... is a blog
Mittwoch, 9. September 2009
Herzlich Willkommen, Johann.

Johann Wilhelm, geboren am 04.09.2009

Ich hoffe, Du wirst so ein Prachtkerl wie Dein großer Bruder und wie mein anderes Patenkind Johann. Und wie die beiden Patenkinder, die nicht Johann heißen; das sind Kinder meiner Geschwister. Du bist schon der Vierte! Ich finde es schön, so viele Patenkinder zu haben, ich habe ja keine eigenen. Und deswegen ist es auch besonders hübsch, dass die zwei Patenkinder, die nicht aus der Familie stammen, Johann heißen. Denn in meiner Familie heißt schon seit Generationen immer der Erstgeborene Johann, Johannes, Hans oder Jan. Ich freue mich schon sehr darauf, mit Dir auf den Spielplatz zu gehen, zu Deiner Einschulung zu kommen, über Deine Pubertät hinwegzusehen und auf Deiner Hochzeit zu tanzen. Oder auch ganz anders, wer weiß das schon. Jedenfalls sollst Du ein prachtvolles Leben haben. Und wenn Du mal den Rat einer alten Frau brauchst: ich bin da.

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Dienstag, 8. September 2009
Freundschaft und Müllabfuhr

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Heute Abend in Berlin: zweisprachige Lesung

(Mehr Info: Klick aufs Bild)

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Montag, 7. September 2009
Zettel gefunden

Darauf steht in meiner Handschrift:

3 Stk.
Statue
-30

Kann mir bitte jemand erklären, was das bedeutet?

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Sonntag, 6. September 2009
Is a book

Jetzt ist schon wieder was passiert. Und zwar habe ich beschlossen, nicht wie Haas über Haas zu schreiben, denn das ist irgendwie naheliegend und billig. Wie Haas schreiben tendenziell natürlich super, mache ich auch gerne mal in Mails oder so, da erkennt man dann an der Antwort gleich den Kenner, praktisch Wellenlängetest. Hier im Blog habe ich das auch schon gemacht, und wer nicht weiß, was denn nun das Spezielle an Wolf Haas’ Sprache ist, kann zum Beispiel das hier lesen, dann sollte es sich erklären.

Wolf Haas ist wahrscheinlich der Autor, von dem ich die meisten Bücher gelesen habe. Fast das Gesamtwerk, es fehlt nur ein Buch über Autorennen, das interessiert mich nicht so. Eigentlich bin ich auch keine Krimileserin, aber als ich den ersten Brenner-Krimi in den Fingern hatte, habe ich sofort die restlichen fünf Bände hinterhergekauft und sie gleichsam am Stück inhaliert. Zwischendrin dem Mann die besten Stellen vorgelesen, der neben mir lag und ebenfalls Haas las und wiederum mir die besten Stellen vorlas. (Auferstehung der Toten, Der Knochenmann, Komm, süßer Tod, Silentium!, Wie die Tiere, Das ewige Leben.)
Was diese Romane so besonders macht, ist zum einen durchaus die Sprache. Man meint, es wäre eine gesprochene Sprache, aber natürlich ist sie das nicht ganz, es ist durchkomponiert, und zwar auf eine Weise, die vordergründig vielleicht ein wenig lustig wirkt, aber eben auch echt ist, weil sie so etwas ganz Eigenes ist, und die erstaunlicherweise nie nervt. Sondern im Gegenteil ganz fürchterlich ansteckend ist. Eine Freundin sagt, man kann das nicht lesen, es ist nicht zu ertragen, man muss es vorgelesen bekommen, und zwar von Wolf Haas. Mit österreichischem Akzent. Ich war neulich auf seiner Lesung und fand: jawohl, es bekommt eine spezielle Qualität, wenn man diesen Stil im originären Österreichisch hört. Die Sprache wird noch ein bisschen selbstverständlicher, aber ob man sich gerade danach sehnt, oder sie sich lieber beim Selberlesen auf der eigenen Zunge zergehen lässt, mag Geschmackssache sein. Ich liebe es sehr, sie zu lesen, habe es mir aber auch gern vorlesen lassen.
Es ist aber nicht nur die Sprache. Es ist auch die Erzähltechnik, die bei Haas etwas Besonderes ist. Immer wieder schleicht er sich ganz langsam und harmlos von einer unerwarteten Ecke aus an, macht Schlenker, schwadroniert irgendetwas, was vermeintlich nur am Rande mit der Geschichte zu tun hat, und dann haut er einem plötzlich und überraschend eine runter. Und zwar so richtig. Das hängt unter anderem mit der sonderbaren Erzählerfigur zusammen, wir haben hier eine Erzählperspektive, die es eigentlich gar nicht geben kann. Ein allwissender Erzähler (oder wie auch immer das heißt, ich beherrsche die Terminologie nicht), der den Brenner auf Schritt und Tritt begleitet, der auch erzählt, was der Brenner gerade denkt, also eigentlich keine eigenständige Erzählerfigur sein kann – aber trotzdem immer wieder ein „ich finde ja“ oder ein „und jetzt pass auf“ einstreut, sodass da doch eine Person zu sein scheint. Irgendwo stellt sich mal heraus, dass es sich bei dieser Person um Brenners Untermieter oder den Untermieter seiner Eltern oder so handelt, ich hab’s vergessen. Die Geschichten selbst fand ich, ehrlich gesagt, meist ein bisschen wirr, es gab zu viele Verwicklungen und Wendungen für mein schlechtes Gedächtnis, ich hätte keinen einzigen der Romane hinterher nacherzählen können. Aber das war mir vollkommen total komplett wurschtegal, weil ich so dermaßen fasziniert und, jawohl: geradezu beglückt war davon, wie da jemand mit der Sprache umgeht, und wie er auf Erzählperspektiven und auf alles andere, was man so gelernt hat, scheißt. Sensationell. Sonst hätte ich sicher nicht sechs Krimis am Stück gelesen, ich habe wahrscheinlich überhaupt noch nie sechs Bücher von einem Autor gelesen, schon gar nicht hintereinander weg.
Jedenfalls. Nach sechs Bänden Brenner war Schluss. Und zwar wirklich Schluss, mit dem unfassbaren Kniff – den erzähle ich, weil er sowieso schon allenthalben ausgeplaudert ist –, *********** ach nee, doch nicht. (Gelöscht.) Sechs Bände sind ja auch genug, man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.

