchte mein Rechner "MAC OS 9.1 oder neuer" dafür haben, weil er "Classic" braucht. Ich hab "oder neuer", nämlich OS X, kriege die CD aber nicht gestartet, weil es "keinen Classic-Systemordner gibt".
Ist das normal, kann ich was tun, woher kriege ich "Classic", muss ich die CD zurückschicken? Weiß jemand, was das überhaupt ist? Dankedanke.

... Link (13 Kommentare)


Freitag, 24. Februar 2006
Hausfrauentipp

Wenn man nicht sicher ist, ob Lebensmittel noch gut sind oder schon anfangen zu gammeln, ob man sie also noch essen kann oder lieber nicht: einfach noch drei Tage liegenlassen.

... Link (4 Kommentare)


Donnerstag, 23. Februar 2006
Spread the word

(… and find someone to do the work.)

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Ick freu mir!

Und noch was schönes Neues: ein Sammelblog von Herrn Bandini für Termine und Ankündigungen von Bloglesungen. Großartig! Man verliert ja sonst auch bald den Überblick.

... Link (5 Kommentare)


Was man beim Übersetzen so lernt

Ein Homoioteleuton ist eine rhetorische Figur aus der Antike mit gleichen Endsilben, ähnlich dem Reim. Sagt die deutsche Wikipedia. In der englischen Wikipedia gibt es außerdem noch den homoioteleutonischen Fehler, den Ausdruck habe ich mir jetzt ausgedacht, einen Fehler, der beim Abschreiben von Texten dadurch entsteht, dass ein Wort oder eine Wortgruppe mehrfach auftaucht und man dann an der falschen Stelle weiter abschreibt.
Andere Fehler beim Abschreiben sind die Haplographie, das fehlerhafte Auslassen eines von zwei gleichen oder ähnlichen Wortteilen, und die Dittographie, die fehlerhafte Wiederholung von Buchstaben oder Wörtern.

(Ich liebe sowas. Also, nicht die Fehler jetzt. Und ich hätte gern ein schön kompliziertes griechisches Wort für "versehentlich die ersten beiden BUchstaben eines WOrts groß schreiben".)

... Link (5 Kommentare)


Kaffee.Satz.Lesen

Wie immer: alle weiteren Infos bei Herrn Paulsen oder bei der redereihamburg.

... Link (0 Kommentare)


Mittwoch, 22. Februar 2006
Tohuwabohu

Einheitsübersetzung: Die Erde aber war wüst und wirr,

Luther: Und die Erde war wüst und leer,

Naftali Herz Tur-Sinai: Die Erde aber war bloß und bar,

Buber/Rosenzweig: Die Erde aber war Irrsal und Wirrsal.

[To|hu|wa|bo|hu, das; -[s], -s [hebr. tohû wa vohû= Wüste u. Öde, nach der Lutherschen Übersetzung des Anfangs der Genesis (1. Mos. 1,2)]: völliges Durcheinander; Wirrwarr, Chaos: Dein Arbeitstisch, das T. von schweren Wörterbüchern und beschriebenen Blättern (Frisch, Montauk 197); Das T. im Plenarsaal scheint ihn nur am Rande zu interessieren (Spiegel 49, 1983, 55). © 2000 Dudenverlag]

Was denn jetzt, wirr oder leer? Geht "Wüste und Öde" und "Wirrwarr und Chaos" gleichzeitig? Bloßes, bares Durcheinander?

(Danke an lmd78 für die Buber/Rosenzweig-Übersetzung.)

... Link (15 Kommentare)


Dienstag, 21. Februar 2006
Blitzherpes

"Winzigweich"
"Windoof"

... Link (15 Kommentare)


