Is a book
isabo,
10:57
Hermann Bräuer: Haarweg zur Hölle Der Roman beginnt so: Der Holzinger Andi ist ein bisschen anders als die anderen Kinder. Er trägt glitzernde Spandexhosen und die Haare arschlang, als alle anderen Karottenhosen tragen und an Genickbruch sterben. Glücklicherweise ist er nicht der einzige Schüler, der Hair Metal hört und das Schminken erst noch üben muss, und so finden sich in München irgendwann in den Achtzigern vier Mann zusammen und, genau: gründen eine Band. Die erste Band heißt Llord Nakcor, das ist Rock and Roll in rückwärts und läuft nicht ganz so gut, aber später wird hart gerockt. Und nicht nur auf der Bühne. Auch sonst ist alles dabei, Sex, Drogen, Feuerwerk. (rron bei Twitter) ... Link (5 Kommentare)
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isabo,
08:16
Sibylle Lewitscharoff: Apostoloff Der Roman beginnt so: Die Schwester auf dem Beifahrersitz, auf dem Fahrersitz der Fahrer Rumen Apostoloff, die Ich-Erzählerin auf der Rückbank. So reisen sie durch Bulgarien, das verhasste Land ihres verhassten Vaters. Die Schwester ist sanftmütig und freundlich, die Erzählerin wütend, rücksichtslos und bitterböse. Und das das ist wirklich großartig, wie sie vom Leder zieht und ihren ganzen Hass und ihre Wut auf Bulgarien, die Bulgaren und ihren Vater herausrotzt. Der Anlass der Reise ist ein ungewöhnlicher, und so erfahren wir im Rückblick die Geschichte der 29 Bulgaren, die in den 40er Jahren nach Stuttgart gezogen sind und dort deutsche Frauen geheiratet haben. EDIT: Ha, gerade aktuell: Sibylle Lewitscharoff erhält den Berliner Literaturpreis 2010 der Stiftung Preußische Seehandlung für ihr "ungemein dichtes und originelles Prosawerk, das sich in seinem eigentümlichen Amalgam aus Humor und Tiefsinn gegen alle Zuordnungen sperrt". Freut mich, herzlichen Glückwunsch! ... Link (2 Kommentare)
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isabo,
09:15
Carsten Jensen: Wir Ertrunkenen Der Roman fängt so an: 1848 in dem Dorf Marstal auf der dänischen Insel Ærø. Wir lernen kurz Laurids Madsens Familie kennen, und dann geht auch schon der Dänisch-Deutsche Krieg los. Zig Seiten Seeschlacht, mit Kanonendonner und weggerissenen Gliedmaßen und abben Köpfen und Ausrutschen auf den herausgequollenen Eingeweiden der Kameraden, sich vor Angst in die Hosen scheißen und so weiter, das Schiff explodiert, dann Kriegsgefangenschaft, immer noch alle vollgeschissen, man säuft sich so durch, prügelt sich gelegentlich ein bisschen, aber nicht so schlimm, und dann dürfen irgendwann alle wieder nach Hause. Das ist das erste Kapitel, Seite 71 von 780. Zwar glaube ich, dass der Krieg jetzt erstmal vorbei ist, und außerdem fand Herr Paulsen das Buch ganz toll, aber. Äh. Das ist bestimmt kein schlechtes Buch, aber es ist einfach nicht meins. Und das tut mir leid, weil ich es geschenkt bekommen habe und es gern super gefunden hätte. Aber ich glaube, ich will die restlichen 710 Seiten nicht dringend lesen. Oder kann mich jemand davon überzeugen, es doch noch weiter zu versuchen? ... Link (0 Kommentare)
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isabo,
23:56
Tilman Rammstedt: Wir bleiben in der Nähe Auf der Buchmesse traf ich zufällig Thomas Pletzinger. Wir begrüßten uns, er war in Begleitung eines Mannes, der mir irgendwie bekannt vorkam, und so sagte ich, Dich kenne ich doch auch irgendwie, und er sagte, janee, glaub nicht, ich bin Tilman. Da musste ich ein bisschen im Boden versinken und habe das, als ich wieder rausgekrabbelt war, zum Anlass genommen, nach Erledigungen vor der Feier auch endlich Wir bleiben in der Nähe zu lesen, das schon so lange auf dem Nachttisch liegt. Boah, wow. Ich weiß gar nicht, wie ich angemessen auf die Knie fallen kann. Anscheinend hatte ich mich nicht getäuscht, und Konrad wusste die Antwort tatsächlich, nämlich, dass es gar keine Antwort gab, jedenfalls keine, die zu der Frage passte, weil es sich Fragen meistens leicht machen, weil sie sich vor einen hinstellen und die Arme verschränken und in Ruhe, vielleicht sogar mit spöttischem Lächeln, zuschauen dürfen, wie man stammelnd um eine Antwort ringt, und wenn man dann irgendwann keine Lust zum Stammeln mehr hat, dann stemmt man die Arme in die Hüfte und legt den Kopf schief und sagt, dass die Frage das eigentliche Problem sei, falsch gestellt oder irreführend oder schlichtweg unmöglich zu beantworten, und das gilt dann, wenn man es entschieden genug vorbringt, als befriedigende Antwort. Aber bei manchen Fragen gilt das nicht. Manche Fragen sind nicht dadurch aus dem Weg zu räumen, dass man sie selbst in Frage stellt. Manche Fragen, und leider auch die nach dem, was wir eigentlich wollen, sind zu Recht sehr stur und bleiben. Felix und Konrad wissen nämlich nicht, was sie wollen. Vor Jahren waren sie eng mit Katharina befreundet. Es entwickelte sich eine Dreiecksbeziehung, der Katharina schließlich ein Ende setzte; sie ging weg, die drei hatten keinen Kontakt mehr. Jetzt, drei Jahre später, bekommen Konrad und Felix eine Einladung zu Katharinas Hochzeit und finden, dass sie etwas tun müssen, dass es so nicht weitergehen kann. Sie