Als nächstes kam „Das Wetter vor fünfzehn Jahren“. Ebenfalls sofort zum Lieblingsbuch geworden, Haas wendet auch hier wieder einen erstaunlichen Kniff an: der Roman kommt nicht als Roman daher, sondern als Interview einer „Literaturbeilage“ mit dem Autor Wolf Haas, der im Interview nach und nach den „Roman“ nacherzählt. Und das funktioniert. Hervorragend. Ich hatte befürchtet, Haas könne womöglich nur Brenner, aber er kann auch anders. Spätestens jetzt bin ich ihm endgültig erlegen, so was habe ich sonst nicht, dass ich so kritiklos alles großartig finde und ein echter Fan bin.
Also, wer Wolf Haas nicht gelesen hat: sofort das Gesamtwerk erwerben. Leider hat er mehrfach den Verlag gewechselt, sodass das mit dem Gesamtwerk optisch, also wirklich. Schön ist das nicht!

Aber interessant. Jetzt gibt es tatsächlich einen neuen Brennerkrimi. Was ja eigentlich nicht geht, weil ***************. Daher fängt dieser neue Brenner nicht, wie alle anderen (außer dem ersten), mit den Worten Jetzt ist schon wieder was passiert an, sondern der erste Satz lautet:

*****************

Soso. Das ist ja ein bisschen wie wenn nach zwei Jahren plötzlich der tote Bobby Ewing unter der Dusche steht, und Pam hat nur geträumt, er wär tot. Kann man natürlich machen. Als Leser akzeptiert man so was ja, und als Fan erst recht. Und das mit dem Fan ist auch so ein bisschen mein Problem, ich nenne es den Max-Goldt-Effekt. Da macht einer immer alles großartig, man wird zum Fan, liest alles, und irgendwann liest man das neue Buch und stellt fest: na klar, Max Goldt, oder eben Wolf Haas, natürlich ist das großartig, aber es ist eben nur so großartig wie immer, ich weiß ja, wie er schreibt. Es ist nichts wirklich Neues. Was jetzt auch wieder ein bisschen unfair ist, denn bei konventioneller schreibenden Autoren erwarte ich auch nicht bei jedem Roman, dass sie das Rad neu erfinden.
Der neue Brenner kommt mir ein bisschen weniger brutal und ein bisschen weniger wirr vor, insgesamt zahmer. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich ein bisschen weniger fasziniert von der Sprache war, weil ich sie jetzt eben schon kenne.

Und jetzt passt auf. Hat jemand den Link da oben angeklickt, auf meinen alten Blogeintrag im Wolf-Haas-Stil? Nein? Da schreibe ich, und zwar im Januar 2008, anderthalb Jahre vor Erscheinen dieses Buches:

Aber interessant. Da hat die Isabo manchmal diese luziden Momente gehabt, so zwischen Wachen und Schlafen, immer sehr kluge Gedanken und kreative Ideen und auch gleich fix und fertig formuliert. Aber wie sie dann richtig wach gewesen ist, ist immer gleich Schluss gewesen mit luzide und klug und kreativ, da hat sie lieber brummeln wollen und sich ungerecht behandelt fühlen und dabei hat sie genau gewusst, dass das wahrscheinlich auch ein bisschen an ihr selber liegt, quasi Psychologie.

Und Wolf Haas schreibt im aktuellen Brenner auf Seite 101/102:

Jetzt musst Du wissen, die besten Gedanken in seinem Leben sind dem Brenner noch immer im Halbschlaf gekommen. Das ist überhaupt ein großer Irrtum der Menschen, dass sie glauben, je wacher, je konzentrierter, je ausgeschlafener, umso besser für den Kopf. Weil genauso wie das zu helle Licht für die Augen schädlich ist, ist auch das zu wache Hirn gar nicht gut für die Gedanken. Und in Wahrheit ist ein Halbschlafender einem Wachen immer haushoch überlegen, gar keine Diskussion. Dem Wachen stehen ja beim Denken viel zu viele Gedanken im Weg herum […]

So. Dann wisst ihr jetzt auch, woher der Wolf Haas immer seine klugen Gedanken hat. Nicht aus dem Halbschlaf, sondern von mir.
Das hat die Isabo jetzt allerdings so ausgesprochen, als hätte sie eine verdorbene Buchstabensuppe gefrühstückt, in der nur Anführungszeichen drinnen waren, die ihr in diesem Moment hochgekommen sind. (S. 73)

PS: Was mich ja bei der Lesung sehr beeindruckt hat, war nicht nur die Hitze und nicht nur die lange Signierschlange, sondern vor allem, WAS die Leute sich da alles haben signieren lassen. Autogrammbücher! Ich dachte, sowas gibts nur bei Enid Blyton. Sie schleppen das Haas'sche Gesamtwerk zum Signieren an, sie schämen sich nicht, ihm sieben oder acht Bücher vor die Nase zu legen, sie haben Fotos dabei von Wolf Haas, DIN A4, Hochglanz, ganze Stapel, sie lassen sich jedes einzelne Bild signieren, was um alles in der Welt wollen die Leute damit? Die Wand tapezieren? Verkaufen? Aber will man denn ein Autogramm von jemandem kaufen, den man gar nicht selbst gesehen hat?
Ich könnte mir als neues Hobby vorstellen "seltsame Hobbys aufspüren".

Ach ja: Henrike war auch da.

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Samstag, 5. September 2009
Pranger

Ich kann keinen Rock anziehen. Ich weigere mich, jetzt schon Strumpfhosen zu tragen, ich akzeptiere nicht, dass schon Strumpfhosenzeit sein soll, und für nackte Beine ist. es. zu. kalt. Heute ist schon der zweite Tag in Jeans. Das prangere ich an.

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Donnerstag, 3. September 2009
Bloghornverse (Abteilung superlustige Mitmachspielchen)

Auf besonderen Wunsch eines einzelnen Herrn.