Montag, 20. Februar 2006
Vorm Fenster

Links steht ein Umzugslaster, junge Männer tragen Möbel und Kartons ins Haus. Die Postbotin stellt ihr Fahrrad ab und holt einen Packen Briefe aus den Satteltaschen. Ein Malermeister hat seinen Bulli entladen, auf dem Bürgersteig stehen eine Klappleiter, einige Farbtöpfe und ein Eimer mit Pinseln und Rollen. An der Ecke lungern drei übercoole Jungs in Baggy Pants und Kapuzenpullis herum und rauchen. Rechts wird eine Bahre aus dem Krankenwagen geschoben. Eine alte Dame in Hut und Mantel führt ihren komischen Hund spazieren; der Hund hebt das Bein an einem Baum, während die Dame sich mit einer anderen Dame unterhält, die offensichtlich gerade von Aldi kommt. Aus ihrem Einkaufsroller guckt oben Lauch raus. Gegenüber klingelt der Mann vom Pizzaservice. Eine junge Frau auf einem Fahrrad umkurvt einen Kleinwagen, der erfolglos einzuparken versucht. Ein mittelalter Herr schaut in den Himmel, wo ein Flugzeug vorüberzieht.
Meine beschauliche Wohnstraße wird zum Wimmelbilderbuch.

... Link (8 Kommentare)


Samstag, 18. Februar 2006
Isa goes Emanze

- Moin, hiers die Audowerkstatt, ich wollt Ihrn Mann sprechen!
- Der ist nicht da, aber ich bin ja …
- Wann kanner denn zurückrufen?
- Heute Nachmittag, aber Sie können es auch mir …
- Kann ich Ihn das au sagen?
- Ja, sicher.
- Jo, also wir ham das jetz ma angeguckt, ne, und da müssen also vorne die Reifen neu, die sind ganz abgefahrn und poröös, und denn die Bremsschläuche au, au das gleiche, poröös, und weil sie sagen, der springt so schlecht an, das sind die Zündkabel und au die Zündkerzen, und denn an der Hinterachse so Gummidichtungen, die sind au poröös, jo, und denn noch TÜV und Abgasunnersuchung, da komm wir mit Mehrwertsteuer auf 988,- Euro.
- Oha.
- Jo, vielleicht könn Sie Ihrn Mann ja erreichen, dass der sich ma meldet.
- Nee, kann ich jetzt nicht. Hm, viel Geld, dann müssen wir mal überlegen …
- Jo, denn soll Ihr Mann sich ma melden.
- Muss das denn alles gemacht werden, oder kann man davon was aufschieben?
- Jo nee, dann komm Sie ja nicht übern TÜV. Also, das mit den Zündkerzen sieht der TÜV nich, das ist den egal, aber wenner nich anspringt hat ja au kein Zweck. Das soll Ihr Mann sich überlegen.
- Naja, wenn das alles sein muss – ist zwar ein Haufen Geld, aber zum Wegschmeißen ist der Wagen ja auch zu schade.
- Kann ich jetzt nix zu sagen, das muss Ihr Mann schon selber entscheiden.

Luft holen. Okay. Ich seh’s ja ein: das Auto ist auf den Gatten zugelassen. Nervt trotzdem, ich bin doch nicht blöd, ich versteh zwar wirklich nichts von Autos, aber der lustige Mann auch nicht. (Vielleicht wäre „mein Mann ist Studienrat“ eine gute Antwort gewesen.)

Tausend Euro? Zweitausend Mark? Für die alte Karre, die vor sechs Jahren mal 5000,- Mark gekostet hat? Und die so prima fährt und überhaupt ganz toll ist, und die wir eigentlich noch ein paar Jahre behalten wollten? Menno.
Perfider Plan (Emanze strikes back): unrepariert erstmal selbst zum TÜV, mal sehen, was die sagen. Und: Ich fahr da alleine hin. So angezogen, dass ich hübsch und arm aussehe, Rock und Stiefel vielleicht. Ich werde sehr, sehr blond sein. Harhar.

... Link (11 Kommentare)


Freitag, 17. Februar 2006
Küchenfragen

- Wenn man Getreide zum Brotbacken (hier: Matze) von Hand im Mörser zerkleinert, nennt man das dann mahlen oder schroten?

- "My Grandmother had rolled and cut noodles" - kann man Nudelteig tatsächlich ausrollen und kleinschneiden? (Ich kenne nur so Maschinen, wo der Teig durch kleine Löcher läuft. Und Spätzlebretter.)

... Link (11 Kommentare)


Schlüsse

[Achtung, hier werden die Schlüsse folgender Bücher ansatzweise oder ganz ausgeplaudert: Fräulein Smillas Gespür für Schnee, Effi Briest, Ravelstein, Frl. Ursula. Ist aber nicht so schlimm, man kann die Bücher trotzdem noch lesen.]