fahren kurzentschlossen nach Hamburg, wo Katharina inzwischen wohnt, und je näher sie ihr kommen, desto weniger wissen sie, was sie eigentlich tun wollen und erst recht nicht, was sie erreichen wollen. Aber ein paar überstürzte Entscheidungen zwischen all der Lähmung treffen sie dann doch, bis schließlich alle drei, na ja, das sollt ihr selbst lesen, und zwar unbedingt. Unbedingt! „Man will Rammstedt dauernd zitieren“, wird im Klappentext die Frankfurter Rundschau zitiert (wie finden Rezensenten es eigentlich, frage ich mich, wenn sie keinen Namen haben, sondern nur die Zeitung genannt wird?). Und das stimmt, es sind so viele kluge Gedanken drin, man möchte es eigentlich gleich vorne wieder aufschlagen, wenn man hinten fertig ist, und all die klugen Gedanken rot anstreichen, damit man sie bei Bedarf wiederfindet. Und außerdem wegen der Sprache, das ganze Buch hat einen so wunderbaren Rhythmus, einen Sog, es zieht einen hinein, mir ist ja sowieso immer die Sprache eigentlich wichtiger als der Plot, und der Rhythmus in Prosa ist sowieso so ein faszinierendes Thema, und das macht mich alles ganz hach, denn Rammstedt hat es einfach raus. Herr Rammstedt, bei unserer nächsten Begegnung falle ich einfach gleich in Ohnmacht, ohne vorher dumme Fragen zu stellen. Rammstedt steht im Regal zwischen François Rabelais und Fabrizia Ramondino. ... Link (9 Kommentare)
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isabo,
09:28
James Krüss: Henriette Bimmelbahn und ihre Freunde. Henriette heißt die nette, Henriette steht so lange Und alle Kinder steigen ein und machen einen Ausflug, und abends bringt Henriette sie alle wieder zurück nach Hause. Doch die alte Henriette Vier Gedicht-Geschichten in einem Band: Der kleine, knallrote Doppeldecker Clipperstorch hat früher immer die Post ausgeflogen, steht jetzt aber nur noch im Schuppen herum. Eines Tages befreit er sich daraus und fliegt eine Runde, und da finden alle Großenhainer, er solle wieder die Post ausfliegen. Der Doppeldecker freut er sich, und die Großenhainer auch. ... Link (5 Kommentare)
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isabo,
23:22
Jess Jochimsen: Danebenleben Ein Geschenk, ein Geschenk! Über meinen Amazon-Wunschzettel. Merlix hat mir einfach so dieses hübsche kleine Büchlein geschickt, auf das ich übrigens gestoßen bin, weil ich dabei war, als Egomaat es zum Geburtstag geschenkt bekam, oder zum Einzug, ich weiß es nicht mehr, ist auch egal, jedenfalls, wer sagt, Bloggen sei doof? Niemand. Blogger sind super, sie kriegen super Bücher geschenkt und das macht, dass andere Blogger von anderen Bloggern super Bücher geschenkt bekommen. Jedenfalls: Ein fotografischer Streifzug durchs städtische Hinterland. Durch Kleinstädte, Dörfer, an Kneipen, Pommesbuden und Puffs vorbei, an bizarren Schildern, an Kaputtem, Biederem, Heruntergekommenem, verzweifelt aufzuhübschen Versuchtem. Irgendwie gehen diese Bilder einem ans Herz. Zwischendrin stehen einzweidrei Mal ein paar einzelne Sätze, ebenso oft eine kleine Geschichte. Die Geschichten sind meinetwegen nett, aber irgendwie überflüssig, das Buch ist ein sehr schönes Fotobuch, es braucht keine Geschichten dazwischen. Vielen Dank, Merlix! Wundervolle Bilder. Das Buch kommt im Regal neben den anderen Fotoband im selben Format und mit ebenso großartigen Bildern, nämlich Täglich Hamburg von Nicole Keller und Oliver Schumacher. Das habe ich übrigens von einer Bloggerin geschenkt bekommen. EDIT: Hurra! Therealstief weist auf die Diashow zum Buch hin, hervorragend! Danke! ... Link (1 Kommentar)
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isabo,
18:43
Victor Caspak und Yves Lanois: Die Kurzhosengang. Bilder von Ole Könnecke. Deutsch von Andreas Steinhöfel. Das Buch fängt mit einem Vorwort des Übersetzers an, die eigentliche Geschichte beginnt so: Die Kurzhosengang, das sind Rudolpho, Island, Snickers und Zement. Das sind natürlich nicht ihre richtigen Namen, aber wenn die rauskämen, dann würde aber die Post abgehen, das lasst euch mal gesagt sein. Es gibt sowieso schon so viel Rummel um die vier. Die Jungs von der Kurzhosengang sind elf Jahre alt, sind die allerbesten Freunde und ganz schön cool. Und sie haben so erstaunliche Dinge erlebt, dass sie deswegen sogar im Fernsehen waren und in ganz Kanada berühmt geworden sind. Die beiden Autoren Caspak und Lanois haben diese Abenteuer aufgeschrieben, beziehungsweise sie haben einfach das aufgeschrieben, was die vier Jungs ihnen erzählt haben, schön einer nach dem anderen, jeder auf seine Weise. Zum Beispiel darüber, warum sie eigentlich „Kurzhosengang“ genannt werden. Und außerdem über eine weggeflogene Schule, einen Grizzly, Eishockey, viel Schnee und über Geister. Und über Freundschaft. Ebenfalls ganz zauberhaft ist, dass ich das Buch geschenkt bekommen habe, und zwar einfach so, weil Lady Grey fand, als Übersetzerin sollte ich das unbedingt gelesen haben. Und da hat sie recht. Danke! Sehr! Die Kurzhosengang kommt in das Fach mit den Kinderbüchern, das ist unsortiert. ... Link (4 Kommentare)
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isabo,
20:17