Klapphornverse sind klar? Vier Zeilen, Reimschema aabb (oder anders), erste Zeile „Zwei Knaben gingen durch das Korn“, oder wenigstens „Zwei Knaben“. Beispiele zum Eingrooven:

Zwei Knaben gingen durch das Korn,
der zweite hat seinen Hut verlorn.
Der erste würde ihn finden,
ging er statt vorne hinten.

Zwei Knaben gingen durch das Korn,
die waren beide Feger des Schorn.
Der eine konnte gar nicht fegen,
der andre fog brillant dagegen.

Zwei Knaben machten sich einen Jokus
und tranken Most im Keller.
Dann rannten sie schnell auf den Lokus,
aber der Most war schneller.
____

Zwei Blogger schrieben ins Internetz,
der erste bloggte „das Kind kommt jetzt!“
Der zweite schrieb „Himmel, mein Herz!
Da reim ich doch gleich einen Vers!“

(Ich weiß, Ihr könnt das besser.)

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Mittwoch, 2. September 2009
Digitale Boheme

Telefon.
Steuerberaterin: Guten Tag, ich wollte nur kurz mal nachfragen …
IB: Ja?
SB: Ich habe hier in ihrem Betriebsvermögen zwei Computer stehen.
IB: Ja.
SB: Ein "Apple iBook", gekauft 2003, und ein "Apple iMac", gekauft 2004.
IB: Ja.
SB: Haben Sie die noch?
IB: Ja.
SB: Immer noch dieselben?
IB: Ja.
SB: Also, die von 2003 und 2004?
IB: Ja.
SB: Dann sind die fünf und sechs Jahre alt?
IB: Ja.
SB: Und die benutzen Sie auch?
IB: Ja.
SB: Ich meine: die funktionieren noch? Beide?
IB: Ja.
SB: Ach so.

Wenn schon die Steuerberaterin fragt. Ich könnt ja mal. Andererseits. Sie funktionieren ja. Hm-hm.

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Montag, 31. August 2009
England

Ich sollte wohl noch ein bisschen über England bloggen, denke ich, meine Leser wollen das doch wissen, manche zumindest, ich habe schon Klagen gehört, ich hätte viel zu wenig vom Urlaub erzählt. Und ein bisschen fühlt man sich ja auch verpflichtet. Eigentlich könnte ich geradezu Werbung machen für England, für dieses wunderschöne Land, die Naturschutzgebiete, die Küste von Norfolk mit den kilometerlangen und hunderte von Metern breiten Sandstränden, wo kein Mensch ist, nur unglaubliche Mengen unterschiedlichster Seevögel, Möwen, Kormorane, Strandläufer, Austernfischer, Vögel, deren Namen ich nicht kenne. Wir haben sogar einen Seehund gesehen. Ich könnte erzählen, dass das Wetter immer so wunderbar war, zumindest, wenn wir gerade am Meer waren oder wandern wollten, dann schien immer die Sonne. Und wann immer wir an der Küste waren, haben wir auch gebadet, und das Meer war warm. Ich könnte erzählen, wie wir auf Franks Rat hin den Spaziergang von Cambridge nach Grantchester gemacht haben, durch die Flussauen, und irgendwo am Weg die Jungs aus dem Dorf auf einen Baum kletterten und von ziemlich hoch oben in den Fluss hinuntersprangen, nachdem sie mit den Freunden am Ufer besprochen hatten, in welcher Michael-Jackson-Pose sie springen sollten. Und wie wir dann in Grantchester im Orchard Tea Garden ankamen, der so zauberhaft ist, mit den grünen Klappliegestühlen zwischen all den Apfelbäumen, wo Familien und Paare und Alte und Junge und Kinder unter den Apfelbäumen sitzen und wir Tee getrunken und Scones gegessen und ein bisschen gelesen haben, wie vor uns schon Ludwig Wittgenstein und Virginia Woolf. Ich könnte auch erzählen, dass wir dies und das besichtigt haben, Städte, Kirchen, Burgen, Gärten, Herrenhäuser, Colleges, aber auch ganz viel nichts getan haben, dass wir spazierengegangen sind, Bötchen gefahren, und manchmal einfach auf einer Bank am Fluss saßen, mit einem Buch, und die Boote an uns vorbeituckern ließen. Ich könnte von all den reizenden Landlords und -ladys in den B+Bs erzählen und davon, wie nett die Engländer überhaupt sind. Ich könnte nebenbei erwähnen, dass sie das mit dem Essen allerdings wirklich nicht raushaben, dass es immer nur Fett und Fleisch und Fett und Kohlehydrate und Fett gibt, und dass man es irgendwann nicht mehr sehen kann. Ich würde natürlich dazusagen, dass wir aber am allerersten Abend gleich etwas ungeheuer Britisches getan haben, nämlich bei Regen im Auto mit Blick aufs Meer Fish & Chips gegessen. Ich könnte von den Norfolk Broads erzählen, dieser herrlichen Seenlandschaft, wo ich so gerne einmal Hausbooturlaub machen und ein bisschen herumschippern würde. Ich könnte erzählen, wie wir von Ely aus nach Bury St. Edmunds wollten, beziehungsweise ich wollte gar nichts, ich war ziemlich wunschlos und außerdem schlicht zu faul gewesen, im Reiseführer zu lesen. Aber der Mann wollte gerne dorthin, ich wusste nicht so genau, warum, es sollte wohl ganz hübsch sein. An dem Morgen war so schönes Wetter, ich wäre eigentlich lieber an die Küste gefahren, aber egal, wenn der Mann nach Bury St. Edmunds wollte, dann fuhren wir eben dorthin, es würde später sicher noch mehr schönes Wetter und noch mehr Meer geben. Und auf halbem Weg sagte der Mann, wenn ich doch so wunschlos wäre, er müsse ja nun nicht nach Bury St. Edmunds, warum ich denn da eigentlich hinwolle, und ich sagte, Du wolltest doch die ganze Zeit dahin, und er sagte, nein Du, und wir mussten fürchterlich lachen und haben auf der Stelle kehrtgemacht und sind an die Küste gefahren. Ich könnte sogar erzählen, dass wir ganz am Ende dann doch noch in Bury St. Edmunds waren. Aber dann denke ich wieder: das war mein Urlaub. Unser Urlaub. Man muss ja auch nicht immer alles erzählen. Wir waren weg, es war sehr schön, total entspannt und wunderbar, und wir haben jeden Moment genossen. Es war, könnte man sagen: der perfekte Urlaub. Und jetzt bin ich wieder hier.