Schlüsse von Büchern, fällt mir wieder ein, weil ich mich so über den Schluss des Ursprungs der Welt gefreut habe, Schlüsse enttäuschen mich oft, und natürlich fallen mir jetzt kaum Beispiele ein, einer war damals in Fräulein Smillas Gespür für Schnee, schon ewig her, und wenn ich mich recht erinnere, fand ich das Buch ganz spannend und okay und dann den Schluss komplett hanebüchen, die Auflösung, auf die eigentlich alles zusteuerte, vollkommen an den Haaren herbeigezogen, und habe mich mächtig geärgert. Das zweite, was mir einfällt, ist Effi Briest, da wird über ein paar Hundert Seiten ein Dilemma aufgebaut, toll übrigens, großartige Sprache, sehr schön zu lesen, und dann? Fällt Fontane keine Lösung für seinen Konflikt ein und er lässt Effi einfach sterben, vor Kummer und Gram. Nein, nein, das ist billig, rausgeschlichen aus der Verantwortung, da fühle ich mich betrogen. Und nicht, weil ich ein Happy End wöllte, nein. Will ich gar nicht. Es kann happy sein oder traurig oder offen, gelöst oder ungelöst, darum geht es nicht, ich will nur nicht das Gefühl haben, dem Autor sei am Ende nichts mehr eingefallen, er habe nicht auf ein Ziel hingeschrieben, sondern einfach mal losgelegt und am Ende genauso blöd dagestanden wie seine Protagonisten und nicht gewusst, wie er aus seinem selbstgemachten Schlamassel wieder rauskommt, sowas kann mir das ganze Buch kaputtmachen. Gut, die Effi nicht, die ist trotzdem toll, aber manchmal macht so ein danebengegangenes Ende mich richtig wütend und ich mag das ganze Buch nicht mehr.
Viele Schlüsse vergesse ich, es bleibt eher ein Gesamteindruck des Buches hängen, ein paar wenige Enden bleiben in Erinnerung. Saul Bellows Ravelstein zum Beispiel stirbt, das weiß man lange vorher, und sein Freund und Biograph, der Ich-Erzähler, erzählt halt sein eigenes Leben noch ein bisschen weiter und kommt am Ende darauf, wie sein Freund Ravelstein immer noch durch seine Gedanken spukt, denn, letzter Satz: „Ein Geschöpf wie Ravelstein überlässt man nicht so ohne weiteres dem Tod.“ Das ist ein Schluss!
Ein weiterer Lieblingsschlusssatz, der mir gerade einfällt, ist der von Heiner Links Frl. Ursula: „Wir haben dann miteinander geschlafen. Es war unheimlich schön.“

... Link (11 Kommentare)


Donnerstag, 16. Februar 2006
Übersetzungsquatsch

(Wir befinden uns im Schnelldurchlauf durch die Geschichte Jerusalems.)

"A hundred years later, seventy students of the Gaon of Vilna made the journey to Jerusalem." Gnicker.

... Link (2 Kommentare)


Mittwoch, 15. Februar 2006
Lustige Mitmachspielchen: Übersetzungswettbewerb!

Zu gewinnen gibt's nichts. Und ich habe auch keine eigene Übersetzung parat, habe nicht mal eine Idee - aber ich bin hier der Chef und kann einfach beschließen, diesmal nicht mitzuspielen. Hihi. Here goes:

Administration

Day by day your estimation clocks up
Who deserves a smile and who a frown,
And girls you have to tell to pull their socks up
And those whose pants you’d most like to pull down.

(Philip Larkin)

... Link (25 Kommentare)


Dienstag, 14. Februar 2006
So kann’s gehen …

… wenn man aus einem unlektorierten Manuskript übersetzt: da findet man Fehler und Unstimmigkeiten, drängt die Lektorin, eine endgültigere Fassung aufzutreiben, sie tritt der Agentin auf die Füße, die tritt den Amerikanern auf die Füße, und die verkünden schließlich, dass da noch alles mögliche umgeschrieben wird, ganze Charaktere sollen anders angelegt werden, das endgültige Manuskript soll Mitte April fertig sein. Hier: Vollbremsung, quietschende Reifen, Kehrtwende.
Tschüss, Upper East Side, wir sehen uns im April wieder.
Jerusalem, ich komme! Jippijäi!