Siegfried Lenz: Landesbühne Der Roman beginnt so: „Schau dir das an, Professor“, sagte mein Zellengenosse, „komm her und schau dir das an.“ Er stand am vergitterten Fenster, ein kahlköpfiger Mann, der Ohrringe trug, und zeigte hinab auf den Gefängnishof, wo das Tor geöffnet wurde und ein blauer Bus erschien. Über die Länge des Busses hin stand in Blockbuchstaben LANDESBÜHNE, zwei stilisierte Masken versprachen geheimnisvolles, jedenfalls unterhaltsames Spiel. Ich kann sie mir genau vorstellen, die ältere Dame aus einem Kaff wie Grünau, die das „ganz charmant“ findet, ja, „frech“. Sie trägt eine dunkelblaue Steppweste und einen praktischen Kurzhaarschnitt. Wenn ihr die Vokabeln „Possenspiel“ und „Köpenickiade“ einfallen, fühlt sie sich richtig gebildet. Eine Truppe der Landesbühne kommt also ins Gefängnis, um ein Stück aufzuführen, und in der Pause entschwindet ein Grüppchen von Gefängnisinsassen im Landesbühnebus. Die Gefängnisinsassen sind allesamt keine unsympatischen Menschen, eher so nette Typen, charmante Kleingauner, der Professor beispielsweise, der Ich-Erzähler, sitzt deswegen, weil einige seiner Studentinnen ein sehr gutes Examen gemacht haben, nachdem sie vorher bei ihm übernachtet hatten. Das Grüppchen der Flüchtigen landet in dem Ort Grünau, in dem gerade das Nelkenfest gefeiert wird. Natürlich werden sie für das Ensemble der Landesbühne gehalten, Grünau freut sich und behält die Truppe gleich da. Unter anderem, um kurz mal eben eine Volkshochschule und ein Heimatmuseum aus dem Boden zu stampfen, die ratzfatz eingerichtet sind, noch bevor das Nelkenfest zu Ende geht. Und am Ende, ach je, ich erzähle keine Enden. Bestimmt ist das alles eine große Metapher, die ich nur nicht verstanden habe. Tantig und betulich auch dieses Buch, langweilig und noch dazu: überhaupt gar nicht gut geschrieben. Da gibt es Relativsätze im Relativsatz, es gibt Relativsätze, wo keine hingehören, es gibt sonderbare Wortkreationen („Innenseiter“ für Insider), falsche Bezüge, sperrige, unnötige Substantivierungen und Komplizierungen, umständliche Nebensatzkonstruktionen, da stimmt die Zeitenfolge nicht, und noch dazu ist es in einer Rechtschreibung geschrieben, die schon seit Jahren nicht mehr gilt. Kostprobe in Schülerprosa: Ich suchte und suchte, und als ich bereits glaubte, daß meine Befürchtung recht behalten würde, entdeckte ich Hannes im Sanitätsraum. Beim Wegräumen habe ich festgestellt, dass das tatsächlich das siebte Buch von Siegfried Lenz in unserem Regal ist. Sie stehen zwischen Harper Lee und Donna Leon. ... Link (1 Kommentar)
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isabo,
00:43
Jenny Erpenbeck: Heimsuchung Die Geschichte eines Hauses, eines Grundstücks an einem märkischen See über das gesamte 20. Jahrhundert hinweg. Haus und Grundstück werden von verschiedenen Besitzern und Bewohnern bewohnt, erleben Krieg, Vertreibung, DDR, Mauerfall. Junge und alte, Männer, Frauen und Kinder, glückliche und unglückliche Zeiten. Die Bewohner wechseln, der Leser sieht einen nach dem anderen kommen und gehen. Was bleibt, ist der Garten. Und der Gärtner. Der Gärtner bleibt über all die Jahre da und kümmert sich, schneidet Pflanzen zurück, mäht den Rasen, stapelt Brennholz im Schuppen, kümmert sich um die Bienen und macht das Haus winterfest. Wahrscheinlich, denkt sie, werden die Sätze einfach alle irgendwann erreicht und mal von dem, mal von jenem gesprochen, da oder dort, wie eben auf einer Flucht allen alles gehört, denn der Gang der Dinge und Menschen war wohl, umgerechnet aufs Leben, im Grunde genommen immer der gleiche wie auf der Flucht. Im Frieden war es die Armut, und im Krieg war es die Front, die die Menschen vor sich herschob wie eine lange Reihe von Dominosteinen, einer schlief in des anderen Bett, benutzte dessen Kochzeug, aß die Vorräte auf, die der andere hatte stehen lassen müssen. Nur enger wurde es in den Zimmern, je mehr Bomben fielen. Angekommen ist sie schließlich hier, in diesem Garten, und wenn der Gong sie zum Essen ruft, hält sie für möglich, dass dieser Gong sie schon damals gerufen hat, als sie ihrem Hof endgültig den Rücken kehrte und sich mit den drei Enkeln, einem Federbett und einem blaugesprenkelten Kochtopf auf den Weg machte. Wenn man angekommen ist, heißt die Flucht dann immer noch Flucht? Und wenn man auf der Flucht ist, kommt man dann jemals an? (S. 131) Das ist wirklich große Literatur. Ich habe kurz ein bisschen gebraucht, um reinzukommen, und dann hat es mich (ebenso wie Erpenbecks „Wörterbuch“) sehr erwischt. Großartig und unglaublich intensiv und poetisch und berührend. Und wie im wirklichen Leben: es kommen einem nicht alle Figuren gleich nah. Manche dafür sehr. Lauter Leute, die eine besondere Beziehung zu diesem Haus, diesem Grundstück, diesem See haben, die alle ihre Lebensgeschichte haben, die fast alle auch Schlimmes erleben und ganz unterschiedlich damit umgehen. Außer dem Gärtner, der hat keine Geschichte, er hat den Garten, und er bleibt. Lesen, bitte. Wundervolles Buch. So leise. Ich mag so leise Bücher, in denen die Geschichte eher unspektakulär daherkommt und doch große Schicksale beschrieben werden. Sehr, sehr tolles Buch. Jenny Erpenbeck wohnt im Regal zwischen Till Endemann und Jeffrey Eugenides. ... Link (5 Kommentare)