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Samstag, 29. August 2009
Bitte um Mithilfe

Heute hat jemand bei Google etwas gesucht und ist auf meinem Blog gelandet. Ich dachte, vielleicht können wir ihm helfen. Was er gesucht hat, ist:

es singt eine frau und ein man das lied ist schon älter

Hm, mal sehen. War es vielleicht das hier?

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Behinderte Kinder in Berlin

"Johns Verdikt kam gestern, genau drei Tage vor Schulbeginn: an zwei Tagen bekommt er nun noch einen Schulhelfer, montags und freitags. […] Johns Bedarfslage hat sich seit dem letzten Schuljahr nicht verändert. Er braucht permanent eine 1:1-Betreuung, und zudem nicht von irgendwem. Alles andere ist lebensgefährlich. Also wird er nun vorerst nur montags und freitags die Schule besuchen und ich höre auf zu arbeiten. Ich habe bereits alles abgesagt, was in den nächsten Monaten anstand. […] Wie ich das schaffen soll, weiß ich nicht, aber es muss wohl irgendwie gehen. Wenn jemand eine Empfehlung für einen guten Anwalt für Sozialrecht hat, bitte gerne Bescheid geben."
Das schreibt Moni, deren Sohn an einer schwierigen Form von Autismus leidet. Die Berliner Eltern behinderter Kinder haben sich zusammengeschlossen und versuchen Jahr für Jahr aufs Neue, ihren Kindern wenigstens den Schulbesuch zu ermöglichen. Und Jahr für Jahr wird vom rot/roten Senat weiter das Geld gekürzt, es werden massiv Schulhelferstunden gestrichen, die Ausstattung der Schulen ist schlecht, die Klassen zu groß und so weiter. Ich rege mich gerade fürchterlich auf, was für ein unglaublicher Skandal, dass ein reiches Land wie die Bundesrepublik nicht in der Lage ist, ihrerseits der Schulpflicht nachzukommen. Jaja, schon gut. Bildung ist Ländersache, aber selbst Berlin wäre verdammt noch mal finanzkräftig genug, um dieser grundlegenden Selbstverständlichkeit nachzukommen.

Es sei daher hier noch einmal darauf verwiesen, dass der Elternverein für die dringend notwendige Lobbyarbeit Spenden benötigt: das kann man gleich hier tun.
Zweitens möchte ich dazu aufrufen, diesen Skandal weiter öffentlich zu machen: hier lesen doch bestimmt einzwei Journalisten und ein paar mehr Blogger mit. Schreibt darüber! Denn es ist ja ebenfalls nicht zu fassen, dass der Elternverein um Spenden bittet, um eine ANZEIGE schalten zu können. Hallo? Dafür sind Zeitungen da, um über solche Missstände und solch ein Versagen der Politik zu berichten. Nicht dafür, dass die Betroffenen dafür auch noch zahlen. Mannmannmann.

EDIT: Stephanie vom Elternzentrum hat einen Button gebastelt, den man sich als Spendenaufruf ins Blog kleben kann, ich stelle ihn hier mal in zwei Größen rein, bitte gerne kopieren und weiterverwenden, mit Link auf die Spendenseite:

Oder einfach auf der Spendenseite ganz unten den Code kopieren.

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Freitag, 28. August 2009
Kevin-Lukas wird Chef

Das ist doch alles überhaupt gar nicht zu fassen.

Also. Drei Autoren (Tom Liehr, Michael "Kaelo" Janßen, Michael Höfler) schreiben unter dem Namen Rico Beutlich ein Roman-Exposé, das an Hanebüchizität nicht zu überbieten ist, dazu neun Seiten schlimmsten Unfug als Leseprobe, formulieren alles so schlecht und fehlerhaft, wie sie es eben hinkriegen und schicken das ganze an sogenannte "Zuschussverlage" - das sind Verlage, bei denen die Autoren nicht, wie sich das gehört, bezahlt werden, sondern selbst bezahlen müssen.
Wie diese Verlage darauf reagieren, steht im Spiegel, die komplette Leseprobe samt Exposé, Biografie (Ehrenamtliche Tätigkeit: Kostümwart vom Indianerclub Winnetou, Radebeul e.V.) und Anschreiben gibts bei den 42er Autoren.

Nach dem frühstücken geht er erst mal wieder in die Fussgänger-Zohne, weil langsam wird das Geld wieder knapp. Er erzählt da immer Sachen, die er mal gelesen hat, und er hat eine laute Stimme, damit die Leute auch Stehen bleiben. Und zuhöhren. Meisstens legen sie ihm ein bisschen Geld in seine Baseball-Kappe, die darf er nie vergessen. Weil sonst wissen die Leute ja nicht wohin sie das geld werfen sollen. Manchmal ist es mehr manchmal ist es weniger. Oft eher mittelviel.

Groß. Großgroßgroß. Ich kann mich gar nicht beruhigen.

via

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Donnerstag, 27. August 2009
Liebe Anke,

da Du keine Kommentare hast, muss es so gehen: ich möchte bitte ganz dringend auch wissen, wie man Ingwerlimonade macht. Im Winter trinke ich viele, viele Liter Ingwertee, der macht auch schön warm, aber im Sommer, ja eben. Da isses auch ohne Tee warm, wie geht Limonade? Einfach Ingwer in Sprudel legen?
Danke,
Deine Isa.

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Is a book, special edition: Unendlicher Spaß. Ungelesen.