... Link (4 Kommentare)


Lesen!

Jorge Edwards: Der Ursprung der Welt. Deutsch von Sabine Giersberg.

Eine Geschichte über die Eifersucht: ein im Pariser Exil lebender chilenischer Arzt ist plötzlich ganz besessen von der Vorstellung, seine Frau könnte eine Affäre mit seinem besten Freund gehabt haben. Der Gedanke kommt ihm zum ersten Mal im Musée d’Orsay, wo ihm plötzlich auffällt, dass der Körper auf dem Bild Der Ursprung der Welt dem seiner Frau ähnelt.
Der Freund allerdings nimmt sich das Leben, er kann ihn nicht mehr fragen – und auf die Idee, seine Frau direkt darauf anzusprechen, kommt er gar nicht, lieber wühlt er im Nachlass des Freundes, sammelt Indizien, unterzieht gemeinsame Bekannte peinlichen Verhören, steigert sich in seine Vorstellung hinein. Es ist großartig, wie der arme Mann innerhalb weniger Tage völlig rasend wird vor Eifersucht, nicht mehr klar denken und sich nicht mehr normal verhalten kann. Und: sensationell gut gelöster Schluss. Verrate ich aber nicht. Lesen!

Danke, Stief!

... Link (0 Kommentare)


Montag, 13. Februar 2006
Recherchieren?

"Wieso musst Du denn recherchieren, steht doch alles schon da!" (Manche meinen das ernst.)

Meine Protagonistin erinnert sich daran, wie es war, als sie damals in der Nachrichtenredaktion eines Fernsehsenders gearbeitet hat. Ihre Sendung lief Mittwochs abends um 22.00 Uhr:
"Luckily for us, the East and West Berliners chipped away at bits of the ninety-mile-long Berlin Wall on a Wednesday night at 10 p.m. Eastern Time. That meant we covered it live for an hour."

Tolle Wurst. Um 10 p.m. Eastern Time war es hier vier Uhr nachts. Da wurde wahrscheinlich immer noch an der Mauer rumgehackt, aber losgegangen ist es eher gegen 23.00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit. Am Grenzübergang Bornholmer Straße wurden um 23.30 die Kontrollen eingestellt. Gut, da wollen wir mal nicht pingelig sein mit der Uhrzeit, das können wir stehen lassen, es wird um vier Uhr nachts immer noch genug zu berichten gegeben haben, ist auch egal. Aber: der 9.11.89 war ein Donnerstag.
Das nervt und hält unnötig auf, und jetzt muss ich entscheiden, ob ich im gesamten Buch einfach die Sendung auf Donnerstags verlegen kann.

Wieso ich recherchieren muss? Noch Fragen? Muss ich halt, selbst wenn ich dem Autor vertraue. Und selbst wenn man es der Übersetzung hinterher nicht unbedingt anmerkt. Ich muss die Details wissen und verstanden haben. Das wiederum nervt eigentlich nicht, sondern macht Spaß.

... Link (8 Kommentare)


Sonntag, 12. Februar 2006
Terminkalender Literatur in Hamburg

Dienstag, 7.3.: Transit, zum letzten Mal in der Schilleroper, mit Sven Amtsberg, Melanie Reiling, Jürgen Noltensmeier, Xochil Schütz und Emmy Moll.

Dienstag, 14.3.: Macht-Club im Schauspielhaus mit Vladimir Sorokin, Feridun Zaimoglu und Tex Rubinowitz.

Sonntag, 26.3.: Kaffee.Satz.Lesen mit Christoph Simon, Almut Klotz, Softwareherz, Stefanie Schütz und Eric Hegmann.

... Link (6 Kommentare)


Freitag, 10. Februar 2006
Frühling

Die Vögel machen ein Gezwitsch, dass es eine Art hat, zwischendurch kommt die Sonne raus, und ich beginne daran zu glauben, dass es demnächst warm und grün wird. Sogar die restlichen Marienkäfer, die sich immer noch in irgendwelchen Ecken in unserer Wohnung aufhielten, werden wach und aktiv und drängen ans Fenster. Raus mit Euch! Und hier kommt die passende Ode von Robbie Burns (danach hat sich’s dann auch ausgeburnst, versprochen).