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ichichich,
10:43
Annelie Thorndike: Jeder Tag war schön. Erlebnisse, Träume, Geständnisse. Notiert zwischen Antwerpen und Bombay. Mit zahlreichen Photos von Andrew Thorndike. Hinstorff Verlag, Rostock (1966) Ich gehöre nicht zu den Hardcore-Bibliomanen, die ihre Schätze nur mit fusselfreien Baumwollhandschuhen anfassen, genau genommen besitze ich nicht mal Schätze. Aber ich behandle meine Bücher gut, auf eine gesunde Weise. Denn ich achte das Handwerk der Buchherstellung, ich halte den Buchdruck für eine großartige Kulturtechnik, ich bin gerne an Orten wie diesem und habe, obwohl weitgehend ahnungslos, großen Respekt vor den Fachleuten dieser Zunft und vor den Gestaltern ganz besonders. Dieser Respekt wird mit Büchern wie dem vorliegenden nur noch größer. Annelie und Andrew Thorndike, zwei DDR-Dokumentarfilmer, unternahmen in den sechziger Jahren eine Fernreise auf einem Frachtschiff und hielten ihre Erlebnisse in Tagebuchform fest. Charmante Geschichten entstanden dabei, oftmals in zart ideologischem Kolorit, und ebenso charmante Fotos. Nicht von opulenten Dramen wird hier erzählt, sondern von den kleinen Begebenheiten am Rande einer großen Fahrt; es zwischenmenschelt allenthalben, nur Katzenfotos gibt es leider nicht. Und dann ist da die Gestaltung, denn die macht dieses Buch zu etwas ganz Besonderem. Der Grafiker Heinz Bormann ist dafür verantwortlich, über den sich nicht viel in Erfahrung bringen lässt (es gibt noch einen zweiten, recht bekannten DDR-Bürger seines Namens). Vom Einband aus grob gewebtem Jutestoff über die eingeklebten Faksimila bekritzelter Formulare und handschriftlicher Briefe, die gestempelten Seitenzahlen, die Zeichnungen, Unterstreichungen und Randbemerkungen bis hin zum ebenso liebevoll gestalteten Impressum ist dieses Buch vollständig durchkomponiert. Jede Seite erweckt den Eindruck, als sei sie in Handarbeit produziert worden. "Seht her", ruft das Buch, "ich bin ein Unikat!", und ich erinnere mich, wie mir ein Freund vor Jahren einmal das Buch zeigte und genau dies auch annahm und wie enttäuscht er war, als er erfuhr, dass es mindestens noch ein zweites Exemplar gibt und dass ich es besitze. Und man muss sich eben auch klarmachen, wann das Buch erschienen ist: Vor 43 Jahren! Vermutlich gab es damals bereits die Technik, um solche wunderbaren Dinge halbwegs automatisiert herzustellen - die muss es gegeben haben, denn anders wäre dieses Buch nicht denkbar. Immer wenn ich darin blättere, freue ich mich wie ein kleines Kind, und gerade eben, wo es aufgeschlagen neben mir liegt, komme ich schon wieder ins Schwärmen, ich hoffe, das stört Sie nicht. Ach, wissen Sie was? Ich höre einfach auf zu quasseln und zeige Ihnen stattdessen ein paar Fotos. Und wenn Sie auch nur einen Funken Leidenschaft für das Büchermachen in sich tragen, dann führt Ihr Weg schnurstracks zum ZVAB, wo Sie sich dieses Schmuckstück für wenig Geld bestellen werden. Aber achten Sie auf die Zustandsbeschreibung, denn ohne die vielen Gimmicks bereitet es nur halb so viel Freude. ... Link (1 Kommentar)
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ichichich,
20:47
Nachdem die Hausherrin mir ihren Schlüssel überlassen hat, dachte ich so: Warum nicht Isas schöne Is-a-book-Rubrik mit ein paar antiquarischen Fundstücken anreichern? Mir täten da schon zwei, drei empfehlenswerte Titel einfallen. Drum beginne ich einfach mal, und zwar mit Walter Greiling – Wie werden wir leben? Econ-Verlag, 1954 Dies ist einer der in Nachkriegszeiten beliebten Versuche, in populärwissenschaftlicher Manier Zukunftsszenarien zu entwerfen. Nennen wir es Vulgärfuturologie – ein bisschen Statistik, eine Prise Naturwissenschaft und viel Phantasie – fertig ist die Zukunft des Jahres 2000 aus Sicht von 1954. Walter Greiling, lange Jahre in der Chemieindustrie tätig, schrieb einige solche Bücher, die allesamt respektable Auflagen erzielten; daneben verfasste er unter dem Pseudonym Walt Grey den Science-Fiction-Roman „Vernichtungsstrahlen“. Während der Nazizeit, auch das muss erwähnt werden, schrieb er das Pamphlet „Chemiker kämpfen für Deutschland“, eine Heroisierung der chemischen Industrie, deren Einsatz für Die Sache™ er in glühenden Farben schilderte. (Letzteres Buch erschien übrigens, wenn mir dieser kurze Einschub gestattet ist, 1940 bei Limpert, einem Verlag, der seine Historie heute grob in die zwei Kapitel „Nach der Gründung“ und „Nach dem 2. Weltkrieg“ unterteilt und damit seine Tätigkeit in den Jahren 1933-45 mal eben ausblendet, was mir sehr bescheiden dünkt, verlegte man doch damals Bücher in Auflagen von sechsstelliger Höhe. Vielleicht liegt es daran, dass darunter auch Werke einer Art waren, die nicht nur der gewissenhafte Antiquar mit dem Zusatz „Seiten stark angebräunt“ versieht: neben einem Propagandamachwerk der Legion Condor und nationalsozialistischer Erbauungsbelletristik von Otto Paust gehörte auch kriegsverherrlichende Durchhalteliteratur von Kurt Hesse