Es ist das literarische Ereignis des Jahres und vermutlich die übersetzerische Großtat des Jahrzehnts: Ulrich Blumenbach hat David Foster Wallaces „Unendlicher Spaß“ übersetzt, es ist soeben bei Kiepenheuer und Witsch herausgekommen. Tausendsechshundert Seiten. Die Feuilletons überschlagen sich, Ulrich wurde schon mit Preisen überschüttet, bevor das Buch überhaupt erschienen war, das Börsenblatt online bringt tatsächlich eine Uli-Blumenbach-Fotoklickstrecke, das Internet ist voll mit Hurrarufen – aber bisher lese ich hauptsächlich Freude, dass es DA ist. Aber hat es schon jemand gelesen? Komplett? Kann man das? Ich habe nämlich Angst vor diesem Buch. Ich meine, tausendsechshundert Seiten, davon schätzungsweise die Hälfte Fußnoten und ein Drittel Fremdwörter. Uli sagt, man kann. Andererseits sagt er, es sei leserfeindlich. Aber wenn er über dieses Buch spricht, an dessen Übersetzung er sechs Jahre lang gearbeitet hat, dann fangen seine Augen an zu leuchten, und es blubbert so aus ihm heraus – und jetzt falle mir niemand mit der Information in den Rücken, dass Uli immer leuchtet und blubbert, das weiß ich. Will sagen: der Mann ist nach sechs ungeheuer anstrengenden Jahren immer noch unendlich begeistert von diesem Roman, sodass ich denke, vielleicht sollte ich es doch versuchen.
Ki+Wi hat unter unendlicherspass eine Lesecommunity eingerichtet, in der 42 Autorinnen und Autoren – genauer gesagt: 6 Autorinnen und 36 Autoren, hust – in hundert Tagen eine Art Lesetagebuch führen. Da immerhin habe ich reingelesen, liest sich stellenweise sehr schön – eher wie Blogeinträge routinierter und begabter Schreiber, die zufällig und nebenbei alle gerade dieses Buch lesen.
Noch mehr interessante Links gibt es beim Verlag, unter anderem zu Ulis Dankesrede bei der Verleihung des Hieronymusrings.

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Dienstag, 25. August 2009
Is a book

Stevan Paul: Monsieur, der Hummer und ich. Erzählungen vom Kochen.

Hurra! Das lang ersehnte Buch von Herrn Paulsen ist da. Und es ist wunderschön geworden. Ein Hardcover mit lauter Geschichten vom Kochen und vom Essen, sie drehen sich ums Grillen, um Sprossen und Sprotten, um Fische, Hummer, Fleisch, Wurst und Maden, wir treffen Bocuse, Siebeck, Cohn-Bendit und Elvis, und immer wieder Monsieur, den gestrengen Lehrmeister. Und wie nebenbei geht es um Liebe und Freundschaft und große Gefühle, wie man es von Stevan Paul gewohnt ist. Immer hat er diesen liebevollen Blick auf die Menschen um ihn herum und den leicht ironischen Blick auf sich selbst.
Ein wunderbarschönes* Buch. Zu jeder Geschichte gibt es das passende Rezept und ein entsprechendes Foto, denn Stevan ist gelernter Koch und arbeitet seit Jahren als selbständiger Foodstylist. Und so ist das ein wirklich gelungenes Gesamtkunstwerk geworden, das man am besten direkt beim Verlag bestellen kann. Das geht nämlich schneller und ist überhaupt viel charmanter als bei Amazon, und der Verlag hat mehr davon. Oder natürlich im Buchhandel. Ich habe gleich mal eins mehr bestellt, zum Verschenken. Und übrigens kannte ich alle Geschichten schon, habe sie aber trotzdem noch mal gelesen. Alle. Von vorne bis hinten. Weil ein Buch eben doch etwas anderes ist als ein Bildschirm, und weil die Geschichten so zauberhaft sind. Und übrigens stand nur ein Teil der Geschichten irgendwann mal im Blog, längst nicht alle, und so ist das auch für Paulsen-Blogleser auf jeden Fall viel Neues und Anderes.

Stevan Paul wird irgendwann einen Regalplatz zwischen Dorothy Parker und Viktor Pelewin bekommen. Aber erstmal lasse ich ihn noch ein bisschen dekorativ irgendwo herumliegen.

*Tippfehler. Lasse ich drin, weil er so wunderbarschön ist.

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Sonntag, 23. August 2009
Frühstück!

Und dann waren wir in diesem Bed & Breakfast in Ely, mit der Landlady, die so furchtbar viel redete und natürlich wahnsinnig nett war, wie überhaupt alle Engländer immer wahnsinnig nett zu sein scheinen. In unserem Zimmer fanden wir himmelblaue Frottee-Puschen vor, alles war himmelblau, und im Flur stand ein Regal mit Büchern über Engel, Heilung, Karma und wie man die innere Ruhe findet. Die Wirtin fragte, wie lange wir schon unterwegs seien und was wir frühstücken wollten, ob wir womöglich schon ein wenig übersättigt wären von Full English Breakfast? Oh ja, seufzten wir, so gerne wir Speck und Spiegeleier und gegrillte Tomaten und Champignons und Würstchen und frittierte (!!) Toastscheiben und Beans (der Mann) frühstücken: nach zehn Tagen ist es dann auch mal gut, das Fett kommt einem ja schon zu allen Poren wieder raus. Sie könne, sagte sie, uns auch Porridge zum Frühstück machen.
Ich habe jetzt kurz überlegt, ob ich das hier gestehen darf oder ob ich mich als Anglistin damit blamiere. Und bin zu dem Schluss gekommen, zu dem ich bei so was meist komme, nämlich: ach, Quatsch. Jedenfalls: ich hatte noch nie Porridge gegessen. Also schrie ich hurra und ja bitte, ich wolle Porridge zum Frühstück. Ihr Porridge, fuhr die Wirtin fort, sei allerdings auch besonders gut. It’s the oats that make all the difference, und sie nehme immer die organic jumbo oats von Tesco, die seien besonders gut. Ihre Oma habe auch schon so ein gutes Porridge gemacht, aber früher war sowieso alles besser.
Porridge, das weiß man ja, sind einfach warme Haferflocken. Gleichzeitig ahnt man natürlich, dass das nicht alles sein kann, Porridge ist von einem so mysteriösen, geradezu mystischen Dings umweht, es gibt Porridge-Meisterschaften, bei denen um die Wette gerührt und das beste Porridge gekürt wird, es gibt Holzstäbe in einer bestimmten Form, die eigens zum Rühren von Porridge da sind, Spurtle heißen sie, das ist so speziell, dass es nicht mal in meinen Wörterbüchern steht, nein, Porridge muss mehr sein als warme Haferflocken.
Tatsächlich ist Porridge: warme Haferflocken. Meinetwegen auch warme Bio-Jumbo-Haferflocken. Und zweitens ist Porridge unglaublich lecker. Die gesprächige Esoterikerin hatte allerdings auch großzügig Honig und Sahne drübergepladdert, und ich habe mir noch etwas Obst reingeschnibbelt. Madame wies am Abend vorher und am nächsten Morgen noch gefühlte siebenundachzig Mal darauf hin, dass die Haferflocken all the difference machen. Sie weicht sie am Abend vorher schon in warmer Milch ein und stellt sie über Nacht in den Kühlschrank, um die Pampe am nächsten Morgen mit noch mehr warmer Milch wieder aufzuwärmen. Rühren, rühren, rühren. Dass die Bio-Jumboflocken von Tesco all the goodness of the grain in them haben, sagte sie so oft, dass ich, als wir das nächste Mal bei Tesco waren … genau. Inzwischen habe ich den Verdacht, dass irgendwelche Haferflocken möglicherweise auch gehen würden. Aber wer weiß. Ich werde jetzt mal was ansetzen für morgen früh, mit Bio-Jumboflocken von Tesco. Denn ein warmer Brei zum Frühstück ist gut für Leib und Seele.