Ode an den Frühling

Wenn niedliche Hasen auf taufrischem Rasen
Sind früh schon beim Rammeln zu sehn, Sir;
Wenn Vöglein auf Zweigen in fröhlichem Reigen
Frei vögeln im Blattwerk so grün, Sir;
Sieht Letos Sohn gar lüstern an
Der Frau Natur Impülse,
Bis sein Pimmel siegt, und westwärts er fliegt
Zu Madame Thetis’ Hülse.

Das Tal herunter ein Bächlein so munter
Springt plätschernd durch den Hag, Sir;
Umspielt ein Beet, das voll Blümelein steht,
Die mit Blütenduft füllen den Tag, Sir.
Einst Damon lag da mit Sylvia,
Sie liebten sich herzlich und nackt, Sir,
Bei Vogelgesang und Echoklang,
Und Damons Arsch schlug den Takt, Sir.

Mit langem Hub und tiefem Schub
Folgt erst er der Drossel, ’s ist wahr, Sir;
Die Amsel kam nächst, ihr klangvoller Text
War kräftiger, stark und klar, Sir;
Des Hänflings Lied fuhr ihm dann ins Glied,
Und die Lerche stieg wie toll, Sir,
Bis Damons Arsch den Takt vergaß
Und fickte ganz falsch in Moll, Sir.

(Robert Burns; Deutsch von Rosemary Selle und Rudi Camerer.)

... Link (3 Kommentare)


Donnerstag, 9. Februar 2006
Burns Supper

Wie ein Burns Supper abläuft und wie unser erster Versuch war, steht hier.

Gestern also der zweite Anlauf, wir hatten wieder Haggis aus Schottland mitgebracht, allerdings keinen, wie es eigentlich sein soll, gefüllten Magen, sondern eine gefüllte Plastikpelle. Und wieder wussten wir nicht so recht, was damit zu thun sey und wie es schmecken würde – vorsichtshalber hatten wir Würstchen im Kühlschrank.
Was zu thun sey, entschieden Herr Paulsen und die aufgedruckte Anleitung gemeinsam. Leider haben wir unsere Gäste dann furchtbar enttäuscht. Es war eine Katastrophe! Alle hatten damit gerechnet, dass es eklig würde, ja, hatten sich geradezu auf etwas Ekliges gefreut, und dann? Lecker war das! Saugeil sozusagen! Großartig!

Ich habe gerade so absurd viel zu tun, dass ich jetzt keine launige Beschreibung des Abends verfassen kann. Stattdessen gibt’s nur fix die Speisenfolge:

1. Scottish Broth

Speckwürfel anbraten, aus dem Topf nehmen. Im gleichen Topf ordentlich Lauch, Kartoffeln, ein paar Möhren und Knoblauch in Brühe (kann auch noch bisschen Weißwein rein) totkochen und pürieren. Würzen mit Pfeffer, Salz, Kreuzkümmel und einem Hauch Muskat. Speckwürfel wieder rein. Zum Servieren ein bisschen Petersilie draufstreuen.

2. Haggis wi’ Neeps ’n’ Tatties

Tatties sind Kartoffeln, die könnt Ihr selbst, hm?

Rübenmus: Steckrüben in Wasser weichkochen, Zwiebeln rein, Wasser abgießen, statt dessen einen Schwapps Milch oder Sahne dazu, pürieren. Kann ruhig ein bisschen stückig bleiben. Würzen mit Pfeffer, Salz (viel) und ein bisschen Muskat. Boah, lecker.


(Der lustige Mann muss beim Rübenkaufen kurzzeitig gedacht haben, es stünde eine Hungersnot auf der Gästeliste. Braucht jemand Rüben? Verschenke an Selbstabholer.)

Haggis: Plastikpelle ab, in fingerdicke Scheiben schneiden und zehn Minuten lang im volle Pulle vorgeheizten Backofen heiß machen. Vorsichtig behandeln, bröselt ein bisschen.