dazu, dem Leiter der Gruppe V der Abteilung Wehrmachtpropaganda im Oberkommando der Wehrmacht, der wiederum nach dem Krieg zunächst als Vorsitzender der Akademie für Welthandel in Frankfurt/Main reüssierte und schließlich als Honorarprofessor an die Universität Marburg berufen wurde, womit ich diesen kleinen Exkurs in bundesrepublikanischer Vergangenheitsbewältigung auch schon beenden möchte.) Zurück zu Greiling. Bücher wie das vorliegende liest man ja vor allem in der Hoffnung auf besonders skurrile Erfindungen und drollige Fehlprognosen. Davon gibt es auch hier reichlich. Daneben fällt jedoch der Umstand auf, dass Greiling der damals vorherrschenden Atom-Euphorie so gar nichts abgewinnen konnte. In vergleichbaren Büchern aus dieser Zeit stößt man permanent auf Atomlokomotiven, Atomautos, ja sogar Atomherde für die moderne Hausfrau. Anders hier. Ungewohnt hellsichtig schreibt Greiling, dass „keine noch so raffinierte Ummantelung eine sichere Gewähr […] gegen durchdringende Strahlung und gegen fortgesetzte radioaktive Vergiftung der Apparateteile“ bieten würde und der „Atommüll […] heute schon zu einem ernsten Problem geworden“ sei. Deshalb heißen seine präferierten Energiequellen: Wasser, Wind, Sonne und (man staune:) Biodiesel. Eine zweite verblüffende Prognose betrifft das bedingungslose Grundeinkommen, für deren Empfänger er die schönen Namen „UNO-Rentner“ und „UNO-Stipendiat“ gefunden hat. Leider reichert er diese Idee mit einigen unappetitlichen Gedanken aus der Eugenik-Ecke an, auf die man gerne verzichtet hätte. Aber ich hatte oben noch ein paar drollige Fehlprognosen versprochen. Wollen wir doch mal sehen. Wie sieht es denn z.B. mit der Kommunikation der Zukunft aus? So: „Die Errungenschaften der Technik können nicht von allen benutzt werden. Allein wenn Millionen sich täglich über Rundfunkwellen gegenseitig sehen und sprechen wollen, entsteht ein tolles Durcheinander, und niemand sieht und versteht den anderen mehr am Fernsehschirm.“ Aha. Und die Frauen des 21. Jahrhunderts? Die haben es gut: „Junge Mädchen gehen täglich nur zwei Stunden einer Arbeit nach, die ihnen wie ein bequemes Spiel vor lauter Fernseheinrichtungen vorkommt. Den übrigen Teil des Tages können die Mädchen nur mit Mühe durch Studium von Schönheitstechnik und Verjüngungsmethoden ausfüllen. Die jungen Männer, mit denen sie flirten könnten, sind meist Wissenschaftler eines Spezialfaches, über das sich zu unterhalten ihnen unmöglich ist.“ Da ist er wieder gänzlich Kind seiner Zeit. -
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isabo,
10:29
Stefan Merill Block (Marcus Ingendaay): Wie ich mich einmal in alles verliebte Der Roman fängt so an: Das ist der Anfang des Romans und des ersten Kapitels. Dieses erste Kapitel heißt: „Wie ich mich einmal in alles verliebte“, und das ist ein guter Titel für das erste Kapitel, aber nicht für den Roman. Der Roman heißt im Original „The story of forgetting“, was vielleicht nicht besonders einfallsreich oder klangvoll ist, aber genau sagt, worum es geht. Allerdings bezweifle ich in der Tat, dass ich ein Buch mit dem Titel „Die Geschichte des Vergessens“ gekauft hätte. Oder? Weiß nicht. Das Cover jedenfalls lässt in Zusammenhang mit diesem Titel so was wie eine Teenie-Liebesgeschichte vermuten, was es nun überhaupt nicht ist. ... Link (6 Kommentare)
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isabo,
09:43
Paula Fox (Ingo Herzke): Der kälteste Winter. Erinnerungen an das befreite Europa Das Buch beginnt so: Ein Teil der Lebenserinnerungen von Paula Fox. Sie reist 1946 im Alter von dreiundzwanzig Jahren als freie Journalistin nach Europa, zunächst nach London, dann Paris, Polen, Spanien. Eine interessante Frau in einer schwierigen Zeit, in Ländern, die unter den Nachwirkungen des Krieges leiden, der kälteste Winter in Polen, Francos Spanien. Fünfzig Jahre später schreibt sie ihre Erinnerungen auf; sehr interessant zu lesen (etwa, wie die Hoffnungen schwinden, die sie in den Kommunismus gesetzt hat), mit stellenweise wirklich eindrucksvollen Bildern, aber insgesamt wirkt es – vielleicht notwendigerweise – ein wenig bruchstückhaft und erratisch. Aber Erinnerungen sind eben keine Geschichte, kein Roman. Sehr gutes Buch für die Handtasche, man kann prima immer mal wieder ein Kapitel lesen. ... Link (4 Kommentare)
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isabo,
12:24
Alan Bennett (Brigitte Heinrich): Così fan tutte Die Geschichte fängt so an: Nachdem ich die Souveräne Leserin schon so bezaubernd fand, jetzt der zweite Bennett, und wieder bin ich entzückt. Die Einbrecher nehmen also alles mit, vom Teppich bis zum Kronleuchter, sie lassen nichts zurück. Mr. Ransome ist Anwalt, Mozartfan und findet, es kommt auf Worte an. Mrs. Ransome hingegen ist vor allem dafür zuständig, die Klappe zu halten. Allerdings findet sie, man könne diese besonderen Umstände nun mit Humor nehmen und als Chance sehen, aber das würde sie Mr. Ransome natürlich nie sagen. Sie nutzt die Zeit, um ein paar klitzekleine Abenteuer zu erleben, für ihre Verhältnisse. ... Link (4 Kommentare)
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isabo,