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England: Schilder




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Freitag, 21. August 2009
Singaround. Eine kleine Typologie.

„Aus Deutschland, wie interessant, wie heißt Ihr? Wollt Ihr auch was singen?“ – „Wenn ich darf, gerne.“ - „Ich nicht.“
So ein englisches Singaround ist etwas anderes als die Irish/Scottish Folk Sessions, auf denen der Mann sonst mitspielt. Es wird tatsächlich reihum gesungen, es sind unglaublich viele Leute da, viele Sänger und auch erstaunlich viel Publikum. Man kennt sich. Manche haben eine Gitarre oder ein anderes Instrument dabei, andere singen ohne Begleitung. Manchmal spielt auch jemand ein Stück auf der Flöte oder Geige. Manche singen oder spielen grausig schlecht, manche richtig gut. Jeder darf, jeder bekommt Applaus. Und gelegentlich singen alle den Refrain mit, manchmal auch mehrstimmig. Ich hole mir einen Cider und eine Tüte Chips.
Da ist der alte Bauer mit den unfassbar schiefen, vorstehenden Zähnen, der großen Nase und dem fliehenden Kinn. Er spielt rasend fröhliche Melodien auf dem Akkordeon. Später singt er ein albernes Lied über irgendwas mit einem verliehenen Regenschirm, weswegen eine junge Frau beim Erdbeerenpflücken furchtbar nass wird und dann zu dem jungen Mann nach Hause geht, um sich abzutrocknen und die nassen Sachen auszuziehen, und der junge Mann nutzt die Situation schamlos aus und: genau. Isst derweil alle ihre Erdbeeren auf. Er hat keine tolle Stimme, legt aber soviel Witz und Ironie in seinen Vortrag, dass es trotzdem funktioniert. Wenn er spricht, verstehe ich leider wenig. Der Dialekt, die Zähne.
Die Debütanten. Eine unsichere Hausfrau und ihr ebenso unsicherer Mann, sie haben zu Hause ein Stück geübt, er auf der Gitarre, schrumm-schrumm, sie mit der Tin Whistle. So eine Tin Whistle klingt von sich aus nicht gerade schön, man muss sie schon gut spielen. Die Frau tut das nicht, sie spielt wie eine Erstklässlerin, inklusive vergessener Vorzeichen. Das Publikum applaudiert höflich.
Zwei joviale Opas, einer mit übergekämmter Glatze, die Hose bis unter die Achseln gezogen, der wunderbar Mundharmonika spielt, und der andere spielt Gitarre und hat eine sehr schöne Stimme und ein sehr großes Selbstbewusstsein.
Die Diva, die sich für begabter hält als sie ist. Sie singt mit viel Gefühl und viel Show und wenig Stimme.
Der ältere Rollstuhlfahrer, der sein Handicap mit albernen Liedern und einem albernen T-Shirt („Pimp my Ride“) wegzulachen versucht. Die Lieder sind wirklich lustig und seine Stimme sehr gut. In einem Lied geht es darum, dass einer ein Loch gebuddelt hat, das so wunderschön rund ist und tief und genau an der richtigen Stelle für so ein Loch. Es kommt ein „man with a bowler hat“ und hält ihm ein Papier unter die Nase, dass das Loch da nicht sein darf, und wenn schon, dann habe es gefälligst eckig zu sein und nicht so tief, und überhaupt sei es an der ganz falschen Stelle. Der Lochbuddler will es aber rund und tief und an ebendieser Stelle haben, und am Ende ist da kein Loch mehr, und wo das Loch war, ist es jetzt wieder eben und irgendwo darunter liegt a man with a bowler hat.
Ein leicht angeökter Vertreter der Middle Class, der verschiedenste Flöten aus aller Herren Länder spielt und uns eine kleine Improvisation auf einer norwegischen Hirtenflöte flötet. Kommentar aus dem Publikum: „I didn’t even know they had sheep in Norway.“
Die unauffällige Blassblonde mit der umwerfenden Stimme.
Der Schreihals, der zum Singen nicht nur aufsteht, sondern auch noch in die Mitte geht, sehr laut singt, jeden Ton in die Länge zieht, sich immer wieder nach allen Richtungen dreht, damit auch ja jeder alles hört, und bestimmt mit Absicht extralange Balladen ausgesucht hat. Trying too hard.
Der leise Lagerfeuersänger. Das Wort „Schmusebarde“ drängt sich auf.
Die dralle Rotlockige, der man schon von weitem ansieht, wie ansteckend ihr Lachen ist.
Der hochgewachsene ältere Herr, Mitte Siebzig, in kurzen Hosen und Leinenhemd, der dieses unglaubliche Lächeln hat, er strahlt, oder vielleicht grinst er auch, es wirkt ein bisschen unsicher und ungeheuer liebenswürdig. Er spielt Concertina, das sind diese kleinen, sechseckigen Ziehharmonikas, und singt dazu ein Lied vom Brombeerensammeln: Do you think we’ll go / blackberrying / blackberrying / this year? / I’d like to go / blackberrying / with you, my dear. Das Lied ist in Text und Melodie von dermaßen umwerfender Schlichtheit und Schönheit, und ebenso ist sein Vortrag, unprätentiös, ganz einfach, und dadurch so innig, dass ich fast weinen möchte vor Glück. In der Pause fragen wir sofort nach, von wem das Lied ist. Es ist von ihm. Ich brauche noch einen Cider.
Vater und Tochter, die zu den Quakern gehören, wie die Organisatorin berichtet. Der Vater singt Beatleslieder zur Gitarre, die Tochter irgendwas Unbekanntes – wie alt mag sie sein, vierzehn? Sie ist angezogen wie eine Oma und singt, na ja, schon ganz gut.
Der langhaarige, dünne, großflächig Tätowierte, der ein bisschen zu schnell, aber ganz gut Moondance von van Morrison singt.
Das Ehepaar, das in seinem ganzen Auftreten sehr leise und zurückhaltend ist, aber ein bisschen was kann. Sie sind neu in der Gegend und sitzen etwas abseits. Er singt ein unglaublich nettes Lied, dessen Text sinngemäß etwa so geht: „Ich wollte ja eigentlich ein Lied singen, aber weiß nicht, ob ich das noch zusammenkriege. Es ging darin irgendwie um einen Mann und eine Frau, ich weiß nicht mehr genau, was alles passiert ist, jedenfalls war es, glaube ich, Mai. Irgendwie sind die beiden sich nähergekommen, und ich weiß nicht mehr, aber ich glaube, am Ende war jemand schwanger, aber ich bin nicht sicher, wer. Solche Lieder werden ja heute gar nicht mehr geschrieben.“ Sehr schön gemachtes Lied. Als er fertig ist, fragt der alte Herr mit dem Brombeerlied, von wem er das Lied denn habe. Das habe er von einem Herrn namens Suchandsuch gelernt, sagt der Mann. Manche grinsen schon, da sagt einer: das Lied ist vom Brombeermann. Der es sang, ist ganz überrascht. Und ich kann es kaum fassen, dass es dort tatsächlich noch mündliche Überlieferung gibt.