Bild von Herrn Paulsen geklaut.

3. Trifle

Löffelbiskuits zerkrümeln, mit irgendeinem Alkohol beträufeln (ich hatte noch so superklebrigen, süßen, aber politisch korrekten Himbeer-Erdbeer-Likör). Himbeeren drauf, dann Vanillepudding, dann geschlagene Sahne mit einem Schluck Alkohol drin (Veterano) und Schokoladenstreusel drauf. Als die Streusel halb drauf waren, fiel mir ein, dass Kakaopulver wahrscheinlich schöner ausgesehen hätte, aber da war’s schon zu spät. Wirkt übrigens in einer Glasschüssel am hübschesten, da kann man die Schichten schön sehen.

Man garniere den Abend mit reichlich Whisky, schottischer Musik und wunderbaren Gästen und freue sich hinterher an den Flickrbildern von Herrn Paulsen. Danke Euch allen, was für ein schöner Abend!

... Link (9 Kommentare)


Mittwoch, 8. Februar 2006
Zettel'z

(Mehr bei Flickr.)

... Link (0 Kommentare)


Dienstag, 7. Februar 2006
Nur, dass Ihr's wisst:

Your Birthdate: July 5

You have many talents, and you are great at sharing those talents with others.
Most people would be jealous of your clever intellect, but you're just too likeable to elicit jealousy.
Progressive and original, you're usually thinking up cutting edge ideas.
Quick witted and fast thinking, you have difficulty finding new challenges.

Your strength: Your superhuman brainpower

Your weakness: Your susceptibility to boredom

Your power color: Tangerine

Your power symbol: Ace

Your power month: May

Superhuman Brainpower! Ha!

... Link (5 Kommentare)


Montag, 6. Februar 2006
Fundstücke

„Die Kunst der Verkleidung ist so weit fortgeschritten, dass man mit Sicherheit die Zahl der Arschlöcher, die man gekannt hat, zu gering ansetzt.“
_____________

„Ravelstein war längst auch meiner Meinung, dass es wichtig sei, das Aussehen der Menschen wahrzunehmen. Ihre Gedanken reichen nicht – ihre theoretischen Überzeugungen und politischen Ansichten. Wenn man nicht auch die Frisur berücksichtigt oder den Sitz der Hosen, ihren Hemd- oder Blusengeschmack, wie sie Auto fahren und sich beim Essen benehmen, weiß man nicht genug.“
______________

„Mir war aufgefallen, dass Menschen, die man durch den Kakao zog, liebenswerter wurden – wenn man jemanden als widerliche, rülpsende, schielende Bohnenstange bezeichnet hatte, verstand man sich gleich viel besser mit ihm, schon allein deswegen, weil man sich bewusst war, dass man der Sadist war, der ihm seine menschlichen Eigenschaften geraubt hatte. Außerdem schuldete man jedem, dem man metaphorisch Gewalt angetan hatte, besondere Aufmerksamkeit.“

Saul Bellow: Ravelstein. Deutsch von Willy Winkler.

... Link (2 Kommentare)


Sonntag, 5. Februar 2006
Fragen

1. Wohnt man in New York auf der Upper East Side oder in Upper East Side (weil der Stadtteil so heißt)? Oder ganz anders?

2. Gibt es einen Unterschied zwischen Kunden, Klienten und Mandanten eines Anwalts? Es kommt mir so vor, als sei ein Mandant jemand, den der Anwalt vor Gericht vertritt. Wenn aber ein selbständiger Anwalt als juristischer Berater für ein Unternehmen tätig ist, würde ich das Unternehmen eher als Klienten bezeichnen, aber das habe ich mir nur so selbst ausgedacht. Der Duden bestätigt es ansatzweise, aber ich hätte gern noch einzwei kompetente Meinungen dazu.

Danke!

... Link (21 Kommentare)


Online for 8207 days
Last modified: 06.06.24, 10:52
Status
Sie sind nicht angemeldet
Main Menu
Suche
Calendar
November 2024
So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.
12
3456789
10111213141516
17181920212223
24252627282930
September
Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 12 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 13 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 13 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 13 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 14 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 14 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

RSS feed

Made with Antville
Helma Object Publisher