13:06
Thomas Pletzinger: Bestattung eines Hundes Der Roman beginnt so: Lugano, 10. August 2005 Jaaah! Was für ein Buch! Der Journalist Daniel Mandelkern fährt an den Luganer See, um ein Portrait des dort lebenden Kinderbuchautors Svensson zu schreiben. Mit ihm treffen die schöne Finnin Tuuli und ihr kleiner Sohn dort ein. Svensson hat seine Geschichte, Mandelkern seine eigene. PS: Schrieb ich im letzten Eintrag etwas über mein schlechtes Gedächtnis? Thomas Pletzinger war vor einem Jahr bei Kaffee.Satz.Lesen, da habe ich das Buch gekauft und signieren lassen, er schrieb: Was genau bedeutet Jaaah? ... Link (0 Kommentare)
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isabo,
10:30
Uzodinma Iweala (Marcus Ingendaay): Du sollst Bestie sein! Das fängt so an. Mich juckts, wie wenn Insekten auf meiner Haut krabbeln, und dann kribbelt mein Kopf, genau zwischen den Augen, und dann will ich niesen, weil die Nase juckt. Dann kommt Luft in mein Ohren, und ich hör soviel Sachen auf einmal. Ticken von Insekten, Geräusch von Trucks, die knurren wie Tiere, und dann wie einer brüllt ALLE MANN ABSITZEN UND SICHERN! LOSLOS, TEMPO, BEWEGT EUCH! Schon die Stimme trifft mich wie Machete. Die Geschichte eines Kindersoldaten in einem namenlosen Land in Afrika. Die „Soldaten“ bzw. Rebellen finden ihn irgendwo und zwingen ihn, sich ihnen anzuschließen; er wird zum „killen“ gezwungen, bekommt Drogen, die ihn in einen Blutrausch versetzen, wird missbraucht, hat Hunger und Durst und Angst verrückt zu werden und Angst zu leben und Angst zu sterben. Zwischendurch schließt er die Augen und denkt an die Zeit vor dem Krieg zurück, an seine Familie, die Schule, die Lieder und Tänze, sein Dorf. Jetzt liest sich das, als hätte ich das Buch nicht gut gefunden. Das stimmt aber gar nicht, es ist ein sehr gutes Buch und es ist grauenerregend und ich empfehle es hiermit ausdrücklich. Iweala bekommt einen Regalplatz zwischen Kazuo Ishiguro und P.D. James. ... Link (0 Kommentare)
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isabo,
09:28
Miranda July (Clara Drechsler, Harald Hellmann): Zehn Wahrheiten Ein Kurzgeschichtenband. Die erste Geschichte heißt „Die gemeinsame Terrasse“ und beginnt so: Nun ist die Kurzgeschichte ja nicht so recht mein Lieblingsgenre, und das ist vielleicht auch der Hauptgrund, warum ich das Buch nach der Hälfte weglege. Andererseits war ich dieses Jahr schon ganz hingerissen von den Geschichten der Herren Kehlmann und Rammstedt, also liegt es vielleicht doch nicht nur daran. Jedenfalls: die Geschichten sind schon gut. Lauter in irgendeiner Weise beschädigte Leute. Aber irgendwie hat es sich nicht recht bei mir eingehakt, ich kann nicht sagen, woran es liegt, habe nichts Konkretes auszusetzen, aber nach zehn Geschichten und 133 Seiten finde ich, es ist genug, ich weiß jetzt, wie Miranda July ist und kann sie wegräumen. Und zwar zwischen – Achtung, das klingt jetzt imposant – zwischen James Joyce und Ernst Jünger (beide nicht gelesen). ... Link (0 Kommentare)
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isabo,
00:12
Wer hat eigentlich gesagt, ich soll mal wieder etwas anderes bloggen als Bücher? Naja, heute war ich in der Stadt, und da habe ich aus Versehen ein Buch gekauft. Ich konnte nicht anders, es ist unwiderstehlich. Was auf dem Bild so silbrig scheint, muss eine Lichtspiegelung sein, in Wahrheit ist es schwarz. Tatsächlich ist das ganze Buch schwarz, und es geht um Farben: wie schmeckt gelb, wie riecht grün, wie fühlt sich rot an? Auf jeder linken Seite steht ein Satz dazu, einmal in weiß auf schwarzem Grund, einmal in Braille. Auf der rechten Seite ist der Satz mit ertastbarem, schwarzem Lack auf den mattschwarzen Seiten illustriert. Erdbeeren. Blätter. Regen. Alles in schwarz auf schwarz. Ein Buch für blinde und sehende Kinder; und auch für Erwachsene, einfach weil es wunderschön ist. Eine kleine, bibliophile Zauberhaftigkeit. "Schwarz ist die Königin der Farben. Sie ist so weich wie Seide." ... Link (2 Kommentare)
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isabo,
09:19
Daniel Kehlmann: Ich und Kaminski Der Roman fängt so an: Woah. Man muss wohl neidvoll anerkennen, dass Kehlmann es einfach raushat. Großartig. Diesmal eine Satire auf den Kunstbetrieb, mit einem selbstgerechten Wichtigtuer als Ich-Erzähler, ein Journalist, der ein paar Kunstbesprechungen im Feuilleton veröffentlicht hat, und jetzt seine große Chance darin wittert, die Biografie des einst großen, inzwischen aber erblindeten und in Vergessenheit geratenen Malers Manuel Kaminski zu schreiben, die dann zu dessen Tod erscheinen soll. Er sucht Kaminski auf, und mehr erzähle ich nicht; was dann passiert, ist unglaublich komisch, ohne dass Kehlmann je Witze machen würde, eine Satire auf hohem Niveau, klug und amüsant und überhaupt ganz prächtig. Sensationelle Dialoge auch. Lesen, unbedingt! Dass Kehlmann im Regal zwischen Niko Kazantzakis und Matthias Keidtel wohnt, wisst Ihr ja schon. ... Link (5 Kommentare)
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isabo,
09:14
Jan Böttcher: Nachglühen Der Roman beginnt so: Der Polizist Jo Brüggemann kehrt aus Hamburg immer wieder zurück in sein Heimatdorf an der Elbe, im ehemaligen Sperrgebiet der DDR an der Grenze zur Bundesrepublik, um seinen Großvater zu pflegen. Der Journalist Jens Lewin kommt gleich ganz zurück, zusammen mit seiner Frau Anne, um den Gasthof der Eltern zu übernehmen. Die beiden Männer gehen sich aus dem Weg; Jens’ Frau weiß nicht, was vorgefallen ist, das ganze Dorf weiß Bescheid und schweigt. Sehr, sehr gute Geschichte, auch gut erzählt. So ganz zufrieden war ich trotzdem nicht. Zum einen war mir die Auflösung ein bisschen zu schwach, zum anderen mag ich es nicht, wenn „hastu“ und „musstu“ und „nich“ geschrieben werden, das empfinde ich als ebenso anbiedernd wie bevormundend. Ich weiß auch so, dass man das T in „nicht“ in gesprochener Sprache meist nicht hört. Hier und da einen Satz auf Platt, meinetwegen, um es gelegentlich zu markieren, aber ansonsten bin ich vehement der Meinung, dass sich Umgangssprache besser durch Wortwahl und Grammatik markieren lässt als durch Orthografie. Aber da bin ich wohl auch besonders empfindlich. Aber: gutes Buch, auf jeden Fall eine Empfehlung. Ich stelle Jan Böttcher jetzt zwischen Heinrich Böll und Bogdan Bogdanovic. ... Link (0 Kommentare)
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isabo,
13:28
Annette Pehnt: Insel 34 Der Roman fängt so an: Insel 34 ist die äußerste der nummerierten Inseln vor der Küste, niemand käme je auf die Idee, dorthin zu fahren. Außer der Erzählerin. Sie fängt als Schülerin an, sich zu interessieren, entwickelt eine Leidenschaft für diese Insel, über die es kaum Aufzeichnungen gibt, sie liest in der Stadtbücherei alles, was es überhaupt über Inseln zu wissen gibt, fängt an zu studieren, fräst sich durch alle möglichen Randgebiete der Inselkunde und macht sich irgendwann auf den Weg zur Insel 34. Im Regal steht Annette Pehnt zwischen Dorothy Parker und Viktor Pelewin. ... Link (0 Kommentare)
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isabo,
10:56
Tilman Rammstedt: Erledigungen vor der Feier. Das Buch fängt so an: Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich Tilman Rammstedt beim Machtclub habe lesen hören, damals aus „Wir bleiben in der Nähe“. Ich habe es gleich auf meinen Wunschzettel gesetzt, da stand es eine Weile, dann war Rammstedt in Klagenfurt, und Percanta erzählte, sie habe mit ihm studiert und ich solle lieber „Erledigungen vor der Feier“ lesen, das sei noch besser. Das habe ich jetzt also getan. Danke, Percanta! Das andere steht dann jetzt auch wieder auf dem Wunschzettel. Rammstedt kommt ins Regal zwischen Rabelais und Ramondino. ... Link (2 Kommentare)
Lektüre 2009
isabo,
10:57
Aravind Adiga (Ingo Herzke): Der weiße Tiger Johanna Adorján: Eine exklusive Liebe Gerbrand Bakker (Andreas Ecke): Oben ist es still Zoe Beck: Wenn es dämmert Alan Bennett (Ingo Herzke): Die souveräne Leserin Jan Böttcher: Nachglühen Hermann Bräuer: Haarweg zur Hölle Nadia Budde: Flosse, Fell und Federbett Victor Caspak / Yves Lanois (Andreas Steinhöfel): Die Kurzhosengang Anton Cechov (Hertha von Schulz / Gerhard Dick): Die Dame mit dem Hündchen Menena Cottin / Rosana Faría (Helga Preugschat): Das schwarze Buch der Farben Jenny Erpenbeck: Heimsuchung Jeffrey Eugenides (Mechthild Sandberg-Ciletti): Die Selbstmordschwestern Paula Fox (Ingo Herzke): Der kälteste Winter Kirsten Fuchs: Die Titanic und Herr Berg Daniel Glattauer: Gut gegen Nordwind / Alle sieben Wellen William Goldman (Wolfgang Krege): Die Brautprinzessin Wolf Haas: Der Brenner und der liebe Gott Katharina Hagena: Der Geschmack von Apfelkernen Uzodinma Iweala (Marcus Ingendaay): Du sollst Bestie sein! Ernst Jandl / Norman Junge: fünfter sein Carsten Jensen: Wir Ertrunkenen Jess Jochimsen: Danebenleben Denis Johnson (Bettina Abarbanell): Train Dreams Miranda July (Clara Drechsler, Harald Hellmann): Zehn Wahrheiten Hiromi Kawakami (Ursula Gräfe und Kimiko Nakayama-Ziegler): Herr Nakano und die Frauen Daniel Kehlmann: Ruhm. Ein Roman in neun Geschichten Esther Kinsky: Sommerfrische Ralf König: Der bewegte Mann / Pretty Baby James Krüss: Mein Urgroßvater und ich Siegfried Lenz: Landesbühne Sibylle Lewitscharoff: Apostoloff Harald Martenstein: Heimweg Arthur Mee (Hrsg), Axel Scheffler (Illustration), (Harry Rowohlt): Über das Halten von Eichhörnchen Stefan Merrill Block (Marcus Ingendaay): Wie ich mich einmal in alles verliebte Stevan Paul: Monsieur, der Hummer und ich Anette Pehnt: Insel 34 Thomas Pletzinger: Bestattung eines Hundes Tilman Rammstedt: Erledigungen vor der Feier Georges Simenon (Trude Fein): Der kleine Heilige Zadie Smith: Das Buch der anderen Mehmet Murat Somer (Gerhard Meier): Die Propheten-Morde Andrew Taylor (Isabel Bogdan): Das tote Herz Kressman Taylor (Dorothee Böhm): Adressat unbekannt Hans-Ulrich Treichel: Der Verlorene Tanguy Viel (Hinrich Schmidt-Henkel): Das absolut perfekte Verbrechen Rayk Wieland: Ich schlage vor, dass wir uns küssen Nick Yapp (Madeleine Lampe): Audrey Hepburn Aufeinandergestapelt sieht das so aus. ... Link (0 Kommentare)
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isabo,
10:19
Daniel Glattauer: Gut gegen Nordwind / Alle sieben Wellen Der erste Band fängt so an: 15. Jänner Nein, so schnell lese ich nicht; aktuell gelesen habe ich nur den zweiten Roman, der erste ist schon länger her. Aber weil das hier eine dringende Leseempfehlung ist und der zweite Band die Fortsetzung des ersten, stelle ich sie gemeinsam vor. Der Inhalt ist schnell erzählt: Boy meets Girl, und zwar per E-Mail. Die ersten Mails sind ein Versehen, dann bald nicht mehr, es entwickelt sich der gute, alte Briefroman in Mailform. Die beiden verlieben sich ineinander, ohne sich je gesehen zu haben. Das ist das Grundsetting, mehr verrate ich nicht. „Einer der zauberhaftesten und klügsten Liebesdialoge der Gegenwartsliteratur“ (Volker Hage im Spiegel) Glattauer steht im Regal zwischen Gernhardt und Glavinic. ... Link (5 Kommentare)
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isabo,
12:17
Harald Martenstein: Heimweg Der Roman fängt so an: "Die Heimkehr meines Großvaters aus dem Krieg stand unter keinem guten Stern. Als seine Gruppe am Bahnhof ankam, zwanzig dünne Männer in grauen Wattejacken, spielte eine Kapelle Walzermelodien und Luftballons hingen an einem Reklameschild für Pepsi Cola. Die Wattejacken waren ein Abschiedsgeschenk der Sowjetunion, an ihre langjährigen deutschen Gäste. Der stellvertretende Bürgermeister hielt eine Rede und drückte jedem Spätheimkehrer die Hand, sofern eine solche noch vorhanden war. Die Zeitung würde ein Foto mit Bildtext bringen." Das ist jetzt schwierig. Im Herbst habe ich ein Seminar bei Martenstein besucht. Ich mag seine Kolumnen sehr, schon immer, und seit dem Seminar auch den Menschen. Die Kolumnen sind klug und gut geschrieben, und Harald Martenstein ist, so sehr er sich in seiner Kolumne manchmal aufregen kann, ein sehr zurückhaltender und durch und durch freundlicher Mensch, grundsympathisch. Deswegen wäre ich jetzt gerne so richtig begeistert gewesen von diesem Roman. Klappentext: In seinem ersten Roman wirft Harald Martenstein einen ungewöhnlichen Blick auf die Kinderjahre der Republik. Es geht um mörderische Väter und verlorene Mütter, um große Liebe und kleines Glück. Mit unterkühlter Ironie schafft er die Balance zwischen Trauer, Melancholie und Komik. »Heimweg« ist ein großartiger Roman über die Geister der Vergangenheit und die falschen Versprechungen der Zukunft. Stimmt ja auch, und zwar inklusive des Lobs. Auch was Herr Paulsen sagt und die lobenden Rezensionen beim oben verlinkten Perlentaucher. Der Roman ist bevölkert von skurrilen Personen, die allesamt psychisch und/oder physisch irgendwie beschädigt sind, der eine mehr, der andere weniger. Alle versuchen, mit dem vergangenen Krieg zurechtzukommen, aber die Geister der Vergangenheit lassen sich nicht abschütteln, sie tauchen immer wieder auf. Ich habe die Geschichte und ihr Personal sehr gemocht. Aber. Der eine Kritikpunkt ist ein sprachlicher. Ist mir bei Martenstein sonst nie aufgefallen, aber er drückt sich hier oft unnötig kompliziert aus. Es hat mich allerdings am Anfang mehr gestört als am Ende des Buches – entweder, es wird besser, oder ich habe mich beim Lesen daran gewöhnt. Hier sei exemplarisch nur genannt, dass ihm das (zugegebenermaßen nicht besonders klangvolle) Verb „haben“ offenbar zu schwach ist, weswegen er es durchgängig durch „besitzen“ ersetzt. Was natürlich nicht funktioniert, sondern zu veritablen Stilblüten führt, etwa einem Paar, das zwei Kinder besitzt, und einer Bluse, die vier Taschen besitzt. Martenstein steht im Regal zwischen Axel Marquardt und Guy de Maupassant. ... Link (7 Kommentare) |
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Last modified: 06.06.24, 10:52 Status
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Kommentare
Zettel's Ingo Maurer Hallo,
ich habe Ihren Beitrag zur Zettel's-Lampe gefunden. Da ich sie gerne...
Christiane Thomaßen, vor 13 Jahren
endlich endlich setzt jemand ein
Zeichen gegen das ständige Aussterben schöner Wörter! Da bin ich...
federfee, vor 13 Jahren
Lassen Sie doch vielleicht mal
Ihr Assoziationsmodul überprüfen, das spielt ja geradezu verrückt. Das...
isabo, vor 13 Jahren
grosses Lob Liebe Isabo,
bin ueber Meike auf Dich gestossen und finde Deine Texte ganz...
LvO, vor 14 Jahren
Ha, wir haben auch nur
Fangen (hieß einfach "fanga") ohne so ein Hintertürchen gespielt....
Irene, vor 14 Jahren
Bin gerade erst über das
Interview gestolpert - für mich als Auch-Japanisch-Übersetzerin doppelt und...
frenja, vor 14 Jahren
Beide haben Fahnenmasten, der linke
und der rechte Nachbar. Und beide haben die Deutschlandfahnen...
croco, vor 14 Jahren
Ja. Ich habe aber erstens
Schimpfe bekommen für dieses wunderschöne, kühle, coole, elegante, heißgeliebte...
isabo, vor 14 Jahren
Gute Entscheidung. Trennung in beruflich
und privat ist unpraktisch (für alle Beteiligten) und wenig...
textundblog, vor 14 Jahren
ja ja ja!!! ES geht
es geht es geht!!! (aber halt ohne Editieren, wurscht!)...
g a g a, vor 14 Jahren
Ich GLAUBE, ich habe
das Captcha- Dings jetzt weggemacht. Kannst Du es nochmal veruschen?
isabo, vor 14 Jahren
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