Insgesamt waren wir bei drei solcher Singarounds. Erstaunlich viele Leute singen ihre eigenen Lieder, und die sind wahrhaftig nicht schlecht. John Mathews, den Brombeermann, haben wir noch einmal wiedergetroffen. Inzwischen wussten wir, dass es mal eine CD von ihm gab, und dass sie seit Jahren ausverkauft ist. Er hat extra für mich noch mal das Brombeerlied gesungen. Als ich ihn fragte, ob die Chance bestehe, seine Texte im Internet zu finden, grinste er nachsichtig. Nein, meinte er. Aber er habe natürlich noch das Master von der CD, wenn wir ihm unsere Adresse aufschreiben, könne er uns eine Kopie schicken.
Gestern kam eine E-Mail, er habe die CD losgeschickt.

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Donnerstag, 20. August 2009
Zu verschenken

Rattanhocker, Ikea, Durchmesser 49 cm, Höhe 39 cm. Gebraucht, sieht man aber nicht so. Man kann die Füße oder was anderes drauflegen, sonst kann er nichts weiter. Zu verschenken in Hamburg.

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Spendenaufruf: Recht auf Bildung für Kinder mit Autismus und anderen Behinderungen in Berlin

"Wir leben am Limit, die Tag-und-Nacht-Betreuung ist ein ausgeklügeltes System aus Eltern, Helfern, Schule: wenn da eine Komponente wegbricht, bricht das System zusammen."

In Berlin streicht der Senat die Schulhelfer für behinderte Kinder, was teilweise bedeutet, dass diese Kinder schlicht nicht mehr in die Schule gehen können. Moni und andere betroffene Eltern haben einen Verein gegründet und kämpfen dafür, dass ihre Kinder wenigstens zur Schule gehen können. Konkret planen sie, eine Anzeige in einer Berliner Zeitung zu schalten, die allerdings Geld kostet. Und daher bitten sie um finanzielle Unterstützung. Weitere Informationen gibt es bei Moni (hinter dem Link da oben; überhaupt sehr lesenswertes Blog, auch (aber nicht nur) über das Leben mit einem autistischen Kind, zum Beispiel über die Notwendigkeit von Schulhelfern) oder direkt beim Elternverein. Spenden kann man über ein PayPal-Konto, und Spendenquittungen gibt es auch.

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Is a book (Eigenwerbung)

Andrew Taylor (Isabel Bogdan): Das tote Herz

Wenn Philippa Penhow an jenem Januartag nicht am Bleeding Heart Square gewesen wäre, hätten du und vielleicht auch alle anderen glücklich weiterleben können, jetzt und in alle Ewigkeit, amen. Sogar Joe Serridge.

London, 1934. Lydia Langstone läuft vor ihrem prügelnden Mann davon. Zu ihrer Mutter kann sie nicht, also geht sie zu ihrem Vater, einem heruntergekommenen alten Säufer, der am Bleeding Heart Square ein Zimmer gemietet hat und sie überhaupt nicht gebrauchen kann. Sie ist dort auch vollkommen fehl am Platze, denn sie stammt aus der besseren Gesellschaft und muss sich in dieser fremden Welt erstmal zurechtfinden. Außerdem hat sie natürlich kein eigenes Geld; ihren Mann will sie ebenso wenig um welches bitten wie ihre Mutter, also muss sie selbst arbeiten.
In dem Haus am Bleeding Heart Square leben noch allerlei weitere Gestalten, die alle mehr oder weniger in seltsame Vorgänge verstrickt zu sein scheinen; einer bekommt regelmäßig Päckchen mit verwesenden Tierherzen, und die ehemalige Besitzerin des Hauses ist spurlos verschwunden. Außerhalb des Hauses kommt währenddessen der Faschismus auf, für den sich auch Lydias Mann engagiert. Neben und in der Krimihandlung also eine Geschichte über Faschismus und über Emanzipation.

Andrew Taylor ist in England einer der ganz großen Krimiautoren, in Deutschland leider einigermaßen untergegangen. Schade, ich liebe seine Bücher nämlich sehr. Seine Figuren sind enorm vielschichtig, alle haben einen echten Charakter mit Macken und Liebenswertem und allem. Der Spannungsaufbau ist psychologisch ebenso geschickt gemacht, sehr subtil, und die Auflösung, wie immer, überraschend. Taylor kann hervorragend Stimmungen erzeugen, man spürt geradezu, wie es in den Wohnungen aussieht, wie es riecht, wie die Figuren sich bewegen. Und alles ist gründlich recherchiert. Für mich als Übersetzerin ist er ein echter Glücksgriff, weil ich einfach weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann – inhaltlich ebenso wie sprachlich.
In diesem Frühjahr hat Andrew Taylor den Diamond Dagger der Crime Writers’ Association für sein Lebenswerk erhalten. Congratulations!

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Montag, 17. August 2009
Sonderbare Sitten in England

"It's not really a pub, you know. They don't even have a bar, you just sit down wherever you like and they come around and take your order."
Krass.

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Sonntag, 16. August 2009
Lieber ichichich,

ganz herzlichen Dank fürs Blog-Blumengießen! Falls es Dir nicht zu viel Arbeit war, würde ich Dir jederzeit wieder den Schlüssel dalassen, Du hast Dich ja hervorragend gekümmert. Und den Blumen (also den Lesern - Metapher, super, oder?) scheint es ja auch gefallen zu haben. Als kleines Dankeschön habe ich Dir hier was Hübsches aus England mitgebracht:

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Samstag, 15. August 2009
Is a book

William Goldman (Wolfgang Krege): Die Brautprinzessin. S. Morgensterns klassische Erzählung von wahrer Liebe und edlen Abenteuern. Die Ausgabe der "spannenden Teile". Gekürzt und bearbeitet von William Goldmann.

Himmel, was ist das denn? Das ist eine klassische Erzählung, jawohl, mit einem Prinzen, der sich eine Braut sucht, mit Riesen, Schwertkämpfern, Piraten, Verbrechern, einem echten Helden, mit weltbewegender, wahrer Liebe natürlich, mit Kämpfen um Leben und Tod, fehlt praktisch nur der Drachen. Und diese Erzählung soll nun also von einem S. Morgenstern aus Florin stammen (wo sie auch spielt), und William Goldman will sie gekürzt und die langweiligen Teile herausgestrichen haben. Er erklärt uns auch, warum er wo was streicht, was führende Florinisten davon halten, wie sein Familienleben so läuft und was für eine Beziehung er zu diesem Buch hat. Diese Goldman’schen Einschübe sind, der Übersichtlichkeit halber, in Rot gedruckt.

Die „eigentliche“ Geschichte, die Erzählung von der Brautprinzessin, fängt so an:
In dem Jahr, als Butterblume geboren wurde, war die schönste Frau der Welt ein französisches Küchenmädchen namens Annette. Annette arbeitete in Paris für den Herzog und die Herzogin von Guiche, und es entging der Aufmerksamkeit des Herzogs nicht, dass jemand Außergewöhnliches ihnen die Zinnteller putzte. Die Aufmerksamkeit des Herzogs wiederum entging nicht der Aufmerksamkeit der Herzogin, die weder sehr schön noch sehr reich, aber enorm gescheit war. Die Herzogin machte sich daran, Annette zu studieren, und schnell fand sie die tragische Schwäche ihrer Gegnerin heraus.
Schokolade.

Man ahnt es: später wird natürlich Butterblume die schönste Frau der Welt, und der Prinz erkiest sie sich zur Braut. Und dann geht das los mit den Riesen und Fechtern und Helden und Liebe und Abenteuern und Entführungen und all dem.

Abwechselnd in Schwarz und Rot gedruckt war schon damals die „Unendliche Geschichte“, aus dem Alter bin ich raus. Und aus Prinzen und Schlössern und Helden und Zauberschwertern auch. Beziehungsweise: da war ich nie drin. Und was ich ja auch nicht so gut kann, ist Lustigkeit. Und trotz alledem habe ich das gerne gelesen, es ist spannend, es ist witzig, es drischt dann doch nicht so sehr Pointen, wie man es anfangs befürchtet, und vor allem fragt man sich die ganze Zeit: was zum Teufel ist das eigentlich? Was soll das, warum lese ich das? Und dann liest man weiter. Seltsam, seltsam. Und lustig. Und spannend. Ich bin verwirrt.

William Goldman steht im Regal jetzt zwischen Arthur Golden und Max Goldt.

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Freitag, 14. August 2009
Wieder da!

Und kaum die Sachen aus dem Auto hochgetragen, habe ich schon einen Veranstaltungshinweis für morgen: die wunderbaren Veranda Music, die zu loben und preisen ich ja nicht müde werde, und der nicht minder wunderbare Nils Koppruch spielen morgen Abend, Samstag, den 15.08.09, um 21.00 Uhr auf der Dachterrasse des Übel und Gefährlich. Geh ich natürlich hin.

(Das nur schon mal auf die Schnelle, Urlaubsbericht und offizielle Bedankung bei ichichich fürs Vertreten folgen.)

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Last modified: 09.12.13, 22:30
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Kommentare
Anderthalbfache Unterstützung!
Christl Klein, vor 11 Jahren
Hm, Tempers Kommentar ist ja
schon von 2008 - ich schätze eher nicht, dass...
isabo, vor 12 Jahren
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 12 Jahren
das ist ein hobby
von mir. antizyklisches kommentieren ;)
fabe, vor 12 Jahren
Das hier ist ja
schon eine Weile her. Hihi.
isabo, vor 12 Jahren
hier war ja neulich
stromausfall. menschen sind merkwürdig.
fabe, vor 12 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 12 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
Oh, vielen Dank!
isabo, vor 13 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 13 Jahren
Der Verein lebe hoch, anderthalb
mal hoch Bin dabei.
Jolen, vor 13 Jahren
Da spricht mir wer aus
der Seele. Ich gebe mir auch schon seit Jahren...
Cuguron, vor 13 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 13 Jahren
Meiner hat mir nur von
dem Smiley auf seiner Krone erzählt. Und ob ich...
strandfynd, vor 13 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
das hier geht woanders
nicht besser, aber versuch macht kluch...
don papp, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Sie wissen aber schon,
dass das hier schöner ausschaut?
leavesleft, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
Jo. Dann.
isabo, vor 14 Jahren
Möchten Sie es wissen?
kinomu, vor 14 Jahren
alles gute und auf nach
drüben!
skizzenblